Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberler AAnzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt,. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint woͤchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementépreis betragt vierieljährlich 
A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 H, einschließlich 420 Zustellgebuhr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswärts 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren NRaum, Neclamen mit 30 pro Zeile berechnet. 
—,— Donnerstag, den 16. Sepytember 
1880. 
Deutsches Neich. 
Müͤnchen, 14. Sept. Die Kammer-Ausschüsse zur Be— 
rathung der Steuergesetzentwürfe sollen auf den 15. Ockober ein— 
herufen werden.. 
München, 13. Sept. Die Urkunde über die Errichtung 
„einer Wittelsbacher Landesstiftung zur Förderung des 
bayerischen Handwerks in Stadt und Land“ wird heute im Gesetz- 
und Verordnungs-Blatt mit folgendem königlichen Erlaß publizirt: 
„Ludwig II. ꝛc. Indem Wir der aus Anlaß des Jubiläums der 
700jährigen Regierung Unseres Hauses errichteten, den Namen 
Wittelsbacher tragenden Landesstiftung hiermit gerne Unsere landes— 
jerrliche Bestätigung ertheilen und das von Uns genehmigte Statut 
solgen lassen, geben Wir Uns der Erwartung hin, daß diese Stift⸗ 
ung in steter Mehrung ihrer Mittel dem bayerischen Handwerk zu 
friedlichem Wetitkampf, zu wachsender Blüthe und zu sich steigern— 
dem Wohlstand dauernde Quellen der Förderung erschließe und so 
zu Nutzen und Frommen Unseres vielgeliebten Bayernlandes wirken 
werde. Gegeben zu Schloß Berg am 1. September 1880. Ludwig. 
v. Pfeufer.“ 
Die „Voss. Zig.“ schreibt: „Unter den Vorlagen, welche dem 
preußischen Landtage in seiner nächsten Session gemacht 
werden sollen, erwartet man bekanntlich auch eine über die Ver— 
wendung der Ueberschüsse aus den Zolleinnahmen zur Verringerung 
der direkten Steuern. Diesmal geschieht dieser Schritt nach vor— 
heriger Verständigung mit den anderen Bundesstaaten, denn er ist 
eine direkte Folge der Koburger Konferenzen vom vergangenen 
Juli. Es handelte sich, wie verlautet, darum, zu gemeinsamen 
Grundsätzen über die Verwendung jener Ueberschüsse zu Erlässen 
direkter Steuern zu gelangen. Es soll aber nicht viel mehr als 
eine ziemlich vage Erklärung zu Stande gekommen sein, die den 
einzelnen Bundesstaaten völlig freie Hand läßt und wovon wohl 
auch dem preußischen Landtage Mittheilung gemacht werden wird.“ 
Der Reichskanzler wird vorläufig die Leitung des preuß— 
ischen Handelsressorts beibehalten, da er der Regelung der gewerb⸗ 
lichen Angelegenheiten besondere Fürsorge widmen will. 
Ausland. 
Viele russische höhere Offiziere, darunter die Generäle 
Tocharikow, Sabouwitzky und Zarabow, auch der Großfürst Kon⸗ 
stantin, trafen am 14. ds. in Paris ein. 
London, 14. Sept. „Times“ melden aus Ragusa von 
gestern: Riza Pascha erhielt die Weisung, den Montenegrinern bei 
der Besetzung von Dulcigno keinen Widerstand zu leisten. Indeß 
wurde es seinem Ermessen liberlassen, ob er gewaltsam einen etwaigen 
Widerstand der Albanesen verhindern wolle. 
Bukarest, 14. Sept. Wie verlautet, wurde der jüngste 
Sohn des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern, der am 1. Sept. 
1868 geborene Prinz Karl Anton, zum Thronfolger bestimmt 
(Fürst Karl hat keine Kinder.) 
Mitglied des Gewerbevereins werden, und der Verein selbst tritt 
in den allgemeinen pfälzischen Gewerbevereins-Verband als Mit—⸗ 
zlied ein. Möge der Verein, der sich bisher durch vielerlei Mühen 
and Hindernisse wacker durchgekämpft hat, in seiner neuen Thätigkeit 
echt viele neue Freunde, Gönner, Kapital- und Arbeitskräfte sich erwer⸗ 
hen! Je größer die Zahl dieser Letzteren, desto leichter arbeitet der Ver⸗ 
ein, desto mehr Mittel erhält er, eine desto größere Thätigkeit wird er 
entfalten, desto packender, erfolgreicher und allgemeiner wird seine 
Wirksamkeit und sein Einfluß auf unsere wirthschaftlichen Ver— 
jältnisse sich erweisen. Hingegen kann bei allzu großer Theil— 
aahmlosigkeit einer Bürgerschaft die beste Sache keine Kraft ent— 
vickeln und so ist schon manches schöne Unternehmen in Nichts zer⸗ 
lossen. Dem „Gewerbeverein“ aber wünschen wir ein gesundes Wachs- 
hum und empfehlen ihm von Herzen den Wahlspruch: „Vorwärts 
mit vereinten Kräften!“ 
fAus der Pfalz. Nach einer Meldung der „Fr. Z.“ 
'oll noch im Laufe dieses Monats eine Versammlung der Verltrauens⸗ 
männer der Fortschrittspartei in der Pfalz Statt finden. 
