Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Autiuri 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der „St. Ingberter nzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am odontag, Dienstag, Donnerstaa, amstag und Aobuntag; Amnal wentlich mit Unterh 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt loflet vierteljabrlich 1.A 40 A einschließlich Trägerloda; durch die Post bezogen 1A 60 4, eins 
i10 B Zufiellgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Naum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerplaluischen umd sol⸗ 
welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 1.⸗, bei Neclamen 830 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige herechnet. 
AM 158. —— 744 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Im Nachgang zu seiner Meldung über die an⸗ 
zeblich beabsichtigte Erhöhung der Civilliste 
vill der Münchener Correspondent des „Fr. Kur.“ 
ine neue Variante des betreffenden Gerüchtes nicht 
nerwähnt lassen, wonach es sich um ein einmaliges 
xtraordinarium von nahe an 10 Millionen handeln 
»ll. Wie man sagt, ftünde diese Forderung mit 
em Schloßbau auf Herren⸗Chiemsee in Zusammen⸗ 
sang. Diese Nachricht wird wohl ebenso der Be⸗ 
‚zründung entbehren, wie jene von der Exhöhung 
er Civilliste, welche in der „Frkf. Ztg.“ als aus 
er Luft gegriffen bezeichnet wird. 
Die neue bayerische Abgeordnetenkammer 
ihlt 76 neue Mitglieder, die sich auf beide Seiten 
er Kammer vertheilen. I 
In der ersten Sitzung der pfälzischen Land⸗ 
As⸗Abgeordneten hat sich der Club neu constituirt 
ind wurde der Abgeordnete Oberstlandesgerichtsrath 
darl Schmidit einstimmig zum Vorstand und 
»enso der Abgeordnete Dr. Deinhard ein—⸗ 
mmig zum Schriftführer gewählt. Sofort trat 
e Club in die Berathung pfälzischer Angelegen⸗ 
ten ein und zwar in Betreff der Tabalsiteuer⸗ 
ntrole und dann in Bezug auf den Betrieb der 
ainntweinbrennerei. Der Abgeordnete Theyson 
d Keritniß von einer Beschwerde vieler Tabalk⸗ 
anzer, welche gegen die abgeschätzte Blätterzahl 
der vom Gefeß vorgeschriebenen Zeit reklamirt 
atten, welche aber entgegen der klaren, präcisen 
rjassung des Art. 7 des Gesetzes vom 16. Juli 1879 
on dem Oberzollamt Ludwigshafen zur Zahlung 
emahnt und mit Pfändung bedroht worden seien. 
erner wurden von mehreren Abgeordneten aus der 
falz über vielfache Klagen berichtet, welche nament⸗ 
ch im Kleinbetriebe der Brannweinbrennerei durch 
8 von der Controlbehoͤrde eingehaltene Verfahren 
ch ergeben haben. Der Club hat hierauf eine 
ommission ernannt, bestehend aus den Abgeordneten 
heyson. Dr. Groß, Dr. Buhl und Herr, welche 
hne Verzug über die obigen Beschwerden und 
dlagen sich mit dem Herrn Finanzminister ins Be⸗ 
ehmen zu setzen und dem Club über das Resultat 
er Verhandlungen Bericht zu erstatten haben. 
Es ist bemerkenswerth, daß auch die liberale 
vartei der bayer. Abgeordnetenlammer bei der Wahl 
es Praͤsidiums beinahe einstimmig für Freih. v. Ow 
Patriot) als 1. Präsidenten eintrat. Sie that dies 
m Hinblick auf dessen bisherige tüchtige und un⸗ 
arteiische Fuhrung des Präsidiums. 
In Hamburg erklärte sich die Sozial-Demo⸗ 
ratie in hellen Haufen für die Bismarck'sche So⸗ 
ial⸗Politik. (Das Gleiche hat bekanntlich zu Frei⸗ 
erg in Sachsen neulich bis zu einem gewissen 
ßrade der sozialdemokratische Reichstags-Abgeordnete 
dayser gethan.) 
Die „France“ bringt die Sensationsnachricht, die 
Stellung des deutschen Botschafters in Paris, 
Fürsten Hohenlohe, sei gefährdet, da derselbe 
ch angeblich mit dem Fürsten Bissmarccüber⸗ 
vorfen habe. 
Das neueste Heft der „Rundschan“ enthält einen 
irtikel über Gambetta von Colmar Freiherrn 
d. Goltz, Major im großen Generalstab. Herr 
d. Goltz nennt Gambetta einen der besten Manner 
Volkes, einen treuen unermüdlichen Vor⸗ 
er seiner Sache, einen gewaltigen Führer im 
der Parteien, einen begeisterten Patrioten, 
auteren Charakter. Es wird ihm bezeugt, 
ime kriegerisch organisatorischen Leistungen von 
Montag, 3. Oktober 1881. 
