Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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M 103. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 24. Mai. Der Landtagsabge—⸗ 
rdnete und frühere Reichstagsabgeordnete Karl 
5hmidt, Rath am obersten Gerichtshof, ist 
— 
6. Sept. 1817 zu Zweibrücken geboren und 
egann seine parlamentarische Laufbahn 1869 in 
ei Münchener Kammer. Dem deutschen Reichstag 
zat er von 1871 bis 1881 in vier Legislatur— 
Ferioden als nationalliberales Mitglied für Zwei⸗ 
rücken-Pirmasens angehört. Die „S. Pr.“ be⸗ 
nerkt: „Der Verewigte war bei hervorragender 
iuristischer Befähigung ein Mann von entschieden 
nationaler Gesinnung, festem Charakter und er⸗ 
robter Standhaftigkeit. Sein Tod wird in der 
aherischen wie in der deutschen Volksvertretung 
ange schmerzlich empfunden werden.“) 
München, 25. Mai. Der Einzug des neu⸗ 
armählten Paares, Prinz Arnulf von Bayern und 
oͤtinzessin Liechtenstein, fand heute Mittag 12 Uhr 
xogrammmäßig bei dem schönsten Wetter statt, 
mter lebhafter Theilnahme der Bevölkerung. Die 
Straßen waren festlich geschmückt. 
Berlin, 25. Mai. Der Fürst aus Bulgarien 
u heute Morgen aus Petersburg hier eingetroffen 
ind im Schlosse abgestiegen. Vormittags begrüßte 
derselbe den Kaiser und fuhr mit demselben zur 
Truppenbesichtigung nach Potsdam. Nachmittags 
indet zu Ehren des Fürsten ein Diner beim Kaiser statt. 
Der Kaiser empfing am Mittwoch im Beisein 
ꝛez Kultusministers den Fürstbischof Hertzog von 
Zzreslau und den Bischef Dr. Höting von Osna— 
orück. Auch der Kronprinz empfing die genannten 
beiden kirchlichen Würdenträger. 
Die „Prov.⸗Corr.“ schreibt: „Ueher die in 
lussicht genommene Sommerreise des Kai⸗ 
sers sind einige vorläufige Bestimmungen getroffen. 
danach wird die Abreise nach Ems in die Zeit 
Wwischen den 12. und 18. Juni fallen. Nach 
dreiwochigem Kurgebrauche daselbst ist wiederum 
ein mehrtägiger Aufenthalt auf der Insel Mainau 
beabsichtigt, so daß, wenn die gleichfalls auf drei 
Wochen berechnete Kur in Wildbad Gastein 
beendigt sein wird, die Rückkehr nach Berlin inner⸗ 
ialb der ersten Hälfte des Monats August erfol⸗ 
en würde. 
Der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe, 
vind in den ersten Tagen des kommenden Monats 
harig auf zwei bis drei Wochen verlassen. Die 
Iwesenheit des Fürsten hat keinerlei politische Be⸗ 
utung. Er begiebt sich nach Bayern, um das 
—X einer landwirthschaftlichen Vereinigung 
u übrrnehmen. 
‚Hinter dem glänzenden Schaugepränge der Feste, 
celche zur Eröffnung der Gotthardbahn stattfinden, 
mint sich in tiefer Stille und fast unbemerkt 
n der Oeffentlichkeit eine Diplomatenbegeg⸗ 
ung die zu den bedeutsamsten in den politischen 
unionen der unmittelbaren Gegenwart gehören 
ne In Mailand treffen Graf Haßfeld, 
brobisorische Leiter unseres auswärtigen Amtes, 
der italienische Minister des Auswärtigen, 
anwe, der erstere von Herrn v. Keudell der 
dy . dem Generaldirektor im Ministerium, 
In alvano, begleitet. Man sieht in unter— 
en Kreisen auf die Resultate der Begegnung 
einer Spannung, welche den Gedanken, daß es 
ur um einen Höflichkeitsaustausch von Privat⸗ 
uen handle, von vornherein ausschließt. Die 
in 
Samstag, 27. Mai 1882. 
