Full text: St. Ingberter Anzeiger

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dorgenommen hatte, von dem heimkehrenden Vater 
fürchten mußte, gethan. 
F Ein kürzlich verstorbener reicher Pariser 
Bürger, Namens Benjamin Rampal, welcher ein 
eidenschaftlicher Bewunderer des Herrn Schulze⸗ 
Delitzsch war und dessen Werke in's Franzoösische 
übersetzte, hat in seinem Testament eine Summe don 
mehr als anderthalb Millionen Francs, theils durch 
Liegenschaften, theils durch bewegliche Werthe re— 
präsentirt, dem Pariser Gemeinderath mit der Be— 
stimmung vermacht, daß sie zu Votschüssen an 
Consum- und Creditvereine für die arbeitenden 
Classen verwendet werden soll. 
F Unter dem Titel ,Espion allomand“ bringen 
die Pariser Biätter eine Notiz des Inhalts, daß 
auf dem Bahnhofe in Modane ein Reisender ange⸗ 
halten wurde, welcher im Koffer Landkarten, Plaäne, 
Aufnahmen und Zeichnenrequisiten verborgen hatte. 
Man telegraphirte nach Lyon, von wo ein Gerichts⸗ 
zeamter kam, der den Fremden arretirte. Derselbe 
soll erklärt haben, Hauptmann im Generalstabe zu 
ein. Ein Name wird nicht angegeben. 
F Am 7. d. M. stieß in der Nähe von Brest 
das französische Dampfboot „Proͤcurseur“ von Bor— 
deaux mit dem englischen Dampfer „Apollo“ zu⸗ 
sammen. Der „Apollo“ ging unter und sechs 
Mann seiner Mannschaft ertranken; die übrigen 
zwanzig nahm der „Précurseur“ an Bord, der 
sich über Wasser erhalten konnte, bis ihm ein anderer 
englischer Dampfer, „Meurton Mall“, begegnete, 
der sich aber nur gegen 75000 Fr. dazu verstand, 
das lecke Schiff nach dem Brester Hafen zu bringen. 
F Auf sechszehn Millionen Rubel beziffert die 
Petersburger Börse den Verlust, den sie 
durch die Reden Skobeleffs erlitten. 
F Dr. Tanner, der bekannte Fastenbold, ist 
Maäßigkeitsapostel geworden. Im Staate New⸗York, 
wo er sich gegenwärtig aufhält, gedenkt derselbe 
Temperenz-⸗Vorlesungen abzuhalten. Wer moͤchte 
ich auch mehr zum Mäßigkeiisprediger eignen, als 
Dr. Tanner. 
Die Saargegend in der Römerzeit. 
(Aus der „Saarbr. Zeitung“.) 
Der historische Verein zu Saarbrücken hielt am 
Mittwoch Abend im Schuhmannschen Saale daselbst 
eine Versammlung ab, in welcher Herr Dr. 
Bschwandtner einen sehr interessanten Vortrag 
iber die Saargegend in der Römerzeit und 
‚war nach den Sammlungen des Vereins gab. 
Eine Fülle von Funden aus dieser hochbedeutsamen 
Zeit zeigt von dem reichen Leben, welches damals 
in unserer Gegend geherrscht. Uebrigens sind in 
den Sammlungen des Vereins auch Funde aus 
prähistorischer Zeit zu verzeichnen, z. B. Steinwaffen, 
Armringe von Bronze, Hohlgefäße, einige keltische 
Münzen (darunter eine goldene bei Kleinblittersdorf 
gefundene, welche einen Pegasus auf der Avers— 
seite trägt). Alle diese Gegenstände haben sich in 
Brabern vorgefunden und sie beweisen, daß schon 
vor der Römerzeit unsere Gegend bewohnt und 
kultiviert war. 
