nieure, welchen man die Mission anvertraute, das submarine Erd⸗
reich zwischen der englischen und französischen Küste wegen des da
zrojektierten unterseeischen Schienenstrangs zu untersuchen, werden
chon in den allernächsten Tagen ihren Rapport erstatlen und in
demselben sich dahin aussprechen, daß die Schaffung des Tunnels
wischen Dover und Calais nicht nur erreichbar sei, sondern daß
dieses, dem letzten Viertheil unseres Jahrhunderts vorbehaltene Bau⸗
zunstwerk mit weit weniger Schwierigkeiten verknüpft sein dürfte,
als noch bis vor ganz kurzem angenommen worden war.
Als ein Zeichen großartigen Geschäftsbetriebes und Unter⸗
nehmungsgeistes erscheint ein Zirkular der Firma Hildesheimer und
Faulkner in London, das eine Aufforderung zu einer Concurrenz
ür Zeichnungen und Gemälde, geeignet zu Weinachts- und Neuʒ
jahrs⸗ Gratulationskarten, enthält. Die Firma richtet auch an diẽ
deutschen Künstler ihre Einladung, und die Summen, welche sie
zur Verfügung stellt, sind so groß, daß man wohle rwarten darf, daß
auch die besseren deutschen Kräfte ihre Mitwirkung nicht versagen werden.
Die Ausstellung der Concurrenzarbeiten findet in der „Society of
„ritish artists“ zu London im August ds. Is. statt. Hildes—
seimer und Faulkner bestimmen den Betrag von 70,000 Mt. zu
preisen und sichern weitere Ankäufe im Betrage von 30,000 Mk.
su, so daß also eine Summe von 100,000 Mt. zur Verwendung
ommt. Die bestellten Preisrichter sind Namen vom besten Klang
in der englischen Künstlerschaft und die reelle, solide Durchführung
der ganzen Angelegenheit in jeder Beziehung gesichert.
7 Ueber die Gefahr des engen Schnürens bringt ein Londo—⸗
ner Blatt folgende Mittheilung: Die Leichenschau bei der im 49.
Jahre gestorbenen Frau Amelia Jury aus Kilburn hat folgendes
Ergebniß: Dr. Hill erklärte, daß er bei der Sektion den Mogen
in der Mitte durch ein festes Band bis auf ein Achtel der natür⸗
lichen Größe zusammengezogen gefunden habe, so daß ein fast dop⸗
pelter Magen vorhanden war. Der Einschnürung des Magens
entsprach eine gleiche der Leber — beide an der Stelle, wo das
Korset zu eng angezogen war. Die Leber abgeplattet und sehr
tief in das Becken hinabgetrieben, zweifellos durch das zu starke
Schnüren. Der Leichenbeschauer erklärte, daß kürzlich in einem
thnlichen Falle die Leber durch zu enges Schnüren im schlimmsten
Brade beschädigt gefunden wurde.
f Vor der Königin von England fand vor einigen Tagen
eine Heerschau der englischen Freiwilligen statt, über welche
zie englischen Blätter des Lobes voll waren. 55,000 Mann, ihre
igenen Lehrmeister in dem Waffenhandwerk, aus eigenen Mitteln
equipict und in festen Verbänden organisirt, sammelten sich inner—
halb 9 Stunden (von 6 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags)
aus allen Theilen Englands und Schottlands auf einem Punkte
und wurden noch an demselben Tage zurückbefördert. Wie der
„Magdeb. Ztg.“ nun aus London gemeldet wird, hält auch eine
sehr hohe deutsche Autorität (der Kronprinz?) die Freiwilligen⸗
heerschau für einen in jeder Beziehung bewundernswerthen Erfolg;
einige Bataillone hätten von Linientruppen wenig unterschieden
werden können. Unser Gewährsmann fügt hinzu, daß dem Kaiser
sehr ausführlich darüber Bericht erstattet worden sei.
