»ᷣl. usherter Auizeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
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der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöcher ltich fünfmal: Am Wontag, Dienstag, Donnerstag, Samstag'und Sountag; 2mal wöchentlich mit Unter haltun gs⸗
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X 40.
Samstag, 25. Februar 1882.
17. Jahrg.
iti Die Berliner „Nat.“Ztg“ schreibt: „Die Er—
Politische Uebersicht. — lärung des russischen „Regierungsanzeigers“
Deutsches Reich. iber die Reden Skobelews hat man in maßgebenden
Muͤnchen, 23. Febr. Der Landtag ist reisen als außerst mager betrachtet. Aus Paris
is zum, 31. März verlängert worden. vird uns und anderen Zeitungen gemeldet, von
Berlin, 22. Febr. Skobelew's sofortige deutschland sei bei der russischen Regierung rekla⸗
zückberufung nach Petersburg soll mit auf Antrieb nirt worden. Es scheint uns das selbstverständlich.
xes hiesigen Hofes geschehen sein. Nach verschiedenen Wir wüßten in der That nicht, wozu wir einen
Nittheilungen ist Skobelew in London eingetroffen. gotschafter in St. Petersburg hätten, wenn er der
dach der „Post“ verhehlt der russische Botschafter inzige Mann in Europa wäre, der über die Sko—
zürst Orlow seine tadelnde Indignation über die elew'schen Ausfälle schweigen sollte.
dede Skobelews nicht. In Paris hat eine Depu⸗ (Der Vernichtungskrieg der südamerika⸗
ation der bulgarischen Jugend Skobelew eine Adresse tischen Republiken Peru, Chili und Bolivia) ist
berreicht. oweit ausgeartet, daß die europdischen Mächte ge⸗
Der Berliner „Actionär“ veröffentlicht jetzt das öthigt sein dürften, sich endlich direkt in die dor—
dundschreiben, welches der Reichskanzler in Sachen ig Wirren einzumischen, da es als bie höchste Noth
es Versicherungswesens unterm 17. Nov. richeint, das Leben und Eigenthum der in dem
m die deutschen Bundesregierungen gerichtet hat. inglüclichen Lande lebenden Europger zu schützen,
eEr geht darin, gestützt auf frühere Aeußerungen veicher politischen Zugehsrigkeit dieselben auch sein
er Regierungen. von dem Satz aus, daß es ein nögen. Unfähig, das besiegte Land auch zu re—
ringendes Bedürfniß sei, ein Reichsversichetungs- gieren, vermögen die chilenischen Sieger Peru nicht
eseß zu erlassen. Nicht berührt sollen von deme jor den Brandschatzungen der Horden Pierola's zu
elben werden: 1) die unter der Verwaltung oder chützen, welche nach der feigen Fahnenflucht ihres
eitung von Staats⸗ oder Gemeindebehörden bereits zührers die ietzten Reste von Zucht und Ordnung
nestehenden oder noch zu errichtenden öffentlichen n dem durch den Krieg schon genugsam verwüsteten
hersicherungsanstalten. 2) diejenigen auf Gegene 2ande niederwerfen. Wir hatien erst unlängst über
eitigkeit beruhenden Vereinigungen, welche bestime bin Blutbad zu berichten, welches diese Wegelagerer
aungsgemäß einen in persoönlicher oder örtlicher inter Europaͤern angerichtet hatten, und schon
Hhinsicht beschränkten Charakter oder Wirkungskreis pieder trifft eine solche Nachricht ein, welche die
aben, sich keiner Agenten zur Geschäftsvermittelung —Schreden der ersten leider noch überbietet. „Obrist“