Für die Römer selbst hatte unsere Gegend 
»orwiegend ein militärisches Interesse. Sie lag 
nnerhalb des zweiten Festungsgürtels, längs des 
linken Rheinufers, welcher mit dem ersten Gürtel 
durch ein planmäßig angelegtes Straßennetz ver⸗ 
bunden war. Spuren dieses Straßennetzes finden 
ich noch häufig in hiesiger Gegend und Dr. Schröter 
jat das große Verdienst, dieselbe festgestellt und be⸗ 
schrieben zu haben. Die Römer hatten nun be⸗ 
kanntlich die Gewohnheit, ihre Häuser und Gräber 
dicht neben den Straßen anzulegen und so ist es 
)enn gekommen, daß eine Menge Gegenstände ge⸗— 
junden wurde, welche über die Bewohner Aufschluß 
geben. Insbesondere die Graber ergaben reiche 
Funde. Den romischen Grabstätten fehlen selten 
die Eß⸗ und Trinkgeschirre, noch das übliche Todten⸗ 
geschenk an Geld. Die ältesten Todten wurden 
derbrannt, und erst als das Christenthum Eingang 
fand, wurden die Todten entweder in freier Erde 
»der in sorgfältig gearbeiteten Steinkammern oder 
Särgen bestattet. Die äußern Zeichen einer Todten⸗ 
wohnung bestanden ursprünglich aus mächtigen 
Steinblöcken und Erdhügeln, mit der völligen Ro⸗ 
manisierung der Gegend traten dann die Steinmonu⸗ 
mente mit auf den Todten bezüglichen Inschriften 
und Skulpturen auf. Vorgezeigt wurde eine bei 
Bingerbrück gefundene schöne Urne mit verbrannten 
Knochenresten und Asche. In hiesiger Gegend sind 
aur geringere Funde gemacht, da leider schon früher 
— ιDyhli wurden, immetyhlla vver 
anden sich einige Sachen, wie Lampen, sogen. 
Thränenkrüglein (richtiger Salbenbüchsen) und 
Münzen. Letztere kommen nie in Urnen vor. 
Ferner wurde ein kupferner Ring mit Gemme, eine 
Zchale aus Terra-sigilata und sonstige Gefäße 
porgezeigt, welche bei den Leichenfeierlichkeiten, Li— 
hationen und dgl. gedient haben und dem Todten 
mit in's Grab gegeben wurden. 
Auf das römische Straßennetz und die an dem⸗ 
elben errichteten Gebäude zuruͤckkommend, zeigte 
stedner, daß diese Straße mindestens so zahtreich 
vie die heutigen Chausseen waren. 6 feste Brücken 
u. a. bei Güdingen, Halberg, Gersweiler, Louisen⸗ 
hal, Rehlingen) führten über die Saar und stellten 
ie direkte Verbindung zwischen dem Rhein (Mainz) 
ind Metz her. Die meisten Straßen waren über 
dohen geführt; da die Romer es nicht liebten, 
olche in Thalsenkungen anzulegen. Was die zum 
—„chutze dieser Militärstraßen angelegten Waffen⸗ 
ʒlätze anbelangt, so zerfallen sie in 
1) Standlager (Castra stativa) 3. B. bei Heer⸗ 
ippel (Hierapolis )), bei Forbach, Schauenberg bei 
Tholey, welche in größeren Bauwerken für de— 
eutendere Garnisonen bestanden. 
2) Kastelle, z. B. bei Bliesmengen, Blies— 
astel, Kirwel. 
8) Präsidia, welche nur in Kriegszeiten eine 
leinere Besatzung oder auch nur Beobachtungsposten 
nfnahmen. Sie bestanden nur aus Erdwällen und 
holzbaracken (Neuhaus, Reppertsberg, Stiftswald 
Hüdingen, Scheiderthals Bartenberg, Stiefel, 
stothenberg). 
Von den Straßen, Brücken und Etablissemenis 
hefinden sich reichliche Proben des Materials (Ziegeln, 
Zeizröhren, Estrich, Mosaik) in der Sammlung des 
Vereins und wurden umhergezeigt. Darf man aus 
den gefundenen Münzen einen Schluß auf die 
degionen ziehen, welche in der Saargegend ihre 
Ztandquartiere hatten, so sind es die Legionen 
II, VIII und XXII. 
