Full text: St. Ingberter Anzeiger

am Schlusse des Vorjahres aus 1887 Mitgliedern mit einem 
Jahresbeitrage von 2831 M. 50 Pf. zusammen, wozu noch ein⸗ 
malige Beiträge in der Höhe von 3170 M. 46 Pf. kamen, so 
baß sich die Gesammteinnahme des Jahres 1880 auf die stattliche 
Summe von 7021 M. 96 Pf. beläust, incl. eines dem Vereine 
geschenkten Grundstockes von 1000 M. Die Wirksamkeit des Ver—⸗ 
ues im Jahre 1880 konnte sich, da die Constituirung erst spät 
Monat November) erfolgt war, natürlich nicht mehr weit erstrecken. 
Im Ganzen hatte der Verein Ausgaben von 402 M. 20 Pf., da⸗ 
dei Unterstützungen an 8 Pfleglinge der Kreis⸗Irrenanstalt oder 
deren Angehdrige im Betrage von 165 M. Der Jahresbericht 
enthält u. A. auch einen sehr beachtenswerthen Aufsatz des Direk⸗ 
lorz der pfälz. Kreis⸗Irrenanstalt über die frühzeitige Verbringung 
Gemülhs⸗ und Geisteskranker in eine Heilanstalt. Besonders wird 
darin im Interesse der Armen und Gemeinden auf den 8 20 der 
Satzungen für unsere pfälzische Irrenanstalt aufmerksam gemacht, 
der also lautet: „Unvermögende, als heilbar aufgenommene Kranke 
derden in den ersten neun Monaten gänzlich aus Kreisfond ohne 
irgend einen Beitrag von Seiten der Gemeinden verpflegt, wenn 
das Aufnahme⸗Gesuch in den ersten drei Monaten der Krankheit 
eingereicht und von der erfolgten Aufnahme⸗Genehmigung längstens 
innerhalb eines Monates Gebrauch gemacht worden ist.“ —. In 
unserer Stadt zählte die „Dickstiftung“ im Vorjahre 47 Mitglieder 
mit einem Gesammtjahresbeitrage von 128 M. Hoffentlich erhalten 
dieselben auch in Zukunft das dem Vereine bewiesene Wohlwollen. 
Mochten aber auch noch andere Personen dem jungen Vereine, der 
ja den edlen Zweck hat, der ärmsten Menschenklasse, den Geistes- 
franken, helfend zur Seite zu treten, ihre werkthätige Theilnahme 
zuwenden, indem sie die Mitgliedschaft zu demselben erwerben. 
p Dieser Tage wurde in Kaiserslautern eine Wette 
ausgeführt, deren Zielpunkt Forsthaus Johanneskreuz war. 
Prof. G. unternahm die Aufgabe, innerhalb zwei Stunden in ge—⸗ 
wöhnlichem Marsche von da nach Johanneskreuz zu gehen. Um 
7 Uhr begann der Abmarsch unter Kontrole in Kaiserslautern, und 
uͤm 8 Uhr 58 Min. war das Ziel erreicht, die Wette somit ge⸗ 
wonnen. Zwei andere Kaiserslauterer Herren waren um 52/3 Uhr 
daselbst weggegangen und um 812 Uhr auf Johanneskreuz, also 
kurz vor dem Wettenden, angekommen. Die Kontrole wurde außer⸗ 
dem noch von Herrn Oberforster Albrecht geübt, dem der Wett⸗ 
kaͤmpfer eine in Kaiserslautern versiegelte Ühr gegen Ankunftsbe⸗ 
scheinigung vorzeigte. 
Die am Sonntag in Neustadt tagenden Thierärzte 
haben sich einstimmig gegen das rituelle Schächten der Thiere bei 
ben Israeliten ausgesprochen und die Verwerthung des Blutes der 
auf solche Weise getödteten Thiere als menschliches Nahrungsmittel 
als unstatthaft bezeichnet. 
Die diesjährige Versammlung des p fälzischen Forst— 
vereines findet am 8. und 4. September Ifd. Irs. zu 
Kandel statt. 
FAm' 11. Aug. schenkte die Ehefrau des Fabrikarbeiters Ja⸗ 
kob Kilhas in Gebweiler diesem drei Söhnchen und eine 
Tochter, und befinden sich Mutter und Vierlinge ganz wohl. Kil⸗ 
has ist jetzt innerhalb 8 Jahren glücklicher Vater von 11 Kindern. 
