Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒst. Jugbherter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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her , St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochenltich füufmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die VPost bezogen 1.M 60 H, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 26. März. Im Etatsjahr 1882/838 
derden aus der Ersatzreserve 1. Klasse 4600 Mann 
u Uebungen — und 4war 2500 Mann zu einer 
rsten (zehnwöchigen) Uebung und 2100 Mann zu 
iner zweiten (vierwöchigen) Uebung — einberufen. 
z sind hiernach einzuziehen a. für eine (zehn⸗ 
pöͤchige) Uebung: bei der Infanterie des 1. Armee⸗ 
orps 900 Mann, bei der Infanterie des 2. Armee⸗ 
orps 1000 Mann (darunter 50 Mann aus dem 
dorpsbezirk des 1. Armeekorps), bei den Jägern 
n jedem Armeekorps 70 Mann, bei der Fußartillerie 
n jedem Armeekorps 140 Mann, bei den Pionieren 
n jedem Armeekorps 90 Mann; b. für eine (vier⸗ 
pöchige) Uebung: bei der Infanterie des 1. Armee⸗ 
orps 900 Mann, bei der Infanterie des 2. Armee⸗ 
orps 1000 Mann (worunter 50 Mann aus dem 
dorpsbezirk des 1. Armeekorps), bei der Fußartillerie 
a jedem Armeekorps 100 Mann. 
München, 26. März. Das Gesetz, die Er— 
anzung des Polizeistrafgesetzbuches für das 
önigreich Bayern vom 26. Dezember 1871 betr., 
nthaält folgenden einzigen Artikel: „Im vierten 
hauptstück des Polizeistrafgesetzbuches vom 26. Dez. 
1871 wird vor Art. 51 folgender neue Art. 500 
ingestellt: Personen, welche durch fortgesetztes häus⸗ 
iches Zusammenleben in außerehelicher Geschlechts⸗ 
»erbindung zu öffentlichem Aergerniß Veranlassung 
seben, werden an Geld bis zu 45 Mk. oder mit 
haft bis zu 8 Tagen im Wiederholungsfall an 
held bis zu 150 Mk. oder mit Haft bestraft und 
ind durch die Polizeibehörde von einander zu trennen.“ 
Im Petitionsausschuß der bahyerischen 
dammer wurde kürzlich über eine Eingabe von 32 
daufleuten aus dem Kreise Lohr verhandelt, welche 
iber Beeinträchtigung durch Aufsuchen von Waaren⸗ 
zestellungen bei Privaten von Seite Geschäftsreisender, 
owie über den hausirähnlichen Verkauf nach Mu⸗ 
tern in Privathäusern klagt. Referent und Kor⸗ 
eferent (die Abgg. Keßler und Neuper) bestätigten 
as Bestehen dieser Uebelstände und schlugen vor, 
ie Petition der Kammer mit dem Antrage zu 
mpfehlen, die Kammer möge sie der k. Staats- 
egierung zur Kenntnißnahme und wöglichsten 
herüchsichtigung hinübergeben. Dieser Antrag wurde 
om Petitionsausschusse angenommen. Aus der 
debatte ist hervorzuheben, daß Abg. Kuby den 
handel mit Wein, der nur nach Mustern verkauft 
verden könne, von der höheren Besteuerung, die 
on mehreren Seiten als Remedium vorgeschlagen 
pird, ausgeschlossen sehen möchte. Alie Redner 
prechen sich für die Beschränkung der Gewerbe— 
reiheit in Bezug auf den Verkauf nach Mustern 
uus, nur Abg. Herz machte die nicht unzutreffende 
hemerkung: Sodalo der eigene Vortheil in Frage 
omme, höre man oft auf, objektiv zu sein. 
Berlint 25. März. (EErxportbonification.) 
NRan berichtet der Nau Ztg.“, es sollten dem⸗ 
chst dem Bundesrathe Votschläge unterbreitet 
verden, wonach für gewisse Ausfuhrartikel eine Erx— 
ortbonification gewährt werden solle; unter diesen 
üUrtileln werde auch Mehl genannt. Es bleibt ab⸗ 
uwarten, ob hier nicht eine Verwechslung mit der 
on der Regierung angekündigten Äbsicht vorliegt, 
en berechtigten Forderungen der Mühlenindustrie 
anderweitig— Regelung der Rückerstattung des 
e auf zur Ausfuhr bestimmtes Mehl 
« genügen 
Dienstag, 28. März 1882. 