Das sorgfältig gepflegte Straßennetz im Saar⸗ 
hale und die zu seinem Schutze errichseten festen 
Punkte lassen auf ein sehr entwickeltes Verkehrsleben 
zu römischer Zeit schließen. Freilich an eine In⸗ 
zustrie wie heute darf dabei nicht gedacht werden. 
döchstens Eisenschmelzen (wie die bei Friedrichsthal 
Jefundenen Heidenschlacken beweisen) fanden sich, 
»der Ziegelbrennereien. Der größte Fabrikant von 
Ziegeln in jener Zeit war Quintus Valerius Sabe 
wvie zahlreiche Funde an Bachsteinen mit seiner ein⸗ 
zjebrannten Firma beweisen. Daß aber auch der 
Ackerbau in jener Zeit schon sehr gepflegt wurde, 
zeweisen die zahlreichen Dörfer, deren größte am 
dalberg, bei Pachten, Roden, Ensdorf, Bübingen 
ind Bliesbolchen lagen. Isolierte Gebäude (villæ 
usticæ) befanden sich gewohnlich am Südabhange 
ines Berges, bei Quellen, obschon auch das Wasser 
»urch Leitungen herbeigeführt wurde (z. B. dei 
Hdalstatt, Bei den ummauerten Etablissements 
»efanden sich meist auch Gärten. Das aufgefundene 
Mauerwerk ist so fest, daß es oft gesprengt werden 
nußte. So wurde z. B. bei Kohlwaage eine der⸗ 
irtige Villa mit Hippokausticum aufgegraben, welche 
nanch interessantes Bruchstück in die Sammlung 
ieferte. Ebenso bei Güdingen. Zu Kohlwage 
wurde eine zur Ansicht gegebene wunderschöne Her⸗ 
messtatuette aus Kupfer gefunden. Sodann gab 
ꝛs andere Häuser aus Stein und Lehm aufgeführt, 
in deren Nähe Sandsteinblöcke gefunden wurden 
velche zur Einfriedigung mit Stangen bestimmt, 
offenbar zur Aufnahme der Viehheerden, namentlich 
der Schweine der Villenbesitzer, dienten, die in den 
Waldungen und Niederungen reichliche Nahrung 
anden. In den Thälern wurde ein ziemlich ent⸗ 
vickelter Ackerbau betrieben. Daß die Gegend 
echt wohlhabend war, beweisen die massenhaft auf⸗ 
jefundenen Münzen (z. B. am Halberg viele Silber⸗ 
nünzen, bei Pachten an 1300 Goldmünzen, be' 
St. Wendel). Die Münzen tragen die Bildniss⸗ 
»er Kaiser Domitian, Antonin, Traäjan, Posthumus, 
Aurelianus, Maximinian, Diocletian, Constantin 
ind Constans. Die Münzen bieten nur eine an—⸗ 
iähernde Chronologie dar, sie geben zwar den 
üngsten Termin eines Grabes an, aber auch in 
pätrömischen Gräbern sind frührömische Münzen 
eine Seltenheit. 
Nach all den aufgeführten Funden steht es fest 
»aß im Saarthale eine hochentwickelte römische 
dultur herrschte und es ist interessant wann dies 
olötzlich untergehen konnte. Nimmt man an, daß 
vom Jahre 81 nach Christo (am Heerappel soga— 
du ο gegen 539 Bcunzen vusꝶe, 
wurden, dann aber nicht mehr, so läßt sich 
muthen, daß diese Zerstörung der römischen Kolom 
durch Alemannen zur Zeit des Kaisers Julian sleh 
faund. Die Barbaren müssen hierbei fürchterin 
zehaust und keinen Stein auf dem andern gelas 
zjaben. Später zogen die Wogen der Völkerwu 
derung über unsere Gegend und erst in der fränkijt 
merovingischen Zeit begann es besser zu werdn 
Redner schloß mit einem Hinweis auf die Roͤme 
jerrschaft, welche namentlich während ihres c 
löschens sich mit Muth und Thatkraft gegen du 
undringende Germanenthum wehrte, und welch 
rotzdem eine große nationale Kluft uns von iß 
trennt, doch unser hohes Interesse verdient 
veren Kultur wir nicht verachten dürfen. 
terbefãlle. 
Gestorben: in Rülzheim Kaufmann g 
dinand Harder, 42. J. a.; in Pirmasen 
Frl. Karoline Kämmerling, 48 J. ar; ebendaseh 
Frau Margaretha Schmenger, geb. Neßling, 22 
a.; in Bergzabern die Gattin von Bezirksthie 
arzt Hörner, 5913 J. a.; in Ma u schbach Aun— 
2 J. a. T. von Lehrer Degen; in Neunkirche 
i. Bl. Ludwig, 284 J. a. S. von Philipp Bende 
Nardktber?«qte. 
