Full text: St. Ingberter Anzeiger

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zt. Fuuberter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
* St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
hlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blamt kostet vierteljahrlich 1 M 40 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 60 —, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
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Donnerstag, 25. Mai 1883. 17. Jahrg. 
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iti Metz, 22. Mai. (Militärisches.) Gestern 
Politische Uebersicht Nachmittag traf der Statthalter, Feldmarschall von 
Deutsches Reich. Manteuffel, von Straßburg kommend, hier ein 
München, 23. Mai. Mit Genehmigung der und begab sich gleich nach seiner Ankunft nach dem 
encaltommandos werden aus Anlaß des Pfingst- dischöflichen Palaste, um dem Bischof Dupont des 
ies wieder Urlaube ertheilt und sollen per Loges einen Besuch abzustatten. Heute Vormittag 
unpagnie, Vatterie ꝛc. bis zu 40 Mann auf 8 lahm der Feldmarschall als kommandirender General 
I Tage beurlaubt werden. zuuf dem Divisions⸗-Exercierplatze bei Frescaty eine 
Berluͤn, 28. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ Parade über die Truppen der hiesigen Garnison ab, 
lespricht die Berathung der Tabakcommission und welche zum 15. Armeecorps gehören; demnaqh stand 
dn die Folge dieser unsachgemaßen, oberflächlichen das Rheinische Infanterieregiment Nr. 29, das 
gehandlung wird nothwendigerweise darin bestehen Kheinische Fuß-Artillerieregiment Nr. 8 und das 
ß das Tabakmonopol noch nicht von der Sächsische Fuß-Artillerieregiment Nr. 12 nicht in 
Tagesordnung verschwinden kann. Für die Fort. der Parade. Dieselbe war in zwei Treffen formirt, 
auer der dadurch hervorgerufenen Unruhen in der im ersten die Infanterie (Preußen, Bayern, Braun⸗ 
fentlichen Meinung und 'in den interessirien Kreisen schweiger), im zweiten die Cavallerie und Artillerie 
iud demnach Diejenigen verantwortlich, die eine es erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch; beim 
zründliche und ausschlaggebende Berathung des ersten Defiliren der Cavallerie ließ der Feldmarschall 
Zegenstandes vereitelt haben. die Züge im Galopp in Escadronsfront aufmar 
Berlin, 28. Mai. Durch die Mitglieder der schiren. 
teichhsstagskommissionen, denen die sozial⸗ 
olitischen Vorlagen überwiesen sind, wird genauer 
ekanni, von wie großem Umfange die Arbeiten 
ind, welche durch die Kommissionen erledigt werden 
ollen. Die Kommission für die Gewerbeord⸗ 
nungsnovelle glaubt allein noch mindestens 
wanzig Sitzungen für die Abwicklung ihrer Arbeiten 
u bedurfen, angesichts der Petitionen und Eingaben 
velche massenhaft von den Interessenten zu fast 
der einzelnen Position der Vorlage eingegangen 
sind, sowie der zahlreichen Anträge, welche aus dem 
Schooße der Kommission selber hervorgegangen. 
Tbenso wird die Kommission für das Unfall⸗ 
zersicherungs- und das Krankenkassen⸗ 
sesez eine überaus große Anzahl von Sitzungen 
ür ihre Arbeiten in Anspruch nehmen. 
Berlin, 24. Mai. Die „Prov.⸗Correspondenz“ 
zespticht die Eröffnung der Gotthardbahn und sagt: 
Die Gotthardbahn könne das Mittelländische Meer 
vieder zu einem Welthandelsmeer machen. Deutsch⸗ 
and werde jetzt in weit höherem Grade als im 
Mittelalter in das große Verkehrscentrum hinein⸗ 
wirken und die belebenden Wirkungen desselben 
mpfangen. Die Bedingung sei nur, daß das 
deutsche Volk und das Reich gedeihen. Das Ge⸗ 
eihen der Volker hänge ab von der Tüchtigkeit 
der staatlichen Organisation und von der Stärke 
xes christlichen Geistes, um bei dem Wachsthum 
ꝛet materiellen Güter ein gerechtes Verhaältniß 
wischen allen Volkstheilen zu bewahren. Es sei 
aher ein glückliches Vorzeichen, daß die Gotthard⸗ 
bahn zum guten Theil ein Werk des Fernblicks 
and Geschickuchteit deutscher Staatskunst sei. 
