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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöoͤchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
lage) ericheint wochentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierieljahrlich
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mit 13 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Neclamen mit 30 — pro Zeile berechnet.
M 4.
Donuerstag, den 6. Januar
1881.
Bestellungen für das J. Quartal auf den
„St. Ingberter Anzeiger“ mit illustrirtem
Zonntagsblait werden bei allen k. Poststellen, den Postboten von
unsern Austrägern und in der Expedition entgegengenommen.
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Den Engländern ist eine neue Unglückskunde aus Südafrika
zugekommen. Ebenso wie die Transvaal-Boers haben sich jetzt
auch die Boers des von den Engländern hart bedrückten Oranje—
Freistaates erhoben, um ihren Blutsverwandten im Transvaallande
beizustehen.
Deutsches Reich.
Der bayerische Landtag ist auf den 19. Januar ein⸗
herufen.
key. deutsche Reichskasse hat an Zollen und Verbrauchs-
tteuern in der Zeit von April bis Ende November 1880 um fast
38 Mill. Mark mehr vereinnahmt, als im gleichen Zeitraum von
879.
Nach der „Nationalliberalen Korrespondenz“ enthält der Ent⸗
purf das unter Leitung des Reichskanzlers ausgearbeitete Un fall⸗
Bersicherungsgesetz (soll dies der Ersatz für die srüher ver⸗
seißene Arbeiterversicherung seind) folgende Grundsätze: Die Unfall⸗
derficherung soll obligatorisch gemacht werden; das Reich nimm
die Versicherung selbst in die Hand und zahlt die Entschädigung
dirett an die Arbeiter aus, die Arbeitgeber unter gewisser Mit—
wirkung der Gemeinden zahlen die sie betreffende Versicherungs⸗
hrämie an die Reichskasse. Das Haftpflichtgesetz wird nicht auf⸗
gehoben; liegt ein Fall des Haftpflichtgesetzes vor, so zieht das
steich die betreffende Entschädigung vom Arbeitgeber ein.
Kaiser Wilhelm hat beim Neujahrsempfange keinerlei An⸗
prache gehalten, sondern sich nur auf eine Unterhaltung mit ein—
elnen Personen nach beendigtem Empfange beschränkt.
Als Hochzeitstag des Prinzen Wilhelm von Preußen
Sohn des Kronprinzen) ist jetzt endgiltig der 27. Februar fest⸗
gesetzt worden.
Ausland.
Das Jahr 1880 wird in der Finanzgeschichte Frankreichs
ne hervorragende Stellung einnehmen. Ungeachtet der Steuer⸗
abminderungen und der großen Ausgaben für össentliche Bauten
ergeben die indirekten Steuern einen Ueberschuß von 170 Millionen.
Die im Laufe des Jahres bewilligten Zusatzkredite abgerechnet,
bleiben gegen 100 Millionen verfügbar, deren Verwendung von
der Abgeordnetenkammer festzusetzen ist. Der Finanzminister wird
eine darauf bezügliche Vorlage einbringen und namentlich die Ab—
schaffung der Papiersteuer, die 6!/3 Mill. Frks. abwirft beantragen.
London, 4. Januar. Die Regierung besitzt seit mehreren
Tagen Nachrichten, welche zu dem Glauben berechtigen, die Fenier
wollten sich der den Freiwilligen⸗-Regimentern in London gehören⸗
den Waffen bemächtigen. Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. Die
Waffendepots werden Tag wie Nacht bewacht.
In Liverpool (England) wurde am Montag Abend vier⸗
mal versucht, die Docks (Schiffsaufnahmeplätze) durch Vetroleum
anzustecken.
Auch über ein Torpedo-Attentat gegen den im Firth of Forth
tationierten englischen Monitor „Lord Warden“ wird berichtet:
Es scheint, daß die fenischen Aufrührer Irlands gleich den rus—
ischen Nihilisten, die Regierung durch derartige Schreckensthaten,
weiche sie übrigens schon vor Wochen ganz offen angekündigt haben,
zu Zugeständnissen zwingen wollen. Welch ungeheuerliche That die
Inbrandsetzung der Livepooler Docks (48 an der Zahl) sein würde,
davon kann man sich einen Begriff machen, wenn man vernimmt,
——
bedecken und der Jahreswerth der dort aufgestapelten Baumwolle,
Wolle, Tabak, Zucker, Kaffee, Petroleum, Sprit, Wein und Spec
84,858,000 Pfd. Sterl. beträgt.)
Aus Dublin wird gemeldet, daß die dortigen Militärbe—
hörden außerordentliche Vorsichtsmaßregeln treffen, woraus gefolgert
wird, daß ernste Besorgnisse wegen einer nahe bevorstehenden Gefahr
gehegt werden. Die wüsten Zustände in Itland dauern mittlerweile
jsort. Neuerdings werden auch Frauen vielfach angeschossen, trotz
der berühmten irischen Höflichkeit gegen das schöne und schwächere
Beschlecht.
