St Inaberler Anzeiger.
er St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptölatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntags mit illustrirter Bei
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Dieustag, den 14. Juni 1881.
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Deutsches Reich.
Der Reichstag lehnte am Freitag nach dreistündiger Be—
athung in namentlicher Abstimmung mit 153 gegen 102 Stimmen
»en für den Volkswirthschaftsrath geforderten Etatposten ab. Da—
ür stimmten beide konserdative Parteien geschlossen, dagegen die
rationalliberale, die Sezessionisten, die Fortschrittspartei und die
dolen ebenfalls geschlossen. Das Zentrum stimmte getheilt.
Wie das „Berl. Tagebl.“ aus sehr guter Quelle erfährt,
indet gegenwärtig ein Meinungsaustausch zwischen den Großmäch—
en statt über eine eventuelle Intervention zur Sicherung der Herr—
chaft des Bulgarenfürsten.
Ausland.
Die „Roépublique francaise“ (Gambetta's Blatt) räumt die
on Gambetta durch das Senatsvotum über die Listenwahl er—⸗
ahrene Niederlage ein und vergleicht den 9. Juni 1881 mit dem
6. Mai 1877. (An dem letzteren Tage machte Mac Mahon
en bekannten Halbstaatsstreich mit der Entlassung Jules Simon's.)
das Blatt erklärt: Die Beziehungen zwischen den beiden Ver—
ammlungen begännen eigenthümlich gespannte zu werden. Die
illgemeinen Wahlen, welchen eine lebhafte Agitation vorhergehe,
oürden gegen den Senat ausfallen, wenn sie dem Listenskrutinium
zsünstig seien. Die „Républ. franç.“ sagt weiter: Wir sind nicht
ntmuthigt, wir haben die Freiheit der Aktion wieder gewonnen
ind werden von derselben Gebrauch zu machen wissen.
Gambetta hatte, wie „Ordre“ behauptet, nach der Senats—
wung einen Nervenfall, befindet sich aber wieder außer Gefahr.
Gréoͤyy nahm das Ergebniß der Abstimmung des Senats über
ne Listenwahl sehr kühl auf und sagte bloß: „Ich bin sehr zu—
rieden, daß der Senat denkt wie ich.“ Ueber Gambetta ließ er
ich nicht vernehmen.
In Petersburg ist von den Nihilisten wieder eine Pro—
amation verbreitet worden, welche behauptet, die sechs Kaisermörder
eien vor ihrer Hinrichtung im Gefängniß gefoltert worden — eine
jehauptung, für welche bis jetzt kein Beweis erbracht ist. Der
zweck, Unwillen gegen die Regierung zu erregen, liegt auf der
dand. Weiter ist in Petersburg von den Nihilisten eine Procla—
aation angefertigt und von da nach dem Süden Rußlands in
ahlreichen Exemplaren verschickt worden. Man fordert darin das
andvolk auf, sich nur ruhig in Besitz des ihm vom Kaiser längst
ersprochenen Landes zu setzen, da dasselbe ihm nach dem Willen
es Czaren rechtmäßig zukomme und der Kaiser in der Sache jetzt
uchts thun könne, weil er von Edelleuten in Gatschina gefangen
rchalten werde. Man müsse also den Adeligen das dem Volke
ehörende Land gewaltsam wegnehmen. Das Gerücht, der Kaiser
verde in Gatschina gefangen gehalten, hatte sich schon früher im
Züden verbreitet, und deßhalb bildete sich auch ein Bund unter
ꝛen Bauern, der sich zum Zweck setzte, den Kaiser aus Gatschina
u befreien. Glücklicherweise kam die Sache noch rechtzeitig zur
kenntniß der Behörden. Nun versucht es das Petersburger Comite
von neuem, die in's Stocken gerathene Sache, die ihr ausgezeichnet
ur ihre Zwecke paßt, in Fluß zu bringen durch jene Proclamation.
Herr Präparandenlehrer Niethammer von Blieska stel
pendete als Sachverständiger dem Meister, unter dessen Leitung die
Slocken gegossen wurden, alles Lob. Die Töne der zu Metz ver⸗
ertigten Glocken zeigen im reinsten Klange fortlaufende Intervalle,
die Josephsglocke, auch Sterbeglocke, k, die Hubertusglocke, auch
Meßglocke, g. die Marien⸗, auch Aveglocke, a. Der melodische Zu—
ammenklang ist ein wahrhaft ergreifender. Donnerstag, dem hl.
Frohnleichnamsfeste, werden die Glocken ihrer Bestimmung über—
zeben und in lieblichster, die Herzen erwärmender Weise die Gläu—
aigen zur Andacht einladen.
Die Direktion der pfäl zischen Eisenbahnen gibt
hbekannt, daß der Präclusivtermin zur Convertirung der 4/2 pro⸗
zentigen Prioritätsobligationen bis einschließlich 15. d. M. währt.
F Eine Korrespondenz des „N. K.“ berechnet auf Gruͤnd
der letzten Volkszählung, daß die Pfalz mit ihren 641,254
cinw. auch bei den nächsten Landtagswahlen gleichwie bei den
etzten von 1878 wieder 20 Abgeordnete wird zu wählen haben.
