Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

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M 12. Dienstag den 20. Januar 
1880. 
— 
Deutsches Reich. 
Speyer, 19. Jan. Bei der heute vorgenommenen Neu—⸗ 
wahl (zum bayerischen Landtag) wurde Landgerichtsdirector Reif⸗ 
iel gewählt. 
Se. Majestät der König hat dem Comite für Errichtung 
eines Grabdenkmals zu Ehren des Oberconsistorialpräsidenten Dr 
Adolph v. Harleß die Bewilligung zur Vornahme einer Samm- 
lung im ganzen Königreich durch Erlassung eines Aufrufes zu 
Beiträgen in öffentlichen Blättern ertheilt. 
Zur Vertretung der Interessen der bayerischen Bierbrauerei 
zat sich mit München als Vorort ein „Bayerischer Vrauer—⸗ 
bund“ gebildet. 
In der Sitzung vom Samstag nahm die Abgeordnetenkammer 
nach längerer Debatte das Eisenbahngesetz für die rechtsrheinischen 
reise in der Fassung der Reichsrathskammer mit 88 gegen 38 
Stimmen an; desgleichen das Gesetz über die Pfälzischen Bahnen 
in der Fassung der Reichsrathskammer (das heißt mit der Lau— 
terthalbahn) mit 82 gegen 31 Stimmen. Somit ist jetzt Ge⸗ 
ammtbeschluß über beide Gesetze erzielt. 
In der Sitzung vom Freitag hat die Abgeordnetenkammer den 
Ftat des Cultusministeriums erledigt. Derselbe ist durchgehends 
aach den Anträgen des Ausschusses bewilligt und zwar mit 18,310,677 
M. ordentlichen und 898,916 M. außerordentlichen Ausgaben, um 
124,851 M. weniger, als die Staatsregierung verlangt hatte. 
Bei der Reichstags-Stichwahl im Waͤhlkreis Dinkelsbühl⸗ 
Gunzenhausen wurde der nationalliberale Dr. Schreiner gewählt; 
nuch im Wahlkreis Ansbach ist die Wahl des nationaliberalen 
Tandidaten gesichert. 
Berlin. Die bisher gezeichneten Beträge auf Actien der 
deutschen Seehandelsgeseilschaft lassen unzweifelhaft auf 
leberzeichnung schließen. 
Der Meichstag wird auf den 12. Februar einberufen 
verden. 
Das preußzische Abgeordnetenhaus hat am 17. Januar 
»en Gesetzentwurf über Bewilligung von 6Vrillionen Mart aus 
Staatsmitteln zur Beseitigung des Nothstands in Oberschlesien 
na zweiter Lesung angenommen. 
Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist eine Vorlage über 
den Erwerb der Rheinischen und der Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger 
cFisenbahn für den Staai zugegangen. 
Der badischen zweiten Kammet legte der Minister des Innern 
unen Gesetzentwurf vor betr. die Abanderung des Examengesetzes 
ür die Geistlichen. Mit der Annahme desselben seitens der Kam⸗ 
ner wird der hauptsächlichste Stein des Anstoßes in dem Streite 
er badischen Regierung mit der Curie beseitigt. 
Die für das Jahr 1880 geplant gewesene landwirthschaft⸗ 
iche Ausstellung für Elsaß-Lothringen in Straßburg, ist 
aach einem am 15. d. Mis. gefaßten Beschluß der Beairksverireter 
nuf das Jahr 1881 verschoben. 
Posen. Amiliche Mittheilung des General⸗Kommandos des 
5. Armee⸗Korps: Die vom „Hamburger Korrespondenten“ und der 
Augsburger Allgemeinen Ztg.“ gebrachte Erklärung, daß preußische 
Ofñziere in Kalisch infultiri und bedroht worden seien, ist erfunden 
Ausland. 
Paris. Der Herzog von Gramont, im Jahr 1870 bei 
Heginn des Krieges Ninisier des Auswärtigen, ist gestorben. — 
Auch Jules Favre ist lebensgefährlich erklranit. Dersebe war nach 
dem Sturze des Kaiserreichs Minister der Republik und leitete als 
olcher wähtend des deutsch⸗ franzosischen Krieges die Friedensver⸗ 
jzandlungen mit dem Fürsten Bismarck. Er ist geb. 1809. 
Der „Russische Invalide“ (officios) erklart die „Sensations— 
elegramme“ auslandischer Blätter über Kriegsvorbereitungen Ruß⸗ 
ands an seiner westlichen Grenze für vollständig unbegründel 
ind aus der Luft gegriffen und den guten Beziehungen Rußlande 
u den benachbarten Staaten nicht entsprechend. Die Friedensliebe 
vußlands habe noch im Dezember die Herabsetzung der Armee um 
46,000 Mann unter die Friedensstärke dictirt, und es seien wei⸗ 
lere Friedensmaßregeln, speciell eine weitere Reducirung der Armee 
Aussicht genommen. 
Montenegro zeigte den Mächten durch ein Memorandum 
an, daß es als Pfand für die beanspruchten 2 Mill. Gulden Eni- 
chädigung für die Verzögerung der Räumung von Gusinje und 
Plawa muhamedanisches Eigenthum auf dem aͤbgetretenen Gebiele 
unter Sequester stellt. 
