ugherter auzen
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal —E
Blatt und Sonntags mit Sseitiger ilustrirter Beilage. Das Blati koslet vierteljiahrlich 1.4 40 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 4
10 H Zustellgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfalzi
welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 B, bei Neclamen 80 — pro Zeile. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
—ã
AM 157.
Sonntag, 2. Oktober 1887
M
F
*Per Plan eines deutschen Volkswirth-
schaftsralhes.
Unläugbar ist in den letzten Jahren eine all ge⸗
meine Beruhigung in der politischen Lage einge⸗
reten und die Zuversicht auf die Dauer des euro—
äischen Concerts hat durch die Kaiserzusammenkunft
in Danzig eine entschiedene Stärkung erfahren. Es
st daher erklärlich, daß unser leitender Staatsmann
iich in hervorragender Weise mit unseren inneren
Angelegenheiten beschäftigt und daß ihm der weitere
Ausbau seiner großartigsten Schöpfung, des deut—
chen Reiches, jetzt, wo der europäische Friede nach
nenschlicher Voraussicht auf Jahre hinaus gesichert
erscheint, besonders am Herzen liegt. Die Haupt-
hestrebungen des Reichskanzlers sind darum in erster
Linie auf eine wirthschaftliche und finanzielle Stark
uing des deutschen Reiches gerichtet, da es eine
Thatsache ist, daß Deutschland gegenüber anderen
Hroßstaaten, namentlich was England, Frankreich
ind die Vereinigten Staaten von Nordamerika an—
elangt, in wirthschaftlicher und finanzieller Bezieh⸗
ing bedeutend zurückgeblieben ist. Eine Stärkung
Deutschlands nach dieser Richtung gehört aber mu
zu den Grundbedingungen für die Erhaltung des
Reiches und dies Ziel sucht Fürst Bismard auf
allen Wegen zu erreichen; hierbei vertritt Fürst Bis-
marck die Ansicht, daß die Parlamente, dor Allem
der deutsche Reichstag und der preußische Landtag,
da sie mehr vom politischen Standpunkt und Ge—
sichtspunkt aus constituirt sind, nicht immer geeignet
exrscheinen, in Fragen wirthschaftlicher und finan⸗
gieller Natur, eine sachliche Entscheidung zu treffen.
Aus diesem Grunde hat, Fürst Bismarck im vorigen
Jahre auch den preußischen Volkswirthschaftsrath
ins Leben gerufen, da es ihm als ein Bedürfniß
erschien, in Preußen neben dem Landtage ein In—
titut zu schaffen, welchem eben die sachliche Beur—
heilung von finanziellen und wirthschaftlichen Ge—
setzentwürfen obzuliegen hätte. Der preußische
Bolkswirthschaftsrath ist aber von vornherein nur
als eine vorübergehende Einrichtung angesehen wor—
den, welche jetzt in einen deutschen Volkswirthschafts⸗
tath umgewandelt werden soll, da die wichtigen
inanziellen, wirthschaftlichen und socialpolitischen
Reformen doch von Reichswegen zu Ende geführt
werden müssen. — Bekanntlich war in der vorigen
RKeichstagssession der für die Einrichtung eines deut⸗
chen Volkswirthschaftsrathes geforderte Posten ab—
gelehnt worden, aber schon damals hieß es, daß
rotz dieses ablehnenden Votums die Reichsregierung
uicht gewillt sei, auf die Einführung des genann—
en Institutes für das ganze Reich zu verzichten;
die betreffende Position wird daher bereits in den
aächstjährigen Haushaltsetat wieder aufgenommen
verden und in Regierungskreisen ist man der An—
icht, daß es diesmal mit Hülfe der Centrumspartei
jelingen werde, die Position durchzubringen. Von
iner nochmaligen Einberufung des preußischen
Pollswirthschaftsrathes ist deshalb auch nicht die
Rede; geplant ist dagegen der erstmalige Zusam⸗
nentritt des deutschen Volkswirthschaftsrathes vor
»er Frühjahrs-Session des Reichstages und zwar
yöchstwahrscheinlich, um ein Gutachten über den
imgearbeiteten Entwurf des Arbeiter-Unfall⸗Ver—
icherungsgesetzes abzugeben. Jedenfalls wäre die
ndliche Errichtung eines deutschen Volkswirthschafts⸗
athes mit Freuden zu begrüßen und wir koͤnnen
ins mit dem ablehnenden Reichstagsvotum nicht
vefreunden; vor Allem müssen wir der Behauptung
intgegentreten, daß die geplante Institution ein⸗
rahsekung darx narlamentarischban Mochta vin
örmliche Bevormundung des Reichstags sei, nein,
»er deutsche Volkswirthschaftsrath soll lediglich aus
»em oben angedeuteten Gesichtspunkte errichtet werden:
zn ihm eine Institution zu schaffen, die über dem
⸗tandpunkte der politischen Parteien und ihren
zänkereien steht und daher so recht geeignet ist, in
nanziellen und wirthschaftlichen Fragen ein unbe—
angenes Urtheil zu fällen. Wir haben aus den
zerhandlungen des vorigen Reichsstages genugsam
fahren, wie gerade Fragen der erwaͤhnten Art zu
jarteizwecken ausgebeutet und nur vom Partei⸗
andpunkte ans beurtheilt wurden, und um dies
inftig zu vermeiden, will Fürst Bismarck den
eutschen Volkswirthschaftsrath durchsetzen, von dem
ian mit Fug und Recht annehmen kann, daß er
ch bei Prüfung der ihm zu unterbreitenden Vor—
igen finanzieller und wirthschaftlicher Natur nicht
on Parteileidenschaften, sondern von rein sachlichen
hyründen leiten lassen werde und es steht deshalb
u erwarten und zu hoffen, daß der Reichsregierung
u dem gedachten Zwecke nicht nur Männer aus
en Reihen der Konserbativen und Klerikalen, son⸗
»ern auch aus denen der Liberalen ihre Hülfe
eihen werden.
