Full text: St. Ingberter Anzeiger

so wenig Erfolg haben, wie etwa im Transbvaallande die versöhn— 
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zufolge von der britischen Regierung angeblich vorbereitet wird. 
Nach den neuesten Nachrichten aus Indien hat sich die 
Meldung über eine Verschwörung in Kolapoor behufs Nieder⸗ 
metzelung der Europäer nicht bestätigt. In Seypore ist infolge 
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Truppen dorthin gesandt und Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. 
Bermifchtes. 
F Aus Zweibrücken, 13. Jan. meldet die „Z. Zig.“: 
Gestern wurde unser neuer Bezirkdamtmann, Hr. Dr. Emil 
Schlagintweit, durch den Hrn. Regierungsgßrath Wand im 
fFruchthallfaale den HH. Beamten, dem Stadtrath, den Bürger⸗ 
meistern des Bezirks 2c. vorgestellt. Dem Vorstellungsakt folgte 
Mittags ein größeres Essen im Saale des Zweibrücker Hofes. 
FKaiserslautern. Für nächsten Sonntag hat der 
hiesige (demokratische) Volksverein eine Volksversammlung zur Be— 
rathung über eine an die bayerische Abgeordneienkammer zu rich⸗ 
bende Petition um Abänderung des Landtagswahlgesetzes in die 
Fruchthalle einberufen. 
Am 11. Januar hielt Senatspräsident Jul. Pet ersen von 
Colmar eingeladen vom Gewerbeverein zu Neustadt a. d. H., 
jm Saalban daselbst einen Vortrag über das Haftpflichtgesetz. Seme 
Anwesenheit gab zugleich den Vertrauensmännern der Liberalen des 
Wahlkreises Neustadt⸗Landau Gelegenheit, sich zu vergewissern, ob 
er geneigt wäre, bei den bevorstehenden Reichsstagswahlen als Can⸗ 
didat sich aufstellen zu lafsen. Petersen fagte zu. Wie schon früher 
exwähnt, find die Anhänger der Fortschriitspartei gesonnen, seiner 
Candidatur die des Landgerichtsdirectors Reiffel in Kaiserslautern 
entgegen zu stellen. 
Der Handelsmann Lebi von Göcklingen wird seit 
einigen Tagen vermißt und mit ihm ist auch gleichzeitig seine 
Dienstmagd verschwunden. Man nimmt dort an, daß dieselben 
gemeinschaftlich eine größere Reise angetreten haben. Schulden 
hat zwar Levi keine zurückgelassen, dafür aber seine Frau mit 
fieben Kindern. (Eilb.) * 
Rachdem der mit dem umfassenden Referat über das Volks— 
schulwesen betraute Rath der kgl. Regierung der Pfalz Hermann 
Ossann mit Tod abgegangen ist, wurde der kgl. Bezirksaͤmtmann 
Adalbert Geib in Frankenthal bis auf weiteres zur Geschäftsaus— 
hilfe an die Kammer des Inneren der kal. Regierung der Pfalz 
einberufen. 
Im Regierungsbezirk Trier leben jetzt noch 90 Veteranen, 
welche die Befreiungskriege und auch frühere Feldzüge (den rus⸗ 
fischen und spanischen), mitgemacht haben. Die damaligen Verhäli— 
nisse brachten es mit sich, daß der größte Theil dieser Veteranen 
unter dem großen Napoleon, der ja der Herrscher auch über dieses 
Departement war, gefochten hat; sie haben, diese jetzt schon alten 
Greise, viele Strapazen aushalten müssen. In Saarburg ist erst 
an vorigen Jahre ein Veteran gestorben, der im russischen Feldzuge 
den rechten Arm verloren hatte. Dieser Invalide war troß Allem 
his an sein Lebensende zufriedenen Sinnes. Der jüngste Veteran 
hat seinen 86. Geburtstag bereits hinter sich; das Aller der an— 
deren variirt bis zu 92 Jahren. Es erhäli jeder dieser Helden 
eine monatliche Pension von zwanzig Mark. 
F Die Ankunft mehrerer Wagenladungen voll Schilfstengel 
Mannheim hat die Aufmerksamkeit der Behörde erregt. 
Es hat sich herausgestellt, daß die Schilfrohre für einige Tabak— 
sabrikanten bestimmt sind, welche das Schilf klein schneiden, mit 
Tabaksbrühe beizen und unter den Tabak mischen. 
