«f Ingberler Anzeiger.
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MiI. —
Samstag, den 1. Januar
1881.
Zum neuen Jahre.
Nur zoͤgernd und mit leisem Schritte
ODas alte Jahr den Abschied nahm,
Doch sich'rer schon, mit festem Tritte
Des neuen Jahres Stunde kam.
Was wird uns bringen, was uns geben
Der künft'gen Tage Wechsellauf,
Wird sich erfüllen unser Streben,
Zieht nun die Hoffnung uns herauf?
So fragen sich und hoffen Viele,
Und Mancher hofft vergebens nur,
Wer schon sich glaubte nah' am Ziele,
Ist oft entfernt von richt'ger Spur.
ünd wer nicht sorgte, nie sich mühte
Und nicht verstand des Strebens Kunst,
Dem zeigte sich des Glückes Blüthe,
Dem lächelte Fortuna's Gunst.
Nun sei es drum! Wir wünschen Allen
Des Glückes hellsten Sonnnenstrahl;
Von unsern Lesern möge wallen
Ein Jeder froh durch's Lebensthal.
Was er sich wünscht, mög' sich's erfüllen
Und Heil ihm bringen allezeit,
Mög' sich die Zukunft ihm enthüllen
Nur in der Freude Feierkleid K. H
Deutsches Neich.
Wie verlautet, läßt es sich noch immer nicht übersehen, ob
die seit Jahren in Angriff, genommenen Vorarbeiten für die Novelle
su dem Aktiengesehze so weit gefördert worden, daß die Vor⸗
legung des Gesetzentwurfes in der nächsten Session des Reich s—
ags erfolge. Mit der Ausarbeitung des Gesetzentwourfs sind
zwe Räthe im Reichsjustizamte beauftragt.
Die Kommission, welche von der Reichsregierung zur Berathung
der allgemeinen Sicherheitsvorschriften für die Einrichtung und den
Betrieb gewerblicher Anlagen berufen war, hat entgegen anderen Nach⸗
richten die Vorlage in allen ihren Theilen völlig umgestaltet.
Außerdem hat die Kommission folgende Resolution beschlossen:
Bei der Unmöglichkeit, für alle Fuülle zweifellos klare, keiner Deut⸗
ing unterliegende Bestimmungen zu treffen, ist die Kommission
der Ansicht, daß es sich empfiehlt, zur Abstellung bestehender Härten
und zur raschen sachgemäßen Erledigung vorauszusehender Differenzen
hinsichtlich der Handhabung und Ausführung der berathenen Vor⸗
chriften eine Rekursinstanz durch Berufung von Sachverständigen
ad hoe zu schaffen.“
Der Koͤnig und die Königin von Württemberg sind am
29. Dez. zu längerem Aufenthalte nach Cannes (Südfrankreich) ab—
Jereist. Betreffs Besorgung der Staͤatsgeschüfte hat der König
derfügt, daß Gegenstünde von größerer Wichtigkeit regelmäßig nach⸗
—V Vollmacht und Namen
des Königs von dem Staatsministerium unter Vorsitz des Prinzen
Wilhelm erledigt werden.
Ausland.
Die Zwangsmaßregeln, welche die Regierung in Irland
einzuführen beabsichtigt, werden der „Times“ zufolge nicht allein
die Aufhebung der Habeas Corpus-Acte umfassen, sondern auch
die Erneuerung der in dem Friedensbewahrungsgesetz enthaltenen
Beschränkungen des Verkaufes und Besitzes von Waffen. Eine
jolche Beschränkung ist äußerst nothwendig, wenn man in Betracht
sieht, daß die ländliche Bevölkerung in den unruhigen Districten
is an die Zähne bewaffnet ist. Auch soll diejenige Verfügung
des Friedenserhaltungsgesetzes wiederbelebt werden, die den Di⸗
trict, in welchem ein agrarischer Mord oder Exceß verübt worden,
sür den dadurch verursachten Schaden materiell haftbar macht. In
der Grafschaft Munster hat der von der Landliga ausgeübte Ter⸗
orismus die Folge gehabt, daß seit geraumer Zeit bei den stän—
digen Gerichten keine Schulden mehr eingeklagt oder andere Kla⸗
gen mehr anhängig gemacht werden.
Nach einer Reldung der „Polit. sorr.“ aus Konstanti⸗
nopel wäre der Sultan geneigt, am liebsten sofort gegen Griechen⸗
and loszuschlagen, leider fehlt es dazu am Besten, nämlich am
Gelde. Die Fregatte Azizie sollte bereits vom Bosporüs in das
zriechische Meer gesendei werden; der Kapitän behauptete aber,
ine reparaturbedürftige Maschine und kein Geld zu haben. Ebenso
mußte die bereits begonnene Legung von Torpedo's in den Dar⸗
banellen und Bosporus wegen Geldmangels unterbrochen werden.
