Full text: St. Ingberter Anzeiger

200 Mark zu entwenden. Wer die Diebe sind, und wohin sie 
sich mit den gestohlenen Waaren gewendet haben, ist bis jetzt noch 
unbekannt. 
F Ueber ein am 6. Februar Statt gehabtes Konzert des 
Cälienvereins zu Ommers heim wird der „Pf. Pr.“ geschrieben: 
Sämmtliche Nummern des sehr reichhaltigen Programms wurden 
glänzend durchgeführt und verdienen die Leistungen des Vereins 
alle Anerkennung. Warme Anerkennung und Dank gebührt aber 
auch insbesondere dem wackeren Dirigenten desselben Herrn Lehrer 
Barth, der in verhältnißmäßig kurzer Zeit den Verein auf die Siufe 
brachte. — Deklamationen und Klaviervorträge verkürzten die Pausen 
und trugen zur Erheiterung des Publikums das ihrige bei. 
(Eine gesunde Gegend. In dem 561 Seelen zählenden 
Orte Niedermoschel leben nicht weniger als 10 Personen 
von 92 Jahren abwärts bis 80 und nicht weniger als 20 von 
80 abwärts bis 70. Dieselben sind aber, was die Hauptsache 
ist, noch alle rüstig und freuen sich ihres Daseins. 
— In der letzten Schöffengerichtssitzung zu Lauterecken 
kam nach der „Pf. Pr.“ ein für weitere Kreise und insbesondere 
für Jagdbeständer interessanter Fall zur Entscheidung. Gelegentlich 
rines Treibjagens waren nämlich 2 Jäger und ein Treiber wegen 
unbefugten Gehens über bestellte Felder durch den Feldschühen 
—XX— 
Strafbefehl in eine Geldstrafe von je 1 Mark verurtheilt worden. 
Auf erhobenen Einspruch der Bestraften erfolgte deren Freischrechung 
bor dem Schoͤffengerichte, da ohne die Erlaubniß zum Beireten der 
bestellten Felder die Jagdausübung rein unmöglich wäre und somit 
in diesem Falle, wo ohnehin von einer Schädigung keine Rede ist, 
eine strafbare Uebertretung nicht vorliegt. 
F Ueber das Unionsdenkmal, das in der Stiftskirche in 
Kaiserslautern aufgestellt werden soll, schreibt Lühzow's 
— ihrem Geiste 
und Wesen entsprechend, wählte Professor Knoll in München für 
das Denkmal mit Recht die Stilformen der Renaissance und glie— 
derte dasselbe in nachstehender Weise. Auf vorspringenden Sockeln 
an den beiden abgestumpften Ecken erheben sich die Kolossalstatuen 
Luthers und Calvins als der beiden Hauptrepräsentanten und Be— 
gründer der protestantischen Kirche. Zwischen ihnen sind an der 
Vorderseite des Sockels in entsprechender Gruppirung die Profil— 
reliefs von Ulrich Zwingli und Martin Bucer und darüber das 
on-face⸗Relief Melanchthons, alle in Marmorkränzen, angebracht. 
Zwischen denselben sieht man die Wappen der Städte Kaiserslautern, 
Landau, Reustadt, Speyer und Zweibrücken, am Sockel aber das 
bayerische und pfälzische Wappen, Engelköpfe und Eichenkränze. 
An den beiden Settenflächen befinden sich die Medaillons Ulrich 
v. Huttens und Franz v. Sickingens mit ihren Wappen, dann der 
deutsche Adler und das Wappen der Sicking'schen Veste Ebernburg, 
der sogen. „Herberge der Gerechtigkeit'. Nach oben aber schließt 
das Denkmal mit der Kolossalstatue des Genius des Friedens ab, 
der, in der Linken den Kelch haltend und mit der Rechten einen 
Palmenzweig darüber senkend, milden Blickes herniedersieht und so 
die Einigung in der Abendmahlslehre und den Religionsfrieden 
andeutet. Zu seinen Füßen liegt ein Palmenkranz. Der Künstler 
hat sämmtliche Porträtreliefs und die Kolossalstatue Luthers in 
Marmor ausgeführt und sich damit der Vollendung seines Gesammt- 
werkes um ein Bedeutendes genähert.“ 
Die von der „Kaisersl. Ztg.“ gebrachte Mittheilung, daß 
wei Sonntagsschüler in Herxheim (bei Landau) bei ihrer Ver— 
haftung den Gendarmen mit Messerstichen verwundet hätten, ist er— 
funden. Die beiden Bürschchen folgten willig und ohne Widerstand 
dem sie ins Gefängniß transportirenden Gendarm. 
