Full text: St. Ingberter Anzeiger

ter sein ganzes Elend, daß er jetzt Strafe bekomme, daher hier 
keine Ruhe inehr finde und fortwandern müsse. Unterdessen kam 
der „todtlich Getroffene“ gesund und munter aus der entgegenge⸗ 
setzten Hausthür heraus und lachte seinen „Mörder“ aus. 
FFur die Besucher der um Schönau liegenden Burg⸗ 
ruinen und herrlichen Aussichtspunkte dürfte es von Interesse sein, 
zu erfahren, daß vom 1. Mai ab statt der bisherigen Kariolpost 
nach Dahn nun ein größerer Omuibus mit ermäßigten Fahrpreisen 
eingeführt ist. 
Vom Offizierkorps des 4. baye rischen Infanterie⸗ 
Regiments in Mertz wurde anläßlich der Feier des 175jährigen 
Bestehens dieses Regimentes eine Stiftung von 1200 Mk. zu 
Gunsien der länger dienenden Unteroffiziere dieses Truppentheils errichtet. 
pMene Mene Tekel Üüpharsin. Du bist gewo— 
gen worden und wurdest zu leicht befunden! Dieses Schicksal 
diderfuhr bei der diesjͤhrigen Recrutenmusterung einem militär⸗ 
pflichiig gewordenen Schneider in dem an der Iller gelegenen 
würitembergischen Orte Dietenheim, O.«“A. Ulm. Dieser 
Nadelheld wog nur 61 Pfund, schreibe mit Worten einundsechzig 
Pfund. Deshalb wurde der Jüngling in die Zahl derjenigen ver— 
setzt, welche der Reichskanzler mit der Wehrsteuer bedroht. Na— 
jurlich werden in Württemberg über den Dietenheimer Fall die 
grausamsten Witze gerissen. 
F Ein in Lesiippzig lebender vormaliger Offizier der säch⸗ 
sischen Artillerie hat sich mit der Frage beschäftigt, ob es nicht 
möglich sei, durch eine angemessen leichte Metallvorrichtung die 
Bruͤst des Soldaien, so namentlich die Lunge und Herz vor der 
jetzt so ungemein kräftig wirkenden Kugel der Handfeuerwaffe zu 
schützen. Er setzte sich deßhalb, wie das „Leipz. Tgbl.“ erzählt, 
min inem der namhaftesten Mechaniker Leipzigs in Benehmen, und 
ez wurde von diesem eine Stahlplatte hergestellt, welche IUa mim 
stark, 35 em breit, 25 em hoch und 178 xg schwer, die innere 
Seile mit einer leichten Wollschicht gefüttert ist und zu welcher 
englischer Huntmannsstahl, federhart, verwendet wurde. Letzten 
Freitag wurde diese Stahlplatte, an einer Holzscheibe befestigt, im 
neuen Schützenhaus zu Leipzig auf eine Entfernung von 175 m 
einer Probe unterworfen. Einer der tüchtigsten Schützen gab auf 
dieselbe acht Schuß und ein nicht minder bewährter Schütze drei 
Schuß sämmtlich aus Martini⸗Hinterladern, ab. Von sämmtlichen 
Schüssen trafen acht. Eine Kugel streifte den Rand, schlug ein 
Stuͤck Meltall heraus und prallte zurück. Zwei Kugel trafen die⸗ 
elbe Sielle und während die erste nur eine Beule verursacht, ging 
die zweite durch und durch. Eine vierte Kugel traf den unteren 
Rand und durchbrach die Platte ebenfalls. Die durchgegangenen 
Projektile wurden zwischen Wattirung und Holzscheibe ganz flach 
jedrückt aufgefunden. Die übrigen Kugeln, welche die Platte vol 
zuftrafen, ließen nur Beulen auf dem Stahl zurück. Dieser ersie 
Versuch ist so viel versprechend ausgefallen, daß eine Verbesserung 
in der Platte vorgenommen und ein zweiter Versuch mit dereh 
Widerstandsfähigkeit vorgenommen werden soll. 
In Nerac (rankreich) wurde ein Briefträger umge⸗ 
zracht, der einen Sack Briefe mit Geldsendungen im Betrag von 
10,600 Francs auf den Bahnhof trug. Morgens fand man ihn 
mii 18 Dolchstichen durchbohrt. Der Mörder ist nicht bekannt. 
