Full text: St. Ingberter Anzeiger

oↄl. Indberter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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213. 
Montag, 19. Dezember 1881. 
16 Jahrg. 
strcn⸗ 
Politische Uebersicht. 
Deuisches Reich. 
ind würdig des Rufes des deutschen Generalstabes 
zessen Chef, Generalfeldmarschall v. Moltke, die 
Z»erausgabe desselben persönlich überwachte. Die 
lebersetzung in die Hauptsprachen Europas, sowie 
er ungetheilte Beifall, welcher dem Werke auch 
m Auslande gespendet wurde, können als Beweis 
elten, in weichem Maße es eine vornehme, jeden 
zarteistandpdunkt vermeidende Haltung mit meister⸗ 
after Schilderung und reicher Belehrung zu ver— 
inden gewußt hat. Die deutsche Armee hat wäh— 
end des Krieges 6247 Offiziere und Aerzte, 128, 
153 Mann eingebüßt. Hiervon sind 40,081 vor 
em Feinde geblieben oder an Wunden und Krank⸗ 
seiten gestorben, der Rest ist verwundet worden. 
die Verluste unserer damaligen Gegner sind 
riemals genau bekannt geworden. Das General⸗ 
tabswerk stellt nur die Zahl derjenigen Fran— 
osen fest, welche bis Mitte Februar als Kriegs- 
sefangene die Waffen gestreckt. Nach Deutschland 
varen bis dahin 11,860 Offiziere, 371,981 Mann 
ibgeführt worden, nach der Schweiz sind 2,992 
Iffiziere, 88,381 Mann übergetreten, in Paris 
ndlich haben 7,456 Offiziere, 241,686 Mann die 
Waffen gestreckt. Die Gesammtsumme derjenigen 
ranzösischen Soldaten, welche gezwungen wurden, 
iie Waffen niederzulegen, beträgt demnach 21,508 
Iffiziere, 702,054 Mann. Glänzend war die 
kriegsbeute der deutschen Truppen; sie bestand in 
07 Adlern und Fahnen, 1,915 Feldgeschützen, 
ezw. Mitrailleusen, 5,526 Festungsgeschützen, 855, 
00 Handfeuerwaffen. Enorme Zahlen weist fer— 
terhin die Nachweisung der Gesammtheeresstärke 
vährend des Krieges auf, hiernach betrug dieselbe 
14,420 Offiziere 1,451,944 Mann, von denen 
33, 101 Offiziere, 1, 118,254 Mann an dem Feld—⸗ 
zuge wirklich theilgenommen haben. 
Ausland. 
London, 17. Dez. Wie verlautet, ist die 
Anterdrückung der Frauenlandligabeabsichtigt. 
nen 11 Monaten von 1881 um 370,793 Mart 48Pf. 
weniger, als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres 
— In Spehyer sind die Plattern in mehreren 
Fällen aufgetreten. Vorsichtsmaßregeln dagegen wurden 
ergriffen. — 
Vermischtes. 
x* Nach der „Saar⸗ u. Bl.⸗Ztg.“ hat der Geh 
Commerzienrath Stumm in Neunkirchen in 
hekannter Freigebigkeit dem katholischen Pfarrer 
»aselbst die Zusage gemacht, für den Neubau einer 
tatholischen Kirche in Neunkirchen 830.000 Mark 
zu schenken und, wenn nöthig, sofort disponibel zu 
tellen. Außerdem hat derselbe sich erboten, die der 
irchengemeinde noch fehlenden Baugelder zu 4 
Procent zur Verfügung stellen zu wollen. 
Gaturseltenheit.) In einer Jagd in 
der Nähe von Ringelheim wurde jüngst eine 
gehörnte Ricke geschossen. 
4 Die älteste Marketenderin, aus der 
Zeit der Befreiungskriege, die am 10. November 
1790 geborene Wittwe Koberschitz, ist am 7. Dez. 
gestorben und am Sonnabend beerdigt worden. 
Es lebt jetzt nur noch eine der Marketenderinnen 
aus jener Zeit in Berlin. 
Geschäftsschwindel.) Zur Zeit blüht 
in London eine Schwindelei, die ihrer Neuheit 
jalber möglicherweise auch Deutschland heimsuchen 
znnte, vor welcher daher bei Zeiten gewarnt wird. 
