Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts-St. Ingbert. 
s St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unlerhaltungs- 
hlalt und Sonntags mit 8seitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet viertelijährlich 14 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 60 , einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 Z, bei Reclamen 30 44. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet 
—A 
Montag, 12. Juni 1882. 
17. Jahrg. 
zoliti in Berlin eingetroffen. Beide wurden von dem 
Politische Uebersicht Kaiser, dem Kronprinzen, dem Prinzen Wilhelm, 
dem Stadtkommandanten, der Generalität und dem 
Polizeipräsidenten empfangen. Auf dem Bahnhofe 
war eine Ehrencompagnie aufgestellt. 
Berlin, 11. Juni. Der Sohn des Prinzen 
Wilhelm erhielt in der heutigen Taufe die Namen 
Friedrich Wilhelm Victor August 
Irnst. 
der hiesige Turnverein zu dieser Festlichkeit ein— 
geladen. 
— (Pfälzisches Schwurgericht.) Bei der heute 
Montan) beginnenden Schwurgerichtssession des II. Quar⸗ 
als 1882 werden folgende Angeklagte abgeurtheilt werden: 
) Am 12. Juni, Morgens 8 Uhr: Adem Koch, 24. J. 
u., Dienstknecht von Dannstadt, wegen Raubversuchs. Ver⸗ 
reter der Staatsbehörde: Staatsanwalt Petri. Vertheidi— 
ger: Rechtsanwalt Gebhart. — 2) Am 12. Juni, Nach— 
nittags 3 Uhr: Valentin Barie, 29 J. a., Maurer von 
döringen, wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen mit 
Bewalt. Vertreter der Staats behörde: Staatsanwaält Wag⸗ 
ier. Vertheidiger: Rechtspraktikant Hessert. — 8) Am 13. 
Juni, Morgens 8 Uhr: Johann Adam Schäfer, 21 
. a., Schreiner und Glaser von Schwegenheim, wegen 
körperverletzung mit nachgefolgtem Tde. Vertreter der 
Staatsbehörde; Staatsanwalt Schneider. Vertheidiger: 
dechtsanwalt Gebhart. — 4) Am 13. Juni, Nachmitiags 
z Uhr: Sibilla Heß, 213. a. Dienstmaad von Nußdorf, 
vegen Kindsmords. Vertreter der Staatsbehörde: Staats- 
inwalt Wagner. Vertheidiger: Rechtspraktikant Löw. — 
) Am 14. Juni, Morgens 8 Uhr: Ludwig Harth, 50 
a. Ziegler von Glan⸗Münchweiler, wegen detrügerischen 
zankerotts und Meineids. Vertreter der Staatshehörde: 
:taatsanwalt Schneider. Vertheidiger: Rechtsanwalt Gink. 
- 6) Am 15. Juni, Morgens 8 Uhe: Johann Karl Frie⸗ 
rich Wuttke, 19 J. a, Handlunaskommis aus Berlin, 
vegen Raubmordversuchs und Diebstahls. Vertreter der 
Staatsbehörde, Staatsanwalt Petri. Vertheidiger: Rechts- 
xaktikant Lippe. — 7) Am 16. Juni, Morgens 8 Uhr: 
Johann Scherpif, 46 J. a., Tagner von der Ruhebank, 
Semeinde Lemberg, wegen Meineids. Veriteter der Staats⸗ 
ehörde: Staatsanwalt Schneider. Vertheidiger: Rechts— 
praktilant Gustav Lilier. — 8) Am 16. Juni, Nachmittags 
3 Uhr: Balentin Born, 20 J. a. Dienstknecht von Neu— 
Jäusel, zuletzt auf dem Bombacher Hofe, wegen Nothzucht⸗ 
detsuchs. Vertreter der Staatsbehörde: Staatbanwalt Schnei⸗ 
er. Vertheidiger: Rechtsanwait Gießen. — 9) Am 17. 
Juni, Morgens 8 Uhr: 1) Valentin Mäckler, 223. a., 
agner von Nußdorf, wegen Meineids und 2) Reinhard 
„ücds, 20 J. a, Ackerer von Nußdorf, wegen Anstiftung 
zierzu. Vertreter der Staatsbehörde: Staatsanwalt Peirn 
Bertheidiger des Mädler: Rechtspraktikant Trier, Verthei— 
iger des Fücks: Rechtsanwalt Schmidt. — 10 Am 19. 
Juni, Morgens 8 Uhr: l) Georg Weber, 26 J. a., 
Steinhauer, 2) PhilippFreudenberger, 22 3. a. 
