Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugbertex Anzeiger und das (2 mal w' Hentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage ericheint wöchentlich viermal? Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 
40 einschließlich Trägerlohn; durch die Vosi bezogen 1.A 60 H, einschließlich 20 ⸗ Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswarit 
mit 15 B fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Neclamen mit 30 3 pro Zeile berechnet. 
M 155. 
Donnerstag, den 29. September 
1881. 
Neubestellungen auf den vom 1. Oktober ab 
n bedeutend größerem Formate 5 mal wöchentlich, 
— mit vseitigem illustrirtem Sonntagsblatte, erscheinenden 
a 
„St. Ingberter Anzeiger 
zuu dem außergewöhnlich billigen Ouartals-Preise von 
J. M. 40 Pf. bei den Trägern und 1 M. 60 Pf. bei der 
Post wollen gef. bald gemacht werden. 
iich nach der ersten Expedition unterworfen hatten, sind in vollem 
Aufstand. 
* Am Montag hat in Gleveland im Staate Ohio die Be⸗ 
rdigung Garfield's unter allgemeinster Theilnahme stattge⸗ 
unden. Im Trauerzuge befanden sich die Mitglieder des Cabinets 
ind des diplomatischen Corps, Senatoren, Deputirte, die Gouver⸗ 
rꝛeure der Staaten, die Generäle Sherenan und Sheridan, der 
rühere Präsident Hays und viele andere distinguirte Personen. 
Während des Zuges läuteten die Glocken und ertönten Kanonen⸗ 
alven; am Grabe trugen nach der Rede des Priesters deutsche Ge⸗ 
angvereine Trauerchoräle vor; ein Gebet schloß die ergreifende Feier. 
Washington, 26. Sept. Der für Frau Garfield 
zestimmte, durch freiwillige Gaben aufgebrachte Fonds hat bereits 
die Höhe von 306,000 Doll. erreicht. J 
* Der Emir yon Afghanistan, Abdur Rahman, hat 
einen Rivalen Ayub Rhan in einer großen Schlacht am 22. Sep⸗ 
tember vollständig besiegt. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 27. Sept. Das Ministerium des Inneren hat 
jämmtliche Acten der letzten Landtagswahl heute Mittag der Ab— 
geordnetenkammer zuftellen lassen; dieselben wurden in einigen 
Wägen in das Landtagsgebäude gebracht. — Wie man in Abge— 
ordnetenkreisen vernimmt, hat Abg. Ruppert für die „patriotische“ 
Fraction ein neues Programm verfaßt. — Von den Landtagsab⸗ 
zeordneten hatten sich bis diesen Abend 5 Uhr 82 persönlich an⸗ 
zemeldet. Alterspräsident ist Abg. Rottmayer, Sattler und Bürger⸗ 
meister in Wasserburg (patriot. Fraction). 
* Der neue Bischof von Trier, Dr. Korum, hat fofori 
aach Antritt seines hohen Amtes einen Hirtenbrief erlassen, in wel⸗ 
hem er hervorhebt, daß er Bedenken getragen habe, die Verant⸗ 
wortlichkeit der Stellung eines preußischen Bischofs zu übernehmen, 
daß er aber dem Befehle des Papstes nachgegeben habe. Die feier⸗ 
äche Inthronisation Dr. Korums fand bekanntlich am Sonntag 
Vormittag statt; auf dem Nachmittags stattgefundenen Festmahle, 
hei welchem der Bischof zwischen dem Regierungspräsidenten Nasse 
ind dem Commandeur der 18. Division, Generallieutenant v. Wich⸗ 
nann saß, toastete der Bischof auf den Papst und auf den Kaiser. 
Stuttgart, 27. Sept. Der Kaiser traf heute Mittag um 
12 Uhr von Baden-Baden hier ein, wurde am Bahnhof vom 
Könige, den königlichen Prinzen, den Ministern und der Generalität 
mpfangen und bei der Abfahrt vom Bahnhof von braufenden 
Hochrufen der unabsehbaren Menschenmenge begrüßt. 
Ausland. 
Vermischtes. 
*St. Ingbert, 28. Sept. Auf gestern Abend hatte 
die Gesellschaft armonie“ für ihre Mitglieder im Jung'schen 
Saale ein Conzert mit darauffolgendem Balle veranstaltet. Zur 
lebernahme des musikalischen Theiles war das hier rühmlichst be— 
annte Trompeterkorps des Schlesw.-Holst. Dragoner-Regim. Nr. 
3 aus St. Avold unter der Direktion des Stabstrompeters 
Irn. Fuhr mann engagirt. Die Leistungen desselben verdienen 
auch dieses Mal wieder alles Lob. 
* St. Ingbert. Wir machen darauf aufmerksam, daß 
die Wählerlisten für die bevorstehende Reichstagswahl bis 
um 4. Oktober einschließlich auf den Bürgermeistereien zur Ein— 
icht für Jedermann offen liegen. Möge Niemand, dem an der 
lusübung seines Wahlrechts gelegen ist, versäumen, nachzusehen, 
ob sein Name richtig in die Liste eingetragen ist, da er sonst Ge— 
ahr läuft, seines Wahlrechtes verlustig zu gehen. — Wahlberech— 
igt ist jeder 25jährige deutsche Reichsbürger, der sich nicht bei der 
Fahne im aktiven Militärdienst befindet, der nicht unter Vormund⸗ 
chaft steht, der sich nicht im Konkurs befindet, der keine Armen⸗ 
interstützung bezieht und dem nicht in Folge richterlichen Erkennt⸗ 
nisses die staatsbürgerlichen Rechte entzogen worden sind. Die 
Zahlung einer direkten Steuer ist zur Erlangung des Wahlrechts 
aicht erforderlich. 
