Sl. IAngberter Anzeiger.
Der Et. Ingberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntags mit illustrirter Bei⸗
lage) ericheint wöchentlich viermalz Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementovreis beträgt vierteljahrlich
1MN 40 ZBeinschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 60 , einschließlich 4x0 4 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 HB, von Auswarit
mit 15 3fur die viergesvaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Reclamen mit 30 A pro Zeile berechnet.
1880.
——z*—— ——“‘“ —2 —
As 20o5. Sauaunustag, den 285. l⸗
Deutsches Reich.
Die Berliner officiöse Provinzial-Corresp.“ bespricht die letzten
Reichstagswahlen, bei welchen einige Sitze der Nationalliberalen
und Freiconservativen in die Hände der Fortschrittspartei überge⸗
gangen seien, und richtet an die nationalliberale Partei, wenn sie
anen weiteren Abbröckelungsprozesse vorbeugen wolle, die Mahnung,
sich des entschiedenen Gegensatzes zu den Sezessionisten bewußt zu
werden und zu ihren politischen Grundsätzen zurückzukehren. Sie
werde sich auch künftig der Compromißpolitik nicht entziehen dür⸗
fen, welche keineswegs ein Aufgeben der liberalen Grundsätze er⸗
jordere, sondern letztere nur unter Berücksichtigung der praktischen
Ziele und Bedürfnisse im Staatswesen und unter Beachtung anderer
ur Mitwirkung berufener Parteien verwirklichen wolle. Die Re—
zierung habe ihrerseits das Zusammenwirken mit verschiedenen und
elbststaͤndigen Parteien nie anders verstanden.
Ausland.
In der französischen Deputirtenkammer stellte bei Bera⸗
chung der einzelnen Artikel des Gesetzes über den Elementarunter⸗
richt Bischof Freppel zu Art. 1, welcher besagt, daß in den öffent⸗
lichen Elementarschulen Religionsunterricht nicht ertheilt werden soll,
die Schulen aber einen Tag in der Woche, außer dem Sonntag,
aussetzen sollen, damit die Eltern ihren Kindern, falls sie es wün—⸗
schen, Religionsunterricht ertheilen lassen können, ein Amendement,
welches dahin geht, daß der Religionsunterricht einen Theil des
Schuͤlprogramms bilde. Dieses Amendement wurde mit 837 gegen
136 Stimmen verworfen.
Der französische Senat hat schließlich doch das Ausgabe—
Budget für 1881 so angenommen, wie die Abgeordnetenkammer es
festgesetzt hatte. d. h. er hat seinen Widerstand gegen mehrere von
derfelben beschlossenen Abstriche am Kultusbudget aufgegeben.
England acceptirte den Schiedsgerichtsvorschlag, indem es
die deutschen Vorbedingungen für discutable erklärte. Oesterreich
machte die deutschen Bedingungen zu den seinigen.
Vermischtes.
* In der Sitzung des Schöffengerichts St. Ing ber t vom
22. Dez. 1880 kamen folgende Fälle zur Verhandlung: Ein Mann
bon Schnappbach erhielt wegen alliguementswidriger Bauführung
eine Geidstrafe von drei Mark; — ein Knabe von St. Ingbert
wegen Diebstahls eine Gefüngnißstrafe von zwei Tagen; — die
Verhandlung gegen einen Mann von Homburg wegen Betrugs wurde
in die Sitzung vom 18. Januar nächsthin vertagt und die Vor—
führung des Ängeklagten verordnet; — ein Bursche von Schierer⸗
iegelhütte wurde von der Anschuldigung der Verübung groben
Unfugs freigesprochen; — ein Bursche von hicr erhielt wegen zwei
Berussbeleidigungen eine Gefaängnißstrafe von fünf Tagen; —
zwei weitere Burschen von hier wurden wegen Körperverletzung zu
jen8 Tagen Gefängniß verurtheilt; eine Frau von hier
wegen Verufsbeleidigungen je 5 Mark zusammen 10 Mark Geld—
trafe; — ein gegen einen Strafbefehl hiesigen Amtsgerichts vom
28. Oktober obhin von einem Manne von hier eingelegter Wieder⸗
jpruch, wurde wegen Nichterscheinens des Angeklagten verworfen;
Ein Handwerksbursche aus Schweigen wurde wegen Bettels,
Landstreicherei und falscher Namensangabe zu je 30, zus. 90 Tage
haft verurtheilt und der Landespolizeibehörde überwiesen; — ein Hand—
werksbursche aus Gelnhaar (Hessen) erhielt wegen Bettels und Land—
streicherei je 14, zus. 28 Tage Haft und wurde der Landespolizei⸗
hehörde überwiesen.
Siu. Jugbert. In öjfentlicher Sitzung des hiesigen
Zchöffengerichts vom 8. Ifd. Mis.fand die Ausloosung der Schöffen—
für das Jahr 13831 Siatt und haben hiernach die nachgenanuten
Herren an den nachbezeichneten Sitzungstagen zu fungiren:
1.) Martin Heinrich Pulverfabrikant dahier:
1) am 12. Januar, 2.) am 20. April. 3.) am 20. Juli,
u. 4.) am 12. Oktober.