Respektable Privatleute erhalten von einer Londoner 
Firma je ein Originalloos ohne jede Bemerkung. 
sach ca3 Wochen geht Jedem der Auserwählten 
eine gedruckte Verloosungsliste zu, die ihm anzeigt, 
daß seine Nummer ein schönes, nach neuestem Ge— 
chmack eingerahmtes Oelgemälde, (welches einen 
Werth von 160 bis 200 Mark habe) gemacht habe. 
Das betreffende Bild stehe gegen Bezahlung des 
Loooses, 20 Mark, zur Verfügung. So plump 
diese Falle ist, so fallen doch viele Unerfahrene, die 
für wenig Geld möglichst viel haben wollen, r'ein. 
Der Wertih der Bilder übersteigt nicht 50 Pf. bis 
1 Mark und rechnet man für den Rahmen noch 
ca. 2 Mark hinzu, so sieht man, daß das Geschäft 
ein lohnendes ist. 
Aufklärung. Bauer: „Du, was ist denn 
das, der elektrische Telegraph?“ — Wirth: „Ganz 
einfach, man tupft an einem Ende und am anderen 
schreibt es.“ — Bauer: „Ja, wie kommt das ?“ 
— Wirth: „Wenn man einem Hunde hinten auf 
den Schweif tritt, so heult er vorn, nicht war? 
Nun denke Dir, der Hund ist so lang, daß er von 
einer Stadt zur andern reicht, so hast Du's!“ — 
Bauer: „Ja, jetzt versteh ich's.“ 
4 Ein Dampfer, welcher den Dienst zwischen 
Galway und der Insel Arcon versieht, strandete 
gestern spät Abends und sank sofort. Passagiere 
und Mannschaften (14) sind ertrunken. 
(GOoOoo Menschen ertrunken) In 
Tallee (China) sind am 8. October in Folge 
eines durch einen heftigen Orkan verutsachten Meeres⸗ 
Austrittes 3000 Menschen ertrunken. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Kaiserslautern Georg 
Lösch, 61 J. a. in Essin gen Distriktsstraßen- 
wärier JabobSulzbacher, 73 J a., in Ilbes— 
heim Abam Disque, 21 J. a., in Billi g— 
heim Valentin Bergdolht, 79 J. a. in Pir— 
masens Joh. Gg. Pfeiff; in Homburg Joh. 
Hiltner, Kaufmann und 2. Adjunkt, 42 J. a., 
in Ingenheim Jonathan Blum, Gutsbesizzer; 
in Sulzbach Frau Elisabetha Manstein, geb. 
Fernsner, 38 J. a. 
Fur die Redallion ver antwortlich F.X. De me 
München, 17. December, Die Abgeord⸗ 
etenkammer hat heute das Concubinatsge- 
etz mit den von den Abgeordneten Luthardt und 
Nayer beantragten Abänderungen in erster Lesung 
enehmigt. Margqnardsen hatte sich namens der 
zinken gegen die Abänderungsanträge ausgesprochen, 
er Minister des Innern erklärte das Gesetz in der 
ogeänderten Fassung als unannehmbar für die 
degierung. Die zweite Lesung wurde vertagt, um 
eit zu einer allseitig befriedigenden anderen Fassung 
Jewinnen. 
Muünchen. In den Einlauf der Abgeordneten⸗ 
unmer gelangte eine Bittschrift der katholischen 
ultusgemeinde Schweigen⸗Rechtenbach, 
zezirkdamt Berzabern, um Uebernahme des ganzen 
IFfarrgehaltes auf die Staatskasse, oder wenigstens 
m Bewilligung eines Staatsbeitrages von 16,200 M. 
ur Unterstuͤtzung eines katholischen Pfarrhauses zu 
Schweigen. 
