Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Jugberter Anuzeiger und das (2 mal wöchentlich/ mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei— 
lage) ericheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis beträgt vierteljahrlich 
40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A6 60 B, einschließlich 420 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswärts 
mit 14 Afur die vieragespaltene Zeile Blattichrist oder deren Raum, Reclamen mit 830 — pro Zeile berechnet. 
M 132. Donnerstag, den 19. August 
1885. 
Deutsches Reich. 
Der „Augsb. Abendzeitung“ wird offiziös geschrieben: Die 
Forderungen Bayerns an Griechenland, für welche Fürst 
Bismarck sich, wie man aus glaubwürdiger Quelle erfährt, ver⸗ 
vendet hat, sind in Wirklichkeit Forderungen S. k. Hoheit des 
Prinzen Ludwig Ferdinand, auf welchen das Guthaben des Königs 
Ludwig J. erbweise übergegangen ist. Weder die Staatskasse noch 
die k. Kabinetskasse sind irgendwie bei Geltendmachung dieser For⸗ 
derung betheiligt. 
Die bayerischen Generäle und höheren Stäbe 
jaben bei den Herbstmanövern, da der Federhut für den Truppen⸗ 
aienst abgeschafft ist, auch im Dienste die Schirmmütze zu tragen. 
In seiner Eigenschaft als General-Inspecteur der 4. deutschen 
Armeee Inspection wird der Kronprinz des Deutschen Reiches 
nach Beendigung der württembergischen Inspection Ende August 
und Anfangs September Theile des 2. bayerischen Armee— 
orps bei Würzburg und Nürnberg (Ansbach), sowie die Cavalerie— 
Division bei Schrobenhausen besichtigen. 
Fürst Bismarck wird Kissingen zwischen dem 26. und 28. 
26. Mts. verlassen und nach Berlin zurückkehren. 
Ausland. 
Bei den Bureaur⸗Wahlen der französischen Generalräthe 
iegten die Republikaner bis jetzt in 14 Generalräthen. Bei Eröff⸗ 
iung der Sitzungen konstatirten die Minister, von denen sieben zugleich 
Mitglieder und Vorsitzende in Generalräthen sind, die Entwickelung 
»es Wohlstandes in Frankreich und hoben hervor, daß der Friede 
aach Innen wie nach Außen gefichert sei. Die letzten Wahlen hätten 
jene Politik geweiht, welche entschlossen sei, von Allen gleichmäßig 
zie Unterwerfung unter die Geseße zu verlangen. 
Eine englische Zeitung wuͤl wissen, daß vor geraumer Zeit 
große Quantitaäten von Drudschriften, dazu bestimmt die indischen 
Muhamedaner gegen die britische Regierung aufzuhetzen, von Ron⸗ 
tantinopel nach Indien gesandt worden seien. Die Aufmerksam⸗ 
reit der britischen Regierung sei auf Umstände gelenkt worden, 
welche andeuteten, daß diese Schriften mit Wissen der Pforte ver— 
aßt seien. 
Aus Afghanistan kommt für die Engländer eine Hiobs⸗ 
yost über die andere. Der „Standart“ meldet aus Quetta, daß 
die Afghanen unter Ejub Khan die Belagerung Kandahar's ener⸗ 
zisch in Angriff genommen haben. Die Stadt wird von 2 Seiten 
»ambardirt und der englischen Besatzung kann es noch recht heiß 
werden, ehe ihr Entsatz kommt. 
Frankenthal, Germersheim, Grünstadt, Kaiserslautern, Kirchheim⸗ 
olanden, Landau, Ludwigshafen. Neustadt, Speier und Zwei⸗ 
rücken direkte Retourbillete 2. Klasse Schnellzug und 2. und 3. 
tlasse gewöhnlicher Zug nach Düsseldorf via Bingerbrück⸗Deutz und 
»ia Neuß zu ermäßigten Preisen und mit achttägiger Giltigkeit zur 
Ausgabe. Kinder unter 4 Jahren, welche einen besonderen Platz 
uicht beanspruchen, werden taxfrei befördert, für Kinder in einen 
öheren Alter ist wie für Erwachsene zu zahlen. Von Zweibrücken 
ius via Münster am Stein stellen sich die Preise für Hin⸗ und 
nückfahrt wie folgt: Schnellzug 2. Kl.'20 M.20 Pf., gewöhnl. 
zug 2. Kl. 18 M. 80 Pf. g. Kl. 12 M. 40 Pf. 
F Aus dem Westrich. Die Lust zur Auswanderung nach 
Imerika mehrt sich bei uns in einer solchen Weise, daß allwöchent⸗ 
ich Auswanderungen stattfinden; hauptsächlich ist dies der Fall in 
em Kanton Hornbach-Zweibrücken (hier insbesondere in Brenns chelbach 
ind benachbarten Ortfchaften), Pirmasens, Homburg und Waldmohr. 
luch verheirathete Leute wandern mit ihren Familien aus; manche 
affen auch dieselben sitzen. Girsl. Ztg.) 
x Die auf den 13. Aug. anberaumte Generalversammlung des 
Borschuß⸗ und Kreditvereins D ürkheim war, dem „D. A.“ 
ufolge, von drei Mitgliedern besuchl. Das verräth gewiß ein 
zroßes Interesse! 
