Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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1881. 
—— 
Deutiches Reich. 
Wie ein Münchener Correspondent des „Pf. K.“ ver— 
nimmt, wird der neugebildete Eisenbahnrath für das Königreich 
gayern (bestehend aus 25 Mitgliedern, welche dieser Tage von 
5 H. dem König auf die Dauer der drei nächsten Jahre er— 
nnt wurden) in kürzester Zeit und jedenfalls noch vor dem Zu— 
mmentritt der Kammern zu seiner erstmaligen Versammlung ein⸗ 
herufen werden. Nach der k. Verordnung vom 16. März Jl. J. 
holl die Einberufung des Eisenbahnrathes durch die kgl. General⸗ 
irection der kgl. Verkehrsanstalten nach Bedürfniß, aber jedenfalls 
wei Mal im Jahre erfolgen. Den Vorsitz im Eisenbahnrath hat 
er Generaldirector der kgl. Verkehrsanstalten oder bei dessen Ver— 
sinderung der Director der Betriebsabtheilung der Generaldirection 
u führen. 
38 der „Frf. Ztg.“ hat sich am 13. ds., wie schon kurz 
zemeldet, Fönig Ludwing II. von Bayern in Begleitung 
jeß ehemaligen Staatsanwaltes Freiherrn v. Hirschberg und eines 
dieners von Linderhof, wo er erst drei Tagen vorher wieder ange⸗ 
ommen, nach Paris begeben, nachdem noch am Tage zuvor Cabi⸗— 
zetssecretär Dr. v. Ziegler bis spät in die Nacht hinein Vortrag 
tstattet hatte. Es wird nach den getroffenen Anordnungen in 
mierrichteten Kreisen angenommen, daß König Ludwig — seiner 
Jewohnheit entgegen — diesmal einen verhältnißmäßig längeren 
lufenthalt in der französischen Hauptstadt, in welcher er stets das 
trengste Incognito gewahrt wissen will, nehmen werde, so daß es 
eht fraglich erscheint, ob er an seinem 36. Geburtstag, am 25. 
Jugust, innerhalb unserer Grenzpfähle weilen wird. Nach der Rück⸗ 
ehr aus Paris gedenkt König Ludwig sich an den Chiemsee zu 
degeben, um sich dort auf der Herren⸗Insel, die er zu Anfang 
zorigen Jahres angekauft hat, von dem Fortgang der Bauarbeiten 
an dem neuen Schloß, dem sogenannten Königsbau, zu überzeugen. 
Wie Augenzeugen verfichern, schreitet der Bau, für dessen Vollend⸗ 
nung drei Jahre in Ansatz gebracht wurden, rüstig voran. 
Die bayerischen Staatsanwälte und Regierungscommifsäre 
ben nach der Frankf. Ztg.“ aus dem Justizministerium die Wei— 
umg erhalten, den Besprechungen des Besuches des österreichischen 
daisers beim Könige von Sachsen, Württemberg, dem Großherzoge 
don Baden und beim Prinzen Ludwig in Amsee in der Tages— 
resse besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Bekanntlich wurden 
iese Besuche durchaus unbegründeter Weise mit angeblich bevor⸗ 
chenden Veränderungen in den höchsten Kreisen in Verbindung 
itbracht. 
Das bayerische Ministerium des Imern hat eine Ent⸗ 
hießung erlassen, in welcher mit Rücksicht auf die seit einigen 
ahren außerordentlich hoch gestiegenen Gemeindes und Distrikts- 
mlagen den Gemeindevertretungen und Distriktsräthen die äußerste 
darsamkeit anempfohlen wird. Nach den im Jahr 1879 ge— 
sogenen statistischen Erhebungen betrugen die in sämmtlichen Ge— 
wenden des Königreiches im Jahr 1878 erhobenen Gemeindeum⸗ 
ien durchschnittlich 70, 13 pCt. des Steuersolles; von 8035 
deneinden des Königreichs erhoben: 2550 Gemeinden bis zu 50 
Ct. 2616 Gemeinden von 51 bis zu 100 pCt., 1615 Gemein⸗ 
den von 101 bis zu 200 pCt., 485 Gemeinden von 201 bis 
u800 pCt., 141 Gemeinden von 8301 bis zu 400 pCt., 84 
kmeinden von 401 bis zu 500 pCt., 51 Gemeinden über 500 
t. Die Distriktsumlagen betrugen im Jahre 1878 durchschnitt⸗ 
d 28,65 pCi. des Steuersolles. Wenn auch in allerneuester Zei 
züglich der Erhöhung der Gemeinde- und Distriktsumlagen eini⸗ 
amaßen Stillstand eingetreten zu sein scheint, so ist doch thun⸗ 
cste Minderung der Umlagen in den schwerbelasteten Gemeinden 
d Distrikten Bedürfniß. Eine Herabminderung derselben sols 
unch die Beschränkung der Ausgaben auf das absolut Nothwen— 
he herbeigeführt werden und sind die Verwaltungsbehörden an— 
wiesen, hierauf ihr besonderes Augenmerk zu richten. 
In dem auf Weisung des Reichsgerichtes vom Untersuchungs⸗ 
hier des Berliner Landgerichtes gegen eine Anzahl Personen, 
mentlich aus Süddeutschland, geführten Hochverrathsprozeß 
die Verhandlung auf Mitte Oktober anberaumt. 
