Full text: St. Ingberter Anzeiger

rät ist Se. Maj. der König) ist Dr. Eugen- Vom⸗ 
nel, gebürtig aus Edenkoben, Sohn des früher 
msussigen Apothekers Lommel, gewählt worden. 
Er absolvirte die Lateinschule und dann das Gym⸗ 
nasium in Speyer, wo er sich besonders in den 
nathematischen Wissenschaften auszeichnete. Nach 
Vollendung seiner Studien habilitirte er sich in 
Frlangen und ist dort seit mehreren Jahren ordent⸗ 
licher Professor der Physik. — Auch Herr Dr. 
Albert Hilger, Professor der angewandten Chemie 
und Pharmacie an der nämlichen Universität, ist 
uus Edenkoben gebürtig; sein Vater war dort 
Rentbeamter. 
— Aus der Pfalz. Die nächste Prüfung für 
den Einjährig⸗-Freiwilligendienst findet im Frühjahr 
tatt. Gesuche um Zulassung sind spätessens bis 
zum 1. Februar an die Prüfungs-Commission in 
Speyer zu richten. 
— 
Vermischtes. 
F St. Johann, 3. Januar. Heute Morgen 
wurde in dem Schulhause am Nauwieserplatz mit 
»er öffentlichen Versteigerung der zur Verloosung 
gelangien und nicht abgenommenen Gegenstände der 
Handwerker⸗Gewerbe⸗Ausstellung begonnen. Zuerst 
zrachte man die kleineren Gewinne, als Drechsler⸗ 
und Klempnerarbeiten ꝛc. zum Verkauf. Es wurde 
für jeden Gegenstand ein Preis von 60, 80 Pfen⸗ 
nige bis 1,80 Mark erzielt. Heute Nachmittag 
wird die Versteigerung fortgesetzt. Merkwürdig, 
daß so viele Gegenstaͤnde nicht abgeholt worden 
ind! Und am allermerkwürdigsten, wohl als einzig 
in der Geschichte der Lotterien dastehend, ist es, 
daß sich die rechtmäßigen Eigenthümer der beiden 
ersten Hauptgewinne nicht gemeldet. Davon wird 
nan noch nach hundert Jahren sprechen. (Allg. Anz.) 
— Vorgestern erhängte sich in Mainz in seiner 
Wohnung Lieutenant Prectorius von Alzey vom 
38. Infanterie-Regiment. Motive sind unbekannt. 
4 Das abgelaufene Jahr war ein sehr verhäng⸗ 
nßvolles für die Schiffahrt aller Länder. Im 
Ganzen find im vorigen Jahr nicht weniger als 
2036 Schiffe untergegangen oder 356 mehr, als 
im vorhergehenden Jahre. Von den untergegange⸗ 
nen Fahrzeugen gehörten 1044, darunter 191 
Dampfer, der britischen Flagge an. Der Werth 
des verloren gegangenen Eigenthums wird auf Lst. 
280,000, 000 geschätzt, wovon Lst. 180,000, 000 auf 
England und dessen Colonien kommen, 826 Schiff⸗ 
zrüche ereigneten sich an der britischen Küste. Ein⸗ 
zundert Fahrzeuge aller Flaggen sanken in Folge 
bon Zusammenstößen. Die Zahl der bei diesen 
Zchifforüchen derloren gegangenen Menschenleben 
beträgt 4134 odef 134 mehr als in 1880, wäh⸗ 
rend in 1876 nicht weniger als 5000 Menschen 
he Leben durch Schiffbrüche verloren. 
DeutscheDinnstmädchenfür Amerika. 
Wie aus Boston gemeldet wird. hält sich daselbst 
eine Frau v. Korber, von Berlin, auf, um für die 
Errichtung von internationalen Einwanderungs-Gesell⸗ 
schaften zur Forderung der Auswanderung deutscher 
Mädchen und Frauen der dienenden Klasse nach 
Amerika zu agiliren. Als Haupfsiz der Gesellschaft, 
die im ganzen Lande Zweigvereine errichten soll, 
st New⸗York in Aussicht genommen. Wie es heißt, 
st die genannte Dame von den canadischen Be— 
jörden etmächtigt worden, in der Sache thätig zu sein. 
p Die „Venetianische Baugesellfchaft“ hat um 
die Erlaubniß nachgesfucht, Studien über die Anlage 
eines Tunels zwischen dem italienischen Fesst⸗ 
land und Sicilien zu machen. Die italienische 
Regierung beabsichtigt selbst, einen Entwurf für eine 
solche Aniage ausarbeiten zu lassen, deren Kosten 
nan einstweilen auf 50 Mill. Lire berechnet. 