1870 und 1871 die des Convents weit in den 
Schatten gestellt haben, daß er unstreitig unter die 
rsten Redner aller Zeiten gerechnet werden müsse; auch 
ür die Volkswirthschaft sei ‚Bedeutendes“ von ihm 
u erwarten. Was das Kapitel der Revanche be⸗ 
rifft, so ist Herr v. d. Goltz zur Ueberzeugung 
elangt, daß Gambetta nicht der Mann der Revanche 
im jeden Preis ist; er würde, so sagt unser Ver⸗ 
asser, wenn die nationale Richtung zur Waffen⸗ 
ntscheidung drängt, nicht den Elihu Bureit Frank⸗ 
eichs spielen, aber auch nicht eine Politik der 
lbenteuer treiben, welche von der Revancheidee im 
jemeinen Sinn des Wortes unzertrennlich ist. 
Ausland. 
* Der Umstand, daß die Luxemburgische 
dationalbank fallirt hat, hat im ganzen Luxem⸗ 
zurger Ländchen große Erregung hervorgerufen, da 
illein der hleine Handwerkersiand hierbei 8 Millionen 
inbüßt. Die luxemburgische Kammer ist daher am 
. Oktober zur Berathung einer Vorlage zusammen⸗ 
jetreten, durch welche die Regierung ermächtigt 
derden soll, den Besitzern von Noten der National⸗ 
ank den 5 prozentigen Betrag vorzustrecken. 
Gegen Gambetta ist in Paris ein neuer Skandal 
»8gebrochen. Während Rochefort behauptet, Gam⸗ 
etta habe sein Vermögen auf unsaubere Weise er⸗ 
vorben, kommt jetzt der reaktionäre „Figarro“ und 
rklärt Gambetta für einen schlechten Menschen, der 
ꝛine Verwandten darben lasse, während er selbst im 
leberfluß schwelge. Zum Beweise seiner Behaup⸗ 
ung druckt „Figarro“ den Brief einer alten Tante 
ambettas, einer in den dürftigsten Verhälmifsen 
ebenden Wittwe eines Fischers, ab. 
* Der Kronprinz und die Kronprinzessin von 
Schweden sind am 29. September auf Schloß 
drottningholm bei Stockholm angekommen; während 
»er Fahrt von Gothenburg bis nach Schloß Drott⸗ 
ningholm wurde das neuvermählte Paar von der 
zevoölkerung mit den freudigsten Kundgebungen überall 
mpfangen. Am 1. Oktober erfolgte der feierliche 
finzug der hohen Neuvermählten in Stockhholm. 
o e und pfäl⸗ische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 3. Oklt. Unsere Stadt bot 
jestern Nachmittag anläßlich der Hauptprobe 
der Fe uerwehr ein sehr belebtes Bild. Das 
Petier war günstig; zahlreich hatien sich Fremde 
ingefunden und auch die hiefige Einwohnerschaft 
var größtentheils auf den Beinen. Von aus⸗ 
värtigen Feuerwehren hatten sich zur Hauptprobe 
ingefunden diejenigen von Heinitz, Blies—⸗ 
astel, Dudweiler, Sulzbach (Sektion 
Altenwald), Malstatt CDeputation), He— 
kendalheim, Hassel Mochnichtuniformirh), 
ind Eisen werk St. Ingbert in einer Ge—⸗ 
ammtstärle von ca. 180 Mann. Mit klingendem 
Spiel zogen dieselben zum Theil in unsere Stadt 
iin, empfangen und begrüßt von Vertretern unserer 
iesfigen Feuerwehr. Etwas nach drei Uhr begann 
ie Aufstellung der Feuerwehren vor der kathol. 
dirche; dann ging es im Zuge zum Schulhause 
m Josepsthal, welches sich unsere hiesige Feuerwehr 
ils Angriffsobjelt ausersehen hatte. An der Spitze 
narschirte die Feuerwehr von Heinitz mit der ge⸗ 
ammten Bergkapelle von dort, den Schluß bildete 
ie hiesige Feuerwehr mit den Spritzen und sonstigen 
reuerlöschutensilien. Nachdem die Gäste vor 
»em Schulhause Aufstellung genommen hatten, 
lies es für unsere Feuerwehr zum Angriff. 
