Full text: St. Ingberter Anzeiger

sichtbaren Ausdrudk ihrer Dankbarkeit zu geben. Er hat im Dienste 
der Erforschung Australiens sein Leben gelassen. 
Auch unler unsern neuseeländischen Gegenfüßlern wandeln 
zahlreiche Deutsche als Landwirthe, Handwerker, Kaufleute, Aerzte, 
Heistliche, Photographen. Ein Deutscher war lange Zeit Premier⸗ 
minister in Wilington auf Neuseeland. Deutsche finden sich auch 
auf den gesegneten Inseln der Südsee. Möchte endlich einmal die 
Slunde kommen, da die deutsche Regierung eine ihrer Hauptauf— 
zabe darin erblickt, den Segen, welcher bisher die Auswanderung 
uͤber freimde Nationen brachte, auf das eigne Vaterland zu 
leiten. (Tech. Gew. Correspondenz.) 
Deutsches Reich. 
GBayerischer Landtiag.) Der Steuergesetz⸗ Ausschuß 
der Kammer der Reichsräthe hat in erster Lesung des Gesetzentwurfs 
uͤber die Capitalrentensteuer den Antrag des Reichsraths Grafen 
zu Ottenburg, die Capitalrentensteuer bei einer Jahresrente von 
ber 1000 M. mit 4 pCt. (statt, wie die Kammer der Abgeord⸗ 
neten beschloß, mit 3* pCt.) zu erheben. mit 4 gegen 3 Stimmen 
angenommen. 
Im Auftrage Sr. Maj. des Königs von Bayern wird sich 
herzog Karl Theodor nach Braunschweig zu der am 25. d. statt⸗ 
ͤndenden Feier des fünfzigjührigen Regierungsjubiläums des Her⸗ 
—— Wilheim begeben, um die Allerhöchsten Glückwünsche zu über⸗ 
ringen. 
Nach den neuesten Nachrichten sollen di Reichsstagswahlen 
im October stattfinden. 
Ausland. 
Aus Paris wird der „Köln. Zeitung“ gemeldet: In Folge 
der erneuten Weigerung des Bey von Tunis, mit den Franzosen 
gemeinsam gegen die Krumirs vorzugehen, beschloß die französische 
Rtegierung, eine Flotte mit Landungstruppen vor Tunis zu senden. 
Die Truppen werden gegenwärtig in und um Toulon concentrirt 
und befiehen aus zwei Infanterie-Regimentern, einem Cavalerie⸗ 
Regiment, einem Jägerbataillon zu Fuß, zwei Batterieen und einer 
Fenie⸗ und Train ⸗Abtheilung. Von der französisch- tunesischen 
Grenze vernimmt man fast nichts. Die Behörden lassen fast nur 
Depeschen durch, die ihnen gefallen. 
In Paris wurde am 10. April die internationale Münz- 
conferenz durch den französischen Minister des Auswärtigen Barthe⸗ 
emey St. Hilaire mit einer begrüßenden Ansprache eröffnet. Auf 
der Münzeonferenz sind folgende fünfzehn Staaten vertreten: 
Deutschland, Oesterreich, Belgien, Dänemark, Spanien, Nordame⸗ 
ka, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Italien, Holland, 
Portugal, Rußland, Schweden und die Schweiz. Die Vertreter 
ẽnglands und Italiens sind noch nicht eingetroffen. 
Der „Telegraphe“ bringt folgende offizioͤse Mittheilung: „Trotz 
der feindseligen Haliung des Bey von Tunis bleibt die franzö⸗ 
sische Regierung daben nicht unmittelbar gegen Tunis einschreiten 
zu wollen; aber das Touloner Geschwader hat Befehl, sich auf 
das erste Zeichen zur Abfahrt bereit zu halten, wenn der Fanatis- 
nus der Mohamedaner die europäischen Residenten ernstlich bedroht 
oder wenn irgend eine andere erhebliche Ursache eintreten sollte.“ 
Der Kronprinz Oscar von Schweden beabsichtigt, sich in's 
französische Hauptquartier nach Nordafrika zu begeben, um dort 
den militärischen Operationen als Freiwilliger beizuwohnen. 