17. Jahrg. 
Anregung zu der Besprechung ist wohl von dem 
Römischen Kabinet ausgegangen. Man hat zur 
Henüge Kenntniß von der Verstimmung, welche 
die Haltung Deutschlands in der egyptischen Frage 
m Quirinal hervorgerufen. Die angebliche Nicht⸗ 
ichtung der italienischen Interessen und die Begün—⸗ 
tigung der englisch-französischen Kooperation auf 
dosten und mit Ausschluß Italiens wird dort auf 
den FürstenBismarck direckt zurückgeführt, und die 
Versicherung ist glaubhaft genug, daß nunmehr 
derr Mancini den Wunsch hegt, die Isolirung seines 
dabinets durch ein persönliches freundschaftliches 
kinvernehmen mit dem Grafen Hatzfeld zu beseitigen. 
Welchen Erfolg er haben wird, und ob er über⸗ 
saupt Erfolg haben wird, läßt sich z. Z. nicht er⸗ 
messen. Aber es ist von Wichtigkeit, daß selbst 
Personen, die ziemlich weit hinter die Kulissen 
inserer Diplomatie zu blicken vermögen, offen er⸗ 
lären, es fehle ihnen zu der anti⸗sitalienischen, die 
Westmächte begünstigenden Orientpolitik des Kanzlers 
der Schlüssel. Vielleicht liegt des Räthsels Lösung 
nicht allzu tief, wenn man sich der unermüdlichen 
Freundlichkeit erinnert, mit welcher Rußland um 
die Gunst Italiens wirbt und dasselbe durch lockende 
Anweisungen auf die türkische Beute immer stärker 
in einen Gegensatz zu dem uns befreundeten Oester⸗ 
reich Ungarn hineinzutreiben strebt. 
Ausland. 
Graf Beust (öosterreich. Botschafter in Paris) 
hat seine Entlassung nunmehr eingereicht. Zu 
seinem Nachfolger ist Graf Wimpffen ausersehen. 
Konstantinopel, 25. Mai. Das Gerücht, 
velchem zufolge der italienische Botschafter Graf 
Torti gelegentlich eines Diners beim Sultan wich⸗ 
ige Vorschläge betreffs Egyptens gemacht habe, wird als 
inrichtig bezeichnet; Italien wird nicht getrennt von 
Deutschland, OestreichUngarn und Rußland vor⸗ 
gehen. 
indem er vorerst ein Streichquartett in's Leben zu 
cufen gedenkt. Wünschen wir ihm zur Ausführung 
den besten Erfolg! Hoffentlich gelingt es auch bald, 
das alte unzureichende Vereinsinstrument durch ein 
neues, seinem Zwecke besser entsprechendes zu ersetzen. 
Möge so der Verein auf der Bahn der Weiterent⸗ 
wickelung wie bisher rüstig vorwärts schreiten! Das 
st's, was wir ihm zum Schlusse wünschen. 
* St. In gbert, 26. Mai. Wie wir hören, 
beabsichtigt die Theaterdirektorin Frau Schroth 
nach Pfingsten mit ihrem Personale Vorstellungen 
hier zu geben, vorausgesetzt, daß sie die berhördliche 
Erlaubniß dazu erhält. 
* St. Ingbert, 26. Mai. Dem Vernehmen 
nach wird das Dienstpersonal, das mit den preußi⸗— 
chen Zügen von Saarbrücken hier eintrifft, auf dem 
ziesigen Bahnhof mit dem Inkrafttreten des Som⸗ 
nerfahrplanes nicht mehr wechseln, sondern bis 
Bruchsal durchfahren. 
*— Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr brachte 
uns ein Gewitter einen erwünschten Regen; noch 
etwas mehr von demselben wäre für Gartengewächse 
und Kartoffeln willkommen gewesen. (Heute Nach— 
mittag dürfte es für dieselben wohl genug geregnet 
haben.) 
— Der Zw. Z. wird berichtet, daß bei der 
im 283. Mai Statt gefundenen Treibjagd auf 
Wildschweine im Staatswald des Reviers J ä⸗— 
zersburg Gagd der Hrn. Gebr. Krämer in 
St. Ingbert) eine Bache nebst 3 Frischlingen er⸗ 
egt wurde. Ein sehr starker Keuler, sowie 8 
veitere Frischlinge wurden noch bei diesem Jagen gesehen. 
