St. Inaberker Nnzeiger.
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Dienstag, den 21. September
AM I151.
1880.
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an αισ
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St. Ingberter Anzeiger
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wichtigsten politischen Tagesereignisse rasch mitzutheilen; den lokalen
und provinziellen Vorgängen wird besondere Beachtung zugewendet
hleiben.
Im Erscheinen und Preis des „Anzeigers“ tritt keine
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Deutjches Reich.
München, 18. Sept. Ministerpräsident Lutz ist auf seiner
Besitzung am Starnberger See erkrankt und bettlägerig.
Ein Telegramm der „Köln. Ztg.“ aus Rom besagt: Deutsche
Blätter haben letzthin von neuen Verhandlungen zwischen
Berlin und Rom erzählt und Kardinal Hohenlohe als Mit—
lelsmann genannt. Eigentlich so zu nennende Verhandlungen haben
nicht stattgefunden, am wenigsten durch Hohenlohe, der den Sommer
auf dem Lande zubrachte. In vatikanischen Kreisen aber ist ein
Vorschlag aufgetaucht, man solle zum Kölner Domfest einen päpst—
ichen Kardinal⸗Legaten senden. Die Partei der Eiferer wollten sich
diesem Vorschlage anschließen unter der Bedingung, daß der deutsche
Kaiser vorher den Erzbischof Melchers zuruͤckberiefe. Es scheint
indessen, daß die Kurie die Unzulässigkeit dieser Bedingung ein—
gesehen hat, noch ehe davon etwas über die Grenzen des Vatikans
perlautet hatte. Darauf wurde berathen, ob bedingungslos ein
Legat zu schicken sei, und zwar war Jacobini als solcher genannt.
Bis jetzt scheint eine bestimmte Entscheidung hierüber noch nicht
getroffen, aber die Stimmung ist der Absendung wenig günstig.
Man schiebt die Schuld daran auf Ledochowski. Daß dieser die
Absendung hintertreiben hilft, ist richtig, fraglich aber, ob er die
eigentliche Seele der Opposition oder ob er in diesem Falle nur
zas Aushängeschild für den engeren päpstlichen Cirkel abgibt.
Ausland.
Unter Gejohle und Gebrüll der magyarischen Straßen⸗
jugend, welche sich auf den Galerieen eingefunden hatte, beschloß
die städtische Repräsentanz von Budapest mit 77 gegen 76
Stimmen die Verweigerung der Konzession für das
deutiche Theater. Die Sißung war absichtlich für den Ver—
öhnungstag ausgeschrieben, damit die 60 istaclitischen Mitglieder
der Versammlung verhindert wären, zu erscheinen und ihr Votum
abzugeben, und drei Deutsche verließen vor der Abstimmung den
A Tag als einen
Schandfleck in der Geschichte Ungarns. Der Beschluß wirft, wie
die „Wiener A. 8.“ sagt, ein abschreckendes Licht auf die Zustande
Ungarns. Das bessere Element räumt freiwillig der skandalsüch—
cigen Menge das Feld. Den Deutschen verdanken die Magyaren
o ziemlich Alles, was sie an Kultur haben. Verfolgung der
Deutschen ist der Dank dafür.
Varis, 18. Sept. Die Minister des Innern, der Justiz,
des Krieges, des Unterrichts und der Finanzen demissionirten; ebenso
der Unterstaatssekretär der Finanzen. Weitere Demissionen werden
erwartet.
Paris, 20. Sept. „Soir“ will wissen, Ferry hätte Pothuau
das Marineministerium angeboten, für Auswärtiges würde Challemel
dacour, Noailles oder Faure in Frage kommen. Die Bildung
des neuen Kabinets sei vot Ablauf von zwei bis drei Tagen
anicht wohl ausführbar. Andere Blätter meinen, die Ministerkrisis
nache die Einberufung der Kammern nothwendig.
Das von Seiten Waddington's gegenüber den
VBarnbüler'schen Enuthüllungen zu rwariende Demenn
st jetzt gekommen. In einem Schreiben vom 15. d8. protestirt er
zegen die bekannten Angaben Varnbülers und erklärt ausdrücklich,
daß während der ganzen Dauer seines Ministeriums zwischen Ruß⸗
and und Frankreich weder von einem Allianzvorschlage noch von
inem Vertragsentwurfe die Rede gewesen sei noch bezügliche Be—
prechungen irgend welcher Art stattgefunden hätten. Die in Varn⸗
hüler's Rede dargelegten angeblichen Thatsachen und die ihm
Waddington) zuertheilte unwuͤrdige Rolle seien rein aus der Luft
gegriffen.