ꝛedienen und nur den Zwed verfolgen, ihren Mit· Nas, welcher in Ica einen Haufen pierolistischen
liedern für den Bedarfs- oder Verlustfall eine Zesindels uͤm sich geschaart hat, griff Villaviceneio
interstützungsgarantie zu gewahren; 3) die auf ber m und schlug dessen Truppen. Die letzten machten
onderer gesetzlicher Anordnung beruhenden gemein⸗ darauf mit ihren Gegnern gemeinschaftliche Sache
haftlichen Versicherungskassen (Knappschafts-, ge- unnd schritten zur Plünderung der Seehafenstadt
verbliche Unterstützungs - und Krankenkassen ꝛc.); gisco. Die Haͤuser wurden in Brand gestedt und
) die Rüdversicherungsgesellschaften. Versicherungs - ausend Faßchen Wein unter die braudschatzenden
esellschaften sollen zum Geschaftsbetrieb einer Con- dorden dertheilt. Die Wirkungen desselben ließen
essien bedürfen welche verweigert werden kann, icht auf sich warten und das betrunkene Gesindel
benn ihre Solidität in irgend einer Hinsicht zwei rmordete die Einwohner, wo es deren habhaft
elhaft ist; die in den einzelnen Staaten dermalen perden konnte. Die Ausländer schaarten sich zu⸗
um Geschäftsbetrieb einer Concession bedürfen, ammen, wurden aber niedergeworfen und blieben
belche verweigert werden kann, wenn ihre Solidität uum größten Theil als Leichen auf dem Platze
a irgend einer Hinsicht zweifelhaft ist; die in den das gieuter'sche Telegramm gibt die Zahl der er—
inzelnen Staaten dermalen zum Geschäftsbetrieb nordeten Europäer auf 300 und die Gesammtzahl
hon zugelassenen Anstalten brauchen keine neue her Opfer auf 1000 an. Auch der franzosische
oncession zur Fortsetzung desselben in diesen Ländern. Fonsul soll sich unter den Ermordeten befinden.
is soll ein Reichsversicherungsamt errichtet werden, Iberst Mas soll durch die Truppen Garcia's und
velches die Concessionen zu ertheilen, die Geschäfts⸗ Salderon's gelödtet sein. Also die Anarchie in des
ührung der Anstalten zu überwachen und nöthigen- Wortes schlunmster Bedeutung! Und wo sind die
alls den Geschäftsbetrieb nach gepflogener Unter- entschen, die französischen, die englischen Kriegs—
uchung denselben zu untersagen hätte. hiffe?
Die türkisch⸗deutschen Handelsvertrags⸗
derhandlungen wurden auf einen späteren Zeit⸗
„unkt verschoben, welcher im Einvernehmen beider
Machte festgesetzt werden wird.
Ausland.
Paris, 22. Febr. Auch die gambettistischen
lätter tadeln jetzt das Auftreten Skobelew's. Das
Journal de Paris“ sagt, um Europa zu ver—⸗
birren und den Frieden zu bedrohen, den die
anze Welt nöthig habe, bedürfe es denn doch
anz anderer Dinge, als der flammenden Worte
ines russischen, von seiner Regierung schon des⸗
vouirten Offiziers.
Im englischen Unterhaus befragte ein Mit⸗
lied die Regierung, ob Verhandlungen zwischen
er Regierung und Bismarck über die Erwerbung
Relgolands stattgefunden hätten oder statt⸗
inden. Unterstaatssekretär Dilke verneinte die
ruge.
A. B. C.“, „St. Ingberter Fremdwöriersprache“ ꝛc.
der allgemeinen heitern Stimmung die Krone auf—
zusetzen. Leider ist es wegen des Ernstes der Fasten⸗
zeit nicht möglich, die Aufführung zu wiederholen,
um auch denjenigen Mitgliedern, welche an jenem
Abend verhindert waren, den Genuß zu bereiten.