FGegen Schlaflosigkeit empfiehlt ein englischer
Arzt folgendes einfache Mittel als erprobt: Befeuchte die Hülfte
zines Handtuches mit Wasser, lege sie so in den Nacken, daß sie
zugleich die Hälfte des Hinterkopfes bedeckt, und schlage darauf, um
schnelle Verdunstung zu verhindern, die trockene Seite des Tuches
zatüber. Die Wirkung ist rasch und angenehm, indem sie das
Behirn erfrischt und einen gesunderen Schlaf hervorbringt, als Dies
durch irgend ein narkotisches Mittel bewirkt werden kann. Man
fann warmes Wasser anwenden, aber die Meisten ziehen kaltes vor.
Für Diejenigen, welche an zu großer Aufregung des Gehirns leiden,
ei es in Folge von geistigen Arbeiten oder von Sorgen und
dummer, hat sich dieses Mittel als eine wahre Wohlthat erwiesen.
Da, wo Sichlaflofigkeit eine Folge von Unterleibsbeschwerden ist
Blutfülle ec.), hat sich der sogenaunte Gürtel, der darin besteht,
daß ein in kaltes Wasser getauchtes und wieder ausgewundenes
Tuch um den Leib geschlagen und darüber ein trockenes befestigt
wird. vielfach bewährt.
F Fisenbahn⸗Unglück. Petersburger Privattelegramme der pol⸗
aischen Blätter vom 13. ds. melden, der Postzug auf der Wladi—
awskas-⸗Rostower Eisenbahn sei in der Nähe der Rostower Station
entgleist. wodurch 22 Waggons zerschmettert wurden. 16 Perso⸗
aen sind todt, 36 verwundet.
C(Gtaub.) In New-York überfielen am vorigen Frei⸗
iag Nachmittag drei verlarvte, mit Pistolen bewaffnete Männer
einen Wagen, in welchem ein Angestellter einer Brauerei saß, der
die Summe von 10,000 Dollars in Banknoten und klingender
Münze bei sich hatte, um das Geld bei der Bank niederzulegen,
aberwältigten den Mann, sprangen mit dem Gelde in ihren eigenen
Wagen und entkamen, nachdem sie auf einen Commis, der sie ver⸗
folgen wollte, ihre Revolver abgefeuert. Die Polizei erschien eine
dalbe Stumde später. Der Schauplatz des Raubanfalls ilt eine
stille Straße im oberen Theile der Siadt. Die Räuber sind noch
nicht verhaftet. .
Auf der Chicago- und Rod⸗Island⸗Eisenba hn (Nor d⸗
Amerika) wurde ein kühner Raub, verbunden mit der Ermord⸗
ung zweier Personen, verübt. Als nämlich ein Passagierzug östlich
don Kansas City fuhr, drangen auf den verschiedenen Stationen je
2oder 83 Personen ein, bis ihre Zahl 13 betrug. Dieselben er⸗
chossen den Zugführer, sowie einen der Passagiere, welcher den
Lerbrechern Widerstand leisten wollte. Sodann drangen sie in den
Postwagen und zwangen den dort fungirenden Beamten, ihnen die
dasse zu öffnen, aus der sie den darin enthaltenen Betrag von
Doll. 5000 entnahmen; ferner beraubten sie die im Zuge befind⸗
ichen Passagiere um ihr Geld und ihre Pretiosen. Einer der
Strolche übernahm dann die Führung der Lokomotive und hieli
den Zug an einer Stelle an, wo eine Anzahl Pferde bereit stand,
um die Räuber mit ihrer Beute davonzuführen. Auf die Kunde
des Vorgefallenen sammelte sich eine Anzahl entschlossener Maäͤnner,
um die Bande zu verfolgen.
In der dem 19. Juli vorangegangenen Woche starben in
Cincinnatti nicht weniger als 414 Personen in Folge der unge—
jeueren Hitze, während die andern Sterbfälle nur 153 betrugen.