Zweibrücken, 16. März. (Fruchtminelpreis⸗ und Vf 
tualienmartt.) Weizen 12 M. 47 Pf.. Korn 9 M. 60 pj 
Berste zweireihige 8 M. 87 Pf., vierreihiged M. — — 
Spelz O0 M. — pf., Spelzkern — M.— pPf. Diul 
— M. — Pf. Mijchfruht — M. — Pf., Hafer 7 9 
52 Pf., Erbsen — M. — Pf., Widen 11 M. 14 vf 
sKartoffeln 2 M. — Pf. Heu 4 M. 50 Pf., Stroh 09 
— Pf. Weißbrod 1/5 Kilogr. 61 Pf., Kornbrod 3 gil 
69 Pf, Gemischtbrod 8 Kilogr. 84 Pf., paar Weck 90 & 
6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 50 Pf., II. Qual. 46 Pf. Kall 
fleisch 40 Pf., Hammielfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 56 pif 
Butter /3 Kilogr. 1 M. 20 Pf. Wein 1 Viter 80 5 
Bier J Liter 24 Pf. 
Homburg, 15. März. (Fruchtmittelpreis und Vm 
alienmartt.) Weizen 12 M. 40 Pf. Korn 9 M. 33 pf 
Spelzlern — M. — Pf. Spelzd M.ppf., Ger 
reihige — M. — Pf., Geeste 4reihige O M. — pf 
hafer 8 M. 17 Pf. Mischfrucht O M. 38 Pf., Erbse 
— M. — Pf., Widen 8 M. 50 Pf., Bohnen 0 R 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfun 
— Pf. Gemischtbrod 6 Pfund 82 Pf. Ochsenfleisch — Pj 
Rindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 40 Pf., Hamielfleisch — 
Schweinefleisch 56 Pf, Butter 1 Pfund 1 M. 8pf. 
artoffeln per Ztr. 1 M. 60 Pf. 
Versteigerungs⸗&e Submissions 
Anzeigen. 
Samstag den 18. März, Nachm. 2 Uhr, z 
Breitfurth Versteigerung verschiedener Hölze 
aus dem dortigen Gemeindewald: birken, kiefern 
fichten Stangen, Stempelholz, Bohnenstangen, Scheit 
und Prügelholz. — 
Samstag den 18. März, Nachm. 2 Uhr z 
dimbach durch Bürgermeister Lehmann Verster 
jerung von 70 Pappelstämmen an der Neunkirche 
Straße zwischen Limbach und Kohlhof. — 
Samstag den 18. März, Nachm. 2'Uhr zr 
Erfweiler Holzversteigerung: Stamm⸗, Stangen 
und Nutzholz. — 
Samstag den 18. März, Nachm. 3 Uhr zr 
Medelsheim Holzversteigerung: eichen und bu 
hen Stamm⸗, Stangen⸗, Scheit- und Prügelhol; 
und Wellen. — 
Montag den 20. März, Nachm. 2 Uhr, zu 
Bier bach Holzversteigerung: Scheit- und Prügelhol 
und Krappen. — 
Montag den 20. März, Nachm. 4 Uhr, durch 
die k. preuß. Berginspektion 3. Grube 
von der Heydt, auf dem Submissionswege Ver— 
gebung der Lieferung von 200 chm Kalfk und 
1000 ebm lehmfreien Mauersand. — Um 3 Uhr 
an demselben Tage und durch dieselbe Behörde 
Vergebung der Anlieferung von 630,000 Stüc 
hartgebrannten Ofenbrandbacksteinen großen Formats 
Näheres durch die kgl. Berginspektion 3. auf Grubt 
von der Heydt. 
Mittwoch den 22. März, Nachm. 2 Uhr z— 
Habtirchen Holz⸗ und Lohrindenversteigerung. — 
Donnerstag den 23. März. Vorm. 11 Uhr 
Submission zur Erbauung eines Stallgebäudes zu 
Grubenwächterwohnung bei den Kreuzgrabenschächten 
beranschl. zu 1800 Mk. Offerten zu richten ar 
die Grubenbetriebskasse Sulzbach⸗Altenwald. 
Freitag den 24. März, Vorm. 11 Uhr, au 
der Grubenbetriebskasse Sulzbach-Altenwald Sub 
mission zur Vergebung der Errichtung von 6 Oekono 
niegelassen zu Dienstwohnungen, veranschl. zu 400 
Mk. Näheres durch Bauwerkmeister Pitz — Sulzbas 
und Flaccus — Altenwald. —