Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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P 120. Samstag, den 30. Juli 
1881. 
Das deñfinitive Ergebniß der Volkszählung 
vom 1. December 1330 in Bayern 
—D 
worden. Darnach betrug die ortsanwesende Bevölkerung am 1. Dec. 
1880 in Bayern 5,284,778 Köpfe, die wohnhafte 5,275,749 
döpfe (povon 2,573,319 männlichen und 2,702, 403 weiblichen 
zeschlechts). Auf die Pfalz maf eine ortsanwesende Bevölkerung 
on 677,281 Köpfen und eine wohnhafte Bevölkerung von 680, 282 
döpfen (vopon 334,787 männlichen und 345,495 weiblichen Ge— 
chlechts). Man sieht daraus, wie viele Pfälzer fort und fort in 
geschäften außerhalb ihrer Heimath weilen. Außer der Pfalz zeigt 
nur noch ein einziger bayerischer Regierungsbezirk (Oberfranken) 
die Erscheinung, daß die ortsanwesende Bevölkerung (502.701) 
leiner ist als die wohnhafte (503,099.) 
Die Zahl der Haushaltungen im ganzen Königreich war 
121,105 (wobei auch jeder einzelne selbstständige, allein lebende 
Htann oder jedes einzelne, selbstständige, allein lebende Frauen— 
ammer als Inhaber einer Haushaltung gezählt ist). Auf die Pfalz 
sreffen hiervon 144,363, auf Oberbayern 199,8683 (man merkt 
die Wirkung von München), auf Mittelfranken 141,609, auf 
Schwaben 141,064, auf Unterfranken 134,609, auf Niederbayern 
131,3609, auf Oberfranken 118.036 und auf die Obervpfalz 
109,992. 
Die Pfalz kommt, obwohl der kleinste Regierungsbezirk, der 
Bebölkerungszahl nach unmittelbar hinter Oberbayern; dieses zählt 
348,183 Köpfe (wohnhafte Bevölkerung), die Pfalz 680,182; die 
nächste starke Bevölterung hat Niederbayern, 645,520; dann kommt 
Mittelfranken mit 641,466, Schwaben mit 632, 036, Unterfranken 
mit 624,766, Oberfranken mit 575,641 und endlich die Ober⸗ 
pfalz mit 527,855 Köpfen. 
Wenn man die 148 Bezirksämter Bayerns nach ihrer Be— 
ooͤlkerungsziffer ordnet, so kommen die pfälzischen Bezirksämter in 
dieser Reihe ganz obenauf: sie fallen alle zwischen die Ziffer 128 
und 148. Die fünf stärkst bevölkerten Bezirksämter des König— 
reichs sind pfälzische, nämlich Speyer mit 74,268 Einwohnern, 
Neustadt a. H. mit 71,353, Kaiserslautern mit 69,868, Zwei— 
zrücken mit 64,527 und Landau mit 60.656. Hier schiebt sich 
Passau mit 56,541 Köpfen ein, dann folgen Germersheim mit 
54,884, Homburg mit 52,535, Kirchheimbolanden mit 51,509. 
Hier schiebt sich ein oberbayerisches ein, Rosenheim mit 48,580 
— 
das oberfränkische Bezirksamt Kronach mit 47,796 hiernach Fran⸗ 
kenthal mit 47,700 Köpfen. Es kommen nun das Bezirksamt 
Augsburg (ohne die Stadt) mit 47,446, das Bezirksamt Nürnberg 
(ohne die Stadt) mit 44,301, das Bezirksamt München J. (ohne 
die Stadt) mit 42,821 Köpfen; dann sehen wir Kusel mit 42,420 
Köpfen. Hierauf folgen die Bezirksämter Vilshofen mit 41,661, 
Wunsiedel mit 40, 419 und Würzburg (ohne die Stadt), mit 
39,644 Köpfen; und nun kommt das Bezirksamt Bergzabern 
Mr. 128) mit 39,281 Einwohnern. Die 131 anderen Bezirks⸗ 
imter, alle im rechtsrheinischen Bayern, haben weniger Einwohner. 
Das mindest bevölkerte ist das oberbayerische Bezirksamt Garmisch 
mit 10,252 Einwohnern, dann folgt das zwischen die Bezirksämter 
Nürnberg, Fürth und Forchheim eingekeilte Bezirksamt Erlangen 
sohne die Stadt) mit 13.521 Einwohnern. 
Rlichen Fortgang. Im Allerhöchsteu Auftrage Ministerialrath 
v. Ziegler.“ 
VNach dem „Tageblatt“ steht im Kabinet des Königs Ludwig 
don Bayern eine Krise bevor. Der langjährige Berather des 
Monarchen, Kabinetsrath v. Ziegler, beabsichtigt, zu demissionieren. 
