Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun ge 
Blait und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 16 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 60 A, einichließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 H, bei NReclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreima lige berechnet. 
M 210. 
Politische Uebersicht. 
Deutiches Reich. 
Bayerischer Landtag. Die Abgg. Julius 
Müller, Sellner und Genossen haben in der Abge— 
ordnetenkammer beantragt, die Art. 99 und 162 
des bayerischen Gesetzes über das Gebührenwesen 
vom 18. August 1879 in der Art abzuändern, 
daß z. B. in der Pfalz die nach dem pfälzischen 
Civilrecht erforderlichen gerichtlichen Bestätigungen 
von Familienrathsbeschlüssen über Absetzung oder 
Ausschließung von Vormündern, über Veräußerung 
oder Verhypothezirung von Immobilien, über Ab— 
chluß von Eheverträgen oder Vergleichen minder— 
ähriger oder interdicirter Personen und Theilungen, 
bei welchen Minderjährige, Interdicirte oder Ab— 
wesende betheiligt sind, nicht mehr unter den Satz 
von drei Zehnteln des Reichsgerichtskosten-Gesetzes 
fallen, was thatsächlich der Pfalz im Vergleich zu 
inderen Kreisen eine Ausnahmssteuer auferlegt. 
Das Befinden des Kaifers ist nunmehr 
ein derartig befriedigendes, daß derselbe auch der 
am 13. Dezember bei Königs-Wusterhausen veran⸗ 
talteten Hofjagd beiwohnen konnte. Außer den 
döniglichen Prinzen waren auch verschiedene fremde 
Fürstlichkeien bei der Jagd zugegen, darunter 
dönig Albert und Prinz Georg von Sachsen. 
Berlin, 13. Dez. Der Reichstag hai 
jeute nach Erledigung des Etats die Vorlage betr. 
Errichtung eines Reichstagsgebäudes mit großer 
Mehrheit angenommen, nachdem er sich vorher für 
abgekürzte Behandlung der Sache (durch nur ein⸗ 
malige Berathung) entschieden hatte. Nach einem 
gleichfalls angenommenen Antrag von Gerwig er— 
nennt der Reichstag seinen Präsidenten und 7 Mit⸗ 
glieder zu einer Kommission, welche unter Zuziehung 
hon Technikern die Ausführung des Baues zu 
iberwachen hat. 
Innerhalb der Reich sämter nehmen die 
Vorarbeiten für die socialpolitische und gewerbliche 
Gesetzgebung ihren ununterbrochenen Fortgang. 
Wie verlautet, ist auch ein Entwurf über Errich— 
tung von Gewerbekammern nach bayerischem Muster 
m Bearbeitung. 
Tie Matricularbeiträge pro 18824838 
belaufen sich insgesammt auf 103684 369 Mark 
(13230 871 Mark mehr als 1881/82). Davon 
entfallen auf Bayern 20 149 588 Mark. 
Der A. „A. Z.“ wird folgende Mittheilung 
zemacht, die wir unter Reserve wiedergeben. Die 
Frage der Erwerbung Helgolands für das 
deutsche Reich scheint jetzt wieder mehr in den 
Vordergrund des Tagesereignisses zu treten. So 
hat sich neuerdings, wie schon früher der Contre⸗ 
admiral a. D. Werner, auch der Viceadmiral a. D. 
henk zu Gunsten der Wiedererwerbung jenes bis 
1714 den Herzögen von Schleswig-Holstein⸗Gottorp 
gehörigen Felseneilandes ausgesprochen, und zwar 
nicht blos vom strategischen Standpunkt aus, son⸗ 
dern auch im Interesse des deutschen Seehandels. 
Wie von durchaus zuverlässiger Seite aus London 
berichtet wird, hat der deutsche Botschafter Graf 
Münster, sich kürzlich gesprächsweise dahin geäußert, 
daß ein auf Abtretung Helgolands gerichteter 
Wunsch keineswegs auf einen unüberwindlichen 
Widerstand Englands stoßen würde. Es gewinnt 
also den Anschein, daß die Angelegenheit bereits 
Gegenstand diplomatischer Erörterungen gewesen ist. 
Ueber das ins Auge gefaßte Aequivalent cursiren 
verschiedene Bersionen. Vielleicht wird die nicht 
unwichtige Frage noch in der gegenwärtigen Ses— 
h 
Donnerstag, 15. Dezember 1881. 
