St. Indbeyter Amzriger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Der „St. Ingberter Auzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
BZlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 146 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 AM 60 H, einschließlich
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Sonntag, 27. November 1886. 168. Jahrg..
Volitische Uebersicht.
Verein das wirklich gegeben, um was dieser gebeten
jat, nämlich Auskunft Über eine Thatsache,
iber etwas Geschehenes, und einen authentischen
Bericht über die Art, wie es geschehen ist. Die
Lereinsmitglieder, nicht minder aber überhaupt alle
ziesigen Miether wie Vermiether, mag es
nteressieren, Folgendes zu erfahren: In seiner
Sitzung vom 31. Oktober 1881 hat der Stadtrath
»on Speyer beschlossen, bei der königlichen
Regierung auf die Vornahme einer örtlichen Haus—
teuerrebision Antrag zu stellen. Dieser Anttag
jußt auf dem Gesetz vom 19. Mai 1881 und
vurde beschlossen, nachdem in Vollziehung des 8 31
ꝛes Gesetzes vom 15. August 1828 und 19. Mai
1881 die kgl. Regierung der Pfalz mit Ausschreiben
vom 6. Juli 1881, Kreisamtsblatt Nr. 42 darauf
ufmerksam gemacht hatte, daß in Gemeinden oder
Irtschaften, in welchen die Miethsteuer eingeführt
st, eine Revision derselben, in der XVI. Finanz⸗
eriode (1882 -83) beginnend, stattfinden sohle,
oenn sie von der einschlägigen Finanzkammer, oder
on der betr. Gemeindeverwaltung, oder von dem
3. Theile der Miethsteuerpflichtigen beantragt wird.
der Stadtrath motivirt seinen Beschluß durch den
Imstand, daß in Speher zur Zeit der letzten Häuser⸗
inschätzung die Miethpreise um 25 Procent höher
ils die heutigen gestanden haben. (NB. Wir con-
tatieren hier, daß das Gesetz keinerlei Procentsatz
ur Revifion vorbedingt; die Annahme des Gegen⸗
heils fand in jener Generalversammlung des G-V.
Wer vorläufig und ohne Prüfung Eingang, weil
rüher einmal ein Beamter, der in Verwaltungs⸗
ind Finanzsachen einen anerkannten Ruf hat, sich
)ahin geäußert hatte, — welche Aeußerung dann
n der Sitzung referiert und nicht beanstandet wurde.
Die vorläufige Annnahme mußte fallen, sobald der
berein einmal das Gesetz zur Hand nahm, welches
hm in jener Sitzung nicht vorlag, aber selbstver⸗
tändlich vor einem definitiven Eingreifen eingesehen
verden mußte.) — Dem Leser wird nach obigem
seferate über das Vorgehen Speyers die Ange—
egenheit insoweit klar gestellt, daß als einzige Vor⸗
zedingung der Revision einfach die Willensäußerung
eines der im Amtsblatt Nr. 42 genannten 3 Fak—
oren gilt. Daß aber, wenn auch nicht als Vor—⸗
»edingung, so doch zur Vorbereitung
nicht dennoch Erhebungen, listenweise oder anders⸗
vie zu pflegen nöthig werden sollen, das ist uns
merfindlich. Uns dünkt vielmehr, daß der Stadt⸗
ath von Speyer auch vorher Erhebungen gepflogen
sat, und keineswegs ohne deren Vorlage die 25
Brocent in seinem Beschluß als Motiv aufgeführt
—V
ssenten besonders empfehlen. Der Gewerbe⸗Verein
iber wolle die Sache, soweit sie ihn angeht, nur
echt bald zum Abschluß bringen, da wir dem
Jahresende, dem letzten Nrmin derselben. allqgemach
nahe rücken.
*Die pfälzische Generalsynode beschloß
n der Vormittagssitzung am Donnerstag einstimmig,
»en Pensionsbezug einer Pfarrwitiwe von 650 M.
duf 720 M. zu erhöhen. Eine einfache minder—⸗
ährige Pfarrwaise soll in Zukunft jährlich 144 M.,
ine einzige Doppelweise 600 M. jährlich, zwei solche
744 M., drei 888 M., vier 1032 M. u. s. w. er⸗
jalten. Ferner wurde die Vorlage des Cosistoriums,
vonach die Unterstützung an Pfarrer zur Haltung
jon Vikaren in besonderen Fällen bis zum Maximal⸗
»etrag von 600 M. erhöht werden können, ein⸗
timmig genehmigt. Einstimmige Annahme fand
auch eine Vorlage über redaktionelle enderungen
m Tert der in der vereinigten vrotestantischen Kirche
1
der Pfalz eingeführten Religionsbücher
biblische Geschichte, Gottbüchlein, Katechismus).
