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1881.
Deutsches Reich.
Abg. Reichensperger (Crefeld) hat zu dem Berichte der Peti—
fionskommission über den Impfungszwang folgenden verschärfenden
Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle die betreffenden Peti—
tionen dem Reichskanzler behufs Beseitigung des Impf⸗
zwanges zur Berücfsichtigung überweisen.
Ausland.
Ueber die Verhaftung des Marineoffiziers Suchanoff wird der
Wiener „Allgem. Ztg.“ unterm 14. ds. Mis. aus Petersburg
geschrieben: Die Auffindung Suchanoff's wurde dadurch herbeige⸗
kührt, daß man im Laden Kabozoff's (von dem aus der Minen⸗
gang in die kleine Gartenstraße gegraben war) einen „Metallschuh“
seine Dolchseite) fand, wie ihn hier die Marine⸗Offiziere tragen.
die Waffenmagazine wurden nun polizeilich beauftragt, jeden
Marineoffizier zu melden, welcher entweder eine Dolchreparatur be—
sorgen läßt oder einen neuen Dolch kaufen werde. In kurzer Zeit
wurden von sechs Marine⸗Offizieren neue Dolche gekauft, Repara⸗
turen kamen nicht vor. Alle sechs Ofsiziere wurden gleichzeitig in
derselben Nacht aus dem Schlafe geweckt, abgeholt und vernommen.
Fünf gingen vom Verdacht gereinigt wieder heim, der sechste,
Zuchanoff, konnte sich nicht ganz rechtfertigen und blieb als ver—⸗
dächtig in Haft. Man untersuchte seine Wohnung noch in der—⸗
selben Nacht und fand bei ihm eine Masse von Sprengpräparaten
und die gleichen Fachschriften, wie sie bei Kibaltschitsch gefunden
vorden waren. Man erinnerte sich erst jetzt, daß Suchanoff schon
in der Schule (1872) eine besondere Vorliebe für Chemie und
Mechanik zeigte, und daß er in Kreisen von Technikern und Offi⸗
zieren öfters Vorlesungen hielt. Diesen Vorlesungen wohnte mit—⸗
unter auch der im Prozeß als tüchtiger Spezialist anerkannte
aibaltschitsch bei. Suchanoff war also der Lehrer eines Schülers
wie Kibaltschitsch, Genosse der nihilistischen Verbrecher Perowska
und Sheljaboff, welche selbst im Angesicht des Todes nicht mit
einem Wort vrrriethen, daß ihr fähigster Mineur „zur Befreiung
der Gesellschaft“ unverhaftet zurückbleibe. Der Genosse von Sucha—
noff's Schwester, der vorgebliche Kabozoff, war ein ganz unterge—
xrdneter Gehilfe der Nihilisten, im „Rang“ Ryssakoff. Suchanoff
selbst war aber der Leiter der ganzen Minenoperation, wie er
zuch der Lieferant des Dynamits für die versuchte Sprengung des
Winterpalastes war.
Die Konvention über den türkisch-griechischen Grenz⸗
ttreit ist am 24. ds. unterzeichnet worden.
Vermischtes.
* St. In gbert. Herr Dekan Krieger in Kirch—
deimbolanden hat der hiesigen protestantischen Kirchenge—
meinde, in der er bis vor Kurzem durch eine lange Reihe von Jahren
als Geistlicher wirkte, als Andenken eine sehr schöne sil berne
Ranne zu dem vorhandenen Taufbecken verehrt.
*— 17 pfaälzische Abgeordneten haben am Schlusse der sechs⸗
ährigen Landtagsperiode ihren Wählern öffentlich einen Rechen—
schaftsbericht abgelegt über die Hauptmomente der Verhandlungen
ind über ihre Thätig keit herbei. Der Bericht schließt mit den
Worten: In nationalem und liberalem Sinne waren wir zu wirken
destrebt, dem materiellen und geistigen Wohle unserer Mitbürger
war unsere Sorge gewidmet; möge nun das, was wir mitgeschaffen,
dem Lande, wie wir gewollt, auch zum Segen gereichen!
*— Die demokratische Volksversammlung am Himmel⸗
ahrtstage in Landstuhl war nur von etwa 60 Personen besucht.
Dieser schwache Besuch wird den Herren Demokraten wohl zur
eberzeugung verholfen haben, daß ihr Weizen im Wahlbezirk
domburg⸗Kusel nicht zum Blühen kommi.
