Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
t. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1 M 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen IM 60 H, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Reclamen 80 3./Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
An 
4. 
M 94. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Münghsen, 12. Mai. Se. Majestät der König 
hegaben fich gestern Nachmittag nach Schloß Berg, 
ohin auch das königliche Hoflager verlegt ist. — 
xt Majestät haben unmittelbar nach der einge⸗ 
woffenen Nachricht von der Entbindung der Prinzessin 
Vilhelm von Preußen dem kaiserlichen Urgroßvater 
je herzlichsten Glückwünsche durch ein Telegramm 
bersendet. 
Kissingen, 12. Mai. Der Reichskanzler 
zürst Bismarck wird auch in diesem Jahre hier⸗ 
xr zum Kurgebrauch kommen und hat bereits 
Bohnung in der „oberen Saline“ im Hofrath 
ztreit'schen Hause bestellt. 
Berlin, 12. Mai. Die Nationalliberalen 
derden nur zum Theil für die Berathung des Mono⸗ 
ols durch eine Kommission, der andere Theil wird 
uͤr die Weiterberathung im Plenum stimmen. Am 
17. Mai soll der Reichstag bis zum 12. Juni 
veriaat werden. 
Ausland. 
London, 12. Mai. Das Unterhaus nahm 
eute mit 327 gegen 22 Stimmen in erster Lesung 
in neues Gesetz, betreffend die Unterdrückung der 
igrarischen Verbrechen in Irland an. Dasselbe ge— 
jattet der Regierung in unruhigen Distrikten die 
bildung von Spezialgerichts höfen bestehend aus 
3 Richtern ohne Zuziehung von Geschworenen; es 
rmächtigt ferner die Polizei, Haussuchungen nach 
MNordwerkzeugen vorzunehmen, verdächtige Personen 
u verhaften, Ausländer, deren Anwesenheit für den 
Frieden Irlands bedrohlich sein sollten zu verhaften 
ind dieselben auszuweisen. Der Vizekoönig endlich 
vird ermächtigt, ein summarisches Verfahren gegen 
seheime Gesellschaften, unerlaubte Versammlungen 
and aufreizende Journale eintreten zu lassen und 
olche zu unterdrücken. Die Dauer des Gesetzes 
teine dreijährige. 
London, 12. Mai. Unweit Ballina Irland 
durde am Donnerstag Abend auf einen Pächter 
namens Barett geschossen, gerade als derselbe in 
eine Wohnung eintrat. Die Verwundungen find 
oͤtlich. Daß hier ein agrarischer Mord vorliegt, 
stenicht zu bezweifeln. Barret hatte ein Pachtgut 
bernommen, dessen früherer Innhaber exmittiert 
vorden war. — Der Landligachef Parnell er— 
vat sich infolge erhaltener zahlreicher Drohbriefe in 
Hondon einen besonderen polizeilichen Schuß 
Lokale und piälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 13. Mai. An Stelle des 
verstorbenen Siadtrathsmitgliedes Hrn. Heusser 
vird der Ersatzmann Herr Lehrer M. Kreitz in 
ien Stadtrath eintreten 
*St. Ingbert, 13. Mai. Neulich brachte 
„Zw. Ztg.“ die Mittheilung, daß zwischen hier 
id Ensheim an der Boschuͤng der Staffelstraße 
dein Kaäfer gezeigt habe, der den Klee förmlich 
erheere und früher in unserer Gegend noch nicht 
esehen worden sei. Wie wir damals annahmen, 
et sich die Sache in Wirklichkeit nicht so schlimm 
xxhalten, als sie nach obiger Nachricht zu sein 
en. Der bewußte Käfer ist nämlich, wie die 
8w. Z.“ jetzt zur Auftlärung mittheili, ein ganz 
wöhnlichet einheimischer Wegblatt-⸗Käfer — Ti— 
Tarcha laevigala Ta —, also kein gefährliches 
welt. Larve und Käfer ernähren sich beide von 
lättern. Das massenhafte Auftreten in diesem 
abte ist nur eine Ausnahme, becünstigt durch den 
Sonutag, 14. Mai 1882. 
i7. Jahrg 
milden Winter. Im Interesse der Landwirthschaft 
dürfte sich das Ablesen und Vertilgen der Larven 
vegen deren überaus zahlreicher Vermehrung drin⸗ 
gend empfehlen. 
