ein in Zuckerhutform gebrachtes Stück Lehm sich aufschwindeln
lassen.
s 7. Der Kassierer Gustav Jander des Bankhauses Samelson
& Sadur in Berlin ist mit einer Summe von 200,000 Mark
flüchtig geworden. Auf seine Ergreifung sind 5000 Mark Be—
lohnung ausgesetzt.
Aus Bremen wird folgende heitere Duellgeschichte be—
richtet. In der Tonhalle amüsirten sich an einem Freimarkts—
Abend zwei lustige Studenten, bis ein Gast, der Vergnügen an
dem Treiben der Leutchen finden mochte und sie daher fortdauernd
beobachtete, ihre Aufmerksamkeit erregte. Der Heißblütigste der
Beiden will sich nicht beobachten lassen und fordert daher von dem
Unbekannten eine Erklärung. Diese muß wohl nicht ganz zu sei—
ner Zufriedenheit ausgefallen sein, denn im nächsten Augenblick
überreichte er seine Karte mit der Weisung, daß sein Secundant
daß Weitere ordnen werde. Leider, sagte der Unbekannte, kann
ich nicht mit meiner Karte dienen, indeß werden Sie mich jeder⸗
zeit finden können, ich bin — der Todtengräber des Waller
Friedhofes und halte mich bei Bedarf bestens empfohlen. Dem
jugendlichen Hitzkopf muß es etwas schwül bei dieser Antwort
geworden sein, denn der Secundant hat bislang noch auf sich
warten lassen.
.Explosion. Aus Mörs erhält das „B. Tagbl.“ fol—
gende Depesche: „Auf der Zeche Rheinpreußen in dem benachbarten
Homberg flog ein Magazin mit 20,000 Pfund Dynamit in die
Luft. Wunderbarerweise ist kein Menschenleben zu beklagen, da—
gegen ist der Schaden ein beträchtlicher.“
F Nestroys gebildeter Hausknecht ist übertroffen. Im Ber—
liner „Intelligenzblatt“ ist nämlich folgende Annonce zu lesen:
„Ein Hausdiener, der Pianino spielt und im Restaurant war, wird
gesucht, Königgrätzerstraße 77, Keller.“ Es fehlt nur noch der
Zusatz: „Konservatoristen haben den Vorzug.“
F Was die Verunglücungen deutscher Schiffe betrifft, so ge—
langten, wie die „Hamb. Nachr.“ mittheilen, im Jahr 1879 solche
von 195 registrirten Seeschiffe zur Anzeige, von denen jedoch 29
schon in früheren Jahren verunglückt sind. Tie im letzten Jahre
verlorenen 166 Schiffe hatten an Bord 1218 Mann Besatzung
und 36 Passagiere, von denen 119 Mann oder 9,8 pCt der
Besatzung und 2 oder 5,8 pCt. der Passagiere bei den Verun—
glückungen ihr Leben einbüßten. Die Zahlenangaben für 1879
sind jedoch nur als vorläufige zu betrachten, während für 1878 die
Erhebungen für die verloren gegangenen deutschen Schiffe nunmehr
als vollständig gelten können. Der Bestand der registrirten deutschen
Seeschiffe betrug am 1. Januar 1878 4805 Dampf⸗ und Segel—⸗
ichiffe, mit einer Gesammtbesatzung von 40,832 Mann; von den—
selben verunglückten im Laufe des Jahres 138 Schiffe, 2,9 pCt.
—DD
Bord befindlichen Passagiere das Leben verloren. Auf je 122 See—
leute, welche auf deutschen Kauffahrteischiffen dienten, kam daher ein
Mann um's Leben.