Vermischtes. 
, St. Ingbert, 20. Januar. Die gestern Abend stattge⸗ 
habte Generalversammlung des Musikvereins war nur schwach be⸗ 
ucht. Die Tagesordnung konnte rasch erledigt werden Durch 
Ballotage wurden 3 neue Mitglieder in den Verein aufgenommen. 
Die Rechnung für das verflossene Jahr mit 1119 M. 80 Pf. 
Einnahmen und 943 M. 96 Pf. Ausgaben wurde nicht beanstan⸗ 
det. Die Mehreinnahme von 175 M. 86 Ppf. dient al⸗ Deckung für 
die im März zur Ausloosung kommenden 20 Flügelactien. Die 
hisherigen Mitglieder des Ausschusses wurden als solche mit Ein⸗ 
timmigkeit wieder gewählt. Das Ergebniß der Wahl ist also fol⸗ 
zendes: Hr. Amtsrichtet König J. Vorst. Hr. Prof. Schlick U. 
Vorst. Hr. Kaufm. Fischer Schriftführer und Hr. Stadtschreiber 
Bayer Rechner. Die activen Mitglieder des Vereins hatten schon 
vor einigen Tagen ihren seitherigen Dirigenten, Hr. Schadewitz, 
nuch für das Jahr 1880 wieder gewählt. 
*Die bisherige, theils mäßig kalte, theils sogar milde Wit⸗ 
erung ist auf einmal wieder einer ganz bedeuienden Kälte gewichen. 
Heute Morgen 7 Uhr zeigte das Thermometer 14 Grad unter dem 
Befrierpunkt. 
FStatistisches. Auf den verschiedenen Linien der Pfäl⸗ 
ischen Eisenbahnen bewegen sich 17 Schnellzüge, 128 Personen⸗-, 
)1 Gemischte⸗, 74 reine Güter⸗ und 17 Kohlenzüge. Außerdem 
beschleunigter Zug (zwischen Mainz und Neustadt), 1 Leerzug 
zwischen St. Ingbert und Würzbach zum Abholen der Grubenar- 
eiter), 1 Bergmannszug (zwischen Würzbach und St. Ingberh), 
Steinzug (zwischen Kaiserslautern und Ludwigshafen), 22Brus 
tenzüge zwischen Ludwigshafen und Mannheim und 10 Brüden- 
züge zwischen Worth und Maxau. Zur Postbeforderung werden 
178 Züge, resp. Theilstrecken benutzt, und zwar 26 unter Begleitung 
bayer. Postbeamten, 15 unter Begleitung von Reichspostbeamten, 
91 von k. bayer. Postkondukteuren, 8 von Reichspostschaffnern und 
38 Züge zur Beförderung geschlossener Briefbosten durch das Eisen— 
zahnzugpersonal. 
FZweibrücken. Dem Vernehmen nach hat dieser Tage 
jier ein Säbelduell Statt gefunden zwischen einem jungen Officier 
der hiesigen Garnison und einem Sliudenten der Rechte von hier, 
haß eine Verwundung des letzteren zur Folge gehabt haben soll. (J. 3.) 
*Durch den Muth und die Besonnenheit eines 10jährigen 
Mädchens wurde ein anderes 7 Jahre altes Mädchen, beide aus 
Rammelsbach, vor dem Ertrinken gerettet. Das letztere war mit 
anderen Kindern auf dem noch nicht fest zugefrorenen Kuselbach, 
brach ein und stand schon bis zum Munde im Wasser, wurde aber 
noch rechtzeitig von der 10jähr. Kath. Schröck, die, ihr eigenes 
Leben wagend, auf dem Eise nahe an sie heran gerutscht war. 
berausgezogen und glücklich an's Land gebracht. 
F Ein theurer Hase. Vom Drachenfels schreibt 
man der „Kaisl. Z3.“: Vergangenen Sonntag fand in den Wald—⸗ 
ingen des Forstreviers Alteglashütte eine große Treibjagd statt, 
in welcher 21 Schützen und 19 Treiber sich betheiligten. Die 
Dispositionen scheinen nicht richtig gewählt worden zu sein, da nur 
zin Hase geschossen wurde. Der Hase dürfte daher, wenn die 
Versaumniß der anwesenden Schühen“ und Treibert auf 8 Mark 
durchichnittlich angenommen wird, auͤf 120 Mark zu stehen kommen. 
F Wie die „Pf. Vollsztg.“ mittheilt, hielten die Kaisers— 
lauterer Bierbrauer dieser Tage eine Versammlung ab, in 
welcher ein Theil die Erhöhung des Bierpreises auf 18 Pf. für 
den Schoppen beantragte. Eine Einigung darüber soll aber nicht 
erzielt worden sein. 
f.Die Altien-Gesellschaft Leinen-Zwirnerei und ⸗Weberei in 
Otterberg hat sich aufgelöst und fordert die Glaubiger zur An⸗ 
meldung ihrer Forderungen auf.' 
*In Neustadt wurde das Gasthaus zum .Pfälzer 65