x»ÿᷣl. Ingherter Atzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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1904.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Vayer. Landtag. Im Finanzausschuß fragte
aillant (Pfälzer) an, ob die Regierung geneigt
u, die Rückvergütung fürausgeführtes Bier,
zie die Pfälzer Brauer wünschen, zu erhöhen. Der
inanzminister verneinte diese Frage.
Das Entgegenkommen der bayerischen Staats⸗
gierung in der von der Rechten der Kammer
er Abgeordneten angeregten Frage, die durch Reichs—
esetz bis jetzt garantirte Straflosigkeit des
donkubinars durch Reichss oder Landesgesetz
ubeseitigen und wieder zurückzukehren zu den
a dieser Materie einschlägigen Bestimmungen des
rüheren bayer. Strafgesetzbuches, sowie die Zu—
immung der Linken hierzu hat allenthalben einen
uten Eindruck gemacht, wie aus verschiedenen Preß⸗
cganen zu ersehen ist. An der Ausführung der
usage der Staatsregierung, nach dem Beispiele
nderer Bundesstaaten auf dem Wege landes⸗—
setzlicher Bestimmungen gegen diese auch von
»rx Regierung nicht bestrittene Kalamität vorzu—
ehen, darf nicht gezweifelt werden. Die Wahl
eses Weges ist ganz besonders deßwegen zu be—
rüßen, weil derselbe nicht nur als der kürzere den
dorzug vor dem umständlichen Apparate einer
deichsgesetzgebung verdient, sondern ganz besonders
eßwegen, weil nur hiedurch eine volle Berücksich—
aqung der bayer. Verhältnisse ermöglicht ist.
Berlin, 20. Nop. Wir erhalten Kenntniß,
hreibt die „Tribüne“, von einem neuen Versuche
er Massen-Agitation, welcher von konser—
ativer Seite augenblicklich in das Werk gesetzt wird.
5s werden in einzelnen Kreisen der Monarchie
zxemplare einer an das königliche Staatsmini—
terium zu richtenden Petition verbreitet, in welcher
nicht weniger gefordert wird, als die Aufhebung
er Grund⸗, Gebäude- und Gewerbesteuer und Ab⸗
välzung der Schul- und Armenlasten von den Ge⸗—
neinden auf den Staat. Ueber die Undurchführ—
arkeit dieser Forderungen wird bei den Verbreitern
elbst wohl kein Zweifel auftauchen; der Zweck, der
nit dieser neuen Aufregung der Bevölkerung ver—
unden ist, läßt sich nicht verkennen.
Berlin, 20. Nov. Professor Günther aus
dürnberg ist im hiesigen fünften Wahlkreis nun—⸗
nehr definitiv als Reichstagskandidat der Fort—
chrittspartei aufgestellt.
Berlin, 20. Nov. Wenn sich das Material
ür den Reichstag nicht vermehrt, so hält man es,
vie der „N. Z.“ berichtet wird, für sehr wohl
nöglich, damit bis vor Weihnachten zum Abschluß
u gelangen. Mit der geschäftlichen Behandlung
»es Budgets soll wie in sfrüheren Jahren vorge—
angen werden, so daß die besonders wichtigen
theile an die Budgetkommission gelangen und das
lebrige im Plenum berathen wird. Die Rech—
ungsübersichten werden an die Rechnungskommis—
on gehen. Das Budget wird auch nur in der
illgemeinen Debatte und bezüglich vereinzelter
zunkte, wie des Volkswirthschaftsraths, zu eingeh—
nden Erörterungen führen. Die Vorlage wegen
er Kostenbewilligung des Hamburger Jollan⸗
hlusses wird wahrscheinlich einer Commission
iberwiesen werden.