4 (Entsetzliches Unglüc.) Der „Newyork Herald“ 
neldet, daß während des Festes des geheimen Or⸗ 
dens der Pythialritter in Shanesville, Ohio, der 
Exstrich der Halle, in welcher die Mitglieder des 
Ordens versammelt waren, plötzlich nachgab und 
200 Personen in das unterhalb belegene Local 
hinabstürzten. Zwölf blieben auf der Stelle todt 
ind viele andere trugen mehr oder minder schwere 
Verletzungen davon. Das Gebaude gerieth sodann 
i Brand und mehrere der Verletzten verbrannten 
in den Trümmern. 
Geue Zerstörungemaschine.) Aus 
Newyhork wird gemeldet: „Eine neue Zerstörungs- 
naschine Erickson's, der Vernichter, macht in nauti⸗ 
chen Kreisen viel von sich reden. Der Vernichter 
si ein Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 17 
HMeilen ptro Siunde und einem Torpedogeschütze, 
zaz nach den angestellten Proben 50mal pro Stunde 
eine vernichtende Ladung schleudern kann. Wegen 
einer enormen Geschwindigkeit und Wirkung ist der 
hernichter besonders zur Küstenvertheidigung geeig 
iet. Ob gedeckt von Küstenbatterien oder nicht, 
vird er dreist zum Angriffe vorgehen, und wenn 
zie Ladung verschossen, etwaigen Verfolgungen ent⸗ 
jehen können. Ein anderes Zerstörungswerkzeug, 
in doppeltes Magazingeschütz, wurde soeben auf 
der Gouverneurs-Insel/ bei Newyork unter den 
lugen des Generals Hancock einer Probe unter⸗ 
vorfen. Dasselbe, eine Art Mitrailleuse, besteht 
ius zwei Läufen, welche in einem kupfernen Kasten 
pährend des Abfeuerns durch Wasser vor dem Er⸗ 
sitzen bewahrt werden. Das Geschütz wird von 
wei Mann bedient; einer giebt die Patronen in 
en Aufnahmebehälter, der andere dreht eine Kurbel. 
50. wurden 200 Schüsse in 25 Secunden, 100 
n 1154 Secunden verschossen. Man kann das 
heschütz je nach Belieben aufwärts und abwärts 
ichten. Die anwesenden Sachverständigen sprachen 
ich sehr anerkennend über diese Erfindung aus. 
Der Reutrischer Stein. 
Zin Vortrug des Herrn Pfarrer Lichn ock im historischen 
Verein zu Saarbrücken. 
(Schluß.) 
An eine Grenze der Bistümer Metz und Triekt 
st nicht zu denken, da die Grafschaft Saarbrücken 
ur Dioözese Metz gehörte. Vor 600 soll allerdings 
Malstatt zur Diözese Trier gehört haben. Des⸗ 
leichen ist die Meinung von Schröter, Mitt. 1,983 
urückzuweisen, daß der Rentrischer Stein die Ost⸗ 
renze der Treverer mitmarkiere. Dieselben haben 
vohl östlich bis an den Rhein gewohnt ef. Caes. 
ꝛell. gall. 5, 3. 3, 11. aber von einer Ausdeh⸗ 
iung bis in unsere Gegend wissen wir nichts. An 
inen röm. Meilenftein ist erst recht nicht zu den⸗ 
en; dazu ist der Stein zu kolossal und trotz der 
Zearbeitung zu roh. Becker hält Seite 708 den 
Stein für einen sogenannten Menhir (Langstein, 
on men, Stein, und bir, lang) einen dem kelti⸗ 
chen Druiden⸗Kultus gewidmeten Stein und bringt 
enselben in Verbindung mit den Mauerresten auf 
em großen Stiefel und den tiefen Höhlen, die un⸗ 
rgründlich in den Bauch des Berges gehen jollen. 
zdessen spricht dafür nichts weiter, als die deut- 
ich erkennbare Neigung, überall Kelten-Denkmäler 
u finden. — Schöpflin vertritt Alsatia ill. .p. 
