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M 46 Sonntag, den 20. Bärz 1881.
Deutsches Reich.
In der Donnerstag⸗Sitzung der bayerischen Abgeordneten⸗
tammer verkündete der Minister des Innern eine kgl. Botschaft,
vodurch die Dauer der Landtagssession bis zum 9. April ver—⸗
iängert wird.
Der Reichstag setzte in seiner Sitzung vom Donnerstag
die im Jahr 1881/82 aus der Tabakste uer zu erwartenden
kinnahmen fest. Sonnemann brachte dabei das Verfahren der
Straßburger Tabakmanufaktur zur Sprache und tadelte es scharf.
Staatssekretär Bötticher erwiderte: „Die, welche sich darüber be—
chweren, hatten den vorgeschriebenen Instanzenzug noch nicht er⸗
chöpft, als sie sich an den Bundesrath wendeten. Dieser überwies
daher die Beschwerden an den Stadihalter von Elsaß-Lothringen
zu weiterer Veranlassung und befaßte sich seitdem nicht wieder mit
der Frage.“ Ueber das Tabakmonopal, fügte er bei, sei er nicht
in der Lage eine Erklärung abzugeben; seit dem Jahr 1879 habe
die Frage, wie aus dem Tabak höhere Steuererträge zu erzielen seien,
den Bundesrath nicht wieder beschäftigt; auch gegenwärtig liege
kein Anlaß vor, dieser Frage näher zu treten.
Ausland.
Am Abend des 16. März wurde zu London in einer
Mauernische des Mansionhouses, der Residenz des Lord-Mayors,
eine Kiste mit 40 Pfund Pulver und einer angezündeten Lunte
gefunden. Die Lunte wurde durch einen Polizeioffizianten gelöscht
und hiedurch die Explosion verhindert. Der Anstifter des ver—⸗
zrecherischen Planes ist nicht enideckt worden. („Lordmayor“ ist
der Titel des ersten Bürgermeisters der Stadt ee
Vom auswärtigen Amte zu Petersburg ist an die Ver—⸗
treter Rußlands bei den fremden Regierungen am 17. ds. ein
Zirkular versandt worden. Dasselbe beirachtel als erste Pflicht des
daisers, die Erbschaft festzuhalten, welche lange Zeit alle Akte seiner
Vorfahren bestimmte und nachdem Rußland jetzt zu vollständiger
Entwickelung nach Außen gelangt sei, handle es sich nunmehr um innere
Konsolidierung und um die Entwickelung der Zustände auf bürger⸗
ichem, ökonomischem und sozialem Gebiete. Die Vollendung dieser
AMufgabe sei das einzige Ziel der russischen Politik, welche friedlich
sein und den traditionellen Freundschaften und Sympathien treu
bleiben werde. Rußland verzichte nicht auf den ihm gebührenden
Platz im Konzerte der europäischen Mächte, und werde, indem es
olidarisch bleibe für den allgemeinen auf Recht und Verträge be—
ruhenden Frieden von inneren Arbeiten sich nicht abziehen lassen,
rußer um deren Sicherheit zu schützen. Das Ziel der Politik des
daisers sei die Macht und Wohlfahrt Rußlands, zum eigenen
Besten und Niemands Schaden.
Ein Erlaß des russischen Kaisers fordert auch die Bauern
uuf, dem Herrscherhause den Eid der Treue zu leisten. Dies geschieht
nn Folge eines Manifestes des Kaisers Alexander I. vom 8. März
1861, wonach am 17. desselben Monats ca. 1,3500, 000 leibeigene
Dienstleute und über 20,000, 000 an die Scholle gebundene Bauern
rei wurden. Dieser Akt des entschlafenen Kaisers hat seinen
Namen unauslöschlich in die Geschichte eingetragen.
In New-NYork fand vor einigen Tagen ein großes Sozi⸗—
zlisten-Meeting Statt. Es wurden die übuchen Brandreden ge—
hJalten und Resolutionen angenommen, welche die Petersburger
Kreuelthat billigen.
LDermischtes.
F Auch die Verhandlung der gegenwärtigen Schwurg e—⸗
richtssession endete mit Freisprechung. Angeklagt war Georg
Magin, 32 Jahre alt, Bahnwart in Schifferstadt, wegen Brand—
tiftung. Vertreter der kgl. Staatsbehörde: Staatsanwalt Scherrer;
Vertheidiger: Rechtsanwalt Schmidt. In der Nacht vom 17. zum
8. Okt. obhin entstand in dem Hause des Angeklagten, der in
er letzten Zeit etwas in Vermögensrückgang gekommen war, Feuer.
Am Abend vorher hatte er sich mit feiner Frau und seinen vier
dindern nach Rheingönnheim auf die Kirchweih begeben zu einer
Schwägerin, war dort bis 12 Uhr auch in verschiedenen Wirthschaften
zesehen worden; dann aber bis 4 Uhr verschwunden. Da es in
einem Hause an mehreren getrennien Stellen zugleich brannte, und
n der Nachbarschaft hinterlassene Fußspuren als von ihm herrührend
erkannt wurden, so lenkte sich der Verdacht der Brandstiftung bald
uf ihn, umsomehr da er sein Mob iliar auch bedeutend über den
vahren Werth versichert haite und mit der Versicherungssumme alle
eine Gläubiger hätte befriedigen können. Der Angeklagte wird
ibrigens als ein braver und unbescholtener Mann geschildert und
sa sichere Beweise seiner Schuld nicht erbracht werden konnten, so
erfolgte Freisprechung.