— Stambach, 24. Mai. Heule Morgen 
brach in der verschlossenen Wohnung des Maurers 
Adam Betz, in welcher sich dessen beide Kinder 
im Alter von 3 und 5 Jahren befanden, Feuer 
aus. « In dem dichten Qualme, welcher von dem 
in Brand gerathenen Bette ausging, waren die 
ʒeiden unschuldigen Kinder erstickt, ehe die rasch 
jerbeigeeilte Löschmannschaft rettend eingreifen 
onnte. Dieselbe konnte nur die Leichen aus dem 
Wohnraume bringen und das Feuer auf seinen 
Hderd beschränken. Die Ursache des Brandes ist 
nicht bekannt. Der Jammer der Mutter, als sie 
)eimkam und das Geschehene vernahm, war herz⸗ 
erschütternd. Dieser traurige Vorfall ist wieder 
eine Warnung, kleine Kinder nicht ohne Aufsicht 
im Hause einzusperren. (Z3w. 3.) 
— Die Remonte-Ankaufskommission 
ieß sich in Pirmasens. sehr gut an. Von 20 
»orgeführten Pferden wurden 6 angekauft und 
ziemlich schöne Preise angelegt. In Landstuhl hat 
ie Kommission bei 52 vorgeführten Pferden blos 
1, in Homburg bei 44 gar keins und in Zwei— 
zrücken bei 75 nur 2 Pferde angekauft. 
— Kusel, 283. Mai. Die Viehpreise 
ind in Folge des jetzigen günstigen Standes der 
Futterpflanzen sehr hoch und werden voraussichtlich, 
venn die Heuernte sowie zweite und dritte Klee— 
chur günstig ausfallen, vor Herbst nicht sinken. 
— In der Strafkammersitzung des kgl. Land⸗ 
zerichts Kaiserslautern vom 23. de. wurde 
das Urtheil gegen den früheren Bürgermeister 
Philipp Jacob Bauer von Steinbach a. D. ver— 
ündet. Derselbe wurde des Betrugs in drei Fällen 
ür überführt erklärt und in eine Gesammtgefäng⸗ 
uißstrafe von drei Wochen verurtheilt. 
— Hohenecken, 28. Mai. Die am Oster⸗ 
onntage in den sämtlichen kath. Kirchen der Pfalz 
vorgenommene Collekte für Erweiterung des hiesigen 
dirchleins trug im Ganzen 2500 M. ein. In der 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 26. Mai. Es ist erfreu— 
ich zu sehen, wenn sich ein Verein, der sich die 
gzflege des Schönen und Angenehmen zur Aufgabe 
gestellt hat, fleißig weiter entwickelt, sowohl in Be— 
ug auf die Zahl der Mitglieder, wie in Bezug 
iuf diet Qualität und Manigfaltigkeit seiner Leistun— 
jsen. Und wenn es wahr ist, daß ein Verein nur 
dann gedeihen kann, wenn die Mitglieder, beson⸗ 
ders die aktiven, sich mit Eifer in den Dienst des 
Bereinsinteresses stellen, so ist der ‚Gemüthlich— 
eit“ ein günstiges Prognostikon zu stellen. In 
)erselben herrscht ein rühriges Vereinsleben, mit 
roßem Fleiße wird von allen Seiten gearbeitet. 
Dden Bemühungen des Dirigenten ist es gelungen, 
ieben dem Männerchor einen starken gemischten 
Thor in's Leben zu rufen. Damen und Herren 
zeigen durch ihre rege und vollzählige Theilnahme 
an den Proben einen lobenswerthen Eifer. Es 
zröffnen sich dadurch für die nächste Unterhaltung, 
die in kurzer Zeit stattfinden wird, die schönsten 
Aussichten, und dies noch um so mehr, da der 
Verein durch die letzten Aufnahmen einen Zuwachs 
don tüchtigen Kräften erhielt. Auch die Zahl der 
passiven Mitglieder ist durch den Zugang von solchen 
nus den besten und angesehensten Kreisen unserer 
Stadt stetig im Wachsen begriffen. Eine Neuerung, 
velche, wie der Schreiber dieses hört, der Dirigent 
zeabsichtigt, wird sicher nicht verfehlen, dem Vereine 
veitere neue Freunde zu gewinnen. Es soll näm— 
ich derselbe den Plan haben, im Vereine neben 
dem Gesange auch die Instrumentalmusik zu pflegen,