F Einem Feuilleton des „Berl. Tagbl.“ über den nord⸗
amerikanischen Attentäter Guiteau entnehmen wir das Nach-
tehende: „Verkommen bis auf die Knochen,' aber zurechnungsfähig,“
Das ist das Urtheil Aller,,die Guiteau kennen. — Im Uebrigen
jat sein Schuß einer Anzahl anderer Personen den Kopf voll⸗
tändig verkehrt. Der Polizeidirektor von Washington er—
lärt, daß bei jeder politischen Wahl Dutzende von Menschen ver—
rückt werden. Selbst jetzt hat man zwei Menschen, die sich für
die von Gott ausersehenen Rächer an dem Minister Blaine und
in Garfield erklären, einsperren müssen. Ein gewisser Goodspeed
erklärt über seiner Namensunterschrift, „wenn Gott Garfield wieder
jesund werden lasse, werde er, Goodspeed, ihn tödten, denn der
ßräsident sei kein Temperenzler.“ Ein Irländer Namens Mac
samara wurde sogar mit dem Revolber verhaftet, mit welchem er
Blaine erschießen wollte. „Am Tage, als Garfield in sein Amt
eingeführt wurde,“ sagt der Polizeidirektor in Washington, „mel—
deten sich vier Verrückte als angebliche Präsidenten. Bei dem Amts-—
antritte von Hayes waren es sogar sieben. Man erinnert sich noch,
daß am Tage der Hochzeit des Präsidenten Grant sechs Irrsinnige
ich in Washington als angebliche Bräutigame einfanden und sich
inter einander buchstäblich prügelten, bis sie eingesperrt wurden.
Vor ungefähr 8 Jahren erregte die geheimnißvolle Ermordung des
Bankier Nathan in Newyork großes Aufsehen. Nicht weniger als
16 Männer meldeten sich und behaupteten den Mord begangen zu
jaben.“ So der Polizeichef von Washington. — In der That
jibt es in keinem Lande der Welt so viel Verrückte, wie in den
VBereinigten Staaten. In keinem Lande der Welt wird aber auch
das ganze Leben so häufig auf einen Wurf gesetzt wie dort. Auch
ohne Politik würden die Narrenhäuser sich füllen. Jede Erschließ—
aing eines neuen Landstriches, jede der Welt zu Nutz und Frommen
verdende Entdeckung ist mit dem Fluche belastet, einer Anzahl
Personen die Sinne verwirrt zu haben. Auf den Goldfeldern
dalif orniens, in den Silberminen Nevadas, in den Petroleum—
suellen Pennsylvaniens liegt das Glück und der Verstand Tausender
degraben. In der Jagd nach dem Glücke leiden Tausende auch
Jeistigen Schiffbruch. Die meisten Opfer aber fordert die Politik.
Jahre hindurch konzentrirt sich alles Hoffen auf einen bestimmten
Punkt. Niederlagen der Partei auf der einen, Treubruch der Ver—
prechungen auf der andern Seite lassen die künstlich genährten
doffnungen zu plötzlichem, jähem Ende kommen. Trotz aller Hef⸗
ligleit unseres deutschen Wahlkampfes verhält es sich doch zu der
amerikanischen Wahlkampagne wie ein plätscherndes Bächlein zu
einem brausenden Gebirgsstorm. Kein Wunder, daß von dem
letzteren mit fortgerissen wird, wer nicht auf festen Füßen steht.
7 Die Volkszählungen. Die „Deutsche Rundschau
für Geographie und Statistik“ schreibt: Wir befinden uns gegen—
wärtig in einer großartigen Epoche der Volkszählungen, deren
gleichzeitige Vornahme einen Triumph der modernen Statistik bil—
det. Nachdem Spanien, welches seit 1860 nicht mehr gezählt
hatte, im Jahre 1879 und Portugal im Jahre 1878 vor⸗
ausgegangen waren, folgten 1876 Bosnien und die Herzego—
wina, Griechenland, die Niederlande, zu Anfang des Jahres 1880
zählten Dänemark, das Fürstenthum Lichtenstein, zu Ende des Jah—
rxes das deutsche Reich, die Schweiz, Oesterreich. Ungarn, während
der. LOjährige Census der Vereinigten Staaten, welcher eine Ver—⸗
mehrung der Bevölkerung von mehr als 20 pCt. aufwies, im Juli
desselben Jahres stattfand. Den Schluß der Zählungsepoche wer⸗
den im künftigen Jahre das brittische Weltreich und Italien machen.
Es wird somit in dem Zeitraume weniger Jahre der größte Theil
der Bevoͤlkerung Europas neu gezählt worden sein und werden da⸗
zurch die einzelnen Ergebnisse an Vergleichbarkeit um so mehr ge—
winnen, als gewisse allgemeine Grundsaͤtze der Zählungsmethode
don allen Staaten angenommen worden sind. Leider entbehrt