Ueber den vor einigen Tagen aus England gemeldeten
angeblichen Versuch, einen Zung der Nordwestbahn durch Dynamit
in die Luft zu sprengen, schwebt noch immer der Schleier des Ge⸗
Jheimnisses, und es fragt sich, ob derselbe durch die nunmehr auf
»ie Ermittelung der Thäter ausgesetzte Belohnung von 100 Pfd.
Sterl. gelüftet werden wird. Neuerdings bringt man die Ent—
xeckung mit einem nihilistischen Komplott in Zusammenhang, den
Zug zu vernichten, in welchem der Großfürst Konstantin von oder
aach Glasgow reiste. Auf alle Fälle sind die polizeilichen Recherchen
aach dem Nihilistenquartier in London gelenkt worden. Begrün⸗
deter scheint indeß die Ansicht Derjenigen zu sein, die den Versuch
auf ein fenisches Komplott zurückführen.
Petersburg, 19. Sept. Vie „Revaler Zeitung“ schreibt:
gutem Vernehmen nach wird Graf Todleben, der General⸗Gouver⸗
neur von Wilna von seinem Posten abberufen werden und andere
Berwendung finden. Trotz seiner Kenntnisse und reichen Erfahr—
aingen auf dem Kriegsschauplatze soll derselbe sich ais General⸗
Bouverneur in Wilna, wie früher schon in Odessa, unhaltbar ge⸗
nacht haben.
Seitens der türkischen Regierung hat man den Mächten
zegenüber für die Uebergabe Dulcigno's das Fallenlassen jeder weiteren
Flottenkundgebung nach der Uebergabe und die Annahme der von
der Türkei gezogenen Grenzlinie noͤrdlich des Skutarisees, wodurch
Gruda, Dinosch und ein dazwischen gelegenes Feld bei der Türkei
verbleiben, verlangt.
— [
Vermischtes
F Folgenden pfäl zischen Gemeinden wurden auf der
Beneralversammlung des deutschen Gustav-Adolph-Vereins in Karls⸗
ruhe Unterstützungen gewährt: Mittelberbach 180. Dahn 100, Blies⸗
astel 100 Mark.
f In der Gemeinde Haßlohh ist die diesjährige Tabaks—
ernte ebenso reich ausgefallen wie die Ernte des Getreides. Auch
die Kartoffeln versprechen einen reichen Etrtrag. Tabak sollen etwa
.O,000 Zentner hier gewachsen sein. Der Steuerbetrag dafür würde
ich auf 100,000 Mark belaufen. Eine recht schöne Summe als
ẽrgebniß einer einzelnen Gemeinde.
F Gelegentlich des Kirchweihfestes in Sulzbach soll am
Zonntag ein junger Mann einen andern aus ECifersucht getödtet
jaben.
x Mannheim, 18. Sept. Heute Nacht fiel ein Matrose
»on einem Holländer Kahn bei'm Nachhausegehen zwischen dem
Schiff und der Quaimauer am Mannheimer Lagerhaus in das
Wasser und ettrank.
FIn Cassel sind 13 Gymnasiasten wegen Theilnahme an
Schülerverbindungen relegirt worden. Die armen Eltern!
Fihr die NRedactinn verantmortlich: F F Demer.
Je groͤßer der Leserkreis einer Zeitung ist
desto cher ist dieselbe im Stande, den vielseitigen Wunschen der Abonnenten
Jerecht zu werden. Die stabile Höhe der Auflage einer Zeitung liefert gleich⸗
Jeitig den Beweis, daß Letztere durch ihren Inhalt die Bedürfnisse des Pub⸗
ikums vollkommen zu befriedigen weiß. Diese beiden wichtigen Faktoren
rreffen bei dem „Berliner Tageblatt“ in fseltener Weise zusammen:
es hat sich dasselbe bereits seit mehreren Jahren einen festen treuen Stamm
pon mehr als 75 Tausend Abonnenten bewahrt und den Ruf einer geistig
frischen und ungemein reichhaltigen Jeituna erworben. Die Vorzüge des