Ein am 153. dso. stattgehabter euglischer Ministerrath
beschäftigte sich mit den an den Befehlshaber der Engländer in
Transvaal gelangten Friedens-Eröffnungen der Boeren und sandte
sofortige Antwort auf dieselben.
Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, erhielten die
deutschen Konsulate in der Türkei die Weisung, bei politischen
Demonstrationen oder Konflikten stets den österreichischen Kol⸗
legen sich anzuschließen und deren Schritte zu unterstützen.
Der von den russischen Waffen bei Geok-Tepe erfochtene
Sieg über die Tekinzen scheint das Geschick des mittelasiatischen
Feldzuges und die Zukunft des transkaspischen Gebietes definitiv
entschieden zu haben. Generaladjutant Skobeleff meldet aus Aschabad
unterm 26. Januar (7. Februar):
„Nach Veröffentlichung der Proklamation, in der die Tekinzen
aufgefordert wurden, auf ihre früheren Wohnsitze zurückzukehren,
kehrt die Bevölkerung allmählich aus den Sandsteppen zurück und
liefert ihre Waffen aus. Bisher sind 7000 Familien erschienen.
Safi⸗Khan, Khudai-Werdh Khan und andere augesehene Häuptlinge
befinden sich in unserem Lager. Diese sammeln die uͤbrige Be—
pölkerung. Es ist interimistisch eine Verwaltung organisirt. Ich
ergreife Maßregeln, um die bei Geok-Tepe versammelten Familien
auf ihre früheren Wohnsitze zurückzubefördern. Denselben sind
aus den erbeuteten Vorräthen Sachen verabfolgt worden, als Kibitken
Proviant und Küchengeräthe. Auch wird Ihnen ärztliche Hilfe zu
theil. Es werden Maßregeln zur Desinficirung Geok-Tepes und
der Umgegend ergriffen, um schädlichen Folgen vorzubeugen, die im
Frühjahr eintreten könnten. Es erweist sich, daß in Dengil-Tepe
6400 Leichen beerdigt sind. Während der Belagerung fielen 8000
Mann, während der Verfolgung wurden vor meinen Augen nicht
weniger als 2000 Mann niedergemacht. Der Gesundheilszustand
der Truppen ist befriedigend.
Vermischtes.
*St. In gbert, 18. Februar. Gestern Abend hatte die
Gesellschaft „Haxmonie“ in ihrem Vereinslokale zu Ehren ihres
von hier als Dekan nach Kirchheimbolanden scheidenden Mitgliedes
Hrn. Pfarrer Krieger eine Abschiedsfeierlichkeit veranstaltei.
* Die Pfälzischen Eisenbahnen trugen im Januar
dieses Jahres das nette Sümmchen von 171,218 M. 26 Pf.
weniger ein, als im gleichen Monate des Vorjahres.
F Nach der „Kaisersl. Ztg.“ bezahlt die „Aktiengießerei
Kaiserslautern“ für das abgelaufene Betriebsjahr eine
Dividende von 7 pCt.
x Bezüglich der Versteigerung des Hotel Karlsberg in
Kaiserslautern bemerkt die „Kais. Zig.“, welche für den
Ankauf dieses Anwesens von Seiten der Stadt eingetreten war:
Ob Herr Consul Reis aus Auftrag oder auf eigenes Risiko handelte,
ist uns nicht bekannt. Hätte man ein so überaus klägliches Re—
sultat der Versteigerung dieses Prachtbaues gedacht, so häite viel⸗
leicht die am letzten Freitag in letzter Stunde im Stadirath noch
einmal aufgetauchte Anregung, für die Stadt mitbieten zu lassen.
noch einige Anhänger gewonnen.
F,In Bergzabern wurden dem im dortigen Distrikts—
krankenhaus aufgenommenen Bäcker Franz Hoffmann von Ingen—
heim beide Füße amputirt. Hoffmann hatte dieselben im Jahre
1876 erfroren und verlor damals sämmtliche Zehen. Das sich
seither jeden Winter wiederholende Aufbrechen der Füße machte
chließlich die jetzt ausgeführte Amputation nothwendig. (T.)