Politische Uebersicht. J
Deutjsches Reich.
München, 29. Septbr. Se Maj. der König
at sich gestern don Schloß Berg nach Herren—
hiemsee begeben und wird mehrere Tage daselbst
erweilen. Von dem prachtvollen Schloß, das er
uuf genannter Insel erbauen läßt, ist ein großer
Cheil bereits vollendet. — Die Kammer der Reichs—
äthe wählte heute Frhrn. v. Schrenk zu ihrem
weiten Präsidenten, Frhrn. v. Niethammer zu ihrem
rsten und den Grafen Ludwig v. Lerchenfeld⸗Kösering
u ihrem zweiten Secretär. — Die Abgeordneten—
ammer wählte zu ihrem ersten Schriftführer
zrhrn. v. Soden (patr.) mit 87 Stimmen idie
inke hatte 65 weiße Zettel abgegeben), zum
weiten Schriftführer mit 860 Stimmen Hrn. v.
Zapius (patr.) (54 Zettel waren weiß.) Bei der
Vahl des zweiten Schriftführers wurden zwei
zettel für ungiltig erklärt: der eine enthielt nüm—
ich statt eines gleich zwei Namen, der andere
iber die Worte: „Sitzung der patriotischen Fraction“
Heiterkeit.)
Eine Münchener Correspondenz des „Fränk.
dur.“ registrirt das Gerücht, daß bei der bay⸗—
ischen Kammer von Seite der kgl. Regierung
eantragt werden solle, die Civilliste um 400, 000
N. zu erhöhen. Bekanntlich ist dieselbe erst in
iner der letzten Sessionen auf einen höheren Be—
rag als früher festgesetzt worden.
Man glaubt, der Reichstag werde etwa Mitte
dovember einberufen werden.
*Die Kaiserin feierte am 830. September in
Baden-Baden im engsten Familienkreise die
Zollendung ihres 70. Lebensjahres. Zweierlei Um⸗
ände vecleihen diesem festlichen Tage eine besondere
Jedeutung, dadurch, daß er für die hohe Frau
leichsam das Fest der Genesung nach langer und
hwerer Krankheit bildete und daß es ihr außerdem
ergönnt war, kurz vorher dem schönen Doppelfeste
im badischen Hofe beizuwohnen. Das deuische
Zolk nimmt darum diesmal besonders innigen An—
heil an diesem für seine Kaiferin so bedeutungs—
»ollen Tage; möge die Gunst des Himmels es der
wohen Frau gestatien, noch oft die Wiederkehr ihres
zohuristanes im Greife isrer LNiehen 2u1 foiern!
Ausland.
Auf Befehl des Kaisers Ale;
stußlaud werden nicht wen
aiserliche Schlösser in verschiedene
mnds zu wohlthätigen oder Erzieh
jewandelt werden.
Frederikshafen (Nord⸗Jü
das schwedische Kronprinzeupaar
310 Uhr bei schönstem Wetter
dasselbe wurde von einer zahl
nenge begrüßt. Die Stadt ist fe
m Hafen liegen 12 Kriegsschiffe
tellung.
Lokale und pfälzisches
*St. Ingbert, 1. Okt.
ernehmen, wird der kgl. Bezirksan
5chlaginltweit, der morg
inserer Feuerwehr nicht anwohn
inigen Tagen einen dreiwöchentl
getreten hat.
* St. Ingbert, 1.Okt.
uf dem Eisenwerke der HH. Geb—
ver Errichtung einer neuen Stra
hwerer Eisenstücke gearbeitet. Da
ofort nach Fertigstellung im Betrie
rür unsere Stadt ist dies eine
ind willkommene Beobachtung.
— Zweibrücken, 30.6
jestern Statt gehabten Versteiger
51chmidt'schen Brauerein, Zun
ieselbe Herrn Dr. Busch von Wi
Zreis von 210,000 Mt. zugeschla
— Auf der Station Rodal
dangirer Klein von Biebermült
Zzuffer zweier Wagen. Die Verleß
hwer, daß er nach Verlauf einige
— Kaiserssautern, 29
am vor dem hiesigen Amtsgerid
eidigungsklage des Herrn Hohl—
akteur des „Kaisersl. Stadtan
Dhieme, zur Verhandlung. De
u einer Geldstrafe von 10 Mt.
vefängniß verurtheilt, auch dem K
ugesprochen, den verfügenden Th
n dem „Kaisersl. Stadtanzeiger“
— Aus guter Quelle vernimmt
daß Freiherr v. Staaffenber
die Candidatur im Wahlkreis Kais
eimbolanden verzichtet.
— Landau, 289. Sept. V
ommen Nachrichten, welche erkem
nan den Beginn des Herbstes n
chleunigen sucht. Die bisherigen
iber eine so geringe Qualität des
aß uns die sorgfältige Erwägung
erscheint, ob der durch etwaige Fäul
ntstehende Ausfall nicht durch die
usschiehung des Herbstes zu gen
Zualität mehr als aufgewonen were
Vermischtes.
* GBayerische Landes⸗Indust
ind Kunstausstellung in Nürnber
orium des bayer. Gewerbemuseu
baltung ,des gesammten Annonc
atwesens für die nächstez Ja
tattfindende Bayerische Landes⸗-Indu
Jewerbe⸗ Ausstellung der allenthalb
Finsicht solid und leistungsfähig bekal.
pedition von Rud. Mosse in
·Vaen. (683 306 näHicht 2u moreln