*Gie Fahne der 6ler.) Bekanntilich wurde in dem
Fefechte bei Pouilly (23. Januar 1871) die mit Blut geträukte
ind zerschossene Fahne des 2. Bataillons des Infanterieregiments
sr. 61 unter einem Haufen von Leichen durch Mannschaften der
Hrigade Ricciotti Garibaldi aufgefunden. Es ist die einzige Fahne,
die das deutsche Heer im Kriege von 1870 und 71 eingedüßt hat.
In Bezug darauf bemerkt die „Allg. Militär-Ztg.“: „Richt allge—
mein bekannt dürfte eine spätere Aeußerung des Generals Garibaldi
iber das Gefecht bei Poully sein. „Wir hatten (so erzählt derselbe
zuf Caprera dem Redakteur des „Corriere di Sardegna“) 36 Ge—
chütze, und dennoch, trotz des furchtbaren Kanonenfeuers, schritten
die Deutschen 4 passo di scuola vor. Die Deuischen sind die
ersten Soldaten der Welt. Ich habe niemals so viele Leichen ge—
sehen auf, so engem Raum zusammengedrängt, wie vor Dijon.
Siellen Sie sich vor, daß in einem Raume, wie in dieser Stube,
in welcher wir uns befinden, ich 53 Leichen gezählt habe.“
Fünffacher Mord. In Wien sermordete ein Schuh—
macher seine Frau und vier Kinder und verwundete sich selbst
chwer. Drückende Noth soll die Veranlassung zu der gräßlichen
That gewesen sei.
Die Reichthümer der Nationen. Wir ent—
nehmen einem Pariser Yachtblatt folgende statistische Notizen über
den Nationalreichthum nachgenannter Staaten. Man schätzt das
Rationalvermögen:
Englands (ohne Kolonien) auf 222,000 Mill. Francs.
Frankreichß .. „183,500 ,
der Vereinigten Staaten 160,000, F
Deutschlandd 10,000 , XP
Rußlandes.. 75,000,
Holland... 58,000
das jährliche Durchschnittseinkommen per Kopf der Bevölkerung
zeträgt in:
ae .. — 825 Fr. Vereinigten Staaten — 525 Fr
holland.. — 650 Fr. Engl. Kolonien. — 450 Fr
zrankreich. . — 625 Fr. Deutschland.. — 428 Fr.
In den standinavischen Ländernn.... * 4828 gr.
die Vermehrung des Nationalvermögens beträgt jährlich in:
den Vereinigten Staaten 4,225 Mill. Francs.
Frankreichh ...1,875, F
England.... 1,625,
Deutschland.... 1,000 F
f.In Buka rest war am 8. das dem Posiamte attachirte
zollamt gesperrt, da fast sämmtliche Beamte, der Theilnahme an
einer Stempelfälschung beschuldigt, verhaftet wurden. Die
Aufnahme des Thatbestandes ergab für 4 Tage allein eine Ver—
antreuung von 48,000 Francs.
Das Erdbebenauf Chios. Ein Berichterstatter
des „Standard,“ welcher Chios nach dem jüngsten Erdbeben besucht,
übermittelt seinem Blatte den neuesten Ueberschlag über den durch
die Katastrophe verursachte Lebensberlust und Eigenthumsschaden.
Darnach wurden 4189 Personen getödtet, 1015 ernstlich verletzt,
14,000 Häuser zerstört, und der gesammte Eigenthumsschaden be—
läuft sich auf 3—4 Millionen Lstr.
GWie der Kaiser von Rußland wohnt.)
