Full text: St. Ingberter Anzeiger

ol. Jugherter Awzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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der ‚St. Ingbe⸗- mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich A 40 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1A GO, einschließlich 
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—E 
M 80. 
Montag, 24. April 1882. 
—17. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 22. April. Die Abgeordneten⸗ 
mmer setzte den —5 des Zuschusses an die 
alz. Bahnen nach kurzer persönlicher Debatte 
vischen den Abg. Schels, Dr. Groß und Schauß 
cmäß dem Ausschußantrag mit jährlich 1,800,000 
dark in's Budget ein. 
Der „Frk. K.“ macht auf ein Mißverständniß 
jmerksam, welches bei Mittheilung der bayerischen 
nträge zur Gewerbeordnung entstanden ist. 
anach soll nämlich Bayern den Antrag gestellt 
aben, daß „Hebammen eines Prüfungszeugnisses 
er nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde 
dürfen“ sollen. Dies ist ein Irrthum, da diese 
stimmung bereitz zu Kraft besteht; Art. 30 der 
ewerbeordnung bestimmt nämlich in Alin 2: 
ebammen bedürfen eines Prüfungszeugnisses der 
ich den Landesgesetzen zuständigen Behörde.“ 
ohl aber beantragt Bayern einen Zusatz zu dieser 
etimmung nämlich: „Auch können die PLandes⸗ 
gierungen den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes 
on der Beibringung eines solchen Zeugnisses ab⸗ 
angig machen.“ Daraus nun, daß der bayerische 
intrag, um den Passus bezüglich des Hufbeschlag⸗ 
werbes stilistisch verstandlich zu machen, die bereils 
jetehende Bestimmung bezüglich der Hebammen 
ccapifulirt hat, ist das Mißverständniß entstanden, 
Nob Bayern auch einen die Hebammen betreffen- 
Antrag gestellt hätte, was thatsächlich nicht der 
bekannt wären. Es heißt, der „Richmond“ wäre 
ein Segelschiff und hätte von der Admiralität Ordre 
erhalten, auf der Reise nach Yokohama erst an ver⸗ 
chiedenen Plätzen anzulaufen. 
die Nachtfröste vom 10. bis 12. April am mittleren 
gebirg am meisten Schaden gethan; das obere 
Hebirg ist ziemlich gut durchgekommen und ebenso 
das untere. In Zellerthal ist, wie dem ˖ „Frkf. 
J.“ von da gemeldet wird, der Schaden auch 
iur gering. 
-Hermersberg, 22. April. Gestern 
reignete sich dahier ein schweres Unglück. Beim 
Bau einer Scheune brach das mit Sieinen schwer 
eladene Gerüst zusammen, wobei 6 Arbeiter in 
die Tiefe stürzten. Einer derselben, Namens Leien⸗ 
zecker von hier, ist sehr schwer verletzt, die anderen 
veniger bedenklich. (Pirm. Anz.) 
— Kusel, 22. April. Nach der „Kus. Z3tg.“ 
vpurde heute vor dem hiesigen Schöffengerichte ein 
Weinhändler von Bingen wegen Weinschmiererei zu 
einer Geldbuße von 250 Mk.und den Kosten ver⸗ 
irtheilt. — Zu Horschbach brannte heute Vor— 
nittag ein Wohnhaus nebst Stall und Scheuer ab. 
Als Brandursache wird die Unvorsichtigkeit einer 
Frau angegeben, welche Ungeziefer habe vertilgen 
vollen. 
— Kaiserslautern, 21. April. Herr 
»einrich Hilgard in New⸗York, der unermüdliche 
—pender, hat dem pfälzischen Gewerbemuseum aber⸗ 
nals einen Betrag von 14,000 Mt. überwiesen. 
— Kaiserslautern, 21. April. Der 
vegen Raubversuches an dem Schneidermeister 
deisner in Lohnsfeld verhaftete Reisende wurde 
jestern in das hiesige Landgerichtsgefängniß einge⸗ 
iefert. Derselbe soll Wottge heißen und Vertreier 
der Nähmaschinenfiliale der Firma G. Neidlinger 
n der Eisenbahnstraße sein. (Kssl. 3.) 