Die Zustaͤnde in Petersburg werden von dverschiedenen 
Seiten als außerordentlich düster geschildert. Der Zar kommt nicht 
zum Aufathmen; er mißtraut seiner ganzen Umgebung und wohl 
aicht ohne Grund; denn, so gut ihm die nihilistischen Proklamationen 
in die Hände gespielt werden konnten, ebenso gut könnte ihn auch 
die Hand eines Meuchelmörders erreichen. Am meisten leidet unter 
diesen Verhältaissen die Zarin, welche sich in der furchtbarsten Auf⸗ 
regung befindet; sie soll es auch sein, welche ihren Gemahl dazu 
drängt, gewisse Forderungen der Nihilisten zu bewilligen, bis jetzt 
aAllerdings ohne Erfolg. Und doch wird sich Alexander III. dazu 
òntschließen müssen, denn die Verschwörung findet immer größere 
Sympathie beim Volke und die widerstreitendsten Elemente fangen 
an, zur Erreichung ihrer Zwede sich mit dem Nihilismus zu ver⸗ 
hinden. In der Umgebung des Zaren sieht man mit fieberhafter 
Spannung den Beschlüssen des Zaren entgegen, denn Jedermann 
fühlt, daß es sich dabei um sein eigenes Leben wie um die Ruhe 
des ganzen Landes handelt. 
Ein Petersburger Correspondent der „Nat.«Ztg.“ be— 
zauptet, die Verwahrung des Großfürsten Nikolaus Konstantino—⸗ 
vitsch in Pawlowsk habe mit Politik und Nihilismus nichts zu 
scchaffen; Anlaß dazu habe ein unehrerbietiger Brief gegeben, wel⸗ 
hen er dem Kaiser geschrieben habe. 
Am 20. April überreichten die Gesandten in Athen die 
Antwort der Großmächte auf die griechische Note vom 13. April. 
Die Antwort ist freundlich gehalten, nimmt Act von der Annahme 
des Grenzvorschlages durch Griechenland, verspricht demnächst Aus⸗ 
sunft über die Räumungsfrist und sagt Griechenland wohlwollende 
Anterstützung bei der Ausführung zu. 
Vermischtes. 
* St. Ingbert, 22. April. Das in der Kohlenstraße 
jelegene Anwesen des Korkstopfenfabrikanten Hrn. Max Woil 
burde gestern von dem Vater desselben Hrn. Kaufmann Joh. Jos. 
Woll“ um die Summe von 14,000 Mark ersteigert. Das An— 
vesen besteht aus einem zweistöckigen Wohnhaus, Korkstopfenfabrik 
nit Maschinen und Lagerhaus. 
* St. Ingbert. Unter den 88 Kandidaten, welche die 
m August vor. Jahres stattgehabte Prüfung für den Einnehmerei— 
zienst besianden haben, befindet sich auch der Einnehmerei⸗ (jetzt 
herichtsschreiber⸗) Gehilfe Hr. Joh. Jos. Glattfeld von hier. 
*—Es wird uns mitgetheilt, daß dieser Tage von Seiten 
ines großen Theiles der hiesigen Bürgerschaft eine Petition 
in die Direktion der Pfälzischen Bahnen abging, in der fuͤr 
insere Stadt bei Aufstellung des Sommerfahrplans eine bessere 
Berbindung mit den Zügen über Homburg nach der Vorderpfalz 
ind von da nach hier zurück gewünscht wird. Hoffentlich findet 
ieser dem Interesse unserer Stadt dienende Wunsch geneigte Be— 
ichtung. 
x Wir machen darauf aufmerksam, daß am 285. ds. Mtis., 
lso nächsten Montag, für die Volksschulen das neuse Schuljahr 
seginnt. An diesem Tage hat auch die Aufnahme aller der Kinder 
n'die Schule zu erfolgen, welche das schulpflichtige Alter erreicht 
saben. Ueber die Aufnahme in die Volksschule hat eine Königl. 
Allerhöchste Verordnung folgendes bestimmt: 
1.) Die Werktagsschulpflicht beginnt für Knaben und Mädchen 
mit dem zurüchgelegten 6. Lebensjahre. 