Frankfurt. GDas Duell im Stadtwalde.) Der im 
Duell gebliebene Freiherr Adolf v. Fröhlich, seiner Zeit Offi⸗ 
sier bei den Garde-Dragonern in Berlin, 48 Jahre alt, heirathete 
zin Fräulein Lüttwitz, und lebt aus seiner 14jährigen Ehe ein 
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Ehemann der Dame und Gegner des gefallenen Herrn v. Fröhlich, 
tittmeister a. D. v. FrankenbergeProfchlitz, äals sein 
langjähriger Freund selbst seiner Zeit aufsetzen half, erfolgte zu 
Berlin am 14. Februar vorigen Jahres. Schon vierzehn Tage 
nach ausgesprochener gerichtlicher Treunung jedoch verlobie 
fich Herr v. Frankenberg mit der Dame, um sie dann im Monat 
Oktober zu heirathen. In dem Scheidungs-Kontrakt ist der Mutter 
die Erziehung des Kindes zugesprochen mit dem Vorbehalt, daß 
der Vater, Herr v. Fröhlich, die Tochter drei Mal im Jahre auf 
je 14 Tage sehen kann. Dieser Verpflichtung ist man aber, so 
wird versichert, trotz wiederholter dringender Bitten des Herrn b. 
Fröhlich nicht nachgekommen, so daß er, nachdem der Gefauͤene sich 
an den Ehrenrath des Johanniter⸗Ordens schriftlich unter Angabe 
der Thatsachen gewendet — welcher Ausspruch dort erfolgt ist, 
wissen wir nicht — sich genöthigt sah — durch seinen 
Sekundanten, Herrn v. Bornewitz, bereits am 10. Oktober 
1880 dem Hrn. v. Frankenberg eine Forderung zuzuschicken. Nach— 
bem von verschiedenen Seiten versucht wurde, die Angelegenheit 
zütlich beizulegen, haben beide Kontrahenten nun doch vor de— 
Mündung der Pistole den Ausweg gesucht und — gefunden. 
FEin Geizhals. In Osterwick in Hessen stürzte ein 
alter Geizhals, der ein Vermögen von 800,000 Mark zusammen. 
Jescharrt hatte, von einem hohen Baum, von welchem er sich etwas 
rockenes Holz stehlen wollte, um sich eine warme Stube zu 
machen. 
Von höheren bayerischen Offizieren feiern im Lauf. 
des Jahres 1881 das 50jährige Dienstjubiläum: Generalmajor 
Brandt, Commandant von Ingolstadt, am 6. Juni; General— 
ieutenant v. Weinrich, Commandeur der 3. bayerischen Division 
am 80. Juli; Generallieutenant Graf Tattenbach, Inspector der 
hayerischen Militärbildungs-Anstalten, am 7. August. — 
F München, 12. Jan. Nach langem Leiden, jedoch 
merwartet schnell ist der Obermaschinenmeister a. D. Jacob He 
berkein, der Erfinder der bekannten Bremse für Eisenbahnzüge 
ahier gestorben. 
F. Dr. Mar Seydel hat in der „Zeitschrift des kgl. bayer 
tatistischen Bureau“ eine Arbeit veröffentlicht, welche die Zunahm⸗ 
zer Bebölkerung in dengrößeren bayerischen Städten 
vährend des Zeitraums von 1869 bis 1878 mit der Zunahm 
der Gemeinde-Einnahmen und Ausgaben während desselben Zeit⸗ 
raums vergleicht. Das Ergebniß ist, daß die städtischen Ausgaben 
vährend des Zeitraums vergleicht. Das Ergebniß ist, daß die 
tädtischen Ausgaben in stärkerem und zwar meistens weitaus stär⸗ 
erem Verhältniß gestiegen sind, als die Bebölkerungszahl. So ist 
. B. die Bevölkerung Münchens in diesem Zeitraum (XB. nad 
»er Zählung von 1871 gerechnet) um 28 pCt. gestiegen, die 
tädtischen Ausgaben Münchens aber stiegen um 111 pCt.; auf 
)en Kopf der Bevölkerung Münchens trafen 1826 Me. städtischer 
Ausgaben im Jahr 1869, dagegen 80910 Mk. im Jahr 1878. 