F In Landau wurde der Metzgerbursche Adam Ertel wegen
graver Majestätsbeleidigung verhaftet.
Der Gewerbe⸗-Foribildungsverein für Dürkheim und
Umgegend hat sich in einer am vorigen Sonntag abgehaltenen Ver—
sammlung zu einem Gewerbeverein umgestaltet. Zweck: Hebung
und Belebung der Gewerbe sowie Verbesserung der gewerblichen
Zustände überhaupt.
FIn Mannheim hat sich ein Hausbesitzer-Verein gebildet;
es wird Liste geführt über gute und schlechte Miether; noöthigen—⸗
falls übernimmt der Verein auch das Eintreiben der Miethe von
säumigen Zahlern ꝛc.
F Die Stadt Düren in der Rheinprovinz ist Erbin eines
großen Vermögens geworden. Der vor einigen Jahren verstorbene
Notar Ahrweiler hat 900,000 Mark testamentarisch zu Gymnasial⸗
zwecken vermacht. Wir glauben hiervon Notiz nehmen zu soilen,
weil äußerst selten Schenkungen zu derartigen Zwecken gemacht
werden.
Der Pfarrer Glas von Ammerthal, Vez.A. Am—⸗
berg, war — was bei einem Pfarrer gewiß selten dagewesen —
wegen Verfehlens gegen die Sonntagsfeier (er hatte an 3 Sonn⸗
tagen seine Dienstboten zum Kleegrasen angehalten und hiedurch
seiner Pfarrgemeinde großes Aergerniß gegeben) vom Schöffenge—
richte zu Amberg zu 9 M. Geldstrafe, ev. 3 Tagen Haft ver⸗
urtheilt und die hiegegen eingelegte Berufung vom Landgerichte
Amberg verworfen worden. Die gegen letzteres Urtheil beim Ober—⸗
landesgerichte München eingelegte Revision wurde in der letzten
AVV—
urtheilt.
Der Magistrat von Münch en hat für das siebente deutsche
Bundesschießen, das bekanntlich in München abgehalten wird, 6000
M. zu Ehrengaben bewilligt und zwar 4000 M. zu einem Haupi.
preis und 2000 M. für einige kleine Preise. Der Hauptpreis soll
aus einem hervorragenden Erzeugniß der Kundindustrie bestehen
und für die Beschaffung desselben eine Bewerbung mit Preisen von
500 und 250 M. für die zwei besten Arbeiten bezw. Zeichnung
zu denselben eröffnet werden. Gleichzeitig hat der Magistrat auch
10,000 M. zu dem Zweck bewilligt, um Gewerbetreibenden, welch⸗
die Landesausstellung beschicken, namentlich solchen aus dem Klein—
zewerbe, Beiträge zu den Kosten der Platzmiethe gewähren zu können.
— Mit Bezug auf die in Aussicht stehende neue Organisation
der bayerischen Artillerieregimenter wurden dem
Bernehmen nach die Offiziere derselben aufgefordert, zu erklären,
ob sie bei dem Fuß- oder den Feld-Artillerieregimentern eingetheili
zu werden wünschen. Die neue Organisation soll mit dem 1. Apri
ins Leben treten.
— Das eidgenössische Postdepartement in Bern hat am 14
ds. die Nachricht von einem schrecklichen Eisenbahnunglück erhalten,
das sich am Eingang des Mont⸗-Cenis-Tunnels bei Modane in
Folge eines fast 400 m langen Schneesturzes ereignet hat. Nähere
Ungaben fehlen noch, nur vernimmt man, daß die ganze Strece
don Wagentrümmern, Holzsplittern u. s. w. bedectt sei und daß
diele Menschenleben zu beklagen seien. Es soll das größte Eisen—
hahnunglück sein, das jemals auf dem europäischen Festland siatt⸗
gefunden hat.
F Urgroßmutter Hochzeit. Eine Gemeinde der nördlichen
Schweiz verwilligte jüngst einer verwittweten Urgroßmutter einen
Beitrag aus ihrem Gemeindefond zur Bestreitung der Kosten bei
hrer Wiederverehelichung.