daiser Alexander bewohnt das Schloß Gatschina an der Mogkauet
kisenbahn. Soldaten⸗Handwerker haben es in aller Eile herrichten
müssen. Den zu den Arbeiten bestimmten Soldaten-wurde ein
hoher Lohn versprochen, aber sie mußten vor Beginn der Arbeiten
Pachts in der Schloßkirche zu Gatschina schwören, keine Silbe über
die Arbeiten, die sie verrichten sollten, zu verrathen. Den Mein—
eidigen drohte man mit dem Tode und Sibirien. Dennoch sind über
jene Arbeiten und neuen Einrichtungen in Gatschina eine Reihe
Mittheilungen in das Publikum gedrungen. Es heißt unter anderm,
wn dem Schlafzimmer des Kaisers sei nach einem kaiserlichen
Stallgebäͤude, wo Tag und Nacht eine Anzahl Pferde, gesattelt steht,
ein unterirdischer Gang hergestellt worden. Unmittelbar neben dem
Stalle befindet sich ein Wachthaus, das täglich von einer Compagnie
bardetruppen bezogen wird, die man des Nachts noch bedeutend
derftärtt. Das Schlafzimmer des Kaisers hat nur zwei Fenster,
die während der Nacht mit eisernen Läden geschlossen werden. Man
selangt in dasselbe durch drei geräumige Vorzimmer, die mit Tep⸗
oichen ausgelegt sind. Vom Schlafgemache selbst führen keine
Thüren nach den anstoßenden Zimmern. In den drei Vorzimmern
uben jede Nacht 80 bewaffnele Gardekosaken Wache. Im letzten
borzimmer, unmittelbar vor dem Schlafkabinet des Kaisers, befindet
ich der Commandant der Wache, der im Schlosse dienstthuende
deneral du jour. Dieser und seine Kosaken dürfen selbstoverständlich
richt schlafen. Letztere sitzen lautlos die ganze Nacht auf einem
Roan, der um die Zimmerwände läuft. Der wachthabende
beneral sitzt in einem Lehnstuhl vor einem kleinen Tische. An
det Wand befindet sich der Knopf einer Klingel, die jedenfalls
mmtliche Schloßwachen alarmirt. Im Schlafzimmer des Kaisers
vacht niemand. Er schließt, wenn er sich zur Ruhe begibt, eigen⸗
andig die Thüre ab. die von außen nicht geöffnet werden kann.
Bei Tag wird eine andere Schloßvorrichtung angebracht, die das
Deffnen der Thüre auch von außen gestattet. Von einer Wache
im Schlafzimmer, wie sie bei dem verstorbenen Kaiser üblich ge⸗
wesen, wollte Alerander III. durchaus nichts wissen. „Wenn ich
iberhaupt schlafen kann,“ soll er gesagt haben, so kann ich nur
allein schlafen.“ — Im Schlafzimmer befinden fich zwei Klingel⸗
oorrichtungen. Die eine führt in das Vorzimmer, um den wacht⸗
habenden General zu rufen, dem der Kaiser personlich öffnet,
wvährend die andere sämmtliche Schloßwache alarmirt. Sobald in
den Schloßwachtzimmern die „Kaiserklingel“ ertönt, haben sämmt—
iche nicht auf Posten befindlichen Mannschaften nach dem großen
Sorridor zu eilen, um sich dort unter den persönlichen Befehl des
Taisers zu stellen.
F New-York, 20. April. Die Gesammtzahl der gestern
n New⸗ York angekommenen Einwanderer betrug 6417 Personen.
Es ist dies die größte Anzahl, die je an einem einzigen Tag
anlangte.
. Der uns vorliegende Jahresbericht der deutschen Gesell—
chaft in New-York für das Jahr 1880 enthält mancherlei
chätzbare Winke für den Auswanderer. Es heißt dort u. A.:
„Wir haben in allen früheren Berichten dem Auswanderer so aus⸗
ührliche Anweisungen betreffs seiner Herreise gegeben, daß es
aum nöthig erscheint, diese zu wiederholen, doch mahnen uns die
mmer wiederkehrenden Klagen über schlechte Behandlung auf eng⸗
ischen, französischen und belgischen Dampfern, über Gepäckverlusie,
Betrügereien beim Geldumtausch ꝛc., daß unsere Empfehlungen den
auswandernden Klassen in Deutschland noch nicht genügend unter⸗
dreitet worden sind. Unter allen Umständen sind die directen
»eutschen Dampfer zu benutzen und jede indirekte Beförderung
iber England, Havre und Antwerpen zu vermeiden. Man sou
eine englischen Arbeitskontrakte unterzeichnen, ohne über deren
Inhalt durch zuverlässige und unbetheiligte Leute genau unterrich—
et zu sein; Pafssagebillets sind nur von den gesetzlich dazu auto⸗
risirten Agenten zu kaufen, und möge man sich für alle Auskünfte
dei dem Eintreffen in New-York sofort an die deutsche Gesellschaft
der Stadt New-York, Broadway Nr. 13, wenden.
F Eisenbahnkatastrophe. Einem Zuge der
Denwer und Rio-Grande Eisenbahn ist in New⸗Mexiko ein Ünglück
ugestoßen, indem einer der Waggons in einen Abgrund von 150
Fuß Tiefe stürzte. Acht Personen wurden auf der Stelle getödtet,
ind viele andere trugen Verletzungen davon.