F Nach der englischen Admiralität aus Montevideo zuge— 
gangenen Depeschen ist die englij che Korvette „Doterel⸗ 
im 26. April in der Magellanstraße (zwischen Patagonien und 
Feuerland, Südspitze des amerikanischen Kontinents) in die Luft 
Jeflogen. Der Kommandant und 10 Personen sind gerettet. Die 
orvette „Doterel“ verließ Chatam zu Anfang des Jahres, un 
zu dem Pacific⸗Geschwader zu stoßen. Die Anzahl der Umgekom— 
nenen wird auf mindestens 140 geschätzt. Man vermuthet, daß 
Anglück sei durch das Erplodiren der Pulverkammer herbeigeführ 
worden. 
pDie Chinesen in Europa. In London ist als Filidl 
einer der mehreren in Rew⸗NYork bestehenden eine chinesische Wasch 
anstalt errichtet worden. Bekanntlich fungiren die Chinesen überal 
n Amerika und namenilich auch in Kalifornien in dieser nützlichen 
Thätigkeit; jetzt hat man sie nach dem Grundsatz der möglicht 
illigen Arbeii auch nach Europa verpflanzt. Vielleicht kommen 
ie nächstens auch nach Deutschland. 
PNeuere Berichte aus Elisabethgrad (Rußland) be 
sagen, daß bei einem Judenkrawall daselbst etwa 100 Häuse 
jerstört wurden, darunter auch die Synagoge. Die Zahl der ver 
etzten und mißhandelten Personen beläuft sich auf 200; todt soh 
nicht blos ein Jude sein, wie es anfangs hieß, sondern mehrer 
Es sind etwa 400 Personen dort verhaftet worden. Der Anlu 
zu dem Krawall war eine ganz ordinäre Schlägerei. 
Am 30. April Nachts entstand ein großer Bran' 
in Krasnojarsk (Stadt im Gouv. Jeniseisk im asiatische 
Rußland, 12,000 Einwohner), durch welchen in Folge eines sta 
ken Sturmes die Hälfte der Stadt vernichtet wurde. 
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demesß. 
Bekanntmachung. 
Samstag am 7. Mai 1881 
Morgens neun Uhr, in der Bier⸗ 
stube zum „Hotel Laur“ da— 
hier, laͤßt der Unterzeichnete als 
Verwalter der Concursmasse 
heinrich Behr, Kaufmann und 
Schlosser und Catharina Wei⸗ 
rich 1 v* * 
eine größere Parthie 
Strohhüte 
zgegen Baarzahlung öffentlich ver⸗ 
steigern. 
St. Ingbert, 3. Mai 1881. 
Ph. Fitz, 
Geschäftsmann. J 
éHnladung zum Ibonnement aut das beliobto Jouros 
in Buntdruok: 
⸗ — 
Die Arbeitsstube. 
deitschrift für leichte und geschmackvolle Handarbeiten n 
arbigen Originalmustern fũr Canevasstickerei, Application u 
hialien, ie schwarze Vorlagen für Hakel-, bPilet-, Stri 
und Stickarbeiten aller Art, erscheint in 2 Ausgaben: 
V „Orosso Ausgabet. 9) „Kloino Ausgabo 
Monatlich ein Heft in clegantem — 
Omscuiag mit einer colorirtn Dop-· Umschlag mit einer Xeinen c 
pel-Tafel, ent haltend 4-5 Sticke- tirten Fafel, enthaltend 3 
eimuster, sowie einer Beilage mit Stickereimuster, sowie einer 3 
temaltenaem Texto und Hand- age mit unterhaltendem Texter 
irbeits Illustrationen. andarbeits- Illustrationen. 
Zrois vierteljabrlich 90 Pf. Sreis vierteljährlich 46 
Achtungsvollst — —— li6 
andlungen und Postümter entgegen. 
Helene Leist. Berlin W., 140, Potsdamerstrasse. 
St. Ingbert im Mai 1881. hie Verlagchanalung: FRANZ FBBAR 
Druck und Verlag von F. X. Demetz in St. Ingbert. 
Geschäfts-Empfehlung. 
Den geehrten Damen, beehre ich mich ganz er— 
gebenst anzuzeigen, daß ich mein Geschäft als 
GKleidermacherin 
im Bernhardt Jugust'schen Hause in der Oberstadt er— 
oͤffnet habe. 
Gute und reelle Bedienung zusichernd, bittet um ge— 
neigten Zuspruch 
—