Full text: St. Ingberter Anzeiger

„D Jugherter Amzeiser. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „Et. Jugberter Anzeiger“ ẽrscheint wöchenltich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltu nags 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljäͤhrlich 1 6 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 
40 Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 B, bei außerpfälzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 A, bei NReclamen 80 4. Bei 4maliger Einrüdkung wird nur dreimalige berechnet. 
M 208. 
Montag, 12. Dezember 1881. 
16 Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
sten Maßregeln ergriffen werden, um die Anarchie 
in Irland um jedeu Preis zu beenden. 
In der ikalte nischen Deputirtenkammer haben 
im Laufe der vergangenen Woche große Debatten 
iber die auswärtige Volitik Italiens stattgefunden 
ind 'wurde hierbei von allen Rednern namentlich 
der hohe Werth der Freundschaft Deutsch— 
ands und Oesterreich- Ungarns für Ita— 
jen betont. 
*— Nach der „Zw. Ztg.“ wurde am Freitag 
der pensionirte Bergmann und Holzhauer Rohe 
aus dem benachbarten Rohrbach beim Holzfällen 
in beiden Beinen so schwer yerletzt, daß an seinem 
Aufkommen gezweifelt wird. 
— Vom pfälzischen Schwurgericht 
purde am Freitag der 21 Jahre alte, des Mein— 
ids angeklagte Äckerer Moritz Wack von Er— 
Hingen (othringen), nachdem die Verhandlun⸗ 
gen bis Abends 10 Uhr gewährt hatten, frei⸗— 
zesprochen. 
Im Amisbezirke Germersheim wird zur Zeit 
die Frage der Gründung von Gemeinde-Sparkassen 
ebhaft erörtert. Es geschieht dies, wie der „Eilb.“ 
nittheilt, auf Anregung seitens des Bezirksamtes. 
die bereits in Steinweiler und Leimersheim be— 
tehenden Sparkassen weisen eine ersprießliche Wirk— 
amkeit auf und steht zu erwarten, daß viele Ge— 
neinden diesem Beispiele und dem wohlgemeinten 
Ansinnen der Bebörde nachkommen werden. 
Die bayerische Reichsrathskammer nahm das 
Malzaufschlagsgesetz in der Fassung der Ab⸗ 
geordnetenkammer mit 36 gegen 14 Stimmen an. 
Im Laufe der Debatte konstatirte der Finanzminister 
das Ministerium gehöre keiner Partei an und 
wolle nicht als Parieiministerium gelten. 
Berlin, 10. Dezbr. Der deutsche Handel s— 
ag hat sich mit 80 gegen 8 Stimmen gegen 
as Tabakssmonopol ausgesprochen und mit 
38 gegen 8 Stimmen gegen dte Straßburger 
Tabaksmanufactur. 
Der Handelstag nahm mit allen gegen 2 
Stimmen eine Resolution an, daß er in dem Ab⸗ 
schluß günstiger Handelsverträge und der Ausdeh⸗ 
nung und Verbesserung der Consularverhältnisse 
eine große Förderung des Exporthandels erblicke. 
Bertin, 10. Dezbr. Der Handelsminister 
Fürst Bismarck hat ein Rescript an die Bezirks⸗ 
regierungen gerichtet, wonach fortan die Sitzungen 
der Handelskammern öffentlich sein müssen, damit 
das Publikum genau die Geschäftsthätigkeit und 
die Ansichten einzelner Mitglieder controliren könne. 
Die Berichte muͤssen fortan bis Ende Juni einge⸗ 
reicht und dürfen erst 4 Wochen später publicirt 
werden, damit eine Rectification noch rechtzeitig er- 
folgen kann. — Die Nachricht, daß Fürst Bis— 
macd beim Unfallversicherungs-Gesetz auf den Cha⸗ 
ralter einer Reichsanstalt und auf Staatszuschuß 
verzichte, weckt die Hoffnung, daß es gelingen 
werde, den Entwurf der liberalen Parteien, der 
nächsten Samstag dem Hause zugehen dürfte, an⸗ 
nehmbar zu gestalten. 