* St. Ingbert, 12. Mai. Der hiesige 
driegerverein hat in Folge einer Einladung be— 
chlossen, sich an der Feier der Einweihung der 
„PrinzLudwigs-Allee“ zu Wolfersheim 
am Pfingstmontag zu betheiligen und wird dieser⸗ 
jalb eine Liste bei seinen Mitgliedern circuliren 
assen. Da zur Fahrt bis Station Lautzkirchen 
im Fahrtaxermäßigung nachgesucht werden soll, so 
väre eine starke Betheiligung nothwendig. Von 
dautzkirchen aus wird, so ist die Absicht, der Weg 
— 
— Zweibrücken, 12. Mai. Hr. General⸗ 
najor Frhr. v. Gumppenbergist zu Inspektions⸗ 
wecken hier eingetroffen und im „Zweibrücker Hof“ 
ibgestiegen. (3w. 3.) 
— Nach Mittheilung der in Kaiserslautern er⸗ 
cheinenden „Pfälz. Volksztg.“ ist gegen das vom 
gl. Bezirksamt Neustadt erlassene Verbot des 
Zambacher Festes sosort Recurs an die kgl. Re⸗ 
sierung in Speyer ergriffen worden, um eine Auf⸗ 
sebung des Verbotes zu veranlassen. 
— Die Mittheilung in der „Pfälzer Zeitung“ 
»etreffs des Stadtschreibets Müench in Germers⸗ 
Jeim ist dahin zu berichtigen, daß die Untersuchung 
jegen denselben niedergeschlagen ist, daß er eines 
Zassadefizits gar nicht beschuldigt war und daß 
Münch zur Zeit Stellung im Elsaß hat. 
— Speyer, 11. Mai. Die diesjährige 
dosllekte für das Diakonissenhaus hat M. 
2898. 64, d. i. M. 71.31 weniger als im Vorjahre, 
rtragen. 
der Grundstrecke des Flötzes 8 eine größere Anzahl 
hefinden, traten der Befahrung hindernd entgegen. 
Trotz dieser Schwierigkeiten bewies die Belegschaft 
ꝛine rühmenswerthe Opferfreudigkeit und es gelang 
ihr oft. bewußtlos vorgefundene Arbeiter zutage zu 
fördern. Leider wurde bei einem solchen Versuche 
der Steiger Schulte von den Schwaden betäubt 
uind ruht nun neben den todten Kameraden als 
Dpfer seiner schweren Pflicht. Es hat den Anschein, 
Us ob auch bei diesem Unglück der Sohlenstaub 
die Wirkungen der Explosion verstärkt habe. Den 
Jammer der Hinterbliebenen, welche unter den auf 
)er Streu hingestreckten meist jugendlichen Gestalten 
»en Gatten oder Vater suchten, dürfte schwerlich 
einer Feder zu schildern gelingen. 
Berlin. Eine wohlgekleidete Frau stand 
in Dienstag Abend an der Ecke der Teltow⸗ und 
Broßbeerenstraße, rang die Hände und schluchzte 
aut, während zwei Fuhrleute sich bemühten, die 
zänzlich Niedergebeugte zur Mittheilung des ihr 
viderfahrenen Unglücks zu bewegen. Es gelang 
hnen, die Frau zum Sprechen zu bringen, worauf 
ich die beiden Männer lachend entfernten. Die 
derzlosen! Mittlerweile hatte sich eine ansehnliche 
Nenschenmenge um die unaufhörlich herzzerbrechend 
S„chluchzende versammelt, und von allen Seiten 
vurde ihr gütlich zugeredet, die Ursache ihres 
tummers zu entdecken. Die allgemein sich kund⸗ 
jebende Theilnahme schien ihr sichtlich wohlzuthun; 
ie wandte das bisher an die Mauer gelehnte, von 
Thränen überströmte Gesicht den Umstehenden zu, 
chlug sich etliche Mal mit den Händen vor die 
Stirn und gab dann endlich ihrem Jammer dar— 
über Ausdrick, daß sie „jar nischt mehr verdragen“ 
könne, worauf sie schnapsselig wieder an die Mauer 
ank. 
fZum Ringtheaterprozeß bringt der 
Wiener „Figaro“ folgende neue Sprichwörter: Er 
äuft wie ein Feuerwächter. — Er versteht davon 
o wenig, als ein Feuerwehrkommandant von den 
hornsignalen. — Eile mit magistratischem Regu⸗ 
ativ! — Was der Stadtbauamtsdirektor weiß, macht 
Niemand heiß. — Das Klavier gerettet, Alles ge⸗ 
rettet! — Die Nebenbeschäftigung ist alles Unheils 
Anfang. — Ein Sprungtuch in der Hand ist mehr 
werth, als ein Paradehelm mit rothem Federbusch 
nuf dem Kopfe. 