17. Jahrg. 
Aus land. 
Das neue frauzösische Militärdienstgesetz 
eschäftigt augenblicklich die Kammer. Bei der 
Bichtigkeit des Gegenstandes dürfte es gerechtfertigt 
rscheinen, auf einzelne, für die deutschen Begriffe 
edenfalls wunderlich erscheinende Bestimmungen 
ufmerksam zu machen, welche die Bedingungen 
LV 
ahrigen Dienftzeit statthaft ist. Die Lehrer, die 
Nitglieder der Weltgeistlichkeit, die Zöglinge der 
olytechnischen und die Ober⸗Normalschule, welch' 
etztere die Professoren ausbilden, brauchen nur ein 
zahr den Soldatenrock zu tragen, wenn sie sich 
erpflichten, dem Staate zehn Jahre in ihrem Fache 
zu dienen. Falls fie ihr Versprechen nicht halten, 
verden sie wieder zum Kriegsdienst herangezogen. 
die jungen Leute, welche Universitätsdiplome ha⸗ 
en, müssen zwei Jahre dienen, aber vor ihrer 
ẽntlassung eine Prüfung ablegen, um zu beweisen, 
aß sie eine genügende militärische Ausbildung er⸗ 
angt haben. Was die Bestimmung anbelangt, daß 
stiemand eine Staaisstelle erhalten kann, welcher 
rnicht wenigstens drei Jahre Unteroffizier war, so 
zetrifft dieselbe gewisse Kategorien von Staatsbe⸗ 
inten, welche später vom Staatsrath durch ein 
deglement näher bestimmt werden sollen. — Was 
agen wohl unsere deutschen Demokraten zu diesen 
republikanischen“ Einrichtungen? 
(Ausstellung.) Behufs Unterstützung und Auf⸗ 
nunterung der heimischen Industrie in der Con⸗ 
urrenz mit ausländischen Fabrikaten, ist für nächstes 
Jahr eine in London abzuhaltende nationale 
Iusstellung von Baumwoll⸗, Seiden⸗ und Woll⸗ 
toffen in allen ihren Branchen, wie z. B. Spitzen, 
deinwand, Teppiche, Tuche, Shawls, Gardinen 
u. s. w. in Aussicht genommen. 
Der Prozeß Roderick Macleans wegen 
»es von demselben verübten Attientats auf die 
dönigin Victoria, wird wahrscheinlich auf den 18. 
aächsten Monats angesetzt werden. Es ist möglich, 
»aß die Schwurgerichtsverhandlung im Central⸗ 
Triminalgerichtshof in London stattfindei. 
Petersburg, 26. März. Der ffizielle 
Russische Invalide“ berichtet heute über den bereits 
jemeldeten Toast des Kaisers bei dem Frühstück 
nit den Offizieren in Gatschina. Er sagt: Gegen 
»as Ende des Frühstücks erhob sich der Kaiser und 
rachte einen Toast auf Kaiser Wilhelm aus. Der⸗ 
elbe endigte mit einem lauten Hurrah, worauf ein 
rausendes Hurrah aller Anwesenden den Saal er⸗ 
iillte. Die Musik intonirte die deutsche National⸗ 
ymne. Der „Invalide“ fährt dann wörtlich fort: 
Nit dem Namen des deutschen Kaisers verbindet 
eder wahre Russe den Begriff jener engsten und 
uufrichtigsten Freundschaft mit unserem unvergeß⸗ 
ichen Czarbefreier, einer Freundschaft, nicht nur 
efestigt durch persönliche Gefühle, sondern durch 
nie tiefe Erkenntniß, daß sie die Basis der Inter⸗ 
ssen der befreundeten Reiche ist. Die russischen 
kruppen haben sich stets der wohlwollenden und 
heilnehmenden Aufmerksamkeit des Kaisers Wilhelm 
rfreut; der 22. Maärz gab einen neuen Beweis 
afür, daß die Freundschaft zwischen den Nachbar⸗ 
eichen fortdauern wird. Die so herzliche und 
nthusiastische Antwort der Offiziere auf den Toast 
inseres Kaisers dient als klarster Beweis für die 
vefühle, welche inmitten unserer Armee herrschen. 