330 die eigenthümliche Ansicht: Obeliscorum ho- 
um usum 'si quaeras, alium, quam sepuleralem 
ron eéquidem reporio. Novimus apud Gallos 
t apud Germanos, praesertim a quibus Inferior 
um bhabitata Alsatia, divitum vel illustriorum 
epuleris columnas, obeliscos saxaque in altum 
uurgentia frequenter solitos fuisss imponi,“ d. i.: 
Wenn man nach der Verwendung dieser Spitz⸗ 
äulen fragt, so finde ich wenigstens keine andere 
ils auf Grabhügeln. Wir wissen, daß man bei 
den Galliern und bei den Germanen, besonders 
hei denen, die Unterelsaß bewohnten, auf Gräbern 
eicher oder berühmter Männer häufig Säulen, 
Spitzsäulen und hochragende Steine zu errichten 
flegte.“ Das sagt Schoͤpflin bei der Beschreibung 
des Kunkelsteines bei Eversweiler. Das Dorf fin⸗ 
et sich auf den Karten Albersweiler und Abresch- 
veiler geschrieben und liegt an der rothen Saar, 
üdlich von Saarburg in Lothringen. Der Obelisk 
st nach den Angaben bei Schöpflin 21, hoch und 
in dem Boden 5 und 213“ breit (* 659, 157 
ind 78 em)), so daß er fast dem Gollensteine an 
»öhe und Dicke gleichkommt; an den beiden schmalen 
Zeiten befindet sich in geringer Entfernung je ein 
venig über die Oberfläche der Erde emporragender 
Stein, den Schöpflin für einen Obeliskenrest hält. 
daß der Rentrischer Stein ein solcher Grabstein sei, 
nuß sehr bezweifelt werden. Immerhin wäre es 
on großem Interesse, wenn nochmals eine tüchtige 
dachgrabung an dem Steine erfolgte, um festzu⸗ 
lellen: 1) ob der Stein sich unter der Erde ver⸗ 
uingt, 2) ob er auf einem gepflasterten Boden steht, 
) ob etwa gar ein Hünengrab unter dem Steine 
ich befindet. Noch werthvoller wäre es, wenn das⸗ 
ebe auch mit dem Gollensteine bei Blieskastel ge⸗ 
chahe. 
Es ist auch die Frage angeregt worden, ob wir 
3 nicht mit einem Cromlech (eeltisch⸗wallis. von 
rom, schief und lech, flacher Stein) zu thun hätten, 
die sie von einer vorarischen Rasse, welche vor den 
delten und Germanen Europa bewohnt habe, in 
ielen Landern als Grabdenkmäler, meist aus Granit, 
Frrichtet worden seien. 
Die herköm mliche Ansicht freilich versteht unter 
dem Cromlech einen keltischen Steinaltar, der auch 
Dolmen Eteintisch, von dol für töl, Tisch und 
men, Stein — das Grundwort dol steht, wie im 
Jungkeltischen überhaupt voran) genannt wird. Un— 
ter den durch Abbildungen bekannten Dolmen fin⸗ 
den sich aber keine vierkantigen Spitzsäulen. Da 
ꝛs nun bei jeder Namendeutung darauf ankommt, 
dem urkundlich ältesten Namen zu folgen, so lassen 
wir die bei Köllner vorkommenden Namen „Krim⸗ 
mels Pfeil, Grimoalds Pfeil“ und die von Schröter 
zebrauchte Bezeichnung „Pillenstein“ als spätere 
dorrumpierungen der falschen Auflösung von Crim- 
ldespil in Crimildes „Pil“ (Pfeil) bei Köllner J, 
15 fahren und halten uns an die Namen Crim- 
ddespil und Gollenstein (verderbt in: Goldenstein). 
Die Spindel ist das Attribut der Holla (Holda), 
die mit der Berchta die Gegensätze don Finsterniß 
und Licht ausdrücken, welche in der Goͤttin Hel 
»erbunden sind. Berchta ist die lichte, Holda die 
dunkle Göttin, die beide in Hel, die darum zur 
Hälfte hell, zur Hälfte dunkel ist, ihre Einheit fin— 
»en. Der Hehl aber ist der Hahn geweiht, der 
'etzt noch provinziell Guhl, Goller, Guller heißt. 