Der Reichstag beschaͤftigte sich am Frei⸗ 
tag mit dem Gesetzeniwurf über Berufsstatistik 
und Viehzäblung. Derselbe wurde einer Commis⸗ 
sion zur Vorberathung uͤberwiesen. — Am Sams⸗ 
tag beschäftigte sich der Reichstag hauptsächlich 
un der Denkschrift über die Anordnungen der 
preußischen, sächsischen und hamburgischen Regie⸗ 
rung gegen die Sozialdemokratie. Seitens der 
Sozialisten sprachen die Abgeordneten Hasenclever, 
Blos, Frohme und Stolle. Den Standpunkt der 
Regierung vertraten der preußische Minister Putt⸗ 
anmer und der sachsssche Minister Nostiz. 
Berlin, 10. Dezbr. Man behauptet, bei dem 
Anfallversicherungsgesetz solle der Zuschuß des 
Staales und das Versicherungsmonopol von der 
Regierung aufgegeben werden. Diese Nachricht ist 
nach bester Information unbegründet: an ein Auf⸗ 
geben des Staatszuschusses denkt man nicht. 
Berlin, 10. Dez.. Gerüchte von einem neuen 
Rüctrittsgesuch Bismarcks werden in par⸗ 
amentarischen Kreisen kolportirt. 
In Berliner parlamentarischen Kreisen ver⸗ 
autei, daß der Rücktritt des preußischen Finanz⸗ 
ministers Bitter bevorstehe, und wird als sein even⸗ 
ueller Nachfolger der Schatzsekretär Scholz bezeichnet. 
Ausland. 
London, 10. Dezbr. Das öͤsterreichische 
daiserpaar wird am 4. Januar in Turin 
eintreffen. 
Seit der „Chicago⸗Konvention“ herrscht in Ir⸗ 
land eine geradezu unerträgliche Anarchie. Die 
Mordthaten vermehren sich täglich. Die Journale 
sordern unverblümt zu gewaltsamer Losrei ßung 
hon England auf. Dadurch wird wieder hier die 
grimmigste Erbitterung erzeugt, und es ist nicht un⸗ 
möglich, daß in den nächsten Tagen die drastisch⸗ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
xSt. Ingbert, 12. Dez. Die gestern Abend 
m Schweihzer'schen Saale stattgehabte Unterhaltung 
es Gewerbe⸗-Vereins war leider weniger stark 
ꝛesucht, als zu erwarten stand. Nicht ohne Einfluß 
nuf den Besuch waren sicher die ungünstige Witter⸗ 
ing und die am Nachmittag der Unterhaltung vor⸗ 
ingegangene Versammlung der Kriegervereine. Der 
gerlaͤuf der Unterhaltung war ein recht gelungener 
nd gemüthlicher. Ganz besonders sprachen das meister⸗ 
afte Flötenspiel des Herrn Schadewitz und die Ge⸗ 
angs· und Ocarinavorträge des Herrn Seiter an und 
er l. Vorstand des Vereins nahm darum auch Ver⸗ 
mlassung, dem Ersteren, der, wie bekannt, in Fran⸗ 
enthal ein neues Engagement gefunden hat, mit dem 
danke für feine freundliche Mitwirkung ein Hoch 
uszubringen. Zuvor hatte derselbe während einer 
Zause in einer kurzen Ansprache ben Nutzen der 
hewerbe⸗Vereine überhaupt betont und darauf hin⸗ 
jewiesen, daß dieselben auch von oben wegen ihres 
jemeinnützigen Strebens gern gesehen würden. Er 
ud sodann die Mitglieder ein, durch rege Betheili⸗ 
zjung bei den Versammlungen. besonders bei den 
ill Montag stattfindenden Kränzchen die Zwecke und 
Ziele des hiesigen Gewerbe-Vereins fördern zu 
jelfen. 