Auf 31,500 Seelen trifft ein Abgeordneter. Der Ueberschuß von
11,254 Einw. kommt als unter der Hälfte von 31,500 nicht in
Zetracht. Oberbayern, Niederbayern und Oberfranken haben je
inen Abgeordneten mehr zu wählen als 1875, so daß die Ge—
ammtzahl der bayer. Landtagsabgeordneten sich das nächste Mal
uuf 159 (gegen 156) stellen wird.
* Während der Dauer der Handwerker-Gewerbe—
Russtellung in Saarbrücken, genehmigt die Pfälzer⸗
kisenbahn-Direktion den Besuchern dieser Ausstellung an Sonn⸗
ind Feiertagen, bei gleichzeitigem Lösen einer Eintrittskarte
150 Pf., halbe Fahrtaxe in der Weise, daß ein einfaches Fahr—
„illet nach Saarbrücken, nach erfolgter besonderer Abstemplung, zur
reien Rückfahrt am Tage der Ausgabe berechtigt.
F Wie die „Kais. Ztg.“ meldet, hat in Kübelberg ein
5 Jahre altes Bübchen seinem 4 Jahre alten Brüderchen nach
darausgegangenem Streit mit einem Beil den Zeige- und den
Mittelfinger der linken Hand vollständig abgehauen.
Auf den Bahnlinien Winden-Bergzabern, Speyer-Rheinbrücke,
Brünstadt-Eisenberg und Landstuhl-Kusel wird vom 15. Juni an
der Secundärbetrieb in Kraft treten.
S. k. H. Prinz Lud wig von Bahern hat Hrn. Regier⸗
uingspräsidenten v. Braun zur Erinnerung an seinen Aufenthalt
nn der Pfalz, von dem er sagt, daß er ihm unvergeßlich bleiben
verde, sein Portrait in großer Photographie übersendet. Dasselbe
ist in Speyer im Nunstvereinslocal ausgestellt.
F Zur Warnung für die Herren Bäckermeister theilt das
„F. T.“ mit, daß gegenwärtig amerikanisches Mehl massenhaft
mportirt würde, welches mit Schwerspat, gemahlenen Kleien uͤnd
Bohnen u. s. w. gefälscht ist. In Folge dessen kann dasselbe an
die Mehlgroßhändler um 6 bis 8M. billiger als reine Waare
ibgelassen werden. Das Mehl werde dann an die Bäcker um
heueres Geld als unverfälschter Brodstoff verkauft, doch sei es un—
nöglich, daraus ein ordentliches Brod zu backen, dasselbe sei viel⸗
nehr gesundheitsschädlich.
xGeichen der Zeit.) Vergangene Woche kam, so schreibt
die „Landeszeitung“ aus Trier eine Jungfrau von 18 Jahren
und ein Jüngling von 16 Jahren auf das Standesamt und er—
lärten, sich heirathen zu wollen. Dieselben wurden aber wegen
hres „vor eschrittenen“ Alters und in Anbetracht, daß die Eltern
her beiden Heirathskandidaten noch Unterstützungen erhalten, ab—
ewiesen.
. Die Gesammtausgaben für den Köhner Dom vom Jahre
1824 bis zum 1. April 1881 betrugen 19,624,253 M.
F Die Einfuhr von Pulver nach dem Großherzogthum
ZLuremburg ist hinfort ohne Beigabe eines besonderen Erlaub⸗
nißscheines unter den für die Beförderung von Sprengstoffen im
Allgemeinen bestehenden Bestimmungen gestattet.
F Am Abend des 10. Juni haben in München Stu⸗
denten⸗Exzesse stattgefunden, welche zu mehreren Verhaftungen Ver⸗
inlassung gaben.
— Die Regierung zu Bromberg hat den Auswanderungs⸗
agenten bei 30 Mark Strafe verboten, Geschäftsankündigungen
Vermischtes.
* St. Ingbert. Auf die Bauarbeiten zum Schwestern—
aus waren von hier und auswärts 28 Submissionen einge—
aufen. Sämmtliche Arbeiten wurden jedoch an hiesige Hand—
derksmeister und zwar in Angeboten von 5 bis 33 Prozent ver—
SNiederwürzbach, 13. Juni. Vom herrlichsten
Vetter begünstigt wurde gestern, um 31 Uhr des Nachmittags,
uvch den Herrn Definitor, Herrn Pfarrer Walle von Bebels—
eim, die Weihe der drei neuen hiesigen Kirchenglocken vorge—
ommen. Der Zulauf der Leute aus Nah und Fern war ein be—
ächtlicher. Herr Pfarrer Rütter von Erfweiler hielt die
Deihepredigt. Der sehr würdige Herr zeigte in schwungvoller
ilderreichen Rede die Bedeutung der Glocken. Die kleinste der
zlocken, 8 Ctr. schwer, wurde auf den Namen Maria, die mittlere,
Ctr., wurde auf den Namen Hubert, des Patrons der Kirche,
ud die größte Glocke, 16 Etr. auf den Namen Joseph geweiht.
eden.