Das sind allerdings Zustände wie unmittelbar vor dem Ende der
Reiche. Des Weiteren erfährt man, daß Moukhtar Pascha ein
entschiedener Gegner des Widerstandes gegen Europa ist und von
demselben Unheil prophezeit, wie er dies hinsichtlich des Krieges
bon 1877 gethan haben soll. Bei Beurtheilung der Machtfrage
wischen Griechenland und der Pforte wird freilich viel zu sehr
vergessen, daß Bulgarien und Ostrumelien schwerlich die gesammte
türkische Macht in Ruhe sich an der griechischen Grenze sammeln
lassen würden.
Nach einer Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Konstan⸗
tinopel vom 29. Dez. ist die Haltung der Pforte gegenüber
dem Schiedsgerichtsvorschlag noch schwankend; man glaubt, die
Pforte werde denselben weder bedingungslos annehmen, noch ge⸗
radewegs ablehnen, sondern mit Gegenpropositionen entgegenkom⸗
mender Art hervortreten.
Aus Athen wird gemeldet, König Georg von Griechenland
sei sehr ärgerlich darüber, daß die griechischetürkische Frage so lang
hingezogen wird, und wolle Briefe von Gambetta, Gladstone und
bem italienischen Ministerpräsidenten Cairoli veröffentlichen, worin
diese ihm Zuficherungen ganz anderer Art, nämlich kräftiger Un—
terstützung Griechenlands durch Frankreich, England und Jtalien,
gemacht hätten. In Paris hat man, d. h. Gambetta fich beeilt,
sofort diese Nachricht als falsch zu erklären. Etwas ist aber ge—
wiß doch daran. König Georg wird nicht so unklug sein, durch
indiserele Veröffentlichung von Briefen sich unnützerweise Feinde
zu machen.
Die indische Regierung wurde angewiesen, ein Reiterregi—
ment, ein Regiment Fußtruppen und eine Batterie aus Ostindien
zur Unterstützung der Engländer nach dem Cap zu senden. —
Finer amtlichen Meldung zufolge haben die Boers Utrecht besetzt.
Vermischtes.
St. Ingbert. Der seit Februar 1877 unter Schmelz⸗
arbtitern gegründete „St. Ingberter Eisenwerk-Arbeiterhilfsverein“
hatte am 26. d. Mts. behufs Rechnungsablage und Neuwahl seine
Irdentliche Generalversammlung.
Der Verein zählt gegenwärtig 348 Mitglieder. Der reine
Vermögenstand am 10. Jan. 1880 gab die Ziffer von 1270,46 M.
Am 26. d. Mtis. eine solche von 1820,833 M. — Unter Be⸗
rücksichtigung der sehr umsichtigen und gewissenhaften Leitung der
Vereinsangelegenheiten von Seiten des Ausschusses, wurde dem⸗
selben vode Anerkennung ausgesprochen und fiel auch in diesem
Sinne die Neuwahl des Ausschusses aus. Möge der Verein, wie
disher, so auch im neuen Jahre, eines nahmhaften Zuwachses an
Mitgliedern sich erfreuen!
p Die pfälz. Bahnen haben in den verflossenen 11
Monaten von 1880 um 828,768 M. 15 Pf. mehr vereinnahmt
als'in dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs. J
p Wie wir den „Blättern sür die Angelegenheiten des Baye⸗
rischen Turnerbundes“ entnehmen, bestehen in Bayern 137 Turn—⸗
Vereine, welche sich der Organisation der deutschen Turnerschaft
angeschlossen haben. Diese 137 Vereine zählen 12 946 Mitglieder,
worumer 6058 an den Turnübungen Theil genommen haben.
In Neuhofen bei Speyher warf, ein mit Knochenwiegen
beschäftigter Bursche, als er von einigen Knaben geueckt wurde,
nach denselben mit einem Knochen und traf den 15 J. alten Niko—
saus Schultz am Kinn. Der Wurf hatte eine kleine Verletzung
zur Folge; dieselbe wurde gar nicht beachtet, aber schon nach 5
Tagen irat in Folge von Blutvergiftung Wangenkrampf und nach
weileren paar Tagen Starrkrampf und Tod ein.
In Großeisenbadh bei Freising wurden in einer der
ketzten Rächte einem Gastwirth9 Stüd Schafe auf schändliche