Eine fette Ente hat die „Elberf. Ztg.“ in die Welt 
flattern lassen. Nach dem rheinischem Blatte wäre in Berlin 
heschlossen worden: Die Ginverleibung Homburgs in 
Preußen und die Erhebung der alten Hansestadt zur zweiten Re— 
sidenz. Es war doch in den letzten Tagen nicht übermäßig heiß! 
Bismarck begab sich am 17. ds. von Berlin nach seinem 
Familiengute Schönhausen, traf in der darauffolgenden Nacht 
wieder in Berlin ein und reiste am 18. nach Varzin. 
Ueber fünf Viertelstunden währte, wie nachträglich bekannt 
wird, die in vor. Nr. gemeldete Berathung des Kaisers mit 
dem Fürsten Bismarck. Dieselbe fand deßhalb in dem Palais 
des Letzteren Statt, weil der Kaiser wegen seiner um 8 Uhr Nach— 
mittags festgesetzten Abfahrt nach Potsdam den Fürsten zur ge— 
vohnten Audienzstunde nicht empfangen und auch vorher nicht be— 
stimmen konnte, wie weit ihn anderweite Geschäfte in Anspruch 
nehmen würden. Die festgesetzte Zeit zur Abfahrt war indessen 
längst überschritten, als der Kaiser die Unterredung mit dem Reichs— 
kanzler beendete. und der Kaiser mußte daher einen späteren Zug 
wählen. Man vermuthet allgemein, daß der Gegenstand der wich— 
tigen Unterredung kirchenpolitische Angelegenheiten betroffen habe. 
Vor einiger Zeit erhielt der deutsche Kaiser Drohbriefe. 
Die Untersuchung hat ergeben, daß dieselben von einem achtzehn⸗ 
jährigen Hauslehrer, Namens Liedke in Elbing, einem 
unreifen und überspannten Menschen, herrühren, dessen Kopf durch 
Lesen sozialdemokratischer Schriften verwirri wurde. 
In Sachen der im Kieler Hafen mit Beschlag belegten 
Dampfer „Diogenes“ und „Sokrates“ richtet deren 
Erbauer, Herr Howaldt, ein Schreiben an die „Weserztg.“ 
worin er mittheilt, daß die Schiffe ihm von einem Privatmanne 
bestellt worden seien. Mit der peruanischen Regierung habe er 
niemals das Allergeringste zu thun gehabt. Die Dampfer seien 
als gewöhnliche Handelsschiffe gebaut, wofür die Bauart und die 
Ausstattung deutlich sprächen. 
Ausland. 
Die hochoffiziöse Wiener „Montagsrevue“ bezeichnet die süd— 
dentsche Reise des Kaisers von Oesterreich als eine neue 
Bekräftigung des österreichisch-deutschen Freundschaftsbundes. 
Die frauzösische Regierung richtete an alle Präfecten ein 
Rundschreiben, in dem sie das zu Wahlzwecken verbreitete Gerücht 
bon einer theilweisen Mobilisirung der Armee für unbegründet erklärt. 
Das englische Oberhaus nahm nach kurzer Debaite die 
irische Landbill, wie dieselbe aus der Berathung des Unterhauses 
—D 
zufrieden mit den Aenderungen, überläßt aber dem Unterhause die 
Verantwortlichkeit für die Bill. (Damit wäre nun der Konflikt, 
welcher zwischen den beiden gesetzgebenden Körperschaften Englands 
ausgebrochen war und der fast einen Kabinetswechsel herbeigeführt 
haben würde, beigelegt, nachdem das Unterhaus, durch Zureden von 
Seiten Gladestone's bestimmt, in wesentlichen Punkten dem Ober— 
haus nachgegeben- hat. Die irische Landbill wird hoffentlich zur 
schleunigen Herbeiführung besserer Zustände in dem beklagenswerthen 
Irland beitragen.) 
Nach der Erklärung der Aerzte vom 17. Aug. giebt der Zu⸗ 
stand des Präsidenten Garfield mehr Hoffnung. Er schlum— 
mert ruhig: der Zustand des Magens ist besser. 
Vermischtes. 
* St. Ingbert, 19. August. Zu Ehren des Aller— 
höchsten Geburts-und Namensfestes sindet nächsten 
Donnerstag, 25. ds. Mts., im Gasthause „Zur Post“ dahier ein 
Festessen statt. 
* GBesitzwechsel.) Das in der Kohlenstraße gelegene Wohn⸗ 
haus (mit Ladenlokal und Garten) des Hrn. P. J. Woll, Kauf— 
mann, wurde bei der gestrigen Versteigerung um die Summe von 
10.200 M. von Hrn. Joseph Neumann erworben. 
*— Dieser Tage wurde den Mitgliedern der „Dick-Stift— 
ung“, des Pfälzischen Hilfsvereins für Geisteskranke, der erste 
Jahresbericht über das Jahr 1880 zugestellt und zugleich von den⸗ 
selben der gezeichnete Beitrag für das laufende Jahr erhoben. Der 
Restand dieses so wohlthätig wirkenden Vereines setzte sich schon