Steinhauer, 8, Ludwig Jung, 24 J. aͤ. Dienstknecht, 
Heinrich Hupprich, 87 J. a., Acerer, alle von 
Iberhausen a. Appel, wegen Meineids. Vertreter der 
Staatsbehörde: Staattanwalt Wagner. Vertheidiger: ad1 
Kechtsanwalt Schuler; ad 2): Rechtspraktikant Löw; ad 8).: 
Rechtsanwalt Schmidt; ad 4): Rechtsanwalt Konig. 
— Die Absohutorialprüfungen an den 
Gymnasien beginnen dieses Jahr schon am 15. Juli— 
— Wie sehr Dünger ein gesuchter Artikel 
ist, beweist die dieser Tage in Lan dau stattgehabte 
Versteigerung der Latrinen der Militärgebäude, wofür 
der „K. Z.“ zufolge M. 1045 erlöst wurden, während 
der frühere Pächter für das Entleeren nur M40 
zabhlte 
München, 10. Juni. König Ludwig ver— 
ieh die Säcular Fahnenbänder zum Andenken an 
—V 
hegimenis; Säcular-Fahnenbänder für das hundert⸗ 
zhrige Bestehen des 4. 5., 6., 7., 8. und 15. 
zufanterie- Regiments. Ferner hat der König 
Standarten an sämmtliche Ulanen- und Chevaux— 
egers⸗Regimenter, dann Säcular-Standartenbänder 
ijr das 200jährige Bestehen des 1. und 2. Che— 
bautlegers-Kegiments, sowie für das 100jährige 
Bestehen des 3. 4. und 5. Chevauxlegers-Regi⸗ 
nents verliehen. 
Berlin, 10. Juni. Heute Nachmittag 2 Uhr 
and bei dem Reichskanzler Fürsten Bismarck ein 
Ninisterrath statt. 
Der Reichstag trat am Freitag in die dritte 
Lesung der Zolltarifnovelle. Es blieben fast sämmtliche 
Beschlüsse der zweiten Lesung (siehe N. 112 des 
„Anz.“) aufrechterhalten, sowohl diejenig enin Be— 
reff der Ermäßigung, wie die in Bezug auf Er— 
hung der Zölle. 
Im Reichstag wurde am Samstag zunächst 
ein Gesetzentwurf berathen, von dem dasselbe gilt, 
was man über die Frauen sagt: je weniger man 
von ihnen spricht, desto besser sind sie. Es wäre 
darum zu wünschen, daß das, nach der erstmaligen 
berathung einer 14er-Commission überwiesene Ge— 
th, betreffend die Fürsorge fuür die Wittwen und 
Weisen von Angehoͤrigen des Reichsheeres und der 
Narine, noch in dieser Session ferliggestellt werden 
ünnte. 
Berlin, 10. Juni. Die national liberale 
zaltion des Reichstags beschloß in ihrer gestrigen 
lbendsitzung einstimmig, gegen das Tabakmonopol 
u stimmen. Außerdem beschloß die Fraction, in 
yt Resolution Lingens (Centrum), die sich gegen 
ede Steuererhöhung ausspricht, den 2. Theil zu 
sreichen und die soicherweise modificitte Refolution 
alsdann anzunehmen, Die Streichung des zweiten 
heils der Resolution wird schon deshalb begut⸗ 
chiet, weil dieser den ersten Theil nur abschwächen 
vürde. Die Fraction ist der Ansicht, daß, nachdem 
m Feichstag das Monopol vorgelegt wurde, auf 
iese Vorlage nur rund die Antwort zu geben sei: 
er Tabak darf nicht weiter behnruhigt werden. 
Berlin, 10. Juni. Einzelne Machte haben 
ire Zustimmung zum Conferenzprojekt zurückge⸗ 
en, was fast als Bestätigung folgender Mit— 
elung des „B. Tybl. anzusehen ist. Danach 
soll in London verlauten, Deutschland, Oesterreich— 
Ungarn und Italien hätten folgendes Abkommen 
petroffen: 1) Eine Conferenz, ob in Konstantinopel 
cder anderwärts, sei ohn⸗ Mitwirkung des Sultans 
inllatthaft. 2) Wenn Derwisch Pascha im Ein— 
rtändnisse mit den egyptischen Notabeln den 
8 Khedive Tewfik Pascha absetzlt, dann wird 
der obigen Mächte gegen die Wahl desjenigen 
* estiren, welchen der Sultan als Nadfolger 
uns bezeichnet. 8) Schlägt Derwisch Pascha's 
en fehl und wird „bewaffnete Intervention“ 
uwendig, dürfen nur türkische Truppen inter— 
n M Sollte nach Gelingen der Mission Der— 
n Paschas der Sultan die Aofahrt der westmächt⸗ 
den Flotten aus Alexandrien verlangen, so würden 
diuen Mächte die ses Verlangen unterstützen. 
—* er König von Sachsen und der Herzog von 
an — des Königs von Italien) find am 
stag Mittag zur Taͤufe des jungen Prinzen 
Ausland. 