Die elsaß-lbothringischen Protestler, 
mierftüßt durch die Polen, haben bei dem Reichs⸗ 
ag zwei fur die Reichslande wichtige Amrage in- 
xbracht. Der erste derselben verlangi in der Haupt- 
ate die Aufhebung des 8 10 des Gesetzes vom 
O. Dezember 1871, des sogenannten Dictatur⸗ 
„aragraphen, das heißt Beseitigung der dem Ober⸗ 
en Getzt Statthalter) übertragenen außer⸗ 
p entlichen Geiwalten. Der zweite Antrag betrifft 
F schon so oft ventilirte Sprachen⸗Angelegenheit 
qandes· usschusses. Die Antragsteller Winterer 
* n. verlangen, daß den Mitgliedern des Lan⸗ 
—— welche der deutschen Sprache nicht 
n wen sind, das Vorlesen schriftlich aufge⸗ 
anch eden, den Mitglieder, aber, welche der 
7 Sprache erwiesenermaßen unkundig sind 
ebrauch der französischen Sprache gestalte 
Ausland. 
Mailand, 23. Mai. Der Gotthardbahn— 
Festzug ist heute Abend hier eingetroffen. Die Ver— 
treter der Schweiz und der deutschen Staaten sowie 
der italienischen Minister wurden am Bahnhofe von 
ven Behörden empfangen und von dem sehr zahl⸗ 
reichen Publikum mit lebhafter Acclamation begrüßt. 
Mailand, 24. Mai. Bei dem gefsirigen 
ẽmpfange am Bahnhof begrüßte Mancini die 
Gaste des Gotthardbahnfestes Namens des Königs 
ind der italienischen Nation und sagte: „Das große 
Ereigniß der Eröffnung ist dazu bestimmt, die 
Bande der Freundschaft und Gemeinsamkeit der 
Interessen dreier Nationen, welche diesen glänzenden 
Tribut der Civilisation entrichten, enger zu knüpfen 
aund unauflöslich zu machen.“ Darauf fand feier⸗ 
licher Empfang durch den Bürgermeister und Stadt⸗ 
rath im Stadthause statt. Die Musik spielte die 
Pationalhymnen der drei Länder. Der Herzog von 
Nosta ist eingetroffen; derselbe gab heute früh ein 
Dejeuner. Abends findet ein Banket statt. 
Kairo, 24. Mai. Die Verhandlung der 
ranzösischen und englischen Konsuln mit dem Mini—⸗ 
terium sind als vollstandig gescheitert zu betrachten, 
Die Minister weigern sich, die Verhandlungen fori⸗ 
uusetzen, bis das englisch-französische Geschwader ab⸗ 
berufen sei. Ein Kriegsrath, welchem höhere Of⸗ 
fiziere beiwohnten, beschloß, sofort militärische Vor⸗ 
bereitungen zu treffen. 
Kairo, 24. Mai. Das Ministerium setzt die 
nilitärischen Vorbereitungen fort und hat nach 
Alexandrien 400 und nach Damiette 200 Artiller 
sten geschickt, sowie an der Küste eine Reihe Tor— 
dedos gelegt. Alle egyptischen Offiziere, von den 
GBeneralen ab, sind gestern in die Kaserne Abdin 
beordert und veranlaßt worden, zu schwören, die 
Regierung gegen die Intervention zu vertheidigen. 
Dieselbe Verpflichtung sollte von den Beduinen⸗-Sheiks 
zefordert werden; diese lehnten aber die Verbind⸗ 
ichkeit, einer türkischen Interention sich zu wieder⸗ 
setzen, ab. Die Geschwader schlossen Verpflegungs⸗ 
contracte für 3 Monate ab. 
Washington, 22. Mai. (Prozeß Guiteau.) 
