Hl. Ingberler Anzeiger.
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M 3.
Dienstag, den 4. Januar
1881.
Deutsches Reich.
Gleichwie in Italien und Frankreich, scheint man nun auch
n Deutschland, nach der offiziösen „N. A. Z.“, das gün—
tige Vorurtheil, welches man früher für die großen Panzerschiffe
halte, allgemach eingebüßt zu haben.
Der englisch⸗ französisahe Wechselbalg, das Schieds
jericht zur Erledigung der griechischen Grenzfrage', kann jetzt als
ndgiltig betrachtet werden nachdem die Pforte diesen Vorschlag
mnischieden zurückgewiesen hat. Daß dieser Vorschlag beseitigt wurde,
jann nur zur Vermehrung der Befriedigung beitragen, mit welcher
wir beim Beginn des Jahres auf die auswärtige Lage blicken.
der Friede ist im verflossenen Jahre exhalten geblieben und die
Veziehungen Deutschlands zu den auswärtigen Mächten lassen wenig
zu wünschen übrig. Selbst die Spannung mit Rußland hat nach—
gelassen und das Land, von welchem eine Störung des Friedens
am meisten besorgt wurde, Frankreich, zeigt augenblicklich die fried⸗
lichste Gestalt. In Athen hat der französische Gesandte dem grie⸗
hischen Hofe erklärt, die Griechen hätten unter keinen Umständen
nililärische Hilfe von Frankreich zu erwarten, und Frankreich ist
— Ansprüche der
ʒriechen interefsirt. Man hält in Berlin fest an der Hoffnung.
daß die Grenzstreitigkeiten zwischen Griechenland und der Türkei
imnler keinen Umständen zum Kriege führen dürfen. Von dem mäch⸗
igsten der gegenwärtigen Staaismänner Europas, dem Fürsten
Bismarck, ist bekannt, daß seine Politik ernst die Erhaltung des
Friedens erstrebt. Wenn also demnach die auswärtigen Angelegen⸗
heiten Anlaß zur Zufriedenheit geben können, so ist dies doch
leineswegs mit den innern Zuständen Deutschlands der Fall. Noch
ist nicht abzusehen, wie das Chaos unserer Steuer⸗ und Zollpolitil
wird geordnet werden. Der Reichskanzler sieht voraus, daß das
Steuerbouquet der Regierungen wahrscheinlich vom Reichstage, der
Mine Februar sich versammeln soll, ziemlich arg zerpflüctt werden
wird, und es gewinnt die Meinung an Anhang, daß zunächft
wiederum an eine Mehrbelastung des Tabaks gedacht sei.
Ausland.
Das deuisch⸗österreichische Bündniß äußert sich gleichwie neu—⸗
uch bei der Deutschenhetze in Pesth, so auch in Böhmen in ei⸗
jer den Deutschen günstigen Weise. So soll sich Graf Taaffe
gegenüber den Czechenführer geäußert haben, er könne den Czechen
eine weiteren Concessionen machen, weil die Allianz mit Deuisch⸗
—DD———
auch der Minister Haymerle würden ihm ein Halt gebieten, wenn
ex ven Deutschen gegenüber ungerecht sein und den Czechen ver⸗
mehrte Zugeständnisse machen wolle. Die Czechen sollten über⸗
Jaupt im eigenen Interesse eine Verständigung mit den Deutsch
höhmen suchen. Demnach scheint auch jenen Deutschenhassern ein⸗
nal gründlich reiner Wein eingeschenkt worden zu sein.
Ein Rundschreiben der Pforte an ihre Vertreter im Auslande
ehnt das Schiedsgericht ab, ohne irgend einen anderen Vorschlag
m Aussicht zu stellen.
teine der herben Erfahrungen, die das mühevolle Amt der Lehrer
m Gefolge hat, erspart blieben, daß er aber unentwegt allezeit seine
Pflicht gethan und nun auch die Freude erleben und inne werden
zürfe, daß dem Verdienst noch immer seine Krone werde. In
veihevoller, begeisterter Sprache schilderte Hr. Inspektor Jung von
Waldmohr dann den überaus großen und weitreichenden Segen
üchtiger Wirksamkeit in der Schule, und, sich an den Jubilar
vendend, sagte er, daß schon gleich bei dessen Eintritt in die Praxis
eitens seiner Vorgesetzten die Hoffnung ausgesprochen worden sei,
er werde einmal ein tüchtiges Glied seines Standes werden und
hm (dem Redner) gereiche es nun zu großem Vergnügen, sagen
ind bekennen zu müssen, daß sich jene Hoffnungen als berechügt
rwiesen, daß, was damals der Jüngling versprochen, der Mann
»ollkommen erfüllt habe. — Von den Geistlichen und Lehrern
zes Kantons wurde dem Jubilar eine Uhr (Regulator) als Ehren⸗
zeschenk übermacht. Herr Bürgermeister Ohl ig er von Miesau übergab
hm, nachdem er die Verdienste desselben zin Schule und Gemeinde
geschildert hatte, namens der letztern ein prachtvolles Sopha.
