Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Hl. Ingberler Myzeiger. 
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A 146 
Sonntag, den 12. September 
1880. 
— 
Deutsches Reich. 
Dr. Frhr. v. Streit, Professor des Staatsrechtes an der lgl. 
griechischen Universität zu Athen, wird zur Besprechung der 
don Sr. K. H. dem Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern an 
die griechische Staatskafse erhobenen Forderungen von Athen in 
München eintreffen. 
Am Mittwoch haben der Kultusminister d. Puttkamer und 
der Ministerialdirektor Lucanus eine über eine Stunde währende 
Audienz beim Kaiser gehabt, in der es sich um die An⸗ 
zelegenheit des Kölner Dombaufestes gehandelt haben soll. 
Es wäre in dieser Konferenz das Programm der Feier für den 15. 
Oktober und die folgenden Tage definitiv festgestellt worden. Wie 
berlautet, werden außer dem Kaiser und dem königlichen Hause 
auch noch einige deutsche Bundesfürsten an der Feier Theil nehmen; 
auch das Professorenkollegium der Universität Bonn wird zu den 
Festlichkeiten eingeladen werden. 
Ausland. 
Aus Paris wird gemeldet: Die mehrerwähnte Erklärung, 
durch welche die Anwendung der Märzdekrete auf die geistlichen 
ongregationen Frankreichs (außer den Jesuiten) abgewendet werden, 
oll, ist bereits, von fast allen Kongregationen unterzeichnet, dem 
Kardinal⸗Erzbischof Guibert von Paris zugegangen. Man nimmt 
an, daß keine einzige Kongregation die Unterzeichnung ablehnt. 
Die „République frangaise“ (Organ Gambetta's) glaubt, es 
iei keine Aussicht auf einen dauerhafteu Frieden im Orieut vor⸗ 
handen, so lange nicht Griechenland und Montenegro in den Besitz 
jhrer neuen Grenze gelangen. Das Blatt zweifelt nicht, daß das 
kinvernehmen der Mächte dieses Resultat herbeiführen werde. 
Die „Politische Korrespondenz“ meldet aus Konstanti⸗ 
nopel: Riza Pascha telegraphirte am 7. September an die Pforte, 
er treffe Anstalten, noch an demselben Tag mit 4 Bataillonen nach 
Dulcigno abzugehen, um die Uebergabe des Platzes an Montene⸗ 
zro vorzubereiten. 
Griechenland macht großartige militärische Anstrengungen, 
uim sich seinen Antheil an der türkischen Beute nöthigenfalls mit 
Waffengewalt zu holen. Die gesammte wehrfähige Mannschaft 
Briechenlands, Linie, Reserve und Teritorial⸗Armee wird auf 
228,649 Mann veranschlagt, darunter allerdings 118,993 Mann 
Nationalgarden, welche zumeist noch nicht gedient haben und im 
Ernstfalle eine Truppe von nur zweifelhaftem Werthe sein würde. 
Die Begeisterung ist im Wachsen und der Zudrang Freiwilliger, 
wvelche sich zur Aufnahme in das Heer melden, wird von Tag zu 
Tag größer. Viele dänische Offiziere sollen sich dem König Georg 
zur Verfügung gestellt haben. Trotz alledem ist kaum zu erwarten, 
daß Griechenland sein Ziel ohne Beihülfe der Mächte erreichen 
vird und die Aussichten in dieser Beziehung sind nichts weniger 
ils glänzend. 
Nach einer Meldung des „B. T.“ aus Petersburg wäre 
der russisch-chinesische Konflikt in friedlicher Weise beigelegt. Ein 
wischen den beiden Staaten abgeschlossener Vertrag sei in Peters⸗ 
zurg ausgearbeitet worden und befinde sich bereits auf dem Wege 
aach Peking, um dort unterzeichnei zu werden. 
Konig (nicht Königin) Pomare V. hat in aller Stille sein 
Reich Tahiti und die Freundschaftsinseln an die französische Re— 
publik abgetreten. Durch dieses Ereigniß erhält Frantreich einen 
Zuwachs seiner außereuropäischen Besitzungen von 16091 (Ixm mit 
8000 Einwohnern. So geht langsam und sietig ein Stück des 
Erdballs nach dem andern in die Hände der Engländer und Fran⸗ 
wosen über und für die Deutschen wird schließlich nichts übrig bleiben 
Us das Nachsehen. 
— Zà— 
Vermiischtes 
F In Blieskastel wurde am 7. d. M. der alljährliche 
Biehmarkt abgehalten. Zum Verkauf wurde ein Rind — sage 
und schreibe ein Rind — vorgeführi. Ein derartiger Viehmarkt 
ürfte wohl in der gesammten Pjfalz noch nicht abgehalten worden 
sein! (Dürkh. Anz.) 
In Zweibrücken wird schönes fettes Rindfleisch zu 
36 Pf. das Pfund verkauft. 
m Aus dem Kanton Waldmohr. Am Mittwoch Abend, 
seit 14 Tagen schon zum zweiten Male, wurden die Bewohner von 
Miesau und Elschbach durch Feuerlärm aus dem Schlafe 
unufgeschreckt. Obwohl leider noch keine organisirte Feuerwehr da⸗ 
elbst vorhanden ist, gelang es doch der angestrengten Thätigkeit 
der herbeigeeilten Ortsbewohner, bald des entfesselten Elements Herr 
zu werden, so daß doch nur 2 Häuser demselben zum Opfer fielen. 
