Full text: St. Ingberter Anzeiger

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ʒxt. Fugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Tet. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag“und Sountag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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59. 
Donnerstag, 23. März 1883. 17. Jahrg 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 21. März. Die Kammer der 
bgeordneten nahm heute die Regierungsvorlage 
her die provisorische Steue rerhebung für das 
„eite Quartal 1882 nach lebhafter Debatte mit 
len gegen die 10 Stimmen der Extremen an und 
nehmigte ferner die Forterhebung des erhöh— 
en Malzaufschlages bis Ende 1883 nach 
angerer Debatte mit 120 gegen 15 Stimmen. 
Berlin, 21. März. Der Kaiser konferirte 
es Nachmittags fast einstündig mit dem Fürsten 
zismarck. 
Berlin, 22. Mäcz. Des Kaisers Geburtstag 
urde heute Morgen durch Chorale, die von der 
uppel des Schloßthurmes ertönten, eingeleitet. 
m Morgen war in allen Schulen Festfeier, in den 
irchen Festgottesdienst, der zahlreich besucht wurde. 
on 10 Uhr an empfing der Kaiser die Glück⸗ 
ünsche von den Mitgliedern des königlichen Hauses, 
m fürstlichen Gästen, Ober⸗Hofchargen, Botschaftern, 
jeneralen, Ministern, den Bundesrathsmitgliedern, 
en Präsidenten von Reichs⸗ und Landtag. 
An der Spitze der Minister stand Fürst Bis— 
nark, an der Spitze der Generalität Prinz Friedrich 
tarl. Der Kaiser empfing alle Glückwünschenden 
rehend; von dem letzten Unfall ist keine Spur zurück⸗ 
eblieben. Die Stadt ist in allen Theilen festlich 
eflack. Unter den Linden wogt, trotz der un⸗ 
instigen Witterung, eine große Menschenmenge, 
elche den Kaiser stürmisch begrüßte. — Aus 
ürnberg, Dresden, Kiel gleichfalls festliche Be⸗ 
nung des kaiserlichen Geburtstages gemeldet. 
Berlin, 22. März. Bei dem gestrigen 
anpfang einer Civildeputation des konservativen 
entralkomitees wies der Kaiser in seiner Ant⸗ 
ort auf die dargebrachten Glückwünsche auf den 
Umächtigen hin, der zu gewissen Zeiten sich seine 
herkzeuge schaffe und der auch ihn zur Durch⸗ 
ihrung bestimmter Aufgaben berufen habe. Die 
tzigen Zeiten sind sehr ernst, denn wer sei noch 
cher, wenn der Kaiser von Rußland, der Präsident 
er Vereinigten Staaten von Nordamerila den 
Nordversuchen der Parteien des Umsturzes erlegen 
ien. Er habe freudig vernommen, daß seine Bot⸗ 
haft und sein Erlaß im Lande vielfache Zustim— 
uung gefunden, und er habe es für nöthig gehalten, 
aran zu erinnern, was die Krone in Preußen sei. 
Nas wichtigste bleibe freilich immer ein lebendiger, 
ligiöser Sinn und er habe oft dazu gemahnt. 
Der preußische Volkswirthschafts— 
ath hat, nachdem er die einzelnen Paragraphen 
es ihm zur Begutachtung vorgelegten Tabak⸗ 
nonopol⸗Entwurfs durchberathen und theilweise 
nit Aenderungen angenommen hatte, zuletzt den 
on Anfang an zurückgestellten entscheidenden Para-⸗ 
rabh 1, der eben die Einführung des Monopols 
usspricht, mit 33 gegen 31 Stimmen abgelehnt. 
dann raurde der ganze Gesetzentwurf mit derselben 
Nehrheit abgelehnt Die Abstimmung macht großes 
lussehen, da man ein anderes Ergebniß erwartel 
atte. Nachdem das Menopol gefallen war, sprach 
qh der Volkswirthschaftsrath il 48 gegen 14 
Stimmen für eine höhere Besteuerung des Tabaks aus. 
die zweite Kammer Badens hat sich 
nergisch gegen das Tabakmonopol ausge— 
orochen und einstimmig die Regierung ersucht, 
ie nöthigen Schritie dagegen zu thun. 
Ausland. 
Gleich nach Oftern wird das 3terreichische 
Kaißerpaar den italienischen Majestäten seinen 
hegenbesuch machen; wo, das ist noch nicht bestimmt. 