*St. Ingbert. Weihnachten naht und mit 
dem Feste auch die Flut der Postpackete, die eine 
Zeit der schwersten Arbeit für unsere Postbeamten 
nit sich bringt. Das Reichspostamt richtet daher 
ruch in diesem Jahre an das Publikum das Er⸗ 
uchen, mit den Weihnachtsversendungen bald zu 
eginnen, damit die Packetmassen sich nicht in den 
eßten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammen⸗ 
„rängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Befoörde⸗ 
ung leidet. Die Packete müssen dauerhaft verpackt 
verden. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, 
xigarrenkisten ꝛc. sind nicht zu benutzen. Die Auf⸗ 
chrift der Packete, namentlich der Name des Be⸗ 
simmungsortes, muß deutlich sein. Kann die Auf⸗ 
hrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet ge⸗ 
etzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines 
Blattes weißen Papieres, welches der ganzen Fläche 
zach fest aufgeklebt werden muß. Zur Beschleuni⸗ 
zung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn 
zie Padcete frankirt aufgeliefert werden. Das Porto 
für Packete ohne angegebenen Werth nach Orten 
des deutschen Reichs-Postgebiets beträgt bekanntlich 
his zum Gewicht von 5 Kilogramm 25 Pf. auf 
ẽntsernungen bis 10 Meilen. 50 Pf. auf weitere 
Entfernungen. 
*Wie uns aus Blieskastel (für die Sams— 
'ags zur Ausgabe gelangte Sonntags⸗Nummer lei⸗ 
der zu spät) mitgetheilt wurde, veranstaltete auf 
gestern (Sonntag) Abend im Saale der Frau Wwe. 
ZAbnig dort die Musik der Blieskasteler 
Feuerwehr unter gefälliger Mitwirkung des 
Haäannergesangvereins, des bürgerlichen 
Besangvereins und des Musikvereins 
ein Concert zum Besten der dortigen Feuer⸗ 
vehrkasse— 
— 
Vermischtes. 
4 Wie man aus militärischen Kreisen vernimmt, 
ürfte die Benennung des bayerischen Infan— 
erie-Leib-Regiments als „Garde-Grenadier— 
tegiment“ bevorstehen. Der Aushebungsbezirk des 
zufanterie⸗Leib⸗Regiments, welcher bis jetzt die öst— 
ichen Bezirksamtssprengel von Oberbayern umfaßt, 
vürde im Falle dieser Aenderung über das ganze 
dönigreich sich erstrecken. 
Wien, 10. Dez. Die Gefahr des Zusammen⸗ 
turzez der Mauern vom Ringtheater ist so 
zroß. daß keine Leichen mehr herausgeschafft werden 
zürfen, bis die Mauern gesichert sind. — Im Haus 
er Abgeordneten giebt Ministerpräsident Taaffe 
ine Verkündigung der Statthalterei von Wien über 
den Brand des Theaters bekannt. Er versichert, 
die Regierung werde zum Schutz des Theater be— 
uchenden Publikums das Möglichste thun. Das 
aus verwilligt sofort 50,000 Gulden für die 
interbliebenen der Verunglückten. Eine von allen 
Zarteien unterzeichnete Interpellation an die Regier— 
ing verlangt Schutz gegen die Wiederkehr solcher 
dalastrophen. — Die Leichen, welche von der ge⸗ 
ichtlichen Komnission anerkannt, wurden heute be— 
rdigt. Die nicht anerkannten werden heute Nacht 
ruf dem Central⸗Friedhof beigesetzt und übermorgen 
inter Theilnahme des Gemeinderathes gemeinsam 
egraben. Die Polizei erforscht mit dem Theater- 
zersonal die Ursache des Brandes. Im Kranken⸗ 
saus befinden sich 235 Leichen. 
Aus Paris wird gemeldet: Für die Ver⸗ 
inglüctten im Ring-Theater zeichnete die Union 
énérale 100,000 Franken, der Präsident 10,000 
zranken, Madame Bontoux 5000 Franken, der 
direktor der „Union“, Mr. Feder, 5000 Franken. 
Die genannte Bank eröffnet außerdem eine Sub⸗ 
kribtion bei ihrer gesammten Clientel. 
Sterbfälle. 
Gestorben: in Zweibrücken Fräulein Eva 
Kircher; in Kaiserslautern Wwe. Anna 
Marig Wänk, geb. Ostermayer, 82 J. a.; eblen⸗ 
da Alexander Aron, 64 J. a.; in Al ster— 
weiler Georg Adam Frankmann, 54 J., a. 
in Lambsheim der pens. Sergeant Friedrich 
Stephan, 30 J. a.; in Frankenthal das 
Z ein halb jährige Sö hnchen Emil von Karl 
Brimm; in Friesheim Frau Maria Aull, 
geb. Sirm ger, 56 J. a.; in Kirchheimbolan— 
zen Sarah Kahn, geb. Schönfeld, 59 J. a.