Obschon sich sämmtliche Handelskammern gegen den von dem 
Grafen Wilhelm Bismarck mit ultramontaner Unterstützung einge⸗ 
brachten Antrag auf Beschränkung der Wechselfähigkeit 
ausgesprochen und die verschiedensten Sachverständigen dem dorer⸗ 
wähnten Gutachten sich angeschlossen haben, vernimmt man doch, 
daß besagter Antrag keineswegs zurückgelegt ist, sondern in einer 
ihm noch zu gebenden Form wieder bearbeitet werden soll. Ob 
die Vorarbeit bereits an das Reichsjustizamt gelangt ist und das— 
selbe in einem solchen Falle dazu schon Stellung genommen hat, 
steht allerdings dahin. 
(Auswanderung,) Fürst Bismarck hat der „N. Fr. Pr.“ 
zufolge dem Bundesrathe die Thatsache angezeigt, daß im Jahre 
1880 nicht weniger nicht weniger als 11454 junge, demnächst 
kriegsdienstpflichtig werdende Manner ausgewandert sind und im 
aufenden Jahre weit mehr als 20,000 solcher dem Kriegsdienste 
verloren gehen — abgesehen davon, daß damit zugleich die arbeits⸗ 
kräftigste Bevölkerung auswandert und die Schwächlinge und M— 
beitsunfähigen in verhältnißmäßig größerem Maßstabe zurückbleiben. 
Das Hauptauswanderungsland Deutschlands ist Preußen; Bayern, 
mit einem Neuntel der Bevölkerungszahl des Reiches, üefert nur 
ein Zwanzigstel der Auswanderung. 
In Leipgzig sind wieder 14 Sozialdemokraten ausgewiesen 
worden. 
In Schleswig⸗Holstein werden, aus Anlaß der im 
aüchsten September dort bevorstehenden Anwesenheit des Kaisers 
große Vorbereitungen getroffen. Der Monarch hat die Einladung 
zu einem am 17. September nach Beendigung der Flottenparade 
von dem Provinziallandtag zu gebenden Festmohl angenommen, sich 
dagegen ein größeres Fest, zu welchem der Provinziallandtag be— 
reits 60,000 Mk. bewilligt hatte verbeten. 
Ausland. 
Die Wiener „Presse“ erfährt, Kaiser Franz Joseph werde, 
nachdem er den Kaiser Wilhelm in Gastein besucht habe, eine 
Keise nach Süddeutschland antreten und in Mainau mit dem 
Broßherzog von Baden sowie mit den Königen von Sachsen und 
Württemberg zusammentreffen. 
Der Geist der Revolle scheint in die französischen Colo⸗ 
aieen gefahren zu sein. In Senegal ist die Lage der Franzosen 
vomöglich noch schlimmer als in Algerien. Der Aufstand hat sich 
bis vor die Thore von Saint-VLouis verbreitet. Die Gegenden, 
durch welche die Eisenbahn nach Dakar gehen soll (Die Gelder zu 
dieser Bahn wurden vor einigen Monaten vom Parlament gewährt), 
ind in der Macht feindlicher Negerstämme. Außer den franzöfi⸗ 
chen Militärposten sind die Colonisten nirgend mehr sicher. — 
Auch aus Martinique meldet eine jener lakonischen Depeschen, hin⸗ 
er denen man stets Böses ahnen darf, einen Aufstand, welcher zu 
Saint-⸗Pierre ausgebrochen ist, jedoch rasch unterdrückt wurde. 
Mehrere Eingeborene wurden getöoͤdtet. 
Neuere Berichte aus Washington schildern den Zustand 
des Präsidenten Garfield als ziemlich bedenklich. 
In Nordamerika werden die Nachforschungen nach dem 
oder den Absendern der in Liverpool abgefaßten Höllenmaschinen 
eifrig betrieben; der Erfolg ist zweifelhast, da die angegebenen 
Namen der Absender wahrscheinlich falsch sind. 
Deutsches Reich. 
Auf das an Se. Majestät den König von Bayern am 
Sonntag während des Festbanketts abgesandte Huldigungstelegramm 
der Schützen ist Abends aus Schloß Berg d. d. 26. Juli nach— 
lehende telegraphische Antwort eingeiroffen: 
AAn das Zentralkomite des VII. Deutschen Bundesschießens 
in München. Auf's Freudigste berühct durch den huldigenden 
Zuruf der bei dem VII. Deutschen Bundesschießen versammelten 
Schützen lassen Se. Majestät der König huldvollsten Dank und 
Gruß entbieten. Se. Majestät freuen sich, Deutschlands Schützen 
und ihre Gäste in Bayerns Hauptstadt zum friedlichen Weitstreit 
der Waffen einträchtig verbunden zu wissen, und wünschen dem 
Feste, das so schön begonnen, einen ebenso gelungenen und glück— 
nchtes. 
* St. Ingbert, 29. Juli. Der Mörder und Selbst⸗ 
mörder Jakob Schwender von Kirkel ist im Spitale dahier 
jeiner Wunde erlegen. 
* St. Ingbert. Dem vor einigen Tagen erschienen 
Jahresbericht des katholischen Schullehrers-Seminars 
zu Speyer und der demselben zugetheilten Präparanden— 
schulen zu Blieskastel, Kirchheimbolanden und 
Speyer über das Schuljahr 1880/81, erstaättet durch den kgl.