Zara, 21. März. Der „Narodni Listi“ 
neldet: Die Insurgenten überfielen bei Bisina 
wischen Mostur und Nevesinie einen großen Ver⸗ 
fflegungstransport und nahmen 48 Pferde sammt 
Zroviant weg. 30 Pferdewärier und Transport⸗ 
internehmer aus dem türkischen Komadina sind, 
jes Einverständnisses mit den Insurgenten verdäch⸗ 
ig, verhaftet. 
Weinhändler Louis Waibel hier, welcher in den 
zesten Verhältnissen lebte, hat heute seinem Leben 
urch Erschießen ein Ende gemacht. Wie man 
joͤrt, soll derselbe Wein nach Mannheim versandt 
jaben, welcher sich als „eigenes Fabrikat“ eutpuppte, 
nfolge dessen ihm der Keller geschlossen worden 
sei, und nimmt man Dies als Ursache des Selbst⸗ 
nordes an. Waibel hinterläßt eine Wittwe mit 
icht theilweise noch kleinen Kindern. (Pf. J.) 
— In Grünstadt scheint der Adele Spitz⸗ 
zder das Konzertiren mit ihrer „Künstlergesell⸗ 
schaft“ gestatiet worden zu sein, denn für Freitag 
den 24. März ist für dort eine Produktion öffent- 
ich ausgeschrieben. (In Ludwigshafen wurde ihr 
die Genehmigung versagt. J 
— Speyec, 20. März. Zur Prüfung 
ür den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst, welche 
ʒeute hier ihren Anfang nahm, hatten sich 21 
unge Leute angemeldet. Von diesen sind 20 er—⸗ 
chienen. Für dend deutschen Aufsatz wurden fol⸗ 
jende 3 Themata gegeben: 1. Mit welchem Rechte 
onnte Bürger sagen: „Die schlecht'sten Früchte 
ind es nicht, woran die Wespen nagen?“ 2. In 
viefern hat die Macht der Gewohnheit ihr Gutes? 
3. Welches sind die wichtigsten Gegensätze der 
Jahreszeiten Frühling und Herbst? 
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Lokale und pfälazische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 22. März. Von den gestern 
nn Blieskastel versammelten Distriktsräthen der Kan⸗ 
one Blieskastel und St. Jugbert wurde als Land⸗ 
rathsmitglied Herr Hüttenwerksbesitzer Heinrich 
krämer von hier und als Ersatzmann Herr 
zürgermeister Mayer von Blieskastel gewählt. 
* St. Ingbert. 23. März. Zu Ehren des 
heburtstages des deutschen Kaisers waren gestern 
rur wenige Gebäude unserer Stadt, unter diesen 
»er Bahnhof, beflaggt. Doch war der von der 
desellschaft ‚ Harmonie“ am Abend in dem Vereins⸗ 
okale derselben veranstaltete Festkommers von den 
Nitgliedern sehr zahlreich besucht und verlief in 
echt heiterer Weisie. 
— ELandrathawahlen.) Gewählt wurden 
jon den Distriktsräthen: für Kaiserslautern— 
Waldfischbach Gutsbesitzer Karl Görg in 
kaiserslautern, Ersatzmann Bürgermeister Adam 
zender in Waldfischbach; für Winnweiler⸗ 
Itterberg Bürgermeister Frentzel in Börrftadt, 
ẽrsatzmann Bürgermeister Henn in Kazweiler; für 
seustadt Dr. Armand Bubl in Deidesheim, 
ẽrsatzmann Bürgermeister Mack in Neustadt; für 
5peyer Rechtskonsulent Adolf Schmidt in Lud⸗ 
»igshafen, Ersatzmann Rentner Heydenreich in 
zpeyer; für Kirchheimbolanden-Göll—⸗ 
seim Gutsbesitzer U. Brund in Kirchheimbolan⸗ 
den, Ersatzmann Gutsbesitzer Aug. Golsen in Zell; 
ür Pirmasens Bankier Schneider in Pir— 
nasens, Ersatzmann Holzhändler Friedrich Schenk 
n Hinterweidenthal; fuͤr Zweibrücken Gutsbe⸗ 
itzer Otto Freudenberg in Zweibrücken, Ersatz⸗ 
nann von Hofenfels in Zweibrücken; für Ber g- 
abern Rentner Ph. Dan. Barzß in Annweiler, 
ẽrsatzmann Kaufmann F. W. Auffarth sen. in 
Zergzabern; für Germers heim Gutsbesitzer Max 
ditt in Rülzheim, Ersatzmann Gutsbesitzzer Friedrich 
Werntz in Hördt; für Landau Rentner Louis 
Nayer in Landau, Ersatzmann Bürgermeister 
dausler in Edenkoben; für Homburg-Land— 
tuhl Oekonom Ludwig Höh vom Bamsterhof, 
fersatzmann Oekonom Ludwig Schneider in Ober—⸗ 
irnbach; für Kuses-Waldmohr Rentner Lud— 
vig Benzino in Kusel, Ersatzmann Oekonom 
Nichael Pflüger in Sand. 