F Gtilblüthe) Ein preußischer Landbürgermeister
chrieb vor Kurzem wörtlich an den Schulvorstand: „Es wird
siermit ergebenst berichtet, daß vom 28. April 1874 bis dahin
75 kein schulpflichtiges Kind in hiesiger Gemeinde zur Welt ge⸗
ommen ist.“
CGegen Verbrennen.) Gegen oberflächliches Verbrennen
zilft fast gleich, wenn man die verbrannte Stelle sofort mit dop⸗
peltkohlensaurem Natrum Gullerich's Salz) bestreut und sollte die—
ses, da es den Schmerz fast im Augenblicke lindert, in keinem
Hause fehlen.
Gemeit utziges.
Rost bringt man von Stahl weg, wenn man den betreffenden
Theil in ein Gefäß legt, welches Kerosinöl' enthält, oder in ein mit
demselben getränktes Tuch einwickelt und 24 Stunden darin läßt.
Dann reibt man, nach dem „Wochenbl. f. Pap. Fabr.“, den Rost
nit Ziegeisteinmehl ab. Bei sehr starkem Roste nimmt man Salz
nit heißem Esfig zum Abreiben. Nachdem dies geschehen, spült
nan jedes Siäubchen Ziegelmehl oder Salz mit heißem, kochenden
Wasser ab, trocknet gründlich und polirt schließlich mit einem reinen
Flanell und ein wenig Baumöl.
Mac berichte.
Zweibrücken, 28. April. (Fruchtniitelpreis und Viktualienmarkt.
Weizen 11 M. 88 Pf., Korn 10 M. 71 pf., Gerste zweireihige O M. — Pe.
ierreihige O M. 90 Pf., Spelz O M. — Pf., Spelzkern — M. — Pe.
dinkel — M. — Pf., Mischfruht — M. — Pf., Hafer 7 M. 29 P.,
rẽrbsen — M. — pf., Widen 0 M. — Pf., Kartoffeln 2 M. — pf.,
deu 8 M. 850 Pf., Stroh 8 M. 55 Pf., Weißbrod I! / Kilogr. 58 Pf
dornbrod 83 Rilogr. 74 Pf., Gemischtbrod 8 Ktilogr. 88 Pf., paar Weck 100
vr. 6 Pf., Rindfleisch L Qual. 56 Pf. II. Qual. 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf.,
Zammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf.; Butter !/3 Kilogr. 1 M. 15 Pf.
Pein 1 viter 80 Pf., Bier 1 Liter 24 ppf.
Homburg, 27 April. (Fruchtmittelpreis und Viktualienmarkt.) Weizen
11 Nt. 92 Pf, Korn 10 M. 48 Pf., Spelzkern — M. — pf., Spelz o M.
— Pf. Gerste Nreihige — M. — Pf., Gerste 4reihige d M. — Pf., Hafer
M. 31 Pf., Mtiischfrucht 10 M. 71 Pf. Erbsen — M. — Pf., Wicken
) M. — Pf., Bohnen 0 M. — ppf., Kleesainen — M. — Pf., Korn⸗
»rod 6 Pfund — Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 83 Pf. Ochsenfleisch — Pf.
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 40 Pf., Hammelfleisch — Pf. Schweinefleisch
ö0 Pf., Butter 1I Pfund 1 M. 20 Pf., Kartoffeln per Ztr. 1Mes80 pf.
Kaiserolautern, 26. April. (Fruchtmittelpreis and Viktualienmarkt.)
Weizen 11 M. 22 Pf., korn 10 M. 49 pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz
8 M. 59 Pf., Gerste 8 M. 80 3f., Hafer 7 M. 42 Pf., Erbsen — M.
— Pf. Wichken O M. — Pf., Linsen — M. Pf. — Kleesamen — M. —
pf. Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 3 Pfd. 40 f., Gemischtbrod
3 Pfund 45 Pfg. Butter pro Pfund 1 M. 80 Pf. Eier 1 Stud 06 pf.
dartoffeln pro Zentner 2 M. 40 Pf. Stroh 2 M. 60 pf. Heu 3 M. 40
pf., Kleeheu 4 M. 30 pf. J
Haur die Redaction verantwortlich: F. xX.
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