Full text: St. Ingberter Anzeiger

daß dieselben bei allen ischweizerischen Kassen nur bis Ende dieses 
Jahres noch angenommen werden. 
Die Italiener verlangen nicht weniger als drei Millionen 
Franks Entschädigung für das in Sfaks ihren Landesan gehörigen 
heschädigte Eigenthum. Ob vom Bey von Tunis oder von den 
Franzosen, wird nicht gesagt. 
Im englischen Oberhaus wurde die irische Landvorlage 
schließlich ohne besondere Abstimmung in zweiter Lesung angenom— 
men. — Die Irländer Mac Grath und Mac Kevitt, welche am 
10. Juni d. J. den Versuch machten, das Liverpoler Rathaus in 
die Luft zu sprengen, sind der erstere zu lebenslänglicher, der letz⸗ 
tere zu 15jähriger Strafzeit verurtheilt worden. 
Wie man aus Liverpool berichtet, wird die Herüber— 
schaffung weiterer Höllenmaschinen von Amerika nach England durch 
die Wachsamkeit der Behörden bedeutend erschwert sein. Das Fe—⸗ 
nier⸗Exekutivkomitoͤ hat daher beschlossen, seine Taktik zu ändern 
und mehrere geschickte Handwerker nach England zu senden, die 
dort ein Lokal miethen und inmitten englischer Obrigkeiten ähnliche 
Maschinen anfertigen sollen. In dieser Weise beabsichtigen die 
Fenier, bis nach Äblauf des Winters den Schrecken in England 
zu verbreiten. 
Vermijschtes. 
*St. Ingbert, 5. Aug. Zum elften Male kehrt 
morgen der für unsere Stadt und Umgegend so denkwürdige Tag 
der Spicherer Schlacht wieder. Wie vor elf Jahren ist 
auch heuer der 6. August ein Samstag. Mit Dank gegen Gott 
und das tapfere Heer gedenken wir auch diesmal dieses uns ewig 
unvergeßlichen Tages. Besonders festlich wird derselbe nach der 
„Saarbr Zig.“ auch heuer in den benachbarten Saarstädten Saar⸗ 
zrücken und St. Johann festlich begangen werden. Freilich nicht 
so geräuschvoll wie im vergangenen Jahr, wo mit der Erinnerung 
an die hohe Zeit es galt, eines der schönsten Gedenkzeichen der— 
selben, den neuen Rathaussaal zu Saarbrücken unter der Theil⸗ 
nahme vieler Kriegervereine feierlichst einzuweihen. Aber wie in 
früheren Jahren, so rüstet man sich gegenwärtig wieder, die uns 
allen ewig denkwürdige Zeit zu begehen. Wie früher wird from— 
mer dankbarer Sinn die Gräber der hinübergegangenen Helden im 
Ehrenthal und auf dem Schlachtfelde schmücken, wie früher werden 
die vaterländischen Fahnen von den Türmen und Denkmalen wehen, 
und wie in der Zeit der Noth und Gefahr, aber auch der wunder— 
barsten Errettung, werden unsere Herzen höher schlagen. Nament⸗ 
lich werden die Vereine des Saarthales, allen voran die Krieger 
und Turner, sich die patriotische Feier nicht entgehen lassen. Eben⸗ 
so werden die Schulen ihren Zöglingen die hohe Zeit einprägen, 
ie zu den historischen Stätten führen und zur Schmückung der 
Gräber veranlassen. w 
— s. Von der Blies. Zur Abgeordneten— 
Wahl. In nicht allzuferner Zeit werden die Wahlmänner 
uinseres (des Zweibrücker) Wahlbezirkes abermals zur Wahl eines 
3. Abgeordneten einberufen werden. Angesichts dieser Thatsache 
wird schon allerwärts die Personenfrage dieses 3. Vertreters unseres 
Wahlkreises besprochen. Auch in den Zeitungen liest man schon 
so Manches, was bald zu Gunsten der einen oder der anderen 
Persönlichkeit geschrieben wurde. Gestatten Sie mir, an diesem 
Orte auch meine Ansicht und die meiner politischen Freunde hier 
auszusprechen. Bei Beginn der diesjährigen Wahlagitation wurde 
zuvörderst von Seiten der ackerbautreibenden Bevölkerung unseres 
Wahlkreises. mit aller Energie eine entsprechende Vertretung ihres 
Standes beansprucht, trotzdem unser Wahlkreis schon während der 