In Nürnberg stieg die Bevölkerung um 16 pCt., die städtischen 
Ausgaben um 166 pCt.; auf den Kopf der Bevölkerung trafen 
von denselben 15 Mk. im Jahr 1869, 343 Mt. im Jahr 1878. 
In Augsburg stieg die Bevölkerung um 17 pCt., die städtischen 
lusgaben um 102 pCt; auf den Kopf der Bevölkerung trafen 
»avon 167110 Mk. im Jahr 1869, 28910 Mk. im Jahr 1878. 
zn Kaiserslautern stieg die Bevölkerung um 10 pCt., die städ⸗ 
ischen Ausgaben um 159 pCt., auf den Kopf der Bevölkerung 
rafen von denselben 5985 Mk. im Jahr 1869, dagegen 12810 Mu. 
im Jahr 1878. In Spehyer stieg die Bevölkerung um 13 pCt., 
die städtischen Ausgaben um 58 pCt.; auf den Kopf der Bevöl⸗ 
kerung trafen davon 117,110 Mk. im Jahr 1869, dagegen 1625 
Mk. im Jahr 1878. — Die Abgaben, welche für Gemeindezwecke 
erhoben wurden (die directen sowohl wie die indirecten zusammen⸗ 
gerechnet, also Umlagen, Octroi ꝛc. zusammen genommen) stiegen 
in dem gleichen Zeitraum, 1869 bis 1878, in München um 60, 
in Nürnberg um 104, in Augsburg um 134 pCt. in Speyer 
im 138 pCt. (für Kaiserslautern fehlt die Vergleichungsziffer des 
FJahres 1869); auf den Kopf der Bevölkerung trafen im Jahr 
1869 in München 1492, in Nürnberg 81, in Augsburg 9, 
un Speyer *8 Mk., dagegen im Jahr 1878 in München 18, in 
Nürnberg 15, in Augsburg 19, in Speyer 296 Mark Gemeinde— 
Abgaben. 
Aus Passau wird berichtet: Ein junger Ehemann. 
nicht weit von hier, welcher schon alle Hilfsquellen zur Befriedi⸗ 
zung seines arbeitsscheuen Lebens erschöpft hatte, kam auf eine 
eigenthümliche Idee: Eines Morgens erwachte die junge Ehefrau, 
ind, o Schrecken, ihr schönes reiches Haar ist kahl abgeschnitten. 
Dasselbe wurde vom Manne verkauft und das Geld vertrunken. 
Aus Nürnberg wird berichtet: Für die Landesaus⸗ 
tellung sind bis jetzt aus ca. 280 Orten Bayerns Anmeldungen 
eingelaufen. Am stärksten ist bis jetzt Nürnberg (412 Aussteller) 
ertreten, dann folgt München (1299. Fürth (86), Würzburg 
75) u. s. w. Aus dem Kreise Schwaben sind bis jetzt aus 31 
Ortschaften Anmeldungen eingetroffen. Die baulichen Arbeiten 
ür die Ausstellung haben bereits begonnen. 
In einer Sitzung der Strafkammer des Landgerichts Traum⸗ 
stein ereignete es sich dieser Tage, wie wir dem „Wolst.“ ent⸗ 
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Taubstummer (ein Ungar) am Schlusse der dreistündigen Verhand⸗ 
lung zu reden anfing. Derselbe hatte während der ganzen 
Berhandlung und insbesondere während seiner fast zweimongilichen 
daft in der Frohnfeste, trotzdem er mit anderen Sträflingen in 
einer Keuche verwahrt war und von diesen, wie er nach der Ver—⸗ 
handlung selbst erzählte, geschimpft und zum Besten gehalten worden 
var, die Rolle eines Taubstummen mit bewundernswerther Aus- 
dauer gespielt. 
F In der kürzlich zu Heilbronn errichteten Herberge für 
Handwerksburschen werden in Form gestempelter Karten mit kurzer 
Erläuterung versehene Marken zu 2, 3 und 8 Pf. an das Publi⸗ 
um verkauft, welche man anstatt Geldunterstuͤzungen bettelnden 
Wanderburschen verabreicht. Die Marken geben dem Inhaber An⸗ 
vruch auf Nahrung und Obdach. Mehr als 80 Pf. in Marken