— Zweibrücken, 20. März. Echwur⸗ 
jericht. Verhandlung gegen Barbara Feß, ledige 
Dienstmagd aus Ballweiler, zuletzt in Zweibrücken, 
vegen Kindsmordes. Die Anklage vertritt der 3. 
Staatsanwalt Wagner, Verfheidiger ist Rechts— 
zraktikant Gießen. Die Geschworenen sprachen die 
Angeklagte schuldig im Sinne der Anklage, doch 
inter Annahme mildernder Umstände. Das Gericht 
verurtheilte dieselbe in eine Gefängnißstrafe von 8 
Jahren. — Damit war die latzte Schwurgerichts- 
ession in diesem Quartal beendet. 
— Am Samstag ertrank im Glan das 2 
ährige Söhnchen des Dr. Mathias in St. Julian. 
— Rbodt. 19 März. Der Wirth und 
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Vermie bes. 
7F Frankfurt, 21. März. (Ehrlicher 
droschkenkutscher.) Gestern Abend ließ ein 
hast aus dem Russischen Hofe ein Poriemonnaie 
nit 1700 Mark in einer Droschke liegen. Noch 
he er seinen Verlust gemerkt hatte, meldete sich 
indern Morgens der Kutscher Nr. 120 bei ihm 
ind erstattete ihm sein Eigenthum zurück, wofür 
er die angemessene Belohnung von 10 M. erhielt. 
F In Dijon waren vorigen Dienstag fechs 
Arbeiter in dem ersten Stockwerk des Hotel Moussiore, 
ines aus dem vorigen Jahrhundert datirenden 
halastes, mit gewissen Umbauten beschäftigt. als sie 
ei der Wegräumung eines Holzgetäfels plötzlich 
iuf drei kleine Kästchen von aufsallend schwerem 
vewicht ftießen. Sie setzten den gegenwärtigen 
fkigenthümer des Grundstuͤckes, Dr. Chanut, von 
hrem Funde in Kennmiß und dieser schriit, nach⸗ 
em er einen Notar herbeigerufen, zur Oeffnung 
der Kästchen. Sie enthielten einen wahren Schatz 
hestehend aus dreihundertsechsstausend Francs in 
goldstücken mit den Geprägen Ludwig XIV., Lud- 
vig XV. und Ludwig XVI., woraus man den 
S„chluß ziehen kann, daß dieses Kapital während 
er Rebolutionszeit hier verstekt worden sein mag. 
Dder Fund wurde, bis er nach gesetzlicher Vorschrift 
wischen den Findern getheilt wird, bei der Filiale 
der Bank von Frankreich in Diion hinterlegt. 
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Sterbefaälle. 
Gestorben: in Landau die Gattin von 
dikolaus Lergen müller, Louise geb. Kern; in 
IAggersheim Pater Albert Müller, Custos 
ind Konventual des Minoritenklosters, 38 J. a.; 
n Kaiserslautern der kqal. Rektor a. D. Jo— 
sann Marzall, 50 J. a.; in Friedelsheim 
gakob Lehmann,; ebenda Julius Fischer; in 
Nandau Rentner Jakob Ekert, 74 J. a. in 
omburg Elisabetha Lamburg, 73 J. a. in 
aarbrücken Friedrich Jakob Stork; in Sie— 
eldin gen die Gattin von Joh. Gg. Flickinger, 
Anna Maria geb. Beutel, 61 J. a in Kaisers— 
autern Max Weller, 21 J. a. 
xür die Nedaktian verantwortlis — 9