Berlin, 17. Dez. Reichstag.) Auf Ben— 
gsen's Antrag wird der Präsident v. Leve tz ow 
ur“ den Rest der Session durch Acclamation ein⸗ 
mmig wieder erwählt. Darauf wird über den 
tat der Zölle und Verbrauchs⸗Steuern berathen. 
s entsteht längere Debatte, ob diese Frage nicht 
vertagen, bis der Hamburger Zoll⸗Anschluß be— 
hlossen sei; denn dieser sei auf den Ertrag der 
zoͤlle von größtem Einfluß. Der Etat für Zölle 
hird in Folge dessen an die Budget-Commission 
rückverwiesen. Dann wird der Etat von der 
abaks-Steuer besprochen. Bei dieser Ge⸗ 
egenheit leitete der Abg. Schneider eine ziemlich 
cregte Debatte über das Tabaksmonopol 
. Er sprach sich entschieden dagegen aus und 
ehauptete, das Wohl und Wehe und die Zufrie⸗ 
enheit Tausender hängen von der endlichen Be— 
itigung des Monopolprojektes ab. Staatssekretär 
3cholz findet es nicht in der Ordnung, bei dieser 
Helegenheit die vorwürfige Frage zu diskutiren. 
Zräsident v. Le vetz ow aber nimmt für das Haus 
»as Recht in Anspruch, zu sprechen, worüber es 
vill. Als der folgende Redner, Lohren, sich zu 
»er Behauptung verstieg, die Freihandels-— 
rartei spekulire auf einen Thron— 
vechsel, entstand ein großer Lärm, mehrere Abgg. 
rängten zur Tribüne vor und verlangten einen 
Irdnungsruf. Gegeu das Monopol sprachen noch 
zander und Kopfer Gaden) und v. Ow 
Würtemberg). Der Letztere erklärte namens der 
deichspartei, daß auch diese das Monopol nicht 
zerquickt sehen will mit sozialpolitischen Reformen. 
Der Sitzung wohnte auch Prinz Wilhelm bei. 
Das Generalstabswerk über den Krieg 
1870171.) Soeben ist der letzte Band, der 20., 
es von der historischen Abtheilung unseres großen 
Heneralstabes redigirten, im Verlage von E. S. 
Mittler u. Sohn, Berlin,erschienenen Werkes: „Der 
eutsch⸗französische Krieg 1870/71“, ausgegeben 
vorden. Hiermit schließt eine vom historischen wie 
om militärischen Gesichtspunkte aus hochbedeutsame 
Arbeit, die nach Umfung und Reichhaltigkeit des 
Stoffes, nach Art der Behandlung, sowie nach 
Hründlichkeit und Unparteilichkeit der Darstellung 
einen hohen und bleibenden Rang einnehmen wird 
unter den literarischen Erzeugnissen aller Volker und 
aller Zeiten. Das Lob des Werkes läßt sich wohl 
mm bezeichnendsten dahin zusammenfassen, dag es 
vürdig ist der großen Eteignisse, die es schildert. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 19. Dez. Grstern Abend hatte 
der „Musikve rein“ unter gefl. Mitwirkung hiesiger 
ind auswärtiger Kräfte seinem Dirigenten Herrn 
„chadewitz ein Benefice⸗Concert veranstaltet. Be⸗ 
onders beifällig wurden u. A. in demselben aufge⸗ 
iommen die Piecen für Flöte und Ocarina, die 
fantasie über ein deutsches Volkslied für Klavier, 
ie Baryton Solos, die Vorträge auf der Flöte 
ind die Gavotte für Männerchor „Heimliche Liebe.“ 
deider war der Besuch des Concerts nicht so zahl⸗ 
reich, als bei dem in Aussicht gestandenen musika⸗ 
lischen Genusse zu erwarten war. 
* Die kgl. Regierung der Pfalz hat aus den ihr 
zur Verfügung stehenden Mitteln für das laufende 
Jahr zur Förderung des Feuerlösch— 
vesens im Regierungsbezirk an bedürftige und 
pferwillige Gemeinden zusammen 22,574 Mark 
14 Pf. vertheilt. Auf das Bezirkdamt Zwei? 
»rücken entfallen hiervon für 19 Gemeinden 
3278 M. 57 Ppff. Unter Anderen erhielten Obef 
vürzbach zur Anschaffung von Eimern und einkr 
Zuttenspritze 200 M., Bliesdalheim für 
Steigerausrüstung 120 M., Biesingen zur 
Brojektirung einer Wasserleitung 300 M., Hab- 
irchen für Steigerausrüstung und Requisiten— 
rgänzung 130 M. Herbitzheim desgleichen 
50 M. Reinheim zur Tilgung der Spritzen⸗ 
aufschuld 100 M., Rubenheim zur Errichtung 
iner Spritzenremise 200 M. 
— Die pfälz. Bahnen vereinnahmten in den verflos⸗