Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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77Ar. Ingberter Anzeiger? erscheint woöͤchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.A 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 
d A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 80 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige bevechnet. 
M 62. 
Montac. 
* 
März 
1882. 
17. Jahrg 
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Politische Uebersich. 
Commission behufs administrativer Organisation 
Turkestans niedergesetzt worden. 
Deutsches Reich. 
München, 25. März. (Revision der Sozial⸗ 
esetggebung.) Von dem Abg. Keßler und anderen 
Ritgliedern der Rechten ist dem Vernehmen nach 
yestern ein Antrag eingereicht worden, welcher die 
Zevision der Sozialgesetzgebung vom Jahre 1869 
xezweckt. 
n Aus München wird gemeldet, daß Prinz 
Arnulph gelegentlich seiner Vermählung (mit 
einer Prinzessin von Liechtenstein) zum General⸗ 
major befördert wird, soll richtig sein und wird 
nuch in militärischen Kreisen nicht bezweifelt. 
(Keine Steuererhöhung.) In bayerischen 
Abgeordnetenkreisen befestigt sich die Meinung, daß 
Angesichts der gefaßten Plenarbeschlüsse, sowie der 
noch schwebenden Verhandlungen des Finanzaus⸗ 
chusses eine Vermeidung der in Aussicht gestellten 
Steuererhöhung nicht unmöglich erscheint, da durch 
die Einsparungen das Defizit leicht behoben 
verden könnte. 
Berlin, 25. März. Der Reichskanzlher 
zürst Bismarck ist heute Nachmittag 484 Uhr nach 
Friedrichsruh abgereist. 
Berlin, 25. März. Der „Reichs⸗Anzeiger“ 
dringt folgenden Erlaß des Kaisers an den Kanzler 
dom 24. März: Wiederum hat die Gnade Gottes 
mich am 22. dieses Monats ein Jahr meines Lebens 
jollenden lassen, wiederum hat sich an meinem Ge—⸗ 
uristage die freudigste Theilnahme für mich kund⸗ 
zjegeben. Aus allen Theilen des Landes und allen 
Schichten der Bevölkerung, von Gemeinden und 
Torporationen, Vereinen, Festversammlungen und 
einzelnen Personen sind mir die wärmsten Segens⸗ 
vünsche dargebracht worden. In Adressen, Tele⸗ 
srammen, musikalischen und poetischen Ergüssen, 
Festgeschenken und Blumenspenden aller Art, welche 
nir von Nah und Fern, selbst aus dem Ausland, 
in großer Zahl zugingen, hat die Anhänglichkeit 
Iusdruck zu finden gesucht. Diese reiche Fülle 
iebevoller Aufmerksamkeit, mit der ich überschüttet 
wurde, hat mich hoch beglückt. Indem ich zu— 
Jleich zu meiner Freude beobachte, wie der Ge— 
burtstag in Kirche und Schule feierlich begangen, 
allet Orten durch festliche Veranstaltungen verherr 
licht wurde, fühlt sich mein Hetz doppelt gehoben 
in dem Gedanken, daß die ganze Nation diesen 
Tag mit mir feiert und aus innerstem Herzens- 
drange zum allgemeinen wahrhaft nationalen Fest⸗ 
tage gestaltet. Aus solchen, von Herzen kommenden, 
zu Herzen gehenden Huldigungen, gewinne ich, 
nachdem ich nun in das 86. Lebensjahr getreten,. 
don neuem den Muth und das Vertrauen, die 
Pflichten meines veraniwortungsvollen Berufes auch 
erner auf mich zu nehmen und solange Gott mir 
draft verleihtmeine Fürsorge unausgesetzt der 
Wohlfahrt, dem Gedeihen des Volles zu widmen. 
In diesem Bewußtfein drängt es mich fur die 
ielen Beweise der Liebe und Treue der Gesammt⸗- 
seit wie jedem einzelnen meinen innigsten auf— 
ichtigfsten Dank auszusprechen. Ich wünsche, daß 
ieser Dank Allen bekanm werde welche an der 
Feier des Geburtstages sich —XXV 
Netragen haben, meine Freude an diesem Tage zu 
thohen. Ich beauftrage Sie daher, diesen gegen- 
värtigen Erlaß alsbald zur öffenilichen Keuntniß 
uu bringen. 