—16 Jahrg. 
ion des Reichstags zur Sprache gebracht werden, 
ei dies nun durch eine Interpellation, sei es durch 
den Antrag, mit England in Verhandlungen zu 
reten. 
Die Nachricht von einem Diebstahl wichtiger 
Pläne und Dokumente aus dem deutschen General⸗ 
tabsgebäude zu Berlin, welcher über London ge⸗ 
neldet wurde, wird von kompetenter Seite dahin 
richtig gestellt, daß an der ganzen Nachricht kein 
wahres Wort ist. 
sprach es diesem noch die Fähigkeit ab, als Zeuge 
oder Sachverständiger vernommen zu werden. 
13. Dez. Verhandlung gegen Ludwig Conrad 
30 Jahre alt, Musikant von Rehweiler, wegen 
Verbrechens gegen die Sittlichkeit. Der Angeklagte 
wurde des ihm zur Last gelegten am 21. Oktober 
abhin begangenen Verbrechens unter Annahme 
mildernder Umstände für schuldig erkannt und zu 
einer Gefängnißstrafe von sechs Monaten verurtheilt. 
Mit diesem Falle endigte die Schwurgerichtssession 
des 1“. Quartals, und wurden die Geschworenen 
wieder in ihre Heimath entlassen. 
— Dem Landrathe der Pfalz gingen in einer 
seiner letzten Sitzungen folgende Anträge zu: 
1) von Dr, Buhl. Munzinger, Wolf und Stalter 
in Betreff der Abgabe von Waldstreu; 2) von 
Decan Krieger, Dr. Zöller, Munzinger, Frentzel, 
Frölich und Stalter, den Schulbesuch betreffend; 
3) von Dekan Lynker, Decan Huth, Decan Krie— 
ger, Auffarth, Dr. Zöller und Mayer in Betreff 
des Vagantenthums. Diese Anträge gehen an den 
5. Ausschuß zur Berichterstattung. 
— Zmeibrücken, 14. Dez. (Zw. 3.) Die 
Direktion der Psälz. Bahnen hat auf Ansuchen des 
hiesigen Cäcilien-Vereins den auswärtigen Concert⸗ 
hesuchern für 18. ds. bereitwillig freie Rückfahrt in 
allen Wagenklassen gewährt, wena dieselben auf der 
Abgangsstation zugleich ein Konzertbillet a 2 
lösen, das an der Kasse des Konzertlokals mit Zu— 
ichlag von AM. 1. gegen einen nummerirten Platz 
umgewechselt werden kann; hierdurch erhält das ein⸗ 
fache Fahrbillet durch Abstempelung auf der Rück⸗ 
seite diese Berechtigung. 
— Wolfstein. Dieser Tage wurde von dem 
Ackerer Jakob Z3. in Oberweilertiefenbach eine Kuh 
geschlachtet, in deren Magen man den Trauring 
fand, welchen Frau Z. vor ca. 3 Jahren verlor. 
— Dürkheim, 14. Dez. (Falsches Geld.) 
Bei Einnahme von Einmarkstücken ist größte Vor⸗ 
sicht zu empfehlen, indem in jüngster Zeit vielfach 
Falsificate dahier ir Umlauf gebracht worden sind. 
(D. A.) 
— Speyer, 13. Dez. Das Kreisbudget für 1882 
hat der Landrath folgendermaßen festgestellt: 
Summe der Ausgaben 1319 452 M. 36 Pifg 
Die Regierung hatte 1324 128 M. 902Pfg. an⸗ 
Jesetzt. Hiervon solle 889 550 M. 85 Pfg. durch 
eine Kreisumlage von 36,8 Prozent der Steuer⸗ 
principalsumme (also *10 Procent weniger, als 
die Regierung angesetzt hatte, gedeckt werden. 