Auf dem Friedhofe zu Annweiler wird die Ent— 
Jjüllung eines Denkmales für die am 17. Juni 1849 bei Rinn— 
hal Gefallenen am nächsten 2. September stattfinden. 
Bei Germers heim hat sich ein Premierlieutenant des 
b. 2. Fußartillerieregiments, wie man annimmt in einem Anfalle 
von Geistesstörung erschossen. 
F Aus Speier wird unterm 16. Aug. gemeldet: Gestern 
Morgen wurde am Rhein das Seitengewehr eines Pioniers gefun⸗ 
den, welches als dasjenige des Unteroffiziers Erbsenmehl, bei St. 
Ingbert zu Hause, erminelt wurde. Dieser wurde kürzlich wegen 
Ausbleibens aus der Kaserne zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt 
ind sollte heute gegen den Sergeanten, welcher ihn in die Kaserne 
inpassiren ließ, ohne die gehörige Meldung zu machen, vor dem 
Militärbezirksgericht Würzburg als Zeuge auftreten. Ob Erbsen⸗ 
nehl, der, nebenbei bemerkt, als einer der trefflichsten Zeichner des 
hionier-Bataillons galt, den Tod im Rhein gesucht, oder ob De— 
ertion zu Grunde liegt, wird die Untersuchung ergeben. 
. Am verflossenen Sonntag war die Pfalzgauausstel— 
ung in Mannheim weit ———— 
ofälzische Sängerfest in Ludwigshafen mag auch seinen Theil dazu 
heigetragen haben, die Zahl der Besucher zu vermehren. Es wur 
den an diesem einen Tage an der Kasse 6392 Tageskarten à 1M. 
verkauft und 850 Kinderkarten à 60 Pf. — Im Ganzen sind 
bis zum Sonntag Abende 6. Uhr 1024 Tageblertee 1M. 
derkauft worden. 
F Nach einem dem Concursgerichte in Frankfurt zuge— 
zangenen Telegramme sind die wegen Unterschlagung und Betrug 
eit mehreren Monaten steckbrieflich verfolgten Banquiers Gebrüͤden 
Sachs in Santjago (Chlle) verhaftet worden. 
In Bayern sind 800 Notare; dabon treffen auf Ober⸗ 
ayern 70 (München 18), die Pfalz 64, Unterfranken 44, Schwa⸗ 
ben 44, Niederbahern 42, Mittelfranken 44. die Oberbfalx 87 
und Oberfranken 36. 
- Die kathol. Kirchenderwaltung in Din golfing (Nieder— 
ʒayern) hat zum Zwechk der Restauration der dortigen Pfarrkirche 
von der Regierung die Bewilligung zur Veranstaltung kiner Prämien⸗ 
otterie mit. der Befugniß zum Loosabsah im ganzen Konigreich 
erhalten. Es werden 300, 000 Loose Meind 6800 Serien zů 
e 80 Loosen ausgegeben. 
F Am 14. Aug. wurde an den Kölner Dom die letzte 
Zand gelegt durch Aufseßen der Kreuzblume auf den südlichen 
Thurm. Vor 632 Jahren, 1248, wurde der Grundstein zu dem 
iun vollendeten wundervollen Meisterwerke der Baukunst gelegt. 
F In Koln fand dieser Tage ein internationaler Ge— 
sangswettstreit Stalt. 132 in und ausländische Vereine mit 
nehr als 6500 aktiven Sängern haben der ehrenvollen Aufforder⸗ 
Vermischtes. 
* Ueber die Vertretung der hiesigen Glasindustrie auf der 
Pfalzgauausstellung in Mannheim berichtet die Pfalzgau⸗Ausstel⸗ 
lungs⸗Correspondenz: Die Glasfabrikation ist im Pfalzgau bedeu⸗ 
end und durch hervorragende Repräsentanten vertreten, 
B. die Aktien-Glashütte St. Ingbert, welche in einer großen 
tagenartigen Pyramide ihr Fabrikat „Flaschen“ in allen Größen 
und Farben für Wein, Bier, Früchte, Apotheken u. s. w., theils 
nit eigenartigen Verschlüssen aussteilt. Chebandier Fe Vopelius 
u ceee bei St. Ingbert, Fabrikation von geblasenem 
Tafelglas, dargestellt durch diverse Walzen und aus denselben durch 
Aufschneiden und Ebnen im warmen Zustande gefertigten Glas— 
afeln. Die Ausstellung dieses ahten und brdertenben 
Ltablissements üst sehr geschmackvoll. 
Gemäß königlicher Genehmigung darf auch am 26. August 
zur Feier des Wittelsbacher Jubiläums im ganzen Königreiche 
Bayern Gottesdienst gehalten werden. 
f Eine Entscheidung des deutschen Reichsgerichts ist für 
ille Kaufleute und das gesammte Publikum höchst wichtig. Das 
elbe hat entschieden, daß der Verkauf aller Arten von Waaren 
mit falschen Ursprungsbezeichnungen als Betrug anzusehen ist. 
7 Gahrtarermaßigung nach Düsseldorf.,) 
Nach einer Bekanntmachung der Direktion der Pfalz. Bahnen ge⸗ 
angen vom 17. 1. Mts. ab während der Gewerbe- um Kunst⸗ 
nusstellung in Düsseldorf auf den Stationen Deidesheim, Dürkheim.