In Waldsee haben sich zur Auswanderung nach Amerika
m Ganzen 144 Personen gemeldet. Hievon sind 42 unter 5
dahren, 39 von 3 bis zu 12 und 69 über 12 Jahre alt. Der
Hemeinderath hat beschlossen, daß von diesen 144 Personen 14
zestrichen werden, weil dies sämmilich ledige, kräftige Leute sind,
zie auch in Deutschland bei gutem Willen ihr Brod verdienen können.
die Gemeinde hat für die Fahrt allein 10,800 M. aufzubringen.
Aus Wachenheim schreibt der „D. Anz.“: Daß unsere
Wingerte ein ansehnliches Capital repräsentiren und ihr Werth eher
teigt als sinkt, zeigte sich wieder bei der Versteigerung der Gebrüder
deidschuh. Es wurden u. a. erlöst für 33 Decimalen Wingert
m Belz 8000 M., für 38 Decimalen Wingert in der unteren
Altenburg 3800 M. und für 17 Decimalen Wingert im Gerüm⸗
»el 2000 M.
In Ludwigshafen hat sich am 16. ds. eine Anzahl
Zewerbsleute dahin geeinigt, fortan vierleljährlich ihre Rechnungen
uuszustellen, da die seitherige Uebung der jährlichen Hinausgabe
ich als dem Gewerbsmann nachtheilig erwiesen habe. — Eben
aselbst haben 32 Handwerker, welche den Innungen der Metall⸗,
dolze und Bäckergewerbe angehören, ihre volle Uebereinstimmung
rklaͤrt mit der Abäͤnderung der Gewerbeordnung, betr. die Innungen,
vie die bekannte Gesetzesvorlage sie enthält.
4 Zu folge eines soeben veröffentlichten Ausweises sind aus
gaiérin in den Jahren 1877 bis 1880 16,129 Personen nach
ven Vereinigten Staaten ausgewandert. Das Auswanderungs-
erhältniß in den einzelnen Jahren der angegebenen Periode ist ein
iußerst beachtenswerthes. Es kehrten dem Vaterlande den Rücken
m Jahre 1877 1559, 1878 1748, 1879 2693 und 1880
0,129 Personen. Auch in diesem Jahre hat die Aus wanderung
viederum bedeutende Dimensionen angenommen.
4Dem Einzelrichter auf dem Molkenmarkte zu Berlin
vurden am Montag früh 276 Personen männlichen und weiblichen
geschlechtes vorgefuͤhrt, die wegen Bettelns, Unfugs oder Umher⸗
reibens während des Sonnabends und Sonntags aufgegriffen
vorden waren. Da der eine der beiden Richter erkrankt war, so
nußte der andere allein sämmtliche Arrestanten aburtheilen, was
zis zum Abend währte.
4 Die dritte Magenresektion Bil Iroth's. Am vergangenen
Zonniag führte Hofrath Professor Billroth in seiner Klinik die dritte
Magenresektion aus, und zwar an einer seit ungefähr einem Jahre
nit Magenkrebs und den daraus resultirenden Beschwerden behaf⸗
eten 36 Jahre alten Frau. Der Ausgang der Operation war
in ungünstiger; die Kranke starb nach etwa 12 Stunden an Er—⸗
chöpfung.
Schnelle Fahrt. Eine der schnellsten Reisen zwischen
xngland und den Vereinigten Staaten hat kürzlich der Dampfer
Britannic“ von der White Star Linie zurückgelegt. Dieser Dampfer,
ines der schönsten Schiffe des atlantischen Dienstes, verließ Queens-
own am 18. Februar 423 Uhr Nachmittags und langte am 28.
*ebruar 2113 Uhr Morgens in New-HYork an. Er hat somit diese
ahrt in 6 Tagen und 10 Stunden zurückgelegt.
Fcar derichte.
Zweibrücken, 17. März. (Fruchtmittelpreis und Viktualienmarkt.)
Weizen 11 M. 15 pf, Korn 10M. 34 pf., Gerste zweireihige d M. — Pf.
erreihige d M. — Pf. Spelz d M. — Pf. Spelzkern — M. — Pf-
Hinkele M. ppf. Mischfrucht 10 M. 28 Pf., Hafer 6 M. 71 Pf.,
erbsen — M. — Pf., Widen 6 M. 95 Pf., Kartoffeln 1 M. 90 Pf.,
deun2z M. 8385 Pf., Stroh 8 M. 06 ppf., Weißbrod 1?/2 Kilogr. 57 Pf.
tornbrod 3 Kilogr. 72 Pf. Gemischtbrods Kilogr. 87 Pf., paar Weck 100
zr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 56 Pf. II. Qual. 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf.,
ammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf.z Butter 1/3 Kilogr. 1 M. 085 Pf.,
Vein 1 Liter 80 Pf., Bier J Liter 24 Pf.
Fuür die Redaction verantwortlich: F. xX. Deme