vl. St. Ingbert, 24. Febr. Die diesjährigen
ordentlichen Prüfungen an den hiesigen
atholischen Schulen werden durch den kgl. Distrikts⸗
chulinspektor Hrn. Pfarrer Dengel von hier an
folgenden Tagen abgehalten:
b. k. Knabenschule (Hr. Lehrer
Hagenbucher)
. Mädchenschule Echul⸗
chwester Paula)
. Knabenschule (Hr. Lehrer
Schmelzer)
k. Mädchenschule Echul⸗
schwester Hildegardis)
k. Knabenschule (Hr. Lehrer
ctreitz)
. Mädchenschule (Schul⸗
ichwester Columba)
k. Knabenschule (Hr. Lehrer
—XX
k. Mödchenschule (Schul⸗
chwester Bonaventura)
. Knabenschule (Hr. Lehrer
Schlaudecker) 17.
1. Mädchenschule (Schul⸗
chwester Xaveria) 18
J. Knabenschule (Hr. Lehrer
Baron) 20.
. Mödchenschule Echul⸗
schwester Constantia 21.
l. Knabenschule (Hr. Lehrer
Peill) 22.
k. Mädchenschule (Schul⸗
schwester Angelika) 23.
t. Knabenschule (Hr. Lehrer
Schindler) 24. 09
Mädchensonntagsschule A. 12. 2,
Madchensonntagsschule B. 12.. 4
Landwirthschaftliche Fortbildungs⸗
schule (Hr. Lehrer Köhl) 28.,
— Das pfälzische Eisenbahndefizit
und die Klagen über dasselbe betreffend, schreibt die
„Pf. 3.“: „2,151,000 Mtk. hat die bayerische
Ztaatskasse an die pfälzischen Eisenbahnen für
1881 zu bezahlen. Ein Haupttheil rührt von der
dertragsmäßigen Heimzahlung der Prioritäts-An—⸗
lehen her. Wir wollen hier nicht untersuchen, ob
man die Abzahlung dieser Anlehen nicht proviso—
risch einstellen, beziehungsweise sie nur auf Ver—
langen vornehmen könnte (das Verlangen würde
sich gegenwärtig nicht bemerkbar machen). Nur
darauf sei hier hingewiesen, daß die pfälzischen
Bahnen nicht das einzige Schmerzenskind des
hayerischen Staates sind, daß vielmehr die rechts⸗
rheinischen Eisenbahnen gleichfalls einen Zuschuß
erfordern. Diese ertragen wohl kaum mehr als
3 pCt. des Anlagekapitals; da aber die Schuld—
berschreibungen des Staates auf 4 pC. lauten, so
muß der Staat (ganz abgesehen von den Kapital—
abtragungen, die er in seine Wahl gestellt hat) für
diese Bahnen jährlich ungefahr 1 pCt. vom An—
lagekapital zur Zinszahlung darauflegen! Dies
macht nach einer oberflächlichen Berechnung, die
wir allein hier vornehmen können, etwa 10 Mill.
Mtk. aus. Dabei sind, wie gesagt, keine Kapital—
abtragungen in Anschlag gebracht, während diese
X. St. Ingbert, 24. Febr. Das hiesige
Fasino veranstaltete am Fastnachtsdienstage Abends
m Grewenig'jchen Saale für seine Mitglieder und
eren Angehorigen eine musikalisch-theatralische Unter⸗
altung, welche sich der zahlreichsten Theilnahme
rfreute. Die Aufführungen waren so gelungen,
zaß über die Vortrefflichkeit der Leistungen nur
ine Stimme herrschte und man allgemein hören
onnte: „So schön war es im Casino noch nicht.“
das Programm war sehr reichhaltig und die ein⸗
elnen Pioͤcen ebenso geschickt ausgewahlt, wie dor⸗
refflich ausgeführt. und verdienen deßhalb sowohl
ie Saͤnger und Sängerinnen, sowie vorzüglich Herr
dirigent Franz Woll vollstes Lob und Aner—
ennuͤng. Letzterer wußte besonders noch durch
ängere selhstverfaßte Gedichte, z. B. Carnevals⸗