Berlin, 25. März. Von einer Seite, deren 
nberläsfigkeit zu bezweifeln kein Grund vorliegi, 
bird dem, Berl. Tabl.“ mitgetheilt, daß die seiner Jeit 
nach der Danziger Entrevue projektirte und wieder 
fallen gelassene Zusammenkunft Czar Alexander LUI. 
mit dem Kaiser Franz Josef auf Anregung des 
Herrn v. Giers bei dem ihm befreundeten Grafen 
Kalnoky wieder aufgenommen wurde, und daß über 
diese Entrevue, welche vor der russischen Kaiser⸗ 
krönung (Ende Mai — Anfang Junj) stattfinden 
soll, auch bereits eine prinzipielle Einigung erzielt 
ist. Eifrig gefördert war und wird dieser Friedens⸗ 
plan vom Kaiser Wilhelm, und soll in Folge dessen 
der Czar sofort bereit gewesen sein, den bezüglichen 
Antrag seines Ministers v. Giers zu acceptiren. 
Fürst Bismarck ist in Bekundung seines guten 
Willens, den Frieden zu erhalten, dem Plane nich 
abgeneigt. Der demnächst in Wien eintreffende 
GBroßfürst Wladimir ist als Abgesandter seines 
kaiserlichen Bruders zu betrachten, und diesem liegi 
es ob, über die Zusammenkunft der beiden Kaiser 
in allen Einzelheiten zu verhandeln. Alsdann wird 
auch der russische Kanzlerposten durch eine dem 
westlichen Europa genehme Persönlichkeit, als welche 
uns der derzeitige russische Botschafter in Paris 
Fuürst Orloff, genannt wird, besetzt werden. 
Letzterer, welcher in diesen Tagen aus Gatschina 
auf seinen Posten zurückkehrt, wird in Paris mit 
dem zur Zeit daselbst weilenden Petersburger öster⸗ 
ceichischungarischen Botschafter, Grafen Wolkenstein 
usammentreffen, in dessen Reiseprogramm für Peters⸗ 
hurg die sachlichen und materiellen Unterlagen für 
die geplante Zusammenkunft der beiden Kaiser 
iberhaupt die erste Rolle spielen sollen. 
Die landwirthschaftliche Centralstelle des Groß⸗ 
jerzogthums Hefsen hat sich, gleichwie die des 
Broßherzogthums Baden, gegen das Tabakmonopol 
usgesprochen. 
Schillingsfürft, 25. März. Der deutsche 
Botschafter in Paris, Fürst v. Hohenlohe, ist 
jeute über München nach Paris abgereist. 
Der preußische Volkswirthschaftsrath 
hielt am Samstag seine letzte Sitzung und wurde 
don dem Minister von Bötticher mit einer den Dank 
der Regierung ausdrückenden Ansprache verabschiedel 
und zugleich mit dem Versprechen, daß seine Thätig⸗ 
eit auch ferner in Anspruch genommen werden 
würde. Vorher berieth der Volkswirthschaftsrath 
noch das Unfallversicherungsgesetz. Ee 
ward beantragt, die Versicherungspflicht auch auf 
die mit den Werken verbundenen Schifffahrts- und 
Fisenbahnbetriebe sowie auf die land⸗ und forstwirth— 
chaftlichen Betriebe auszudehnen. Beschlossen ward 
serner, daß das Reich einen Zuschuß von 334 
Brozent liefern solle, sowie daß dem Versicherten 
ohne Irritirung der Ansprüche der Hinterbliebenen, 
die Entschädigung theilweise oder ganz versagt 
verden kann, wenn er die Verletzung sich entweder 
selbst zugefügt hat, oder sich durch einen Anderen 
nit Vorbedacht hat zufügen lassen. Mit Berück⸗ 
ichtigung dieser und einiger weiteren minder wich⸗ 
igen Beschlüsse wurde dann das ganze Gesetz bei 
namentlicher Abstimmung mn der Fassung des per⸗ 
nanenten Ausschusses angenommen. 
Ausland. 
In Italien hat es neuerdings an verschiedenen 
Orten halbsozialistische Auflaufe der armen Leute 
gegeben; bekanntlich ist der Steuerdruck nirgends 
höher als in jenem Lande. Besonders beunruhigend 
hat die in der Nähe von Ravenna erfolgte Ermord⸗ 
ung zweier Carabinieri (Gensdarmen) durch be—⸗ 
wvaffnete Sozialdemokraten gewirkt. 