Herr, halte ein mit diesem Kindersegen! könnte er jetzt beten. 
p In der „Frankenthaler Zeitung“ empfiehlt Einer, die ge— 
fangenen Feldmalse nicht wegzuwerfen, sondern sie zu braten. Er 
berichert, daß sie delicat schmecken, man solle es nur einmal pro— 
hir. Einen Jagdschein braucht man für die Mäusejagd nicht — 
jetzt wenigstens; vielleicht kommt's später auch noch. 
Am 8. und 9. August unterzogen sich 28 Mädchen in 
der Aula des humanistischen Gymnasiums zu Speyer einer 
Prüfung, um sich die Qualität für den niederen Privatlehrer⸗Be⸗ 
ruf zu erholen. Unter denselben war, was in unserer Pfalz noch 
nicht dagewesen sein möchte, eine Lateinschülerin, Emma Becher, von 
Speyer. Letztere hat sich in mühsamster ausdauerndster Weise ohne 
Lehrer und besonderen Unterricht einzig durch Privatstudium die 
Kenntnisse im Lateinischen erworben, die von einem Schüler der 
fünften Klasse der Lateinschule gefordert werden. Es ist dies um 
so staunenswerther, da sie Goubernante in England ist und als 
solche nur die späte Nachtzeit für das Studium des Lateinischen 
erwenden konnte. Ihre schriftlichen Exercitien schickte sie zum 
Korrigiren nach Deutschland und ließ sich dieselben von da wieder 
zurücksenden. Ehre solch tüchtigem Streben! 
— Die gegenwärtig herrschende für den Monat August etwas 
zu kühle Temperatur hat die Hoffnung der pfäl zischen Win— 
zer auf einen „Doppelkometenwein“ etwas heruntergestimmt, ob— 
wohl ein Grund zu ernstlichen Besorgnissen bis jetzt noch nicht 
horliegt. 
Was die muthmaßliche Güte des diesjährigen Weins 
betriffi, so wird dieselbe von Sachverständigen über die des 68er 
und 6her Jahrganges gestellt. Man muß bis zum Jahre 1846 
zurückgreifen, um ein gleich gutes Weinjahr zu sinden. Aeltere 
deule wrähnen auch den 1834er und 1822er und meinen, wie 
ie „Ggwi.“ schreibt, der diesjährige müsse auch diese Jahrgan, 
ibertreffen. J 
'In Mannheim ist am 16. ds. die Chininfabrik qu 
dem Jungbusch fast vollständig niedergebrannt. 
F Auf der allgemeinen Patent- und Musterschutze Ausstellm 
u Frankfurt a. M. findet nach einem Bericht der Nein 
hadischen Landeszeitung“ die Ausstellung des Eisenwerks Kaisen 
autern große Anerkennung. Namentlich interessirt eine Kolletii 
erschiedener Oefen. So wird gerühmt ein Zimmerschachtosen 
essen Bedienung außerhalb des Zimmers erfolgt, was für Sau⸗ 
zäuser, Krankenhäuser, Sitzungssäle ꝛc. von Wichtigkeit ist. Ditse 
Ifen gestattet d ie Verwendung jeden Brennstoffes und erlaubt d 
sKachfüllung, ohne den Gang der Verbrennung zu stören. ch 
gfälzer Schachtfüllofen vereinigt die Vortheile der Schachtfeuermp 
nit denen des Füllofens, ein Schmölcke-Ofen gestattet gleich de 
orerwähnten Oefen eine stetige Einführung frischer erwärmi 
ruft und eine kontinuirliche Entfernung der verbrauchten. Er 
dilscher Säulenofen empfiehlt sich besonders für solche Räum 
do man eine gleichmäßige Erwärmung des Fußbodens wünsch 
Ferner bringt die Ausstellung einen Centralschachtofen für Lus. 
seizungen und Trockenanlagen, welcher sich durch einfache un 
raklische Konstruktion auszeichnet. Einem „Schwatlo“-Centralofn 
verden folgende Vorzüge nachgerühmt: größte Leistungsfähigke 
weckmäßige Konstruktion des Apparates, selbstthätige Beschidum 
nittels der Schachtfeuerung, vorzügliche Reinigungseinrichtung. 