Der Jubilar dankte gerührten Herzens für all die ihm ent⸗
jegengebrachten Zeichen des Dankes und der Verehrung und nach
Absingung des Chores „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ schloß
der erste Theil dieser so schönen Feier.
Alle die während des Festessens ausgebrachten Toaste noch
zu erwähnen, würde zu weit führen, nur sei noch erwähnt, daß
am Nachmittage auch Hr. Bezirksamtmann Spöhrer von Homburg
in der Versammlung erschien und dem Jubilar seine Glüdwünsche
entgegenbrachte. —
Das Depot des 5. Chev.⸗Reg. wird vom 1. April 1881
an aufgelöst, und mit diesem Tag treten für das 5. Chev.⸗Reg.
die Friedensverpflegungsetats Nr. 8 und 9 außer Kraft, dagegen
ritt der Etat Nr. 7 in Geltung. Der dem Depot bestimmte eiserne
VBerpflegungsvorschuß von 5000 M. geht auf das Regiment über.
Der überzählig werdende Zahlmeister des Depots hat seine Ver⸗
setzung zu gewärtigen. Die Oekonomiehandwerker sind an den
Zitz des Regimentskommandos heranzuziehen und die Depotvorräthe
zleichfalls dahin verbringen zu lassen. Das Depot nebst einer
Schwadron des Regimenis ist in Zweibrücken, die anderen Schwa⸗
dronen sind in Saargemünd und St. Avold.
F Die definitive Zusammenstellung des Ergebnisses der Volks⸗
ählung in Zweibrücken ergab folgendes Resultat: Anwesende
10,138, davon sind 5157 männliche und 4981 weibliche; im Jahre
1875 4758 männliche und 4797 weibliche. Vorübergehend An⸗
vesende 240, vorübergehend Abwesende 84. Mehr Geburten wie
Sterbfälle in den letzten 5 Jahren 442 und neu Zugezogene 446
Personen. Der Familienstand beträgt 2148 gegen 1956 im
Jahre 1875.
F In Buben hausen hantirte am Neujahrsmorgen ein
iZjähriger Knabe Namens Schönborn mit einer Pistole, und
war so, daß deren Mündung gegen seinen Leib gerichtet war.
Der Junge soll im Begriff gewesen sein, den Ladstock fest einzu⸗
——
dagegen gestemmt haben, um mit dem Ladstock den Pfropf recht
est hineinzutreiben, wahrscheinlich damit's ja scharf knalle; dabei
dachte er wohl nicht mehr daran, daß er bereits ein Zündhütchen
aufgesetzt hatte. Plötzlich entlud sich die Waffe, deren Hahn bei
den unkundigen Manipulationen aufgezogen wurde, und der Ladstock
fuhr dem Knaben in den Leib. Noch am nämlichen Tag, Abends,
tarb er nach furchtbaren Schmerzen. (Auch noch aus verschiedenen
inderen Orten wird von Unfällen berichtet, die durch das unsinnige
Neujahrsschießen verschuldet wurden.)
In der Neujahrsnacht brannten in Blickweiler zwei
Häuser nieder. Die Mobilien konnten theilweise gerettet werden;
nur der eine der Abgebrannten hatte versichert. Ueber das Lösch-
derfahren wird der „Zw. Z.“ berichtet: Dasselde erinnerte so recht
sebhaft an das Gedicht: „Der Brand im Hutzelwald.“ Die
Orts⸗Spritze war zwar bald an der Brandstätte; als aber dieselbe
hre Thätigkeit entfalten sollte, fehlte ein ganz wichtiger Theil, das
ogenannte Mundstück. Wo ist das Mundstück? hörte man mehr
enn 20mal fragen, bis endlich ein Schlaukopf herausbrachte, daß
Vermischtes.
* St. Ingbert. Gesitzwechsel) Wie wir hören, ging
das früher von Hrn. Kaufm. J. Beer bewohnte Schwarz'sche Haus
an der Hauptstraße um die Summe von 15,000 Mark in den
Besitz des Hrn. Lob Meyer, Handelsmann, aus Spiesen über. —
Miterwähnt sei, daß das in der Kohlenstraße gelegene Haus des Hrn.
F. Engel dieser Tage von Hrn. Philivp Paulus käuflich er—
worben wurde.
m. Aus dem Kanton Waldmohr. Die Gemeinden Ober—
and Niedermiesau feierten dieser Tage ein seltenes, aber frohes
Fest, das 40jährige Dienstjubiläum ihres Lehrers Philipp Weber.
Auch eine große Anzahl Collegen des Jubilars war aus Nah und
Fern herbeigeeilt, um demselben ihre Verehrung und Achtung zu
zezeugen. Nachdem die Feier durch den seitens der versammelten
dehrer vorgetragenen Chor „Preis und Anbetung“ eingeleitet, sprach
hr. Pfarrer Wangler von Miesau in gewohnter vollendeter Weise
zuersi über die ‚Bürden und Würden?“ des Lehrerstandes“ über⸗
Jaupt, und dann speziell von dem Jubilar, daß auch ihm fast