— Wie die „Pf. Post“ vernimmi, wurde von 
»er Commission für christl. archäologische Zwecke 
»as Reichsstiperdium dem in Berlin studirenden 
derrn Cand. phil. und theol Dr. Nic. Müller 
nus Großniedesheim (Pfalz) verliehen. 
— Neustadt, 22. April. Wiederum haben 
vir einen erfreulichen Fortschritt in unserer heimath⸗ 
ichen Industrie zu verzeichnen, indem der Fabrikant 
August H. Martin in Neustadt aH. auf eine com— 
inirte Auflöse- und Mehlsichtmaschine ein deutsches 
steichs⸗Patent erhielt. (Bürgerztg.) 
— Der Stadtrath von Frankenthaodeab— 
ichtigt, das neue 4 procentige Anlehen im Betrage 
von 350,000 Mk. zum Curse von 991/0 in der 
7„tadt selbst aufzulegen und man zweifelt nicht 
»aran, daß beim dermaligen Stande des Geld— 
narktes das Anlehen von der Bürgerschaft ge— 
eichnet werde. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 24. April. Die gestrige 
rußerordentlichebeneralversammlung 
zes Kirchenbauvereins zur Besprechung über 
den Bauplatz der neuen Kirche war, wie uns mit⸗ 
jetheilt wird, von etwa 200 Personen besucht. 
kin definitiver Beschluß bezüglich des Bauplatzes 
vurde jedoch nicht gefaßt; man einigte sich viel⸗ 
nehr dahin, die Bauplatzfrage vorläufig unentschieden 
ind sich zunächst die Vermehruung des Baukapitals 
ingelegen sein zu lassen. 
* — Von den Aktiven des „Musikvereins“ 
vurde als Dirigent Herr Organist Franz Woll 
ewählt. 
*St. Ingbert, 24. April. Am Samstag 
Ubend brachte die hiesige Knappschaft ihrem als 
üttenmeister nach Obereichstädt scheidenden Ober⸗ 
infahrer, Herrn K. Kramer, durch einen Fackelzug 
ind eine Reunion im Oberhauser'schen Saale hier 
ine glänzende Ovation. Die Mitglieder der 
dnappschaft von hier, Rohrbach, Hassel uͤnd Nieder- 
vürzbach hatten sich hier versammelt und mar— 
hirten gegen 7 Uhr mit der Bergkapelle an der 
?pitze und unter Führung der Herren Steiger nach 
-„chnappbach ab. Hier angekommen, nahm der 
mposante Zug — ca. 500 Mann, jeder in Uni— 
»xm mit einer Fackel oder einem briu—venden 
zrubenlichte — vor der Wohnung ihres? Srrn 
Ibereinfahrers und jetzigen Hüttenmeisters 
ellung. Durch ein donnerndes dreifachet, Glück 
iuf!“ drückte die Knappfchaft ihrem verehrten Chef 
hren Glüchunt zu seiner — aus. 
dachdem die gẽDegaternꝰden Gefeierten in 
einer Wohnungn quu-eehecht und die Musik einige 
ziécen gespielt bhnkte Herr Kramer in be⸗ 
degter Rede der Andppschaft für die ihm gebrachte 
Pvation. Geecn halb 10 Uhr traf der Zug wie— 
erintein und es begaben sich jetzt die Theil⸗ 
jehner zur Reunion in den Oberhauser'schen Saal. 
deider waren die Räumlichkeiten zu beschränkt, um 
die Andrängenden alle aufnehmen zu können. Die 
seihe der Toaste eröffnete hier Herr Grubenver— 
valter Günther von Bexbach mit einem drei— 
'achen „Glück auf!“ auf S. M. den König, in 
»as Alle begeistert einstimmten. Es toasteten dann 
ioch Herr Knappfschaftsarzt Dr. Bartholomae 
ruf den Scheiden den, dieser dankte und brachte 
einen Toast den anwesenden Nichtmitgliedern der 
knappschaft, in deren Namen später Herr Reglien- 
ehrer Schlick mit einem Hoch auf die Knappschaft 
iniwortete. Dazwischen spielte die Bergkapelle und 
rugen verschiedene Herren von hier einige Lieder 
‚or. So verlief die Zeit in der heitersten Weise 
ind gelangte ein Fest zum Abschluß, das nicht 
»los demjenigen, dem es galt, zur Ehre gereicht, 
ondern auch die hiesige Knappschaft, die dasselbe 
eranstaltete, in hohem Leß⸗ ehrt. 