porigen Landtagsperiode durch einen ausübenden Landwirth, der 
auch diesmal wieder gewählt wurde, vertreten war. Ein Theil 
der liberalen Urwähler — und bei weitem der größte — stellte 
diesen unsern bisherigen Vertreter, Herrn Höh, wieder auf; der 
kleinere Teil (wie es sich durch die Wahl herausstellte) verlangte 
entschieden Herrn Freudenberg als Abgeordneten. Letzterer wurde 
vor mehreren Jahren als Reichstagskandidat von den Conservativen 
aufgestellt, was zu der Annahme berechtigte, daß das Landvolk 
von den Conservativen für genannten Herrn umgestimmt worden 
sei; auch die Patrioten waren für denselben. Wie es sich später 
herausstellte, ließen letztere Herrn Freudenberg kurz vor der Land— 
iagswahl fallen, weil er nach seiner öffentlichen Erklärung allen 
reaktionären Bestrebungen entgegentreten werde. Auf diese Weise 
vurde die Wahl Freudenbergs eine Unmöglichkeit. So gerne wir 
auch Herrn Freudenberg an Stelle irgend welch eines anderen 
Abgeordneten als Vertreter der ackerbautreibenden Bevölkerung ge⸗ 
sehen hätten, so möchten wir doch jetzt als 3. Abgeordneten unseres 
Wahlkreises einer Persönlichkeit aus irgend einem andern Stande 
mehr das Wort reden, denn es gibt im Landtage auch andere In⸗ 
teressen zu vertreten, als blos die landwirthschaftlichen. Die 
Herrn Oekonomen haben ja einen Verkreter ihrer Interessen. Und 
sudem ist der Abgeordnete ja durch seinen Eid verpflichtet, bei 
seinen Abstimmungen nicht das Interesse irgend eines Standes, 
ondern das Wohl des ganzen Volkes im Auge zu behalten. Wie 
die Geschichte der Menschen und Völker nachweist, haben sich vor⸗ 
ugsweise 8 Stände in der menschlichen Gesellschaft entwickelt 
der Nähr⸗, Wehr- und Lehrstand; mithin liegt die Nothwendig. 
eit nahe, diesen gleiche Beachtung, gleiche Berechtigung zu zu— 
venden. Der Nährstand — also der Stand der Oekonomen 
und Bauern — hat im neugewähten Landtage mehr wie ein Drittel 
der Abgeordnetenplätze erhalten und glauben wir annehmen zu 
hurfen, daß es den Abgeordneten dieses Standes sehr wünschens- 
verth erscheinen dürfte, wenn ihnen aus dem Lehr- resp. Gelehrten⸗ 
jande noch eine weitere Persönlichkeit aus unserem Wahlbezirk 
nisendet würde. Wir meinen einen Juristen resp. einen Justiz⸗ 
zeamten. Unsere Absicht ist es nicht, hier Personen vorzuschlagen 
dies wollen wir geeignetern Persönlichkeiten überlassen. Aber mii 
unserer Ansicht, die auch die unserer politischen Freunde und Ge— 
innungsgenossen in unserer Nähe ist, konnten wir nicht zurückhalten. 
*St. Ingbert, 5. August. Die in den Wahlkreisen 
Zweibrücken-Pirmasens und Homburg-Kusel 
aothwendig gewordene Nachwahl zum Landtage findet nächsten 
Dounerstag. 11. August, statt. 
Aus Neuhausel wird der „Zw. Ztg.“ berichtet: An 
der Kaiserstraße zwischen Homburg und St. Ingbert ist das Korn 
jetzt ziemlich eingeheimst; mit der Hafer⸗ und Gerstenernte ist be⸗ 
Jonnen. Doch wird allgemein über geringen Ausfall der Sommer 
rüchte geklagi. Vieles Korn wird gar nicht gedroschen, weil nicht 
einmal der Drescherlohn herauskäme, sondern sogleich als Streu— 
verk benützt. Um so ergiebiger dürften die Kartoffeln ausfallen, 
die in allen Lagen sehr schön im Kraut stehen; schon seit 3 Wochen 
werden hier neue Kartoffeln gegessen. Eine gute Kartoffelernte 
väre zu wünschen; denn wie der Pfälzer Weinbauer heuer frot 
und guter Dinge ist, weil der Wein zu gerathen verspricht, so iß 
der Westricher nur dann recht vergnügt, wenn er singen kann 
„Die Krumbeere sin gerote.“ Im Westrich ist halt der Krumbeere 
itock Meeschter, wie's im Schandein'schen Gedicht heißt. 