F Die „Ggwt.“ schreibt aus Edenkoben: „Von zwei 
hiesigen Lehrlingen wurde am Montag Abend in einem Laden ein 
falsches Fünfmarkstück in Gold auszugeben versucht, indem der 
uͤltere es dem jüngeren übergab, um ein zu kaufendes Buch damit 
zu bezahlen, während er außen wartete. Das Goldstück wurde so— 
fort als falsch erkannt und zurückbehalten und auf erstattete Anzeige 
hin am Dienstag zuerst die Verhaftung des älteren, dann auch die 
des anderen Lehrlings verfügt. 
Geschäftsmann Terr von Germersheim waurde 
wegen vier Vergehen der Unterschlagung und zweier Vergehen des 
Betrugsversuchs zu einer Gefängnißstrase von einem Jahr und drei 
Monaten verurtheilt. 
Aus unserer Nachbarstadt St. Johann wird berichtet: 
Unsere nähere und weitere Umgegend ist bei der Bildung der Erde 
reichlich bedacht worden. Bei uns die Steinkohlen und nicht sehr 
fern von hier Steinsalzlager! Die Bohrversuche haben nicht nur 
zu Saaralben zu einem günstigen Resultat geführt, sondern auch 
in unmittelbarer Nähe von Keskastel ist der Bohrer auf ein ergiebiges 
Salzlager gestoßen, und zwar in einer Tiefe von 200 Meter. 
FIn Bruchsal wurde ein 17jähriges Bürschchen, Sohn 
eines Tabakfabrikanten, der Lehrling in dem Bankgeschäft von 
L. Seligmann Sohn in Karlsruhe war, seit einigen Tagen ver— 
mißt — mit ihm das ansehnliche Sümmchen von 16,900 M. 
Die vom Vater sofort angestellten telegraphischen Recherchen sind 
yon Erfolg gewesen; der Schlingel wurde in Avricourt von seinem 
Vater, der sofort das Bankhaus entschädigt hatte, erwischt; auch 
wurde fast alles Geld bei ihm vorgefunden. — (Nachdem im Bruch— 
saler Handelsstande gewisse Alte so sonderbare Weisen „sungen“, 
darf man sich über das dito „Zwitschern“ eines Jungen nicht mehr 
groß wundern.) 
— Ein kürzlich in Frankfurt a. M. verstorbener 92jähriger 
Rentner, bei Lebzeiten heimlicher sechsfacher Millionär, hat ein Finn⸗ 
sänder⸗Loos hinterlassen. Beim Nachschlagen fand sich, daß das 
Loos vor drei Jahren mit einem Gewinn von 90,000 Mark ge—⸗ 
zogen worden ist. (Wenn der Mensch Glück hat) 
FIn Würzburg wurde vor einigen Tagen ein Einjährig⸗ 
Freiwilliger wegen leichtsinnigen Schuldenmachens zum dreijährigen 
Gemeinen degradirt. Wie nun mitgetheilt wird, wird der Haupt— 
mann des Degradirten, der Studirender der Medizin ist, ein Be⸗— 
znadigungsgesuch einreichen, damit dessen Versetzung zur Sanitäts- 
ompagnie und Ernennung zum Unteroffizier gestatiet werde, auf 
— 
koͤnne, da er bereits vovr dem Staatsexamen steht. 
x Zwei Büchsenmacher der kgl. Gewehrfabrik in Amberg, 
die HH. Sporrer und Härl haben ein neues Repetirgewehr kon⸗ 
truirt, dessen Mechanismus ebenso einfach und sinnreich als zuver⸗ 
ässig und dauerhaft sein soll. Die Erfinder lassen sich ein Patent 
ür's deutsche Reich ertheilen. Seiner äußeren Fuçon nach unter⸗ 
cheidet sihh das Gewehr in nichts von dem einfachen Hinterlader, 
da das Patronenmagazin im Schafte enthalten ist und kein äußer— 
liches Merkmal auf dessen Vorhandensein schließen läßt. Die bis— 
her angestellten Schießproben ergaben als leicht erreichbare mittlere 
Durchschnittszahl 10 Schüsse in 12 Sekunden. 