Daß Skobelefff beim Czaren nicht in Ungnade 
sefallen ist, beweist seine Ernennung zum Vor—⸗ 
tzenden der Kommission, welche über die Organi⸗ 
stion Turkestans berathen soll. Es ist immer das 
ilte doppelzüngige Spiel, das die rusfische Politik 
jon jeher gespielt hat. Sie läßt durch ihre Agenten 
jetzen und wühlen und verleugnet sie, wenn der 
darm darüber gar zu arg wird; die dadurch erzielten 
VHortheile aber heimst sie unbedenklich ein, und weiß 
uch die, welche sie zeitweilig verleugnete, dafür 
chadlos zu halten. 
Man meldet aus Konstantinopel: Der 
Sultan hat dem General⸗Feldmarschall Grafen 
Moltke das vom Sultan Abdul Medjid im Jahre 
852 gestiftete Großkreuz des Mediidié⸗Ordens in 
Zrillanten verliehen. 
Die Feier der Sicilianischen Vesper, die 
im 30. März und an den folgenden Tagen zu 
Zalermo und auf ganz Sicilien Statt finden soll, 
cheint wenig geeignet, den Frieden zwischen Frank⸗ 
eich und Italien, der ohnehin seit längerer Zeit 
irg gelitten hat, zu fördern. Unter „Sicilianischer 
LBesper“ versteht man bekanntlich die Befreiung 
er Insel Sicilien von der Fremdherrschaft Frank-⸗ 
eichs, die am 80. März 1282 durch Erhebung 
des erbitterten Volkes und durch allgemeine Er— 
nordung der verhaßten Franzosen erfolgte. Die 
rkrinnerung an jenes grausige Gemetzel, die solange 
eruht, soll nunmehr wieder aufgefrischt und durch 
ine Reihe glänzender Festlichkeiten begangen werden, 
u denen die umfassendsten Vorbereitungen getroffen 
ind. Die Behoͤrden haben ein offizielles Programm 
ntworfen; ein Strom von Festgästen wird auf 
er Insel erwartet, und selbst der alte Garibaldi 
oll noch immer beabsichtigen, an der Feier theil⸗ 
unehmen. Die italienischen Blätter versichern 
war, daß es lediglich gelte, das Nationalgefühl 
)er Sicilianer durch Erweckung jener alten Er— 
nnerung zu stärken, daß man aber nicht daran 
enke, die Gefühle einer fremden Nation zu ver⸗ 
etzen. Indessen wird das Eine doch wohl nicht 
ihne das Andere abgehen; Reden und sonstige Er⸗ 
züsse, die ihre Spitze gegen Frankreich richten, 
verden in der Hitze der Festlichkeiten nicht aus⸗ 
leiben, und die italienische Regierung, die das 
Alles zwar nicht veranstaltet, aber doch duldet, 
vird für solche Excesse von den Franzosen verant⸗ 
vortlich gemacht werden. Warum aber verhindert 
ie Regierung nicht lieber das ganze Fest? Einfach, 
veil fie es nicht wagt, und eben dies ist bezeich⸗ 
iend für die jetzt in Italien herrschende Stim⸗ 
nung. — (Trib.) 
Das Repräsentiantenhaus der Vereinigten 
Staaten von Nordamerika hat die Vorlage, welche 
er Einwanderung von Chinesen in die Union 
Schranken setzt, in genau derselben Form ange— 
sommen, in welcher sie von dem Senat genehmigt 
vorden ist. — Präsident Arthur hat die Bill gegen 
ie Vielweiberei in Utah unterzeichnet. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 28. März. In der gestern 
Abend im „Hotel zur Post“ stattgehabten General⸗ 
»ersammlung des Vorschußvereins erstattete der 
Tagesordnung gemäß zunächst der Cassier, Herr 
J. Beer, den Geschäftsbericht pro 1881. Hier⸗ 
nuf ertheilte die Generalversammlung demselben, 
owie dem Verwaltungsrathe Decharge. Die Fest⸗ 
etzung der Dividende und die Vertheilung des Rest⸗ 
eingewinnes erfolgte nach den Vorschlägen des 
Verwaltungsrathes. Ein Mitglied fand hierbei die 
Zumme, welche dem Reservefond zugewiesen wurde, 
twas zu hoch, während ein anderes die Ansicht 
iußerte, eine Erhöhung des Zinsfußes auf 6 pCt. 
ur die mit dem Verein arbeitenden Mitalieder sei