— Die Kreisversammlung des landwirthschaftlichen Vereins der 
Pfalz findet Samstag den 2. Oktober in Dürkheim Statt, wobei 
folgende Tagesordnung zur Berathung gelangen wird: 1) Land⸗ 
virthschaftliches Kreditwesen, insbesondere ländlüche Darlehenskassen⸗ 
Vereine. (Referent: der Verbandsdirektor der pfaͤlz. Vorschußvereine 
Herr Dr. Knecht in Neustadt a/H.) 2) Das Molkereiwesen und 
Aufzucht von Jungvieh. (Referent: Herr Molkereikonsulent Professor 
Feser in München.) 8) Die Hebung der Obstbaumzucht. (Referent: 
Hert Wanderlehrer Rapp in Göllheim) 4) Bestimmung des Ortes 
für die Abhaltung der Kreisversammlung im nächsten Jahre. 
F Im Garten des Bürgermeisters Wannenmacher in 
DAmmersheim blüht in diesem Jahre ein Pflaumenbaum zum 
weiten Male. 
F Von der Blies, 12. Sepiember. Sicherem Vernehmen 
nach werden zur Zeit Verhandluugen über Aufhebung des Rent— 
untes Blieskastel gepflogen und soll dasselbe mit dem Rent— 
amte Zweibrücken vereinigt werden. (Pfälz. Pr.) 
f. Fin Zweibrxüccer Gastwirth hat sich eine Waggonladung 
italienischer Trauben kommen lassen, um sie zu keltern. 
FHomburg, 18. Sept. Unweit der nahen Entenmühle 
stürzte gestern vom Reubau des Oekonomiegebäudes ein Giebel zum 
Theil ein. Sieben Personen wurden hiebei mehr oder weniger 
verletzt. (Homb. Anz.) 
fKaiserslautern, 14. Sept. Die von der „Pf. Pr.“ 
gebrachte Mittheilung, wonach der Clerc des Hrn. Notärs Ilgen 
mit einem Deficit von 2000 M. das Weite gesucht haben soll, 
wird von der „Kais. Ztg.“ als vollständig erfunden bezeichnet. 
Der betr. Herr ist nur auf einige Zeit verreist und wird nach seiner 
Rückkehr seine Funktion wieder aufnehmen. 
Nachdem der Absatz der mit fortlaufenden Nummern ver—⸗ 
sehenen Kaiserslauterer Loose, welche mit einem Haupttreffer 
don „Fünfzigtausend Mark in Baar'“ und mit weiteren 4999 Geld⸗ 
zewinnen ausgestattet sind, sich so günstig gestaltet, findet am 25. 
October ds. Is. die Ziehung unwiderruflich Statt. 
F In Edenkoben will man Schritte gegen die Aufhebung 
des Rentamts daselbst thun. 
Von den Brieftauben, welche man neulich nmme andauer 
Bahnhof fliegen ließ, kamen zwischen d und 11 Uhr 15 in Köhn 
in. Ueber den Verbleib der übrigen 13 hat man noch keine Kunde. 
F Nach der „Saarbr. Ztg.“ sind die Antheile der Bankver⸗ 
einsmitglieder als vollständig verloren zu betrachten, und es soll 
roch eine kleine Zubuße nothwendig sein. Der Mitglieder hatte 
ich nach dem Ruchbarwerden des faulen Zustandes der Bank eine 
danikartige Bestürzung bemächtigt. 
F Gestern rückte, von den Manövern kommend, das West⸗ 
ohälische Dragoner-Regiment Nr. 7 wieder in seine Garnison in 
Saarbrücken ein. 
Eine 23jährige Dienstmagd Namens Allgeyer aus Zwei⸗ 
zrücken, stürzte sich am Dienstag unterhalb der alten Brücke bei 
Saarbrücken in die Saar, wurde jedoch don zwei jungen 
Vermischtes IJ 
* St. Ingbert, 15. Sept. In heutiger Schöffen— 
sitzung kamen folgende Fälle zur Aburtheilung: 1. drei Berg⸗ 
leute von Sulzbach erhielten wegen Feldfrevels 3, 1und 1 Tg. Hafst. 
2. Ein Händler von Kaiserslautern hatte gegen einen Strafbefehl 
Einspruch erhoben und wurde unter Verwerfung desselben wegen 
Uebertretung marktpolizeilicher Vorschriften zu 1 M. Geldstrafe 
verurtheilt. 3. Ein Bursche von hier wurde von der Anschuldig⸗ 
ung des Diebstahls und dessen Vaier von der Anschuldigung der 
Hehlerei freigesprochen. 4. Eine Weibsperson von Alschbach wurde 
wegen Diebstahls in eine Gefängnißstrafe von 21 Tagen derfällt. 
8 St. Ingbert, 16. Sept. (ewerbeverein in St. Ing⸗ 
bert.) In seiner Generalversammlung am letzten Montag hat bei 
zahlreicher Betheiligung der „Arbeiter-Vildungsverein“ sich mit 
über 19 Zwanzigstel der Stimmen in einen Gewerbeverein umge⸗ 
wandelt. Der bisherige Zweck des Vereines, nämlich Hebung des 
Arbeiterstandes durch Bieiung von Bildungsmitteln, wird deibe⸗ 
halten. Dabei sollen aber die gewerblichen Verhaltnisse eine er⸗ 
jöhte Berüchsichtigung finden. Jeder unbescholtene Mann kann