(Alles ist erfroren!“ Zur Illu— 
trirung dieser Redensart, mit der man im ersten 
Schreck oft zu schnell bei der Hand ist, ersehen wir 
ius der „Konst. Ztg.“ Folgendes: Anfangs April 
zlühten die Aprikosen an dem Spalier eines Hauses 
in der Schottenstraße prachtvoll. Da kamen die 
Frostnächte vom 11., 12. und 13. April, die Blüthen 
zahmen eine rostbraune, dann schwarze Farbe au 
ind fielen welk ab. Die Sachverständigen erklärten, 
Alles sei erfroren, kein Stück werde wachsen. Jetzt 
jängen gegen 100, zum Theil schon fast nußgroße 
Aprikosen an ebendemselben Spalier. 
4 Ein Krokodil in der Theiß) Dem 
Ellenör“ berichtet man aus Szolnok, daß aus der 
vort befindlichen Menagerie ein ziemlich großes 
drokodil entkommen sei und zum Entsetzen der 
Zzolnoker, die vorläufig alle Gedanken auf Fluß— 
»äder aufgeben müssen, in der Theiß seinen Aufent— 
jalt genommen habe. 
F Einfranzösischer Ingenieur hat so— 
ben eine Erfindung gemacht, die von unermeßlichem 
Werthe sein kann. Seine Pläne gehen dahin, die 
interseeischen Kabel auszunutzen, um einen regel— 
aäßigen Verkehr mit den Schiffen auf See unter— 
Vermischtes. 
F Ueber das bereits gemeldet Grubenun⸗ 
ghück meldet man der K. Z. aus Wanne, 11. 
Mai, folgendes Nähere: Zeche Pluto Schacht J. 
vurde gestern Abend 83 Uhr von einem schreck⸗ 
ichen Grubenunglücke heimgesucht. Auf der dritten 
Zausohle entstand eine Erxplosion schlagender Wetter, 
velche furchtbare Verwüstungen in der betreffenden 
Bau⸗-Abtheilung anrichtete und zahlreiche Menschen⸗ 
eben zum Opfer forderte. Die Zahl der Todten 
welche während der Nacht und im Laufe des Vor⸗ 
nittags unter großer Aufopferung der Belegschaft 
zutage gefördert wurden, betrug 58, während zwei 
indere trotz der verzweifeltsten Anstrengungen ihrer 
dameraden noch nicht zutage gebracht werden konnten. 
bon den Schwerverletzten, welche meistens im 
trankenhause zu Gelsenkirchen untergebracht wurden, 
ürften leider noch mehrere ihren Brandwunden er⸗ 
iegen. 27 der Verunglückten waren verheirathet, 
ie hinterlassen im Ganzen 90 Kinder. Die Un— 
verheiratheten sind meist Polen. Verhältnißmäßig 
venige derselben sind verbrannt, da die Explosions⸗ 
lamme keine große Ausdehnung annahm. Die 
neisten fielen den giftigen Nachschwaden zum Opfer, 
velche mit großer Gewalt und Schnelligkeit den 
beren Sohlen zuströmten. Ueber Tage wurde 
nan durch die dem Schachte entströmenden Schwaden 
ofort auf das Unglück aufmerksam und der Werk⸗ 
ührer ließ die Maschine abstellen. Die Ursache 
»es Grubenunglücks ist bis jetzt nicht feststellbar. 
Daß die Wetterführung eine durchaus regelmäßige 
var, bewies außer diesem Umstande auch die That— 
ache, daß sämmtliche von der Explosion betroffenen 
Bau⸗Abtheilungen sofork defahrbar und wetterfrei 
varen. Nur Brüche. von denen sich namentlich in