2) Kiefer Oskar Hüttenbeamte dahier:
1. am 12. Januar, 2.) am 27. April, 3.) am 20. Juli.
a. 4) am 19. Oktober.
8YAdi Fram Eduard Fabrikant und Bürgermeister zu Ensheim:
1.) am 26. Januar, 2.) am 27. April, 3.) am 27. Juli,
u. 4.) am 19. Oktober.
4.) Schmitt Jakob Schreinermeister zu Ensheim:
1.5) am 26. Januar, 2.) am 4. Mai, 3.) am 27. Juli u.
4.) am 9. November.
5. Hauck Peter Müller zu Rohrbachermühle:
11I.) am 2. Februar, 2.) am 4.) Mai, 3.) am 10. Auguft
u. 4. am 9. November.
6. Dörr Georg Franz Guätsbesitzer zu Triebscheiderhof
Gmde. Hassel:
1.) am 2. Februar, 2.) am 11. Mai, 3.) am 10. August
u. 4.) am 16. November.
7. Wannemacher Johann Bürgermeister u. Kaufmann
—. zu Ommersheim:
1.) am 9. Februar, 2.) am 11. Mai, 3.) am 17. August, u.
4.) am 16. November.
8.) Walle Peter S. v. Johann Ackerer zu Heckendalheim:
15 am 9. Februar 2.) am 18. Mai, 3.) am 17. August
u. 4.) am 23 November.
9) Reidiger Johann jr. Müller zu St. Ingbert:
1.) am 23. Februar, 2.) am 18. Mai, 3.) am 24 August
u. 4.) am 23. November.
10.) Demetz Franz Xaver Buchdruckereibesitzer hier:
15) am 23. Februar, 2.) am 1. Juni, 3.) am 24. August
u. 4.) am 7. Dezember.
11.) Fiack Johann Glashüttendirektor dahier:
1.5) am 9. März, 2.) am 1. Juni, 3.) am 7. September
u. 4.) am 7. Dezember.
1232.) Kahn David Seifenfabrikant dahier:
1.) am 9. März, 2.) am 8. Juni, 3.) am 7. September,
u. 4.) am 14. Dezember.
13. Krämer Heinrich Hüttenwerksbesitzer hier:
1.) am 16. März, 2.) am 8. Juni, 3.) am 14. September
u. 4.) am 14. Dezember.
14. Jakob Urban Bürgermeister zu Rohrbach:
1.) am 16. März, 2.) am 22. Juni, 3.) am 14. September
u. 4. am 14. Dezember.
15. Schmitt Peter Ackerer zu Oberwürzbach:
1.) am 23. März, 2.) am 22. Juni, 3.) am 21. September
u. 4) am 21. Dezember.
16. Heinrichsdorf Johann Direktor zu Schnappach:
1.) am 23. März, 2.) am 29. Juni, u. 3. am 21. September.
7. Hahne Franz Faktor zu Schnappach:
„)am 6. April, 2.) am 29. Juni, u. 3.) am 5. Oktober.
8.) Krämer Oskar Hüttenwerksbesitzer zu St. Ingbert:
1.) am 6. April, 2.) am 13. Juli u. 3.) am 5. Oltober.
19.) Weyland Johann Jakob Fabrikant dahier:
1.) am 20. April, 2.) am 13. Juli, u. 3. am 12. Oltober.
Die Sitzungen beginnen vom 12. Januar 1881 an bis 9.
März inclusive um 29 Uhr Morgens, vom 16. März bis 12.
Dktober inclusive um 8 Uhr Morgens und vom 19. Oktober
dis 21. Dezember inclusive wieder um 29 Uhr Morgens.
F Unser neuer Bezirksamtmann, Hr. Dr. Emil Schlag—
intweit, gehört der bekannten baier. Gelehrtenfamilie dieses
Ramens an und ist der jüngste von 5 Brüdern, Söhne des Ra—
thes und Augenarztes S. gest. 18534 in München. Von den 5
Brüdern sind 3, Hermann, Adolf und ˖ Robert, berühmte Natur—
corscher und Reisende, der 4.. Eduard, war Officier und Militär—
chrifisteller; derselbe fiel im Gefechte bei Kissingen am 10. Juli
1866. Ueber Emil Schlaginwweil iheilt Pierer's Conv.«Lex. Fol⸗
gendes mit: E. S., geb. 7. Juli 1835 zu München, wählte die
suristische Laufbahn und ist im Staaisdienste für administrative
Justiz, jetzt als Assessor in Kitzingen a. M., geblieben. Doch hatte
er sich früh, zu Berlin 1855, durch die Erfolge seiner Brüder
ebenfalls zu selbstständigem Forschen angeregt, dem Sprachenstud—
jum asiatischer Gebiete zugewandt, hat auch die Verhältnisie des
Verkehres und der Administration nach den neuen Daten untersucht.
Am meisten fühlte er sich durch die hohe philosophische und kul—
zurhistoriiche Bedeutung des bis dahin noch wenig bekannten Ti⸗