Diese Aenderungen wurden als nothwendig erachtet,
da die verschiedenen Religionsbücher nicht den gleichen
Text haben, auch eine Mehrausgabe für die Ge—
neinden nicht erwächst, weil die alten Bücher neben
der verbesserten neuen Auflage aufgebraucht werden
dürfen.
Ein auf Anregung des Gewerbevereins
Zweibrücken in dieser Stadt am Donnerstag
Abend stattgehabte Versammlung dortiger Bürger
prach sich einstimmig für Gründung eines Vereins
zegen den Hausbettel der Handwerksburschen aus.
56 Personen erklärten sofort ihren Beitritt. Ein
provisorisches Comitee, bestehend aus 5 Herren,
vurde gewählt, welches die Statuten zü entwerfen
und bald eine konstituirende Versammlung einzube⸗
rufen hat.
— Heute, Sonntag, den 26. d. M., findet in
Einöd ein landwirtschaftliches Kränz—
hen statt, bei welchem ein Gegenstand von außer⸗
ordentlicher Wichtigkeit, nämlich „die Be⸗ und
Entwässerung des Bliesthals“ zur Ver⸗
hanlung kommt. Herr Kreiskultur⸗Ingenieur Merl
aus Speyer nud Herr Ingenieur Lindemann
uus Dürkheim, der Erbauer der Pirmasenser Wasser⸗
eitung, werden dem Kränzchen beiwohnen und über
Ddurchführbarkeit und Rentablität des Unternehmens
ingehende Vorträge halten. Höchst wünschenswerth
värc es, wenn die Landwirthe und Wiesenbesiztzer
nicht nur aus den zunächst gelegenen Gemeinden,
ondern auch aus größerer Entfernung sich an diesem
dränzchen recht zahreich betheiligen würden, da ja
nöglichfte Steigerung der Futterproduktion eine
der wichtigsten Aufgaben der heutigen Landwirthschaft
st und kein auch nur entfernt Betheiligter eine so
zünstige Gelegenheit zu umfassender Aufkärung über
ziese Aufgabe, wie die jetzt in Eindd sich bietende,
unbenützt vorübergehen lassen sollte.
-Kaiserslautern. Ein Dienstknecht bei
GBebrüder Böcking von hier, der die Kasse auf de—
ren Ziegelei von Lichtenbruch geplündert hatte,
vollte seinem Leben dadurch ein Ende machen, daß
r sich zwischen hier und Kindsbach auf den Schie—
ijenstrang legte und sjich vom Zug überfahren ließ,
oobei er lebensgefährliche Verletzungen davon trug.
Der Unglückliche wurde ins hiesige Spital geb racht.
Derselbe ist gesterben.) (Pf. Zig.)
— Auch die pfälzische RNerzte-Kammer hat
den Brause'schen Antrag, die Verlängernng des
nedizinischen Studiums von 4 auf 5 Jahre betreffend,
instimmig angenommen, aber mit Hinzufügung
ses Zusatzes, daß nach Zurücklegung des fünfjährigen
ztudiums alsdann keine zwei⸗ bis dreijährige Frist
dis zur Meldung zum Physikats-Examen mehr einge—
jalten werden müsse, sondern dieses Examen schou
iach einjähr iger weiterer Ausbildung abgelegt werden
önne. Als Motiv wird angeführt, wie schwierig
ind mißlich es im Hinblick auf die äußeren Ver—⸗
zältnisse sowohl als die Leistung des Einzelnen sei,
u einem Examen sich vorzubereiten und vom Orte
einer Thätigkeit sich wegzubegeben, nachdem derselbe
innerhalb drei Jahre in der Praxis bereits thätig
var und sich einen Sitz gegründet hat oder zu gründen
m besten Begriffe war, woher es dann auch kom—
ne, daß seit dieser neuen Einrichtuug erst drei Aerzte
aus der Pfalz, und diese nur während ihres ärzt⸗
ichen Dienstes bei'(m Heere dem Physikats-Examen
ich unterzogen hätten.
zermches.