— Frankenthal, 11. Dez. Die Ehefrau 
des Kesselschmiedes Heint. Sams tag war am 
Zamstag ihrem gegenwärtigen Beruf als Amme 
naachgegangen; ihre 3 Kinder hatte sie ins Bett 
zelegt, im Ofen brannte das Feuer; sie vergaß es 
jedoch, Jemand zu beauftragen, gelegentlich nach 
den Kindern zu sehen. Wie man nun vernimmt, 
ist ein Stück Kohle aus dem sehr gut geheizten 
ODfen gefallen, das den hölzernen Kohlenkasten und 
odann den Fußboden entzündete. Kaum nach einer 
Stunde Abwesenheit kehrte die Mutter zurück, fand 
die Wohnung mit Rauch angefüllt und ihre Lieb— 
linge todt. Das älteste der Kinder, ein Mädcheu 
von 5 Jahren, sell noch den Versuch gemacht haben, 
das Fenster zu öffnen, wurde jedoch anf dem Weg 
dahin von dem traurigen Schicksal ereilt. 
Vermischtes. 
Ausland. 
London, 14. Dez. Die Zeitungen dementiren 
die Unterhandlungen über die Abtretung Helgo⸗ 
lands. 
Tunis, 14. Dez. Ali Ben Khalifa floh 
auf das Gebiet von Tripolis. Gafza erhielt 
eine stehende Garnison. 
—— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
x* St. Ingbert, 14. Dez. Dieser Tage wurde 
eine hiesige Familie in nicht geringen Schrecken 
dadurch versetzt, daß das 2jährige Söhnchen der— 
elben eine eiserne Schraube von etwa 4 Centimeter 
Ldänge hinunterschluckte Glücklicherweise entledigte 
ich der Kleine nach nicht allzulanger Zeit auf na— 
ürlichem Wege wieder des uunverdaulichen Objektes, 
»hne weiteren Schaden an seiner Gesundheit ge— 
nommen zu haben. 
* St. Ingbert, 15. Dez. Gestern weilte der 
kgl. Bezirksdamtmann Herr Dr. Schagintweit 
aus Zweibrücken in unserer Stadt, um das Bei— 
ahren uud Zerkleinern des Deckmaterials für die 
distriktsstraßen des Kantons St. Inabert zu ver— 
zeben. 
* St. Ingbert, 14. Dez. Heute Vormittag 
vurde der neuvergoldete Hahn durch Hrn. Dach⸗ 
deckermeister Danzer wieder auf die Thurmspitze der 
atholischen Kirche gebracht. Natürlich hatte der⸗ 
selbe bei dieser Arbeit zwischen Himmel und Erde 
eine recht zahlreiche Zuschauermenge, die seinem 
Vorhaben mit Spannung folgte. 
*— Montag, den 16. Januar nächsthin, lassen 
auf der Amksstube des kgl. Notars Pasquay in 
Zweibrücken die Erben Villeroy den ihnen gehörigen 
Rittershof (Gemeinde Hassel) mit sämmt— 
ichen Gebäulichkeiten, 202 Hectar Wald, 28 Hectar 
Wiesen, 90 Hectar Ackerland Gärten, Weiher und 
Weide versteigern. Das Objekt kommt zuerst in 
zwei Theilen und dann im Ganzen zum Ansgebote. 
— (Pfälzisches Schwurgericht.) Am 
12. Dez. Verhandlung gegen 1) Joh. Georg Hil— 
lengaß, 33 Jahre alt, von Auerbach, Gaden) 
in Karlsruhe wohnhaft, 2) gegen Georg Käufer, 
37 Jahre alt. Tüncher von Kandel, ersterer 
des Meineids, letzterer des Meineids und der 
Anstiftung hierzu angeklagt. Hillengaß, dem 
die besten Zeugnisse zur Seite stehen, hatte sich 
edenfalls durch den verderblichen Einfluß des Käufer 
ur Abgabe des falschen Eides verleiten lassen. Er 
zesteht die ihm zur Last gelegte Handlung unum— 
vunden zu. Die Geschworenen sprechen ihn schul— 
dig des Meineids unter dem mildernden Gesichts— 
»unkt des 8 157 des St.Gb., den Angeklagten 
Käufer schuldig des Meineids, sowie der Anstif⸗ 
sung hierzu. Das Gericht verurtheilte den Hillen— 
zjaß zu 1 Jahr Gefängniß und zu 3 Jahren Ehren— 
bderlust, den Käufer zu 5 Jahren Zuchthaus und 
zu einem Eßrenvperluste in aleicher Dauer. ferner 
F In Lonisenthal wurden nach der Saarbr. 
Ztg. in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch in 
ziner Sandarube 2 Knechte vperschüftet