F Amerikana. Ein Yankee kommt eines Tages furcht⸗—
bar staubig und todtmüde in einem Hotel einer kleinen französischen
Provinzstadt an. Sein erster Auftrag, nachdem er in sein Zim—
mer geknmmen, lautet: „viel Wasser““ „Wasser? das haben wir
nicht,“ antwortet der Wirth. Der Amerikaner brummt verdrießlich
in seinen Bart. Einige Augenblicke nachher widerhallt das ganze
Hotel von dem entsetzlichen Rufe: „Feuer, Feuer!“ den man aus
dem Zimmer des Amerikaners schallen hört. Ein halbes Dutzend
Kellner und andere Diener stürzten die Treppe hinauf nach dem Orte zu,
oon wo noch immer der Ruf „Feuer!“ ertönt. Sie alle tragen
Kübel, Eimer und alle anderen möoglichen und unmöglichen Gefaäͤße
mit Wasser gefüllt in der Hand. „So,“ sagt der Gast ganz ruhig
zu ihnen, „ihr könnt mir das Wasser dalassen, das ist alleß was
ich wollte.“
Ein zollpflichtiges Kind. An einem der letzten Tage der
vergangenen Woche fuhr in einem Omnibus durch die Porta Gari⸗—
baldi in Mailand eine Amme blühenden Aussehens, die in
ihren Armen einen Säugling hielt, der in weißeste Wäsche gebetten
war. „Oh, wie brav ist doch das Kleine!“ rief eine und die andere
der mitfahrenden Damen aus. — „Es weint ja gar niemals!“ —
„Oh, gar nie — etwas Süßigkeiten — Das genügt!“ meinte die
Amme. — „Sie, liebe Frau, kommen Sie einen Augenblick her⸗
aus,“ rief plötzlich der Zollwart der Porta Garibaldi, „kommen
Sie in das Bureau, nur auf einen Augenblick!“ Die Amme er—
blaßte, und bei näherer Untersuchung stellie es fich heraus, daß —
das Kleine so ganz eigentlich nichts Underes war, als sieben Kilo—
zramm echte Bologneser Salami!
FEin internationaler Dauerwettlauf, der vorige Woche in
der Agricultural-Hall zu London stattfand, verdiem der Riesen⸗
ieistungen der konkurrirenden Preisbewerber wegen Erwähnung.
Am ersten Tage legte Rowell, ein Engländer, nicht weniger als 140
englische Meilen zurück — eine Leistung, die bisher als ganz uner⸗
jört bezeichnet werden kann; sie übertrifft um 17 Meilen den Riesen⸗
auf Blower Browns und stehi überhaupt in den Annalen der Schnell⸗
saufkunst unerreicht da. Am Ende des sechstägigen Wettlaufs — er
»egaun am Montag Morgens 1 Uhr und endete Samstag Abends
1032 Uhr — hatte Rowell 556 Meilen, Littlewood 470 Meilen und
Dobler 470 Meilen zurückgelegt. Die übrigen drei Konkurrenten waren
ange vorher zurückgetreten. Der Sieger erhält 600 Lstrl. und die
dälfte des von den Zuschauern gezahiten Eintrittsgeldes.
FLondon. Unter der Ueberschrift „Fremde Konkurrenz“
nelden die Times“: Ein Kontrakt ist mit Hrn. F. Krupp in
Ssfen geschlossen worden für die Lieferung von 3000 Tonnen
Bessemer⸗Stahl⸗Schienen für die Ausdehnung der Lynn- und Faken—
Jjam-Eisenbahn bis Norwich. Der vereinbarte Preis ist betraͤchtlich
zeringer, als der von englischen Fabrikanten verlangte. (Und da
sagen unsere Schutzzöllner noch immer, daß die deutsche Eisen⸗In—
oustrie mit der englischen nicht konkurriren könne! Irren wir nicht,
o ist die von den „Times“ erwähnte schon die dritte große Liefer—
ang, welche Krupp für England ausführt.)
F Beförderung der Sparsamkeit. Bisher konnte in den en g⸗
isccheen Post-Sparbanken kein geringerer Betrag als ein Shilling
J Marh) eingelegt werden. Der General-Postmeister erließ jedoch
eine Verordnung, wonach auch den allerärmsten Leuten, die nicht
einmal einen Shilling auf einmal ersparen können, Gelegenheit
zur Benutzung der Sparkassen geboten wird. Die Postämter ge⸗
ben nämlich umsonst Formulare aus, worauf sich zwölf Quadrate
hefinden. In jedes solche Quadrat kann eine Penny⸗Postmarke
eingeklebt werden, und wenn alle zwölf Quadrate voll sind, nimmt
ede Postsparbank dieses Papier als eine Shilling-Einlage an und
eröffnet dem Ueberbringer ein Conto. Man kann also in Zukunft
chon das Sparen mit einem Penny anfangen.
Der durch das Erdbeben in Agram verursachte Schaden
wird approximativ auf 3 Millionen fl. geschätzt, abgesehen von dem
unberechenbaren Verluste in Kirchen.
Der „Norddeutsche Lloyd“ hat in diesen Tagen die Be—
örderung von 3000 rumänischen Israeliten nach New⸗ York
ibernommen, welche ihre längst gehegte Absicht, nach Amerika über—
zusiedeln, noch in diesem Jahre ausführen werden. Es hat sich
ein Komite in Rumänien gebildet, welches unter Beihilfe reicher
Blaubensgenossen in Deutschland und Frankreich die Ueberfahris—
osten, sowie den Ankauf von Wohnungen und Ländereien in
Amerika bestreitet. Schlechter als in Rumänien kann es den Leuten
hort nicht gehen. — Auch in diesem Monat hält die Auswander—⸗
uing unvermindert an. Man berechnet jetzt, daß bis zum Ende
dieses Jahres 80,000 Personen sich über Bremen nach Amerika
eingeschifft haben werden.