Die Boischafter der Großmächte haben am 8. ds. W. einen
neuen gleichmäßigen Schritt bei der Pforte zu Gunsten des
Schiedsgerichts gethan.
Vermischtes.
Der hiesige Stadtrath hat 300 M. zu den Kosten
eines Grabdenkmals für den verstorbenen kgl. Bezirksamtmann
Damm genehmigt.
4 Der evangelische Kirchengesangverein für die Pfalz ist,
wie die Vereine für Württemberg, Baden und Hessen, ebenfalls
dem „Südwestdeutschen evangelischen Kirchengesangverein“ beige⸗
treten.
Nach den Ergebnissen der neuesten Bierstatistik wnrden im
deutschen Reiche auf den Kopf der Bevölkerung an Bier erzeugt
in der norddeutschen Steuergemeinschaft 62 Liter, Bayern 263,
Wuͤrttemberg 200, Baden 71, Elsaß-⸗Lothringen 583 Liter.
4 In der Nacht vom 30. auf 31. Dezember wurde in den
Büterschoppen der Station Blieskastel eingebrochen und dar⸗
aus 9 Paar Stiefel im Werthe von ca. 100 M. entwendet. Der
Dieb scheint es nur auf gutes Schuhwerk abgesehen zu haben, da
erschiedene Kisten erbrochen, aber daraus Nichts entnommen war.
4 Am 1. Jan. Abends wurde in Erlenbach bei Otter⸗
herg der Bahnbedienstete Heinrich von da, verheirathet und Vater
‚on 4 kleinen Kindern, nach einem geringfügigen Wortwechsel von
einem gewissen Hafner erstochen.
Ein Handwerker in Neustadt hat sich, um die Hunde⸗
teuer zu ersparen, ein anderes Hausthier und zwar ein — Schwein
u seinem ständigen Begleiter erkoren. Wie man der „Pf. Ztg.“
zerichtet, folgt das niedliche Thier seinem Herrn auf Schritt und
Triti, hört auf den Ruf und begleitet seinen Gebieter sogar in's
Wirihshaus. Der Neustadter Stadtrath wird also wohl einen
Ortspolizeibeschluß erlassen müssen, durch welchen das Mitnehmen
von Schweinen in das Wirthshaus verboten wird.
Dem greisen katholischen Pfarrer Laroche in Scheiben⸗
hardit wurde von S. Maj. dem deutschen Kaiser der Kronen⸗
zrden mit der Zahl 50 verliehen. 50 Jahre lang ist uämlich
herr Laroche Pfarrer und 46 davon brachte er in Scheibenhardt zu.
Der Kriegerverein Steinfeld erhielt dem „S. W.“
zufolge von S. M. dem König von Bayern 100 M. als Beisteuer
zur Anschaffung einer Fahne.
— In der kathol. Kirche zu Bergzabern wurde kürzlich
der Opferstock von unberufener Hand entleert. Den Inhalt schätzt
man auf 200 M.
Ludwigshafen ist die einzige pfälzische Stadt, welche
seit der letzten Volkszählung um 25 Prozent zugenommen hat.
Dabei ist die Thatsache interessant, daß der „Hemshof“ allein über
7000 Bewohner zählt, während die Stadt selbst ca. 8000 Ein⸗
vohner hat. —.
In Speyer starb am Morgen des 4. Januar in Folge
ines Herzleidens der kgl. Regierungsrath Herm. Osann im Alter
don 53 Jahren.
F Seit 4 Jahren besteht in der Stadt Speh er ein Verein,
welcher den sehr löblichen Zweck verfolgt, aus dem Erlös von
Cigarrenabfällen und aus freiwilligen Gaben arme Kinder mit
passenden Neujahrsgeschenken zu erfreuen. In jeder Wirthschaft
ind mehrere Sammelbüchsen mit der Aufschrift „Gedenket der
Armen“ aufgestellt, welche von Zeit zu Zeit entleert werden. Die
Zusammenstellung der Einlagen am Ende des Jahres 1880 ergab
die schöne Summe von ca. 260 M. Davon konnten nicht weniger
als 24 arme Kinder beschenkt werden.
In Mainz erkrankte vor ungefähr zwei Jahren die Frau
eines Privatmannes plötzlich unter heftigen Schmerzen in der Seite.
Alsbald zeigte sich in der Nähe der Leber eine heftige Geschwulst,
und da alles Mediziniren Nichts half, so wurde unter Zuziehung
mehrerer Aerzte eine Operation vorgenommen. Die unglückliche
Frau litt fürchterlich, aber trotz der Operation konnte die Wurzel
des Uebels nicht aufgefunden werden, und da mit der Zeit die