Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der „St. Ingberter Anizeiger“ erscheint wöchenltich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag?und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 440 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Vost bezogen 1M 60 4, einschließlich 
(0 Z Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten qus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 Z, bei Neclamen 80 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Montag, 26. Februar 1882. 
17. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
Deutjiches Reich. 
München, 285. Febr. Die Abgeordneten⸗ 
ammer berieth heute den Voranschlag der Staats⸗ 
isenbahnen und nahm nach längerer Debatte die 
rinnahmeposten,Personenverkehr“ und „Güterver⸗ 
hr“ nach den Ausschußanträgen an, ferner einen 
Untrag von Luthardt auf Sonntagsheiligung, be⸗ 
reffend Annahme und Abgabe von Eilgütern, den 
zammelgüterverkehr und die Arbeiten der Eisen⸗ 
ahnbau⸗Accordanten an Sonntagen. 
München, 25. Febr. Der Initiativantrag 
es Abgeordneten Schels wegen Aufhebung der 
zreikarten und Beschränkung der Diäten findet auch 
n Abgeordnetenkreisen vielfach Zustimmung. — 
der Correferent des Cultusetats. Abg. Dr. v. Schauß, 
jat sein Correferat abgeliefert; er genehmigt so 
diemlich Alles, was die Regierung postulirte, doch 
ist er auch geneigt, das Realgymnasium in Speyer 
jallen zu lassen. — Aus Abgeordnetenkreisen ver—⸗ 
autet, daß der Kriegsminister einen Militäretat pro 
18822883 in der zweiten Woche des März der 
dammer vorlegen wird. 
München, 25. Febr. Das Schreiben des 
dönigs an den Minister v. Lutz (siehe vor. Nr. 
des „Anz.“) betont, daß der Koͤnig der Kirche stets 
vollen Schutz angedeihen ließ und lasse, und daß 
hm die Pflege und Forderung des religiösen Sinnes 
m Volke am Herzen liege, daß aber ebenso das 
Ministerium die Pflicht habe, den Bestrebungen, 
welche gegen die nothwendigen Rechte der Krone 
und des Staates gerichtet seien, mit voller Macht 
entgegenzutreten. Am Schluß wird sämmtlichen 
Ministern die vollste Anerkennung ihres bisherigen 
berhaliens und das Vertrauen ausgesprochen, daß 
weselben unter allen Schwierigkeiten ausharren 
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München, 25. Febr. Soweit des Königs 
Handschreiben an Herrn v. Lutz bereits bekannt, 
nacht es allenthalben den tiefsten Eindruck. In den 
treisen der Abgeordneten der Rechten herrscht größte 
zestürzung, die Herren sind rathlos, was jetzt zu 
hun sei. (Frankf. Journal.) 
Binnen kurzem werden dem Bundesrath die 
jorschriften übet Milchhandel und die Controle 
er Milch zur Berathung unterbreitet werden. 
Zur Ausführung eines vom Bundesrathe ge⸗ 
aßten Beschlusses, den Ausschreitungen bei der 
vründung, der Verwaltung und dem geschäftlichen 
detriebe der Aktienunternehmungen entgegenzuwirken, 
at das Reichs-Justizamt den Entwurf eines 
Sesetzes über die Commanditgesellschaften aufstellen 
assen. Der Reichskanzler beabsichtigt nun, diesen 
ẽntwurf in wirthschaftlicher und technischer Beziehung 
unächst durch hervorragende, mit dem Aktienwesen 
rertraute Sachverständige begutachten zu lassen. Die 
Zonferenzen derselben, zu welchen auch Abg. Bankt ⸗ 
Direktor Dr. v Schauß in München Einladung 
tholten hat, sollen in der zweiten Hälfte des Man 
n Berlin stattfinden. 
Berlin, 25. Febr. Zur Berathung für den 
reußischen Volkswirthschaftsrath ist bestimmt: ein 
Vesetz über den Gewecbebetriebim Umherziehen 
und eines über den stehenden Gewerbebetrieb, eins 
über die Subhastationsordnung, eines über die 
dabrikation von Zündhölzern mit weißem Phosphor, 
iber die Milch-Controle/ die Hundsperre, die Aus— 
abe von Obligationen auf Namen, Die Gruͤne. 
ige für ein Unfallversicherungsgesetz, für das Ta— 
Alsmonopol sind in Aussicht.“ Vie Frühsahrssessten 
)Nes Reichstaas int ernsthaftm Piad 
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Berlin, 25. Febr. Der Tabaksmonopol⸗ 
Entwurf ist jetzt den deutschen Regierungen mit- 
gzetheilt. 