Paris, 10. Juni. In der Deputirtenkammer 
vurde bei der heutigen Berathung der Justizreform— 
Vorlage die Aufhebung der Ünabsetzbarkeit der 
Richter mit 300 gegen 204 Stimmen angenommen 
ind darauf, trotz des energischen Widerspruchs den 
Justizministers, das Princip der Wählbarkeit der 
tichter mit 284 gegen 212 Stimmen zum Gesetz 
rhoben. 
London, 11. Juni. Die Regierung ist nicht 
nehr gewillt, einen Thronwechsel in Kairo für jeßt 
uzulassen. Jeder darauf hinauslaufende „Erfolg“ 
Derwisch Pascha's würde hier als Mißerfolg er— 
lärt werden. Diese Wendung ist bedingt durch 
Nachrichten aus Alexandrien, welche bestimmt sagen, 
daß Arabi und Derwisch zunächst dahin übereinstimmen, 
die Nothweudigkit eines Thronwechsels zu schaffen. 
Zem soll vorgebeugt werden, äußersten Falles soll 
Tewfik's Beschützung durch türkische Truppen zuge— 
assen werden. 
Die scheinbare Ruhe in den Zuständen Irlands 
jat nicht lange gedauert. Am Donnerstag ist 
wieder, wie schon in vor. Nr. gemeldet, ein scheuß⸗ 
iicher agrarische Doppelmord begangen 
vorden, und am Freitag Abend wurden an vier 
erschiedenen Orten West⸗Irlands Mordversuche 
zegen Gutspächter unternommen. Vier Pächter 
iind erheblich verwundet; nur an einem Orie fand 
eine Verhaftung statt. 
Bei der Leichenfeier Garibaldis auf Caprera 
waren über 300 Vereine vertreten. Diejenigen 
Marsalas trugen den mit Kränzen überdeckten Sarg. 
Alfieri, namens des Senats, Farini, namens der 
dammer, Zanardelli, Ferrero unds Crispi hielten 
ehr beifällig aufgenommene Reden. Der Sarg 
vurde unter Kanonensalven der Schiffe, Washington⸗ 
ind „Carridi“ auf dem Friedhofe beigesetzt. 
(Griechische Rüftungen.) Nach der 
sationalzeitung ist man in Konstantinopel besorgt 
vegen der Rüstungen, die Griechenland trifft, auch 
nimmt man an, Griechenland stehe der sich vorbe⸗ 
reitenden Bewegung auf Kreta nicht fern. 
Kairo, 10. Juni. Es geht hier das Gerücht, 
daß Arabi Pascha sich den Anforderungen Derwijch 
Pascha's gefügt habe. Nach einer Habas-Meldung 
erllärte dagegen der Khedive Derwisch Pascha ge⸗ 
zJenüber, eine Versöhnung Arabi Paschas mit ihm 
ei unmöglich. In ähnlichem Sinne sprachen sich 
die Consuln gegen Derwisch aus. 
I 
Vermischtes. 
.Bloßeine Familicnangelegenheit. 
Aus Fürth, 6. Juni wird jetzt mitgetheilt: Die 
Mordaffaire in dem Bahnwärterhäuschen bei Neu— 
tadt a. A hat sich dahin aufgeklärt, daß die Bahn⸗ 
värterseheleute selbst sich mit Hammer und Beil 
hearbeitet haben. Die Frau iht tot der Mann 
chwer verletzt. 
In Angermünde hat der Schmied Schi⸗ 
nazek jein eigenes Haus mit Dynamit in die Lüfte 
zesprengt, nachdem er es vorher mit Benzin reichlich 
vbestrichen hat. Zwei Personen blieben sofort todt, 
wei weitere sind unterdessen gestorben, darunter auch 
der Besitzer. Auf dem Sterbebette erklärte derselbe, 
er habe das Haus eigentlich nur in Brand stecken 
wollen, um sich mit dem Versicherungsbetrage aus 
einen finanziellen Verlegenheiten zu helfen; von der 
ürchterlichen Wirkung des verwendeten Materials 
jabe er keine Ahnung gehabt. 
* Eine inte reisante pboftogrophisce, 
Lokale und vfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 12. Juni. Gestern Nach⸗ 
mittag hatte der Verein „Casino“ mit einer an⸗ 
sehnlichen Zahl seiner Mitglieder, sowie mit Fahne 
und Musik einen Ausflug nach dem benachbarten 
S„piesen gemacht, um sich daselbst an dem Stif⸗ 
zuungsfeste des Bergmann-Vereins zu 
ꝛetheiligen. — Nächsten Sonntag beabsichtigt der 
Turnverein eine Fahrt nach Burbach zu 
nachen. Der dortige Turnverein feiert nämlich an 
iesem Tage das Fest seiner Fahnenweihe, und ist