* St. Ingbert, 24. April. Gestern Abend 
zegen 8 Uhr ging eine Frau von hier nach Schnapp⸗ 
hach und wurde bei den sogenannten 6 Eichen von 
einem hier in Arbeit stehenden Maurer angepackt 
ind zu vergewaltigen versucht; der Thäter wurde 
von der hiesigen Gendarmerie noch gestern Abend 
gier verhaftet. 
— Aus der Pfalz. Wie die Berichte aus 
ven verschiedenen Weinbaubezirken ergeben, haben 
1. 
Berlin, 28. April. In Abgeordnetenkreisen 
gan auf die Thronrede gespannt, mit welcher, 
Vernehmen nach, die außerordentliche Sesfion 
steichstags eröffnet werden soll. Man nimmt 
n daß dieselbe insbesondere auch die finanzpoli⸗ 
then Sätze der kaiserlichen Botschaft vom 17. 
obember v. J. näher ausführen und zu festen 
altischen Vorschlägen erweitern wird. Diese 
den namentlich auch diejenigen Ziele betreffen, 
ge in Preußen in Bezug auf die Ordnung der 
ten Steuern und die Enilastung der Gemeinden 
nolgt werden. In conservativen Kreisen gibt man 
dder Hoffnung hin, daß auch die organische 
isorm der Personai- und Gewerbesteuer im Sinne 
uer Ausgleichung der Besteuerung des Immobiliar- 
id Mobiliarbesißes ihre Stelle finden und daß 
ibare Grundfatze für die Abgrenzung der dem 
ih, dem Staate und den Communen aufzuer⸗ 
enden finanziellen Aufgaben aufgestellt werden. 
Ausland. 
Basel, 23. April. Der schweizerisch⸗franzö⸗ 
handelsvertrag ist gestern auf die Dauer bon 
Jahren angenommen worden mit 104 gegen 
Stimmen. 
wird bemerkt, daß ein Beamter im russischen 
isterium des Inneren, welcher eine Hetzschrift 
en die Deutschen veröffentlichte, sofort entlassen 
den ist. Als Skobeleff seine Brandreden hielt, 
anders; damals besann sich der Czar sehr 
Seitdem sind ihm aber offenbar die Augen 
Jangen über die Fährlichkeiten, in welche 
is wüste Treiben der Vanslavisten bringen 
Vermischtes. 
In Mainz hat sich abermals ein Soldat 
nit seinem Gewehr erschossen. Der Unglücliche 
gehörte der 8. Kompagnie des 88. nassauischen 
Infanterie-Regiments an. Seit Neujahr sind jetzt 
chon 7 Soldaten⸗Selbstmorde in der Mainzer 
Harnison vorgekommen. eine wahrhaft erschrekende 
Zahl! 
F (Der billige Wein.) Ein Frankfurter 
daufmann, der früher bessere Zeiten gesehen, be—⸗ 
chloß nach Amerika zu gehen und dort sein Gluck 
zu versuchen. Woher aber das Reisegeld nehmen? 
Nach längerem Nachsinnen begab er sich zu einem 
einer früheren Kunden und bot ihm ein Sortiment 
einer alter Weine für 100 Mt. zum Kauf an, 
velche angeblich noch im Keller des Kaufmanns 
agerten. Der Andere ging darauf ein, erhielt den 
Vein, fand ihn gut und zaͤhlte das Geld, mit dem 
zer Jünger Merkurs nach dem verbeißunzanalten 
⸗ 
Newyork wird berichtet, daß dort der 
des Kriegsschiffes „Richmond“ befürchtet 
Das Schiff hatte eine Bemannung von 500 
90 Mann und ift jeßt bereils 170 Tage von 
ma nach Yokohama unterwegs, ohne daß irgend⸗ 
ve Nachrichten über den Verbleib daSun