Ob die Bewohner der abgebrannten Häuser versichert hatten oder 
nicht, ist mir noch unbekannt. 
FHeltersberg. Der schöne Akt der Pietät und Dank⸗ 
barkeit, welcher den Gemeinderath von Waldfischbach bestimmte, dem 
alten Lehrer Stein daselbst einen jährlichen Zuschuß von 200 M. 
zu seinem Pensionsgehalt zu bewilligen, fand hier anerkennenswerthe 
Rachahmung. Der Gemeinderath von hier beschloß nämlich dem 
um die hiesige Jugendbildung sehr verdienten Lehrer Jaggi, der 
schon 30 Jahre in unserer Gemeinde mit gewissenhafter Berufstreue 
wirkte und nun alt und schaffensmüde sein Pensionsgesuch einreichte, 
auf Lebensdauer einen jährlichen Beitrag zu seinem Pensionsgehalte 
von 300 M. aus der Gemeindekasse zu bewilligen. 
Auf der Mast⸗ und Zuchtvieh⸗Ausstellung in Mannheim 
erhielt zwei zweite und einen dritten Preis für Zuchtvieh Herr 
Johann Schwarz von Steinwenden. 
4 In Otterberg hat der Stadirath in neuester Zeit die 
Behalte der Lehrer erheblich aufgebessert. Die städtische Verwaltung 
jat damit gezeigt, daß sie über jede Rüdsicht das Bildungsinteresse 
hrer Jugend hoch zu stellen weiß. 
F Aus Dürkheim wird dem „Pf. K.“ mitgetheilt, daß 
die in den letzten Monaten in's Stocken gekommenen Verhandlungen 
über den Verkauf des dortigen Bades mit Saline an eine sran⸗ 
zösische Gesellschaft jetzt forigesetzt werden und daß zu dem Behuf 
der Ingenieur Feral als Vertreter der Gesellschaft dort erwartet wird. 
FUeber das Vermögen des „Bankvereins des Kreises Saar⸗ 
zrücken, eingetragene Genossenschaft, in Liquidation“, zu St. Jo⸗ 
hann a. d. Saar domizilirt, ist am 4. ds. das Konkursverfahren 
eröffnet worden. 
F Die „St. Joh. Zig.“ meldet: Ein bedauerlicher Unglücks⸗ 
'all, der sich bei den jetzt in unserer Gegend Statt findenden Mandvern 
ꝛreignete, wird uns gemeldet. Bei einem nächtlichen Patrouillen⸗ 
ritt stürzte ein Vierjaͤhrig-Freiwilliger der 2. Eskadron des West⸗ 
phälischen Dragoner-Regiments Nr. 7 in einen in der Dunkelheit 
von ihm nicht bemerkten Graben und erlitt dabei schwere Verletz⸗ 
ungen an beiden Armen, während das Pferd bei diesem Sturze 
das Genick brach und natürlich sofort todt blieb. 
Der Haupttreffer der Kissinger Kirchen— 
baulotterie 145,000 Mark fiel einem Arbeiter in der v. 
Faber'schen Bleistiftfabrik Stein bet Nürnberg zu. Herr 
o. Faber hat sich in freundlicher Weise bereit erklärt die Verwal⸗ 
inng des Geldes in die Hand zu nehmen. Der glüdliche Gewin⸗ 
ner, ein braver, fleißiger Arbeiter, will trotz seiner Vermögensver⸗ 
vhesserung seine bisherige Thätigkeit fortsetzen. 
Am 4. ds. Mis. wurde beim Standesamte Langen— 
falza der Tod der Wittwe Christine Kirst angemeldet. Amiliche 
Ermittelungen haben ergeben, daß dieselbe am 25. Dezember 1775 
m Dorf Kammerforst geboren war; fie hat daher ein Alter von 104 
Jahren 8 Monaten erreicht. Die Kirst war stets gesund; weib⸗ 
iche Handarbeiten hat sie bis drei Tage vor ihrem Tod verrichtet; 
ie kounte noch den Faden in die Stopfnadel einziehen. Bis zu 
hrem Todestag (sie starb am 2. September) war sie zurechnungs⸗ 
äͤhig. Vor zehn Jahren, also im 95. Lebensjahr, hatte fie das 
Anglück, einen Arm und ein Bein zu brechen; die Heilung erfolgte 
ber zur Verwunderung des Arztes schnell und glüdlich. 
Dienste⸗achrichten. 
Der Einnehmer Kaabd don Marnheim wurde nach Annweiler, der dortige 
Finnehmer Christoph Schmidi nach Marnheim verjseßt. 
Vie Verwesung der Steuer⸗ und Gemeinde⸗Einnehmerei Alberßweiler 
vurde dem Einnehmer Petri von Godramitein Übertragen. 
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Far die Nedaction verantwortli*