Petersburg, 25. März. Die „Nowosti“ 
nelden: Unter dem Vorfitz Skobeleffs ist eine 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Das Gesetz⸗ und Verordnungsblatt publizirt 
das Gesetz vom 20. März 1882, die Vollstreck⸗ 
ungsbefehle in der Pfalz betreffend; dasselbe 
hat nachstehenden Wortlaut: „In der Pfalz be— 
zründen die im Mahnverfahren erlassenen Voll⸗ 
streckungsbefehle (Fö 639, 640 der Reichs⸗Zivil⸗ 
prozeßordnung) richterliche Unterpfandsrechte (Art. 
2123 des bürgerlichen Gesetzbuches.) Diese Be— 
stimmung erstreckt sich auch auf die seit dem 1. Olt. 
1879 bereits ergangenen Vollstreckungsbefehle.“ 
— Am Freitag Morgen stürzte sich in Landau 
der Abtheilungsschreiber Sergeant Seitz aus dem 
3. Stock der Kaserne herunter und war augenblick⸗ 
lich todt. Als Veranlassung zu dem Selbstmorde 
wird dem „Eilb.“ die mehrfache Unterschlagung 
don Geldbeträgen zum' Nachtheile der 2. Feld⸗Ab⸗ 
heilung bezeichnet. Seitz hatte sich mit der Bitte 
um Hüulfe an seine Angehörigen gewendet und als 
diese zur erwarteten Zeit nicht eintraf, den traurigen 
-Zchritt gethan. Wenige Stunden nach dem Vor⸗ 
fall traf ein Bruder des Verstorbenen mit den 
noͤthigen Geldmitteln hier ein, um die Sache zu 
bereinigen, leider aber zu spät. 
— Landau, 23. März. Das Herxheimer 
Schloß ist nunmehr Eigenthum des hiesigen Con—⸗ 
ortiums, nachdem der Termin abgelaufen, ohne 
daß die Gemeinde Herxheim von ihrem Verkaufs⸗ 
rechte Gebrauch gemacht hat. 
— Speyer, 25. März. Von den 20 jungen 
deuten, welche sich der in den letzten Tagen dahier 
abgehaltenen Prüfung für den einjährig⸗freiwilligen 
Militärdienst unterzogen, sind während des schrift⸗ 
ichen Theiles derseiben 2 freiwillig zurückgetreten. 
Von den übrigen 18 haben 6 die Prüfung mit 
Erfolg bestanden. (Pf. 3.) 
— In Speyhyer wird die städtische Umlage 
für das Jahr 1882 nur in der Hälfte des pro 
1881 umgelegten Betrages erhoben. 
Vermischtes. 
Falsche Fünfzig-Markscheine sind seit 
Anfang dieses Monats im Umlauf. Dieselben tragen 
die Serie VII., Fol. 82 Lit. G. Nr. 146,271 
und sind an dem dickeren, rauheren Papier, der 
schmutziggrauen, bezw. braunen Grundfarbe, dem 
matten und verschwimmenden Druck der Figuren 
und Schrift, im Gegensatz zu welchem die in schwarzer 
Farbe aber inkorrekt gedruckten Worte 50 (Funfzig) 
Mark stark hervortreten, sowie an der sehr mangel⸗ 
haften Ausführung der Arabesken auf der Ruͤck⸗ 
seite zu erkennen. Ebenso sind, der „St-Ztg.“ zu⸗ 
folge, neue Falsifikate von Zwanzig-Markstücken 
vorgekommen. Dieselben haben das Münzzeichen 
D und die Jahreszahl 1879, sind schlecht gerändert 
und fühlen sich fettig an. Auf dem Abers im 
sopfe des Reichsadlers ist ein Sprung, der sich 
edenfalls in der Matrize befindet, ausgeprägt. 
fF Frankfurt, 25. März. Im Schornstein 
eingeschlafen. Gestern Abend brannte es in der 
Allerheiligengasse bei einem Bäcdker. Am Nachmittag 
Jatte der Schornsteinfeger daselbst geputzt. Niemand 
iah denselben fortgehen. Als der Backofen geheizt 
verden sollte, gewahrte man glüdlicherweise noch 
zur rechten Zeit, daß der Feger den Schornstein 
noch nicht verlassen und in demselben eingeschlafen 
var. Man weckte den Schlafer und rasch machte 
ich der Schwarze aus dem Staube. Eine Stunde