Zehr präzis, was auch von auswärtigen Feuer⸗ 
oehrleuten anerkannt wurde, gingen bei derselben 
ie einzelnen Evolutionen von statten und nach 
16. Jah 
kaum 5 Minuten waren der dreistöckigig 
sowie die Nachbarhäuser erstiegen und Spriß. n 
Retter begannen zu arbeiten. In anerkennens- 
verther Weise waren auch diesmal wieder von den 
Irn. Gebr. Becker, Bierbrauer. zwei Fässer mit 
Wasser zur Verfügung gestellt worden. Nach kurzer 
Arbeit ging der Zug in der vorigen Reihenfolge 
vieder zuruͤck zum Spritzenhaus, woselbst unsere 
Feuerwehr ihre Feuerlöschgeraͤthe unterbrachte, dann 
ete er seinen Weg noch etwas durch die Haupt⸗ 
raße fort, um bald nachher in die Lokalitäten ves 
Lafe Oberhauser einzukehren. Bald waren die 
staume desselben dicht besetzt. Auf dem Podium des 
großen Saales hatte die reffliche Bergkapelle von 
Zeiniß unter Direktion ihres Kapellmeisters, Hrn. 
Wittich, Platz genommen. Ihre Leistungen 
erdienen alles Lob. Nach einer von der gen. 
dapelle vorgetragenen Piece ergriff Herr Posthalter 
somnerad im Namen des hiefigen Feuer— 
vehrkorps das Wort, um die Gäsie zu begrüßen. 
kr betonte zunächst, daß man ihm, als einem der 
rei Veteranen der hies. Jeuerwehr, die schon im 
Jahre 1883 bei Gründung der freiwilligen Feuer⸗ 
vehr mitwirkten und seitdem ununterbtochen dem 
Feuerwehrverbande angehsren, diesen ehrendollen 
Auftrag gegeben habe, dessen er sich nicht besser 
ntledigen konne, als dadurch, daß er die Gaͤste 
Jerzlich willlommen heiße und ihnen zugleich Dant 
age für ihr zahlreiches Erscheinen. Er bat weiler 
im freundliche Nachsicht bei Beurtheilung der Leistun⸗ 
jen unserer jungen Pflichtfenerwehr, die erst seit 
durzem an die Stelle der früheren freiwilligen 
Feuerwehr getreten sei. Schließlich forderte er auf. 
em so gemeinnützigen Institut der Feuerwehr im 
VUlgemeinen ein Ifaches Hoch auszubringen. Im 
Inschluß hieran Reß ein, einer fremden Feuerwehr 
ingehoriger Herr die erwähnten drei Veteranen der 
hiesigen Feuerwehr, die H. H. Posthalter Conrad, 
dentner Vogelsang und Dreher Schwarz, hoch leben. 
Spater sprach der Brandmeister der Heinitzer Feuer⸗ 
vehr, Hr. Marttscheider Bimmer, uͤn Nomen der 
nuswärtigen Feuerwehren der hies. Feuerwehr seinen 
Dank für den freundlichen Empfang aus und koaftirte 
auf das Wohl derselben. Noch einmal ergriff der 
enannte Herr das Wort, indem er der Knapp⸗ 
chaft ein Zfaches Glück auf !“ ausbrachte Zum 
Schlusse sprach Herr Geschaftsmann Schütz von 
liestastel. Er erinnerte daran, daß heute Bayern 
ind Preußen vereint gewesen seien und daß es bei 
der Feuerwehr eingedenk ihrer hohen Pflichten im⸗ 
ner heißen müsse, wie bei der deutschen Armee im 
Jahre 1870: Vorwärts1 Sein Hoch, das mit 
Zegeisterung aufgenommen wurde, galt S. M. dem 
zreisen deutschen Kaiser und S. M. König Ludwig II 
»on Bayern. Im Anschluß hieran intonirte dij 
Veustke, Heil Dir im Siegerkranz“ und die An 
vesenden stimmten b Vrt ein. Gegen 7 Ut⸗ 
raten die Feuerweh· deinitz, Dudweiler und 
S„ulzbach mit klin den Heimweg an 
on unserer hiesug eine Sirech 
hegleitet. Spaäter erst Kkere Thei 
er Blieskasteler Feuerw un 
gahnhofe unsere Feuerwe 
»as Geleite. Hiermit schli 
ind wünschen nur, daß der 
zuten Sache der Feuerwehr nmit 
leiben möge. 
*St. Ingbert, 83. Olt. Dem Vernehmen 
iach wurde von H. K. Regierung als interimistischen 
herweser der neucreirten kath. Knabenschulstelle der 
„chutdienstexspektant und Seminarabsolvent Her 
zeter Schindler von Rohrbach ernannt.