—Ensheim. Am Sonntag Abend wurde unsere O b st⸗ 
Ausstellung nach 8tägiger Dauer durch das Komitemitglied 
derrn Kaufmann Orth von hier mit einer Ansprache geschlossen. 
derselbe bedauerte, daß die Ausstellung nicht in dem wünschens⸗ 
werthen Maße besucht worden sei. Er hob sodann die Verdienste 
der Hauptobstbaumzüchter des Vereins, des Herrn Bürgermeister 
Adit von Ensheim, des Herrn Pfarrer Rütter von Erfweiler 
ind des Herrn Bezirksarztes Dr. Witte n meier von Blieskastel 
jervor und schloß mit einem Hoch auf den Obstbauverein im Blies⸗ 
zau. — Die nächstjährige Ausstellung des Vereins findet in Erf⸗ 
weiler statt. 
fFKaiserslautern. Hier wurden entwendet 8 Stück 
Alfölder Eisenbahnactien à fl. 200 österreich. Ne. 43903, 35076, 
21540, 11195, 10923. Vor Ankauf wird gewarnt. 
Wie lohnend der Obstbau werden kann, beweist eine Mit⸗ 
heilung der „K. Ztg.“ aus Jakobsweiler (am Donners- 
erg), wonach der Ackerer Kron von einem einzigen Apfelbaum 73 
dörbe voll Aepfel erntete. Ein Obsthändler hatte für die Cres— 
enz dieses Baumes 100 M. geboten, ohne den Eigenthümer ver— 
mlassen zu koͤnnen, dieselbe für diese Summe abzugeben. 
Am 2. October l. J. versammeln sich die Gemeindeschreiber 
der Pfal z im Saalbau zu Neustadt a. H. zur Berathung 
ind Unterzeichnung einer Adresse an die hohen Kammern und des⸗ 
Jleichen des Entwurfs der Saßzungen eines Pensionsvereins. 
F Dürkheim, 28. Sept. Dahier wurde die Logel Por— 
tugieser-Most mit 17-20 Mark bezahlt. 
Bei Gelegenheit des vom 28. Sepibr. bis inkl. 2. Oktbr. 
nächsthin Statt findenden landwirthschaftlichen Festes in Ger— 
Wien, 27. Sept. Der „Allgemeinen Zeitung“ zufolge 
verden in Granitz a (Ungarn) Erhebungen zur Unterkunft vieler 
Fürstlichkeiten getroffen. Es joll dorten die Dreikaiserzusammen⸗ 
tunft stattfinden. Wäre die Schaffung des nöthigen Raumes un— 
möglich, so dürfte Warschau für die Zusammenkunft in's Auge 
zefaßt werden. 
* In Frankreich wendet sich die allgemeine Aufmerksam⸗ 
keit von den widerwärtigen Zänkereien der politischen Parteien ab 
und dem Schlusse des Feldzuges in Tunesien zu. Die großen 
Vorbereitungen, welche die französische Regierung für die bevor⸗ 
tehende Expedition in das Innere des Landes getroffen hat, lassen 
joffen, daß wenigstens der Schluß des tunesischen Dramas glän⸗ 
ender und effectvoller sein werde als die vorhergegangenen Acte. 
Ob indessen die Franzosen die geträumten Lorbern so leicht pflücken 
werden, ist stark zu bezweifeln, denn die Stadt Kairouan, welche 
das erste Ziel der Expedition bilden wird, ist, nach mohammeda⸗ 
nischen Begriffen wenigstens, stark befestigt, und die aufständischen 
Araber haben sich durch heilige Eide verpflichtet, die Stadt auf's 
Aeußerste zu vertheidigen. Eine energischere Kriegsführung seitens 
der Franzosen thut überhaupt Noth, tunesische Raͤuber streifen bis 
ehn Kilometer vor Tunis und die Colonne Sabatier kann wegen 
der steten Plänkeleien mit den Insurgenten nur langsam vordringen. 
Bei Djemel fand neuerdings ein ernsthaftes Gefecht zwischen In⸗ 
urgenten und französischen Truppen statt. Die Araber räumen 
in, 50 Todte und zahlreiche Verwundete gehabt zu haben, die 
Verluste der Franzosen sind noch unbekannt. 
Aus Tunis, 27. Sept. wird gemeldet: Bei Miutör hat 
ine Abtheilung Reiterei, die von Manuba kam, 800 Reiter der Auf⸗ 
tandischen, die umzingelt wurden, fast ganz vernichtet. In Sahalin bei 
Zusa schlug Oberst Moulin 500 arabische Reiter und 1000 Fußgänger; 
»er Kampf dauerte drei Stunden. Die Araber hatten 150 Todte. 
Trotz aller Vorkehrungen dauert die Kriegscontrebande auf großem 
Fuße fort. Fast alle Stämme des nördlichen Tunesiens, welche