Berlin, 25. Febr. Die „Nordd. Allgem, 
Ztg.“ reproducitt einen Artikel des russischen Blattes 
„Neue Zeit“ über die Bedeutung der Skobeleff'schen 
Rede und hebt hervor, daß der Artikel von einet 
Zeitung gebracht werde, die ein Organ Ignatieff's 
sst, und daß es um so auffälliger sei, als der Är⸗ 
itel in seinen Umsturz-Tendenzen sich auch gegen 
das russische Kaiserthum richte. Wenn die Rufssen 
Attila und Tamerlan spielen wollten, sei nicht an⸗ 
unehmen, daß dies unter der Fuührung der Dynaftie 
jeschehen solle. Die „Neue Zeit' nenne auch nicht 
den Kaiser Alexander, sondern Skobeleff ihren 
Attila und eine gleiche Tendenz hatte die Rede 
Stobeleff's für Jeden der zwischen den Zeilen zu 
esen versteht. Wenn Skobeleff in ersier Linie 
»ie Russen deutscher Abstammung als den 
Feind Rußlands bezeichnet, so weiß jeder mit dem 
Sprachgebrauch der Russen in der Revolution Ver— 
raute, daß zu diesen Russen deutscher Abstammung 
nn erster Linie die kaiserliche Dynastie gerechnei 
vird. Während im Prozeß Trigonia das kaiserliche 
Rußland Anklage gegen den sozialistischen Anhang 
»er „Semlja i Wolja“ erhebt, predigt ein offizidse⸗ 
Blatt Ignatieff's Attila's-Feldzug, um Europa durch 
zie russische Civilisation mit einer allgemeinen Güter. 
heilung zu beglücken. 
Berlin, 26. Febr. Der gestern Abend aus 
haris eingetroffene russische Boischer Orloff con⸗ 
erirte Vormittags mit Herrn Saburoff, wurde 
dann vom Kronprinzen und Nachmittags dvom 
staiser und der Kaiserin empfangen und dinirte 
um 5 Uhr beim Fürsten Bismarck. 
Ausland. 
Wien, 25. Febr. Auf der Börse geht das 
Herücht. der österreichische Gesandte in Montenegro, 
Thoemmel, sei abberufen worden. 
Marjeille, 26. Febr. Hier cursiren Nach⸗ 
cichten aus Tunis, wonach sich wieder mehrete 
Stämme an der südlichen Grenze von Tunis em— 
pört hätten. Dieselben hätten Stämme gezwungen, 
nehrere andere sich anzuschließen, geplündert und 
»ie Stadt Hamma zerstört, weil sie sich weigerte, 
iich der Empörung anzuschließen. 
Die Verhandlungen über einen Handelsvertrag 
„wischen England und Frankreich sind end 
ich, nachdem sie sich lange hingezogen, definitin 
ibagebrochen worden. 
Petersburg, 25. Febr. Das Journal 
Petersburger Herold' schreibt: Es sei dafür ge⸗ 
orgt worden, daß niemals wieder ein hoher Staals⸗ 
Rener sich erlauben werde, auf eigene Faust hohe 
Politik zu treiben. Hoffentlich werde diese authen— 
ische Mittheilung die ausländische Presse, namenilich 
diejenige der Nachbarreiche, veranlassen, die feind⸗ 
elige und verletzende Sprache gegen Rußland ein⸗ 
uustellen und dasselbe nicht ferner chauvinistischer 
Absichten beschuldigen. 
18) Hofmann Johann II., Ackerer und Kall— 
brenner von Ommersheim. 
*St. Ingbert; 27. Febr. Wie wir hören, 
findet heute die Verpachtung der hiesigen Feld⸗ 
uind Waldjagd siatt. 
— Das Kreisamtsblatt Nr. 14 enthält eine 
Bekanntmachung über den Vollzug des Grundsteuer⸗ 
zesetzes. 