In hiesigen legalen Kreisen wird die Erwartung 
gehegt, daß hinsichtlich der ungünstigen Entscheidung 
des obersten Gerichtshofes in der Angelegenheit des 
jum Tode verurtheilten Präsidentenmörders Guitear 
der Vertheidiger desselben die Ernennung einen 
Fommission zur Untersuchung des Geisteszuͤstandes 
einen Klienten beantragen werde. Der oberstte 
Gerichtshof des Distrikts Columbia hat seine Ent— 
scheidung in der von Griteau gegen das über den— 
elben gefällte Todesurtheil eingelegten Berufung 
abgegeben. Danach ‚war der Gerichtshof, vor 
velchen Guiteau gestellt wurde, zu dessen Aburtheilung 
befugt und wurde kein Irrthum in der Prozeßver— 
handlung begangen. Zu gleicher Zeit bestätigt der 
pen Gerichtzhof das über Guiteau gefällte Todes⸗ 
trriheil. 
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Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 25. Mai. Durch den mit 
dem 1. Juni nächsthin in Kraft tretenden Sommer⸗ 
'ahrplan wird der Personenverkehr auf der Bahn⸗ 
trecke Saarbrücken⸗Zweibrücken wie folgt geregelt: 
a. Personenzge: b. Gulerzuge mit 
Personenbeförderung: 
Saarbrücken ab 6o ab 1120 4b 420 — ab 12609 Abα 
Scheidi 7 112, 40 — „ 10, 920 
St. an 710 an 11*1an 46b6 — an 120 
Ingbert I 7 ab 11* ab 48 ob 52b 2, 9* 
daffel ⸗ 7ꝛ ⸗77 5. ⸗ 6— g9⸗ 
NRiederwürzbach, — 1152441 — 310* 
Lautzkirchen, 728 12735 532 , 67 — 510* 
Bierbach 7eJ i eä, 66 ab 30 an 102 
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Zweibrücken an 760 12 n ůän 7u g2 
Zwei brücken ab 6ab 100 ab 5886 —ab II?s ab 728 
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St. 33 7ꝛs an 112 an 620 z w an 8 
Ingbert lab 7 ab i ν 6, 18b lIo 
—28 7ä II , 6u, 2, iodr— 
Saarbrucken an 7 an 1274172 an 6 an 227 an 10 
Bemerkt sei hierzu, daß der Güterzug, der 
MPittags 1 Uhr 26 Min. mit Personenbesörderung 
»on Saarbrücken hier ankommt, von hier aus in 
Zukunft keine Personen mehr befördert, daß dagegen 
asselbe don Bierbach aus wieder geschieht. Es ist 
ies auffallend und wäre es gewiß wünschenswerth, 
venn es während des Sommerdienstes in diesem 
Falle beim Alten bliebe. 
Blieskastel, 24. Mai. In seiner heu⸗ 
igen Versammlung faßie der Bezirkslehrer⸗ Verein 
BlieskastelSt. Ingbert nach eingehender 
Besprechung den einstimmigen Beschluß, „den Kreis⸗ 
ausschuß zu ersuchen, derselbe möge bei H. Kgl. 
RKegierung den Antrag stellen, bei dem günstigen 
Stande der Pensionstkasse den Pensionsbezug der 
dehrer aus derselben unter Beibehaltung der jetzigen 
Jahresbeiträge um je 60 Mark zu erhöhen, so daß 
ie Pension mit 800 Mark beginnt und nach der 
isherigen Skala bis 1000 Mark steigt. Zugleich 
noge diesem Antrage die Bitte beigeschlossen werden, 
nus den noch bleibenden Erübrigungen der Kasse 
pie Kosten der Verwesung der Schulen vorüber 
zehend erkrankter Lehrer zu decken.“ Der Antrag 
wird vorerst den einzelnen Bezirks-Vereinen zur 
Meinungsäußerung unlerbreitet werden, und unier— 
iegt es gewiß keinem Zweifel, daß derselbe allseitige 
Zustimmung finden wird. Der Kapitalstoch der 
Pensionslasse beträgt gegenwärtig 320,000 Mark; 
herselbe hat sich in den ietzten drei Jahren um mehr 
als 100,000 Mark gemehrt. Da es erwiesen ist, 
daß ohne Schädigung der Kasse eine Erhöhung der 
Pension, wie sie obiger Antrag in's Auge gefaßt 
jat, möglich ist, so besteht auch die begründete 
doffnung, daß die H. Kgl. Regierung denselben 
vohlwollend aufnehmen und günstig entscheiden wird 
— Den Mitgliedern der Krieger⸗ und Kampf—⸗