AMa. — Vom Kahlenberg, 26. Mai. Verwichenen
Sonntag, den 22. ds. Mts., abends zwischen 11 und 12 Uhr,
wurde ein Bursche von Altheim Namens Lambert von einem
Burschen aus Böckweiler, Freier mit Namen, dermaßen mit dem
Messer bearbeitet, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Freier ist bereits mit seinem Kameraden Konrad, der übrigens
nur bei der Paukerei thätig war, verhaftet, da man glaubte, die
Beschuldigten wollten sich durch Entfliehen der sie treffenden Strafe
entziehen. Freier hat seinem Gegner 4 nicht unbedeutende Messer—
stiche beigebracht und sollen 2 oder 3 die Lunge erreicht haben.
In Mimbach geriethen dieser Tage Mutter und Sohn
um das Eigenthumsrecht an einem Misthaufen in Streit. Der
Sohn ergriff, wahrscheinlich, weil die Mutter nicht nachgab, die
Mistgabel und durchstach ihr die Hand.
— Scheidt, 27. Mai. Hiermit die Mittheilung, daß mit
dem heutigen Tage hierselbst eine Posthülfstelle errichtet und die⸗
selbe dem Hauptlehrer Hrn. Minder übertragen wurde.
Die am Himmelfahrtistage in Win den abgehaltene Bau—
»rn⸗Versammlung erwies sich als nicht besonders zugkräftig; denn
dieselbe war nach dem „Eilb.“ nur von 100 bis 150 Personen
hesucht. Und so mögen durch die Rede des Herrn von Thüngen
zu dem ontiliberalen Programm gerade nicht Viele bekehrt worden sein.
FGayern in Berlin.) Die in der Berliner Bock—
hrauerei auf dem Tempelhofer Berge allabendlich konzertirende 58
Mann starke Kapelle des 1. bayerischen Infanterieregiments „König“
rechtfertigt, wie die „Nat.-Ztg.“ schreibt, durch ihre vortrefflichen
deistungen den vortheilhaften Ruf, welcher ihr voranging, vollkommen
mnd zieht ein zum Theil sehr distinguirtes und musikverständiges
Publikum an.
Der Bier⸗Verbrauch steigert sich in Frankreich von
Jahr zu Jahr in erheblichem Maße. 18853 verbrauchte Paris
kaum 7000 Hektoliter, 1864 schon 40,000 und gegenwärtig
300,000 Hektoliter. Der Bier⸗Import kostete Frankreich 1880
15 Millionen Franks. Die französischen Brauereien produziren
gegen 8 Millionen Hektoliter und zahlen 15 Millionen an Steuern.
Pro Kopf verbraucht Frankreich jährlich 21 Liter Bier. Es nimmt
inter den europäischen Ländern die drittletzte Stelle ein. Hinter
hm stehen nur noch Schweden und Norwegen (mit 15 Liter) und
Rußland (mit 2 Liter).
F In London haben am 28. ds. die Geschworenen ihren
Wahrspruch abgegeben in dem gegen Joh. Most (deutscher Sozial⸗
demokrat) wegen verschiedener von ihm in der „Freiheit“ veröffent⸗
ichter Artikel über die Ermordung des Kaisers Alexander U.; sie
jaben ihn der Aufreizung zum Mord, wie die Anklage lautete,
schuldig befunden. Die Verkündigung des Straferkenntnisses wurde
pertagt, weil, wie der „Frkf. 83.“ gemeldet wird, ein juristisch
weifelhafter Punkt noch in Erwägung zu ziehen war. (In dem
Bericht der „Frkf. Z.“ heißt es noch, die Geschworenen hätten
Bnade empfohlen.)
F Thränen. Bei einem ehelichen Streit versuchte die
Frau eines Apothekers ihren Gatten durch Thränen zu rühren. —
„Ach,“ sagte er, „höre auf zu weinen, Thränen find zu Nichts zu
zebrauchen. „Ich habe sie chemisch untersucht. Sie bestehen aus
einer Idee von phosphorsaurem Kalk und etwas Sodachlorid. das
Meiste aber ist unnützes Wasser.
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Deme z.
Der Empfang
Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen
sudwig von Bayern
hei Seinem hohen Besuche in hiesiger Stadt wird sich zu einem
Feste gestalten, wie es unsere Stadt noch niemals sah.
—XD—
in Ausschmückung des Bahnhofes und der Straßen der Stadt,
mm deren Ein- und Ausgang große Ehrenpforten errichtet werden.
Die Knappschaft hat mit Arbeiter-Deputationen der Fabriken,
mit den Feuerwehren und Kriegervereinen von hier und aus
dem Bezirke die Ordnung übernommen; die Mannschaften nehmen
an den von den Festordnern angegebenen Plätzen Aufstellung.
Auch den Schülern der k. Lateinschule wie den Schülern
der Volksschulen sind Plätze in den Straßen angewiesen, welche
Seine Konigliche Hoheit bei der Fahrt vom Bahnhofe nach der
Grube, der Aklienglashütte und den Werken der Herren Krämer
derührt.