In Gewenheim GElsaß) hat sich eine bejahrte, in gub 
Bermoͤgensverhältnissen lebende Frau, welche schon längere 80 
geisteskrankt war, mit einem Messer den Leib aufgeschlitzt undd 
hedarme herausgerissen. Dieselbe glaubte nämlich, den Anticht 
m Leibe zu haben, und um denselben zu entfernen, verübte sied 
zrausige That. Ihr Tod ist bald nachher erfolgt. 
FIm „Bahyerischen Centralpolizeiblatt“ ist ein Gutsberwalt 
Freiherr Phil. v. Thüngen von Obermenzing wesqr 
irkundenfälschung steckbrieflich ausgeschrieben. 
In Kissingen hat Fürst Bismarck dieses Jahr 4 
Bäder genommen, was er sonst in keinem Jahr gethaͤn, und su 
er mit dem Erfolg seiner Kur verhältnißmäßig ganz zufrieden seit 
Bor der Abreise wurden die bayerischen Beamten, der k. Poli 
ommissär von München und der k. Telegraphenbeamte von Wun 
zurg, mit werthvollen Andenken überrascht, ebenso wurde die Dien 
chaft mit Geschenken reichlich bedacht. 
Gettler aus Passion) Der Rentier F. in Berln 
ein sehr reicher Mann, hatte vor vielen Jahren schon im Thie 
Jarten fast täglich einen Bettler gesehen und ihm stets ein kleins 
Almosen gegeben. Später war dieses Almosen bis auf täglich 3R. 
pf. erhöht worden, und holte der greise Bettler sich dasselbe stet 
ur Mittagszeit von F. ab. Gleichzeitig erhielt er dort ein Mi 
agbrod. Plötzlich, vor einigen Monaten, blieb der Alte weg mm 
var nicht mehr aufzufinden. Kürzlich nun erhielt Herr F. vo 
Bericht die Mittheilung, daß der Bettler verstorben und ihn, seine 
angjährigen Wohlthäter, zum alleinigen Erben seiner Hinterlass 
chaft im Betrage von 31,000 Mark eingesetzt habe. Die Uebe 
raschung des Erben möge sich der Leser selbst ausmalen. 
Am 12. August verunglückten auf dem Asphaltwerke de 
englischen Gesellschaft bei Li m mer in Hannover 5 Berglen 
zurch Verschüttung. Nachmittags sind die verstümmelten Leichno 
den Hinterbliebenen ausgeliefert worden. 
F (Gestörte Hochzeit.) Aus Joinville-le-Pont wi 
Folgendes geschrieben: „Ein angesehener Mann unserer Stu 
eierte am Donnerstag auf seinem Landgute am Ufer der Man 
eine Hochzeit. Ein großes Diner war bestellt und die Gäste 
varteten gerade das Signal, sich zur Tafel zu begeben, demn; 
dermählten Paare den Vortritt lassend. Die Braut hatte ic 
die Schwelle des Speisesaales überschritten, als sie ohnmächtig 
Boden sank — an einm der Fenster des hellerleuchteten So 
hzing die Leiche des ersten Brautführers. Der unglückliche 4 
Mann war 19 Jahre alt und gehoörte einer der ersten Fam“* 
in. Bei seinem Couvert auf dem Hochzeitstische fand man * 
genden Zettel: „Ich liebe die Braut und tödte mich, weil ich 
richt ertragen kann, sie in den Armen eines Andern zu sehen.“ 
Aus Zürich, 13. August schreibt man der „Frkf. 3. 
Bei der Ankunft des Zuges der Arth-Rigi-Kulmer-⸗Bahn in A 
reignete sich heute ein Unfall, welcher von den verhängnißvolls 
jolgen für die Betheiligten hätie sein können. Die Lokomon 
ntgleiste und fiel in einen Abgrund, die Waggons blieben glü— 
icherweise auf dem Geleise und konnten zum Stehen gebrae 
verden. Die Passagiere kamen mit einem allerdings nicht geringe 
-Zchrecken dabou.“ 
(Ein Meteor als Brandstifter.) In der Nad 
hom 2. zum 3. d. Mts. brannte die Scheune eines Ackerhofes 
Dutru'p in Jütland nieder und der Eigenthümer des Hoh 
wurde nebst seiner Frau trotz aller Unschuldbetheuerungen als 
—XDD 
hard es bekaͤnnt, daß mehrere Fischer in der erwähnten Nacht b