Das „Berl. Tgbl.“ bemerkt zu dem Ausfall der
steichstags-Präsidentenwahl: „Mag die
dechte sich unbestritten in die Wurde und Bürde
Dienstag, 22. November 1881. —16. Jahrg.
des Präsidiums theilen, die Linke blickt ohne Neid
ind ohne Groll auf diesen Ausgang der Sache.
za, es ist von großem Werthe, daß' die Linke in
ieser Hinsicht gar keine Verpflichtungen übernommen
sat. Ihre Zeit wird kommen, und vielleicht rascher,
ils Mancher es zu denken vermag. Aber die Linke
oll nicht eher in die Präsidialgeschäfte des Reichs—
ages treten, als bis diese ihr unbestritten
vieder zusallen. Vorläufig bleibt sie in dieser aus⸗
hließlich zuwartenden Position viel stärker und
influßreicher, als dadurch, daß sie durch einen
handel ihre eigene Stellung getrübt hätte.“
Es war dies die erste Hinrichtung im geschlossenen
Raum vor Zeugen.
Washington, 20. Non. Das Benehmen
Buiteau's in seinem Prozeß ist unverändert un—
näßig. Bei der Rückführung Guiteau's nach dem
Befängniß schoß heute ein junger Mann zu Pferd
ein Pistol auf Guiteau ab und verwundete ihn
seicht am Handgelenk. Der junge Mann wurde
»erhaftet; man glaubt, er sei verrückt.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
Ausland.
* St. Ingbert, 22. Nov. In der gestern an
dieser Stelle gebrachten Notiz ist der Name des
Amtsverwesers des Herrn kgl. Notars Sauer, des
derrn Wiest, irrthümlich Wies angegeben.
* St. Ingbert, 22. Nov. Unser Reichtags⸗
ibgeordneter, Hr. Hüttenwerksbesitzer OskarKrämer,
rat im Reichstag mit dem Abgeordneten für Ott⸗
veiler⸗St. Wendel-Meisenheim, Herrn Bergrath
Täglichsbeck von Heinitz, zund dem früheren preußi⸗
chen Cultusminister Dr. Falk der nationalliberalen
Fraktion bei.
* St. Ingbert, 22. Nov. Unsere Stadt
zerliert in den nächsten Tagen den kgl. Amtsrichter
zußer dem Status, Herrn A. Zahn. Derselbe
ourde auf sein Ansuchen unter Einreihung in den
Status an das Amtsgericht Ludwigshafen, an dem
er schon früher fungirte, versetzt. Mit Bedauern
ieht man den allseits beliebten Herrn von hier
cheiden. Auf die bei dem hiesigen Amisgericht er—⸗
edigte Amtsrichterstelle außer dem Status wurde
der k. Gerichtsschreiber bei dem Amisgericht
Frankenthal, Herr L. Trauth, befördert.
* St. Ingbert, 22. Nov. Die Liste der
Gewinne, welche in der am 17. November 1881
in Quirnbach abgehaltenen Vorloosung von
Pferden und anderen Gegenständen gezogen wurden,
iegt in der Expedition des St. Ingberter Anzeiger
u Jedermanns Einsicht offen.
* Nach dem günstigen Erfolge den man hier, in
homburg, St. Johann-Saarbrücken ꝛc. mit dem
Vereine gegen Hausbettel und Vagabondage erzielt
jat, beabsichtigt man nun auch in Zweibrücken
nuf Anregen des dortigen Gewerbevereins einen
derartigen Verein zu gründen. Zunächst sollen die
his jetzt gepflogenen Erhebungen einer auf heute
Abend einberufenen größeren Versammlung vorge—
egt werden. Dieser bleibt es dann vorbehalten,
ich über die event. Gründung des gedachten Vereins
chlüssig zu machen.
* Ein aus den H. H. Regierungsrath Frhr. von
Harald und Kaufmann Rösinger in Spehyer,
Bürgermeister Stubenrauch in Sondernheim und
sealienlehrer Knapp in Frankenthal bestehendes
rovisorisches Comitee ladet Interefssenten und
Freunde der Fischzucht auf Dienstag, 29. Novbr.
. J. zu einer Versammlung nach Speyer (Wittels—
zacher Hof) ein behufs Gründung eines pfälzischen
dreisfischerei⸗Vereins.