Die Aufnahme in die Werktagsschule erfolgt zu Anfang des 
Schuljahres für alle Knaben und Mädchen, welche bei gehöriger 
Entwickelung der geistigen und körperlichen Kräfte zu diesem 
Zeiwpunkte das 6. Lebensiahr zurückgelegt haben. 
Unter der gleichen Voraussetzung ist die Aufnahme auch jenen 
dnaben und Mädchen zu gewähren, welche das 6. Lebensjahr inner⸗ 
alb der darauffolgenden drei Monate zurücklegen werden. 
Das von pfälzischen Lehrern bearbeitete Lesebuch für 
die Oberklasse der Volksschule ist nun gleichfalls ministeriell ge— 
iehmigt, so daß nunmehr sämmtliche Theile des neuen pfälzischen 
defebuches die amtliche Genehmigung zur Einführung in den 
5chulen erhalten haben. 
FF Dürkhei mist durch einen hochherzigen Akt bedacht worden. 
derr F. Brune daselbst hat nämlich dem 6. Fond ein Kapital 
on Mk. 2500 überwiesen — unter dem Titel „Friedrich Brund—⸗ 
ztiftung“ —, welches zum Besten armer Konfirmanden mit der 
zestimmung verwendet werden soll, daß von den Zinsen alljährlich 
M. 100 fuͤr solche protestantischer Konfession ausgesetzt werden. 
— In der Sitzung des Petitionsausschusses der Abg.-Kammer 
»om 8. April hat der Abg. Schmidt (Zweibrücken) die Beschwerde 
es Herxheimer Gemeinderaths gegen Wiederaufhebung des 
stotariats in Herxheim, welche abgewiesen worden war, zur Ver— 
sjandlung im Plenum der Abg.Kammer reklamirt. Die Petition 
st erfolgt, weil auf eine Beschwerde der Herrheimer in Zweibrücken 
enselben erklärt worden sei, daß das Justizministerium sämmtliche 
rand-Notariate der Pfalz aufheben wolle. 
— Das Jahr 1881 ist ein Maikäfer-Flugjahr. 
da nur gemeinsames Vorgehen im Stand ist, diese gefräßigen 
däfer einigermaßen unschädlich zu machen, so hat das Bezirksamt 
dandau das Einsammeln und Tödten der Maikäfer durch die 
Zrundbesitzer angeordnet. 
Am Samstag den 30. April wird vor der Strafkammer 
)»es Landgerichts Saarbrücken die Prozeßverhandlung gegen 
den früheren Bankvereinskassie Max Scheuch wegei Wechsel⸗ 
älschung beginnen. 
Trier. Als Uebungsterrain für das diesjährige Manöver 
der 16. Division ist in Aussicht genommen: 2) für die Detache⸗ 
nentsübungen der kombinierten 31. Infanteriebrigade die Gegend 
in Hetzerath; b) für die Detachementsübungen der kombinierten 
32. Infanteriebrigade das Gelände zwischen Saar und Mosel, 
oestlich von Saarburg; 0) für die Divisionsmanöver die Gegend 
ei Hetzerath und Wittlich. Wann das Manöver beginnen wird, 
st noch nicht bestimmt, es ist indessen hierfür Mitte oder Ende des 
Nonats August in Aussicht genommen. 
F In Weiskirchen, Reg.Bez. Trier fand am 14. dsß. 
ine verheerende Feuersbrunst statt, welche in kurzem Zeit⸗ 
aume 31 Häuser einäscherte Der Schaden ist um so empfind—⸗ 
icher, als hauptsächlich der ärmere Theil der Bevölkerung davon 
zetroffen wurde. Die abgebrannten Häuser waren zwar meistens 
zersichert; das mitverbrannte Mobiliar war dagegen durchweg nich' 
ersichert. 
F Wohlbekomms! Kürzlich gelangte eine Sendung Seegras 
zach Mannheim, welches, wie vermuthet wurde, mit Hülfe 
»on Tabaksjauche zu Tabak verarbeitet werden sollte. Da das Ge— 
etz die Verarbeitung von Substituten zu Tabak verbietet, so wurde 
ine Untersuchung angesiellt, welche ergab, daß das Seegras zur 
»erstellung von Cigaretten dienen sollte.