F Nach einer der „Times“ aus Philadelphia zugehenden Nach-
richt beträgt die Zahl der im Jahre 1880 bis jeßt in den Ver—
einigten Staaten angelangten Einwanderer 290000.
F Ein Wink für Eltern. In den Zwischenpausen des
Schulunterrichts verlassen bekanntlich die Kinder die Klassenräume,
um sich nach dem Hof zu begeben. Bei der jezzigen Witterung
deträgt der Temperaturunterschied zwischen beiden Orten ca. 138
Brad, der aber mit dem vorrückenden Winter außerordentlich steigt.
In der Regel versäumen es die Kleinen, vor dem Hinauͤstreten
auf den Schulhof, den Hals durch Anlegen eines Shawls gegen
die rauhe Luft zu schützen und ziehen sich in Folge dieser Unter—
assung durch den plößlichen Wechsel der Temperatur häufig bös—
artige Erkältungen zu. Die Eltern sollten dabei ihre schulpflichtigen
Lieblinge mit entsprechender Instruktion versehen, ebenso dürfte es
die Pflicht der Lehrer erfordern, auf die Beachtung diesbezüglicher
sanitärer Vorsichtsmaßregeln streng zu halten.
Marktberichte.
Zweibrücken, 11. Nov. (Fruchtmittelpreis und Viktualienmarkt
Weizen 11 M. 10 Pf. Korn 10 M. 83 Pf., Gerste zweireihige O M. — Pf
nierreihige 07 M. 53 Pf., Spelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — vf
Dinkel — M. — Pjf. Mischfrucht 16 M. 57 Pf., Hafer 6 M. 39 pf.,
ẽrbsen 00 M. 88 Pf., Wicken 6 M. 14 Pf., Kartosffeln 1 M. 90 Pfi,
deu 2 M. 85 Pf., Stroh 83 M. 06 Pf., Weißbrod i!/3 Kilogr. 57 p̃f
dornbrod 83 Kilogr. 73 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 88 Pf., paar Weck 100
Ir. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 60 Pf. II. Qual. 54 pf. Kalofleisch 50 Pf.,
dammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf.; Butter !/3 Kilogr. 1 M. 10 Pi.,
Wein 1 Liter 80 Pf., Bier J1 Liter 24 Pf.
Homburg, 10. Nov. (Fruchtmittelpreis und Viktualienmarkt.) Weizen
11 M. 34 Pf. Korn 10 M. 34 Pf.. Spelztkern — M. — Pf., Spelz7 M.
—. Pi. Gerste 2reihige — M. — Pf. Gerste Kreihige dO M. — Pf., Hafer
ö M. 36 Pf., Mischfrucht 10 M. 34 Pf. Erbsen — M. — Pf., Widen
d M. — Pf., Bohnen 0 M. — pf., Kleesamen — M. — Pf., Korn⸗
brod 6 Pfund — Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 85 Pf. Ochsenfleisch — Pf.
Rindfleisch 40 Pf., Kalbfleisch 40 Pf. Hammelfleisch — Pf. Schweinefleisch
60 Pf., Butter 1I Pfund 1 M. — Pf. Kartoffeln per Zir. 1 M. 80 pf.
Kaiserslautern, 9. Nov. (Fruchtmitlelpreis und Viktualienmarkt.)
Weizen 10 M. 90 Pf., Korn 10 M. 63 pf. Spelzkern — M. — Pf. Spelz
7 M. 50 Pf., Gerste o8 M. 79 Pf., Hafer 6 M. 55 Pf., Erbsen 9 M.
96 Pf. Wicken 6 M. 63 Pf., Linsen 11M. 84 Pf., Kleesamen 44 M. 93
Pf. Schwarzbrod 6 Pfund 82 Pf., do. 3 Pfd. 41 Pf., Gemischtbrod
3 Pfund 46 Pfg. Butter per Pfd. 1M. 17 Pf., Eier 2 Stück 15 Pf., Kar⸗
toffeln ver Zent. 1 M. 85 Pf. Stroh 2 M20 Pf., Heu 1M 90 Pfg.
Fur die Nedaction veraniwortlich: F. X. Deme«“