— Die Gemeinde Landau will ein Anlehen
don 100,000 M. aufnehmen, wovon ein⸗ Turn—
halle gebaut und ein Grundstück des Militärsärars
rxworben werden soll; die Sache hangt nur noch
yon der Zustimmung einer demnächst zu berufen—
den Bürgerversammsung ab, an welcher nicht ge—
weifelt wird. — Das vom Ingenieur Ritter aus
Mannheim vorgelegte Projekt zur Canalisirung der
rördlichen Hälfte Landaus Gostenvorauschlag
188.000 M. hat der Stadtrath gutgeheißen.
Wien, 20. Nob. Die „Montagsrevue“ theilt
ait, daß die Ernennung Kalnoky's seit gestern
eststehend ist. Seine Wahl sei als eine entschiedene
rortsetzung der bisherigen auswärtigen Politik,
eren Mittelpunkt der unverbrüchliche Anschluß an
deutschland ist, zu betrachten. — Zuverlässige
NRittheilungen in der „Montagsrevue“ besagen:
zesuche Kaiser Wilhelms im Hotel du Nord zu
zerlin gelten einer Dame, welche die geheime po—
nische Vertrauensperson des russischen Kaisers sei.
dieselbe trifft in regelmäßigen Zwischenräumen in
zZerlin ein, Kaiser Wilhelm bestimmt ein Hotel—
immer als Rendezvousort und nimmt während
er oft zweistündigen Besuche bei der Dame,
velche übrigens eine Gräfin ist, den Thee ein.
Wien, 20. Nop. Graf Kalnoci (bisher
sterreichischer Gesandter in Petersburg) ist zum
Ninister des Auswärtigen (als Nachfolger des ver⸗
sorbenen Barons v. Haymerle) ernannt worden.
der Graf reist nächste Woche nach Petersburg, um
ort sein Abberufungsschreiben zu überreichen.
Die Hetze und Brandreden in den Pariser kom⸗
aunistischen Versammlungen siud in Frankreich
soch nicht ganz ohne Wiederhall geblieben. In
Narseille wurden in der Nacht zum Samstag zahl⸗
eiche Maueranschläge angeheftet, in welchen es
eißt: „Es ist Zeit, den erbitterten Kampf ohne
Vaffenstillstand und ohne Gnade wieder zu be—
innen, weil man nicht mehr gleichgültig bei der
unesischen Gräulichkeit bleiben kann, in welcher
msere Soldaten zum Ruhme und zum Besten Gam—
ettas, des meineidigen Bürgers u. s. w., hinge⸗
nordet werden.“ Der Aufruf schließt mit den
Vorten: „Arbeiter, laßt uns die Mittel anwenden,
oelche die Wissenschaft bietet, deren sich die Nihi—
isten und Fenier zum Vorbilde bedienen. Es ist
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ind Meuchelmördern des Volkes den Tod zu geben.“
London, 19. Nov. Die Agrarmorde nehmen
n Irland zu: gestern wurde ein Gutsverwalter
mweit Ballyhannis erschossen; zwei Andere, da⸗
unter ein Neffe des Lord Digby wurde unweit
Tullamore durch Gewehrschüsse schwer verwundet.
— Die Großmächte discutiren die Frage der
S„chleifing der Donaufestungen. Die russischen
Slavophilen unterstützen die Opposition Bulgariens
segen diese Schleifung. Oesterreich und Deutsch⸗
and urgiren jedoch die sofortige Inangrifinahme
erselben.
Wie man der „Nordd. Allg. Ztg.“ aus St. Pe⸗
ersburg mittheilt, ist der russische Marineoffizier
SZuchanoff, welcher beschuldigt worden war,
»as zu dem Attentate am Katharinenkanal verwen⸗
»ete Dynamit heimlich aus dem Depot der kaiser—
ichen Marine gegeben zu haben, vor Kurzem da—
elbst durch den Strang hinagerichtet worden.