Der Gollenstein hat nichts mit den Gothen zu 
hun, wie die Sage fabelt, sondern ist der Hahnen⸗ 
tein, der Hel geweiht. Buck sagt a. a. O.: 
Gollsteine S Grenzsteine durch einen Hahn ge— 
wveiht (7.“ Und Krimhildespiel? Nun, Simrock 
jat in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des Nibelun⸗ 
jenliedes den Mythus in den Hauptpersonen des Liedes 
achgewiesen. Danach ist in Krimhilde die winter⸗ 
iche Erdgöttin mitpersonifiziert, welche durch die 
Frühlingssonne geweckt wird und in der Holla der 
Mythologie ihren Ausdruck findet. Simrock be— 
nerki S. 372 seiner Mythologie: „Freisteine waren 
ielleicht auch die mehrfach nachgewiesenen Spiel⸗ 
teine oder Kunkelsteine, die von ihrer spindelähn⸗ 
ichen Gestalt benannt sind und das Volk an die 
hinnende Göttin erinnerten, woraus sich der Name 
Krimhildespiel“ deutet. Es dürfte sich daher 
mpfehlen, unter dem Spillstein einen germanischen 
Freistein zu denken, der eine Grenze bezeichnete, an 
»em Gericht gehalten und der Holda geopfert wurde. 
Malstatten waren auch zugleich Opferplätze, wie 
Tempelhöfe und Gerichtshöfe noch spät zusammen⸗ 
ielen und schon lectulus und lectisternium einen 
Altar bedeutet; vgl. lit de justice. Das erklärt 
die Heiligkeit der Freisteine, die Asyse waren. Wie 
der Holla die Grenzen heilig waren, so werden 
nuch die Gerichte, welchen Opfer vorhergingen 
unter Obhut dieser hehren Götter gestanden haben.“ 
Simrock a. a. O. S. 373. 
So oft wir an dem Steine sinnend verweilen, 
hekommen wir einen Eindruck von der Kraft der 
Vorfahren, die mit unvollkemmenen Werkzeugen 
'olche Lasten, wer weiß woher, fortbewegten und 
aufrichteten. Denn der graue Sandstein mit einge⸗ 
prenkten Quarzstücken scheint nicht aus der Naͤhe 
von Rentrisch zu sein; allenfallz hat der Sandstein 
des Pfaffenkopfes bei Dudweiler Aehnlichkeit damit 
und der Transport des Steines wäre dann der 
Richtung des jetzigen Weges durch das Langenthal 
gefolgt. 
Auf 15 Jahrhunderte fast mag der Stein her— 
intergeschaut haben, und welch ein Wechsel in 
Sprache, Sitte, Religion der Umwohner ist seit 
ener Zeit, da er errichtet worden, erfolgi, wie 
nannigfaltige friedliche und kriegerische Züge sind 
in ihm vorbeigekommen bis auf diese Tage, wo 
das Geräusch des unfernen Hüttenwerkes det Gebr. 
Zramer und der Pfiff der Lokomotive an seine 
Seiten klingt. 
Möchten die vorstehenden Zeilen das Interesse 
ür den altersgrauen, merkwürdigen Stein in der 
Bevölkerung der Gegend fördern, daß im Laufe 
der kommenden Tage eine über die in Frage 
tehenden Verhältnisse abschließende Nachforschung 
erfolge, und auch Naheres über die ähnlichen Sieine 
jei Merzig, Blieskastel, Martiashöhe, und Kirch⸗ 
zjeimbolanden (7) erkundet und veröffentlicht werde. 
Mögen dem jungen historischen Vereine zu Saar⸗ 
rücken, in dessen Schooße der Vortrag zuerst ge⸗ 
jalten worden ist, viele Gönner und Freunde er⸗ 
tehen, die durch Rath und That, Wort und Werl 
einer Aufgabe Vorschub leisten. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Mutterstadt Valerie, 2J. 
a., T. von Max Welß; in Neiden fels Paul 
Hemmer, 70J. a.; in Odenbach Karl Cappel 
Kerbereibesißer, 20 J. a.; in Zweibrücken