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suügherfer Anzeiger
vvt. Faberter Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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T , et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 A, einschließlich
0 Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen,
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 30 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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9.
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Donnerstag, 22. Juni 1882. —17. Jahrg.
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Politische Uebersicht.
meldet aus London: Nachdem die formellen Zu—⸗
jagen der Mächte auf die Einladung zur Conferenz
aunmehr eingegangen sind, tritt die Conferenz
norgen in Konstantinopel zusammen. Die dortigen
Vertreter der Mächte tauschen morgen zunächst ihr e
Vollmachten aus.
Petersburg, 20. Juni. Ein kaiserlicher
Befehl an den Senat normirt die im laufenden
Jahre für die Landarmee und die Marie auszu—
jehende Rekrutenzahl auf 212,000 Mann.
die hiesige Drumm'sche Stärkefabrik ganz be—
deutende Quantitäten Stärke nach Paris erportirt.
Ein großer Theil der Pariser Wäscherinen benützt
„Kaiserslauterer Stärke“'. Und demnächst werden
gar die Türken ihre bunten Kleider, den Turban
und das Kleid um ihre Hüften, verfertigt aus
Baumwollstoffen der Lampertsmühle“,
kragen. Die „Lampertsmühle ist die einzige deutsche
Fabrik, von welcher die Türkei mit den bezeichneten
Zleidungsstoffen, die bekanntlich in den verschieden⸗
sten Farben, hochroth, grün ꝛc. theils blank, theils
nit Gold durchwirkt getragen werden, versehen wird.
Wie wir hören, geht sehr bald der erste Export
nach Konstantinopel ab; es steht in Aussicht, daß
ich ein großartiges Exportgeschäft nach der Türkei
entwickelt.
— Speier, 20. Juni. Herr Bierbrauerei—
besitzer Sick hat jetzt seine Lokalitäten mit elektrischer
Beleuchtung eiugerichtet. Gestern Abend verbreiitete
zum erstenmale das elektrische Licht, das von 4
Kerzen ansströmt, seine überraschende. dem Tages-
licht fast gleichhommende Helle über den weiten
Raum des Kellers; auch in einem der Wirthszimmer
ist eine Kerze angebracht und zeigt diese jetzt all⸗
abendlich den bedeutenden Unterschied des elektrischen
und des Gas—-Lichtes.
— Oppaun, 16. Juni. Durch richterlichen
Spruch wurde heute ein Prozeß vorläufig beendigt,
der nicht weniger als 19 Jahre anhängig war.
Besagten Prozeß führte die Gemeinde Oppau gegen
den großh. bad. Fiskus wegen Eigenthumsbeschränk-
uing. Das Objekt war eine Alluvion auf der früheren
ayerischen, seit 1862 unter badischer Hohheit stehen⸗
den Rheininsel. Die Gemeinde Oppau hatte diese
Alluvison noch zur Zeit der bayerschen Hertschaft als
Almend unter die Bürger vertheilt. Der badische
Fiskus machte jedoch, nachdem die Rheininsel badisch
eworden war, auf den größten Theil der Alluvion
Figenthum-Anspruch. Nach dem heutigen Urtheil
des großh. Landgerichts Mannheim wurde der Fis⸗
kus mit seinen Ansprüchen abgewiesen und in sämmt⸗
iche Kosten verfällt. Bei der langen Zeit, während
velcher der Prozeß schwebt, ist es nicht zu verwundern,
venn die Gemeinde schon den fünften Rechtsanwalt
hat. Drei sind darüber gestorben und einer ist bis
Jum Justizminister avanciert. Von den ursprüng⸗
lich vernommenen Zeugen und den ersten Experten
iind auch nur wenig am Leben. (Frith. Tgbl.)
— In dem Personenzuge zwischen Franken⸗
thal und Bobenheim gerieih am 19. Juni
ein Personenwagen 8. Klasse in Brand. Durch
die Umsicht des Zugpersonals wurde weiteres Un—
zlück verhütet, indem der Zug noch vor der Station
Bobenheim zum Stehen gebracht und der brennende
Wagen ausgestoßen wurde. Die in demselben be—
indlichen Passagiere kamen mit dem bloßen
Schrecken davon.
—. Aus der Pfalz wurde in die Kommission
zur Abhaltung des diesjährigen Hauptexamens aus
den philologisch-historischen Fächern Herr Studien⸗
cektor und Professor Dr. Autenrieth in Zwei⸗—
brücken berufen.
— Durch die neuesten allerhöchsten Verfüg⸗
ungen bezüglich des Personals und der Dienstver⸗
jältnisse der kgl. bayerischen Verkehrsanstalten
st eine in letzterer Zeit oft besprochene Frage, die
Ztellung der Amtsgehilfen, definitiv geregelt.
Die Amtsgehilfen werden fortan den Titel „Eisen⸗
»ahn⸗Adjunkt, Post-Adjunkt, Telegraphen⸗Ad⸗
unkt, Kanal⸗Adjunkt, Dampfschifffahrts⸗Adjunkt“
e nach ihrer Verwendung in der einen oder der
—
Deutsches Reich.
München, 20. Juni. Bezüglich der in den
isten Monaten dieses Jahres vollzogenen neuen
jatirungen der Einkommen-, Capitalrenten⸗ und
zewerbesteuer vernehmen wir, daß das Ergebniß
m ganzen ein in finanzieller Beziehung für die
taatskasse sehr günstiges ist. Die Steuererträg⸗
üsse stellen sich nach den neuen Fatirungen weseni—
ich höher, als es in den Vorjahren der Fill war
ind dürfte es außer Zweifel stehen, daß die im
zinanzgesetz für die dermalige Finanzperiode einge—
jellten höheren Steuerbeträge, wenn nicht über—
roffen, so doch jedenfalls erreicht werden.
Berlin, 20. Juni. Der heutige „Reichs⸗
tzeiger schreibt: „Se. Maj. der Könisg interessirt
ch lebhaft für die Rorarbeiten, welche nöthig sein
verden, um im Wege der Gesetzgebung den Druck
er Steuern zu mindern. Zu diesem Behuf muß
atürlich vor allen Dingen das Maß des Drucks
nd die Bedürfnißfrage festgestellt werden. Um
ät diese Klarstellung und die eventuelle Abhilfe
urch Gesetzvorlagen neues und authentisches Ma—
rrial zu beschaffen, hat der König durch einen an
as Staatsministerium gerichteten Erlaß angeordnet,
aß ihm von jetzt ab in jedem Monat eine Ueber⸗
icht der Zahl und Vertheilung der Zwangsvoll⸗
—BV
jebiete der Staafssteuern, der kommunalen Zu⸗
nläge zu denselben und der Beitreibung des Schul⸗
des