FDie Feldjagd auf Feldhühner, Wachteln und Lerchen 
beginnt am 15. August, auf Hasen am 15. September. 
Von 61 Zoglingen des oberen Curses der Lehrerbildungs 
anstali zu Kaiserslautern haben 56 bestanden; unter den 
5 nicht befähigten befinden sich 3Z im Fürstenthum Birkenfeld be 
heimathete Zöglinge. 
4Der Stadirath von Spey er hat dieser Tage die Wasser⸗ 
eitungsfrage erledigt, indem er mit allen gegen 8 Stimmen der 
hetr. Vertrag mit Hrn. Ingenieur Lindemann vereinbart. Et 
jandelt sich bekanntlich um Versorgung der Stadt Speyer min 
jutem Trinkwasser mittelst einer Leitung aus der im Tunnel von 
Münchweiler befindlichen bedeutenden Quelle. Hr. Lindemann stehr 
auch noch mit den Städten Landau, Frankenthal, Ludwigshafen, 
Mannheim und Worms in Unterhandlung wegen der gleichen An— 
gelegen heit. 
4 Wie der „Saarbr. Ztg.“ von einem angeblichen Augen⸗ 
eugen mitgetheili wird, hat sich am Sonntag früh 6 Uhr auf der 
Zohlengrube zu Kleinrosseln, Schacht Bartelswiese, ein 
zräßliches Unglück ereignet. Daselbst ist es üblich, des Sonntags 
zas sich während der Woche ansammelnde Grubenwasser zu fördern 
ind es ist strenge verboten, an diesem Tage Menschen mit der 
zörderschale in die Tiefe zu lassen. Trotz dieses Verbotes fuhren 
iun am genannten Tge 4 Steiger und 6 oder 8 Bergleute mit. 
der Maschinenführer follte zum Aussteigen dieser Leute an einem 
jewissem Punkte die Förderschale halten lassen; durch irgend ein 
hzersehen aber, welches noch nicht aufgeklärt ist, fuhr die Förder⸗ 
chale sammt ihren Insassen mit aller Gewalt in den mit Wasser 
migefüllten Ori, welches nun über den Unglücklichen zusammen— 
chlug. Die Leute machten wohl alle Anstrengungen, num sich zu 
retten und aus der Schale zu kommen; letztere hob sich jedoch 
ind fiel wieder und zerschmetlerte die an ihr hängenden Männer. 
Unter den auf so grausige Weise Umgekommenen sind vier ver— 
jeiratete Steiger (einer Vater von vier Kindern) und 5 Bergleute, 
ast alle gleichfalls verheiratet. Sie alle wurden todt und gräßlich 
erstümmelt zu Tage gefördert. Nur einer kam unversehrt und 
inige andere mit mehr oder minder schweren Wunden davon. 
das Jammern der Angehörigen, die auf die rasch sich verbreitende 
dunde von dem Unglück schnell nach der Grube eilten, soll herz 
erreißend gewesen sein. Wie viele Leute eigentlich auf der Förder 
chale waren, ist noch nicht genau festgestellt. Der Maschinen⸗ 
ührer, den die Schuld an dem Unglück trifft, ist entflohen. 
4 Unter Theilnahme einer zahllosen Menge Menschen fand 
im 2. August zu Kleinrosseln die Beerdigung der am 
Sonntag in dem Wendelschachte Verunglückten statt. Die Zahl der 
Opfer, welche anfangs sechs betrug, hat sich nun infolge Ablebens 
»on zwei Schwerverwundeten auf 8 erhöht, von denen 7 aus 
Rosseln selbst, der achte aus Emmersweiler. Kreis Saarbrücken 
tammen. 
4 In den Betrieb der bayerischen ärarialischen Hüttenwerk 
und Salinen ist eine zeitgemäße Neuerung eingeführt worden, in⸗ 
dem zur Erleichterung und gleichzeitigen Belebung: des Verkehrs