F Saarbrücken, 25. Nov. Gestern wurde
dier ein kürzlich aus Friedrichssthal zugezogener,
Deutsches Neich.
München, 25. Nov. Die zweite Kammer
ehnte heute bei Berathung des Finanz-Etats nach
ängerer Debatte den Dispositionsfonds des Finanz⸗
ministers mit 78 gegen 59 Stimmen ab. Rittler
erklärte, die Rechte würdige die wohlthätigen Zwecke
)es Fonds, fühle sich jedoch nicht veranlaßt, ein
nißliebiges Ministerium zum öäffentlichen Almose—⸗
zier zu machen.
München, 25. Nov. Vielfach fällt auf, daß
»er mit der Leitung der hiesigen Nuntiaturgeschäfte
beauftragte Msgr. Spolverini statt wie gemeldet
vurde über Wien, direkt von Rom hier einge—
roffen ist. Man bringt diese Beschleunigung mit
»er Lage der preußischen Kirchenpolititf in Zu—
ammenhag. Das Provisorium in der hiesigen
Runtiatur wird auf vier Monate berechnet, da der
künftige Nuntius Msgr. di Pietro nicht dor dem
Ablauf der genannten Zeit aus Rio de Janeiro
hier eintreffen kann.
Berlin, 24. Nov. Aus bester Quelle erfahre
ich, daß die kaiserliche Botschaft dem Kronprinzen
horgelegen und dessen Billigung gefunden habe,
wobei zu bemerken, daß die Botschaft außer der
Ankündigung über die Monopolfrage nichts Posi—
tives enthält. Gute Beurtheiler gewannen beim
heutigen Diner den Eindruck, der Kanzler wolle
amtiren, so lange er selbst lebt.
Berlin, 25. Nov. Die „Deutsche Reichsztg.“
läßt sich schreiben, daß für das Erzbisthum Frei⸗
burg ein Oberhirt in Aussicht genommen sei,
der mit dem deutschen Kaiserhause in verwandt⸗
schaftlichen Beziehungen stehe. Die „Germania“
bdemerkt dazu: Prinz Edmund Rad ziwill wird
hier nicht zum ersten Male als Bischofskandidat
bezeichnet; um so mehr ist Vorsicht gegenüber sol⸗
chen Konjekturen geboten.
Elberfeld, 24. Nov. Die General-Versamm⸗
lung der Bergisch-Märkischen Eisenbahn nahm die
Verstaatlichung derselben mit 239,330 Stimmen
gegen 1843 Stimmen an.
Ausland.
Paris, 24. Noo. Der „National“ theilt über
eine zwischen Gambetta und dem Petersburger Bot⸗
schafter General Chanzy stattgehabte Unterredung
mit, Gambetta habe erklärt, die auswärtige Politik
Fraukreichs könne sich nicht ändern, Frankreich
müsse zu allen Mächten in guten Verhältnissen
bleiben; was aber die innere Politik Frankreichs
hetreffe, so sei er der Ansicht, daß der Ausfall der
letzten Wahlen eine accentuirtere Action gegen den
Clerus erheische. General Chanzy halte mit Rück—
ächt auf diese innere Politik sein Entlassungsgesuch
aufrecht, weil es ihm nicht leicht sein würde, die
Motive für diese Politik dem Auslande klar zu
machen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
M St. Ingbert, 23. Nod. Die im Gewerbe⸗
Verein angeregte Frage einer Häusersteuerrevision in
siesiger Stadt ist für den Verein jetzt soweit auf⸗
jeklärt, daß er demnächst über den Weg entscheiden
darf, den er in dieser Hinsicht einschlagen will.
Auf seine Anfrage in Speyer wurde ihm nämlich
ereitwilligst Auskunft ertheilt. Ob der Herr Bür—⸗
ermeister der Kreishauptstadt gedacht haben mag,
der Verein hätte sich seinen Weg auch selbst suchen
önnen, das wissen wir nicht. Das aber liegt
Schwarz auf Weiß vor uns, daß gen. Herr dem