F Die Bamberger Gemeindebevollmächtigten haben, wie 
man jetzt hört, den Zuschuß von 500 M. zu den Kosten der 18. 
Versammlung des bayerischen Lehrervereins nicht geradezu abgelehnt, 
sondern vielmehr die Bewilligung an die Bedingung geknüpft, daß 
die hiesigen Komitemitglieder dafür einstehen sollen, daß bei den 
Verhandlungen in Bezug auf den religiösen Standpunkt irgend ein 
Anstoß nicht erregt werde. Das in dieser Bedingung sich kund— 
gebende Mißtrauen veranlaßte eine Anzahl Bamberger Vürger, 
durch freiwillige Beiträge die 500 M. aufzubringen, damit nicht 
etwa auf Kosten der Redefreiheit Gastfreundschaft geübt werde. 
— Eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten in der Rhein— 
provinz fordern zu Beiträgen für ein Göben-Denkmal auf, welches 
dem verdienstvollen Heerführer in Koblenz errichtet werden soll. 
Die Stadt Koblenz hat 15,000 Mark, die Kaiserin 1000 Mark 
zu dem gedachten Zwecke beigesteuert. 
F Das Schöffengericht in Witten (Westphalen) fällte in 
seiner letzten Sitzung ein strenges, aber gerechtes Urtheil über einen 
rohen Thierquäler. Derselbe hat als Arbeiter ein Zechenpferd der— 
irt mißhandelt, daß es in Folge dessen krepirte. Das Schöffen⸗ 
zrricht verurtheilte den Thäier zu sechswöchentlicher Gefängnißstrafe, 
nicht ohne gleichzeitig zu bedauern, daß die gesetzlichen Bestimm— 
ungen ein höheres Strafmaß nicht zulassen. 
F Einen weiteren Schritt zu einer langersehnten Reform des 
deutschen Hotelwesens, deren Verwirklichung von allen Reisenden 
nit größter Freude begrüßt werden wird, hat das Hotel Royal 
in Hanno ver gethan, wie aus folgendem Rundschreiben des⸗ 
elben hervorgeht: „Ew. u. s. w. erlauben wir uns die Mittheilung 
u machen, daß mit dem 1. k. M. dem gesammten Personal unseres 
hauses die Annahme von Trinkgeldern bei Verlust der Stellung 
untersagt werden wird. Wir schmeicheln uns, durch diese Einrichtung 
den Zeitverhältnissen Rechnung zu tragen und manchen Uebelständen 
begegnen zu können. Hochachtnngsvoll gehorsamst Gebrüder Christ.“ 
FGu Tode getanzt.) In einem Dorfe bei Uecker⸗ 
münde war vor etwa 14 Tagen eine Hochzeit. Die junge Frau 
wurde von den Hochzeitsgästen dermaßen zum Tanzen aufgefordert, 
daß sie während des Tanzens mehrmals äußerte: „Das wird bald 
zu viel, ich bin rein weg.“ Bald darauf wurde ihr unwohl, sie 
mußte zu Bett gebracht werden, um nicht wieder aufzustehen. Sie 
hatte sich zu Tode getanzt. 
F Remscheid. Daß Kinder sich oft eines höchst merk⸗ 
vürdigen Schutzes erfreuen, dafür spricht u. A. folgende Begeben⸗ 
jeit. Ein kleines Mädchen kam nämlich mit seinem Handschlitten 
afeilschnell eine steile Straße, die schließlich mit einer anderen sich 
reuzt, hinabgefahren. In dem entscheidenden Augenblick treffen 
Schlitten und ein Luxusfuhrwerk auf dem Kreuzungspunkte zusammen, 
an ein Halten ist nicht zu denken, der Schlitten fliegt aber zwischen 
den Beinen der in ziemlich schneller Gangart sich befindenden 
Pferde hindurch, und die unverletzte Kleine schaut verdutzt lächelnd 
der dabonrollenden Equipage nach. 
F Für 20 Mark den Tod. Einige Schlächter⸗-Gesellen zu 
Berlin schlossen eine Wette dahin, daß der Eine von ihnen 20 
Mark erhalten sollte, wenn er eine Flasche Getreide-Kümmel geleert 
haben würde. Das geschah in der That; er erhielt jene Summe,