F In Oesterreich-Ung arn geht man in jüngster Zeit
dem dort ganz besonders florirenden Wucher ernsthaft zu Leibe.
Der Reichsrath hat ein gegen denselben gerichtetes Gesetz ange—
nommen. In Pesth fängt man dagegen die Sache noch praktischer
an, indem man die Cravatten-Fabrikanten, vulgo Halsabschneider
nehr und mehr von der Gesellschaft auszuschließen bestrebt ist.
Dort sucht der Wucher, wie auch anderwärts, vor Allem sein Opfer
m aristokratischen Kreisen und bedient sich finanziell ruinirter Per—
oͤnlichkeiten als Vermittler. Dieser Tage wurde nun ein solches
Zubjelt aus dem Nationalkasino herausgemaßregelt, von dem man
n Erfahrung gebracht, daß es sich für 30,000 fl. nicht weniger
als 70,000 fl. hatte schreiben lassen; gewiß ein nettes Profitchen.
Gon der Billroth'schen Magenoperation.) Der Zustand
der Patientin war auch am 9. d., am zwölften Tage, ganz er—⸗
rreulich. Sie ist seit zwei Tagen vollständig fieberfrei, die Körper⸗
unktionen beginnen wieder in normaler Weise vor sich zu gehen.
Es ist nunmehr auch unwahrscheinlich, daß durch die Magen-Raͤhte
Abszesse entstehen würden, und dadurch scheint die letzte Gefahr,
velche im Laufe der Wundbehandlung häite eintreten können, be—
eitigt zu sein.
F. Eisen-Industrie. Aus Brüssel wird der „Frankf. Ztg.“
zeschrieben! „Die Aufträge aus Deutschland geben den Luxembuͤrger
Zochöfen volle Beschäftigung bis gegen Ende Juni. Luxemburger
Bußeisen wird jetzt per 1000 Kilo zu 50 Fres. für Belgien und
u 55 Fres. für Deutschland notieri.“
Der Gesammtwerth der jährlich in Frankre ich erzeugten
Modeartikel für Damen kann in runder Summe auf 75 Millionen
Fres. veranschlagt werden. Die für diesen Industriezweig erforder⸗
ichen Löhne tragen 12 bis 15 Millionen, die untet 22,000 Ar—
heiter und Arbeiterinnen zu vertheilen sind. — Seit einigen Jahren
Jat sich die Zahl der Schneiderinnen in Patis beträchtlich vermehrt.
Man kann den Gesammiwerth ihrer Arbeit auf 60 Millionen Frcs.
jährlich beziffern, und die Zahl der Arbeiterinnen, die sie beschäftigen,
übersteigt 135,.000. Die Ausfuhr von Modeartikeln im eigentlichen
Sinn repräsentirt einen Werth von 150 Millionen. Was künstliche
Blumen, falsche Haare, Hutwaaren, Bijouterieen, Wäsche, Schuh⸗
vaaren, und sonstige Zuthaten der eigentlichen Toilette betrifft, so
tellen sie einen Ausfuhrwerth von mindestens 100 Mill. Fres dar.
F. Die Weinernte in Frankreich, die im Jahre 1873
33 Millionen Hektoliter betrug, ist infolge der Phylloxera im letzten
Jahre auf 30 Millionen herabgesunken. Bei dieser Gelegenheit ist
es vielleicht nicht uninteressant zu erinnern, daß die Produktion vor
der Revolution eine geringere war und 25 Millionen nicht über⸗
schritt. Die Anzahl der mit der Weinrebe be flanzten Hektaren
betrug damals 1,546,6146. Im Jahre 1880 In sie sich auf
2,208,895 erhoben.
Unter den Stenographen der französis ch een Deputir⸗
enkammer herrscht große Aufregung. Am 16. ds. soll daselbst
eine Maschine versuchsweise aufgestellt werden, welche den steno⸗
zraphischen Dienst verrichteit. Diese neueste Erfindung eines Italieners
st bereits seit einiger Zeit im italienischen Parlament in Wirksamkeit.
Sollte sie sich auch in Paris bewähren, so hätte die Thätigkeit