— In Ramstein wollte, wie die „Pf. V.“ 
neldet, der 25 Jahre alte ledige Johann Feth 6. 
auf seinen Wagen steigen und gerieth hierbei in 
das Hinterrad. Sofort war Feth eine Leiche. 
— An mehreren Straßenecken Kaisers— 
auterns waren am Donnerstag Abend Schmäh⸗ 
chriften auf den dortigen Bürgermeister angeklebt. 
Wie die „Pf. V.“ bemerkt, ist man den Thätern 
auf der Spur. 
— Bei der Wahl des Districtsrathsausschusses 
st die Stadt Neustadt, die ein Drittel sammt⸗ 
icher Districtsumlagen bezahlt, übergangen worden 
und beabsichtigt daher aus dem Districtsverband 
auszuscheiden! 
— Aus Germersheim schreibt man dem 
Pf. K.“, daß ein Stadtrathsbeschluß über das 
Kerbot, Blut von geschächteteten Thieren zur Her⸗ 
tellung menschlicher Nahrungsmittel aufzufangen, 
vie ihun neulich der Stadtraih von Kaiserslaulern 
einstimmig faßte, in der Stadt Germersheim schon 
eit nahezu 20 Jahren besteht und auf den be⸗ 
jründeten Antrag des dermaligen Bezirksthierarztes 
zanz geräuschlos gefaßt wurde; dieses Verbot wird 
eit jener Zeit nicht allein in der Stadt Germers. 
heim, sondern auch auf dem Lande ganz ruhig 
hurchgeführt, so daß in der Stadt Niemand mehr 
ernstlich an die Möglichkeit des Blutauffangens dentt 
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Vermischtes. 
Die Gewerbetreibenden sind verpflichtet, alle 
diejenigen Einrichtungen herzustellen und zu unter⸗ 
jalten, welche mit Rücksicht auf die besondere Be⸗ 
chaffenheit des Gewerbebetriebs und der Betriebs 
tätte zu thunlichster Sicherheit gegen Gefahr für 
ꝛeben und Gesundheit nöthig sind.“ Das ist eine 
abereinstimmende Festsetzung des 8107 der Ge— 
verbe⸗Ordnung vom 21. Juni 1869 und 8 120 
Ubs. 2 der Gewerbe⸗Ordnung in heutiger Fassung. 
Die hiermit dem Gewerbetreibenden auferlegte Ver⸗ 
oflichtung hatte hier und da eine allzuweile Aus— 
dehnung erhalten und deshalb zu berichten, daß das 
Reichsgericht (U. v. 9. Rovbr v. J.) dahin ent⸗ 
chieden hat: Dem Gewerbeunternehmer liegt weder 
nach allgemeinen Rechtsgrundsatzen noch nach der 
hewerbeordnung die Verpflichtung ob, jede mogliche 
sBefahr für die Arbeiter zu beseitigen. Vielmehr 
ann von ihm, abgesehen von den Fällen polizei⸗ 
icher Anordnung, keine größere Fürsorge gefordert 
verden, als ein sorgfältiger Gewerbetreibender der 
zetreffenden Geschaftsbrauche anzuwenden pflegt, 
uind der Gewerbeunternehmer darf darauf rechnen, 
aß die Arbeiter ihrerseits die gewöhnliche Vorsicht 
uiicht außer Acht lassen. Die Gewerbetreibenden 
verden wissen, daß die Arbeiter nicht selten in der 
äglichen Gewohnheit, an einer Maschine zu ar—⸗ 
heiten, unvorsichtig und fahrlässig werden gewisser— 
maßen in dem Glauben, ihnen thun die Maschinen 
nichts. Für die bei solcher Fahrlässigkeitt vorge⸗ 
ommenen Unfälle kann der Betriebsunternehmer 
nicht einstehen. 
FSaarbrücken, 25. Febr. Die „Saarbr. 
Zeit“ schreibt: Großes Aufseben errem in unsceen 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert 27. Febr. Die höch st⸗ 
besteuerten Grundbesitzer des Kantous 
St. Ingbert wählten in ihrer heutigen Versamm⸗ 
ung als Vertreter in den Distriktsrath: 
1) Karren Heinrich, Adjunkt und Ackerer von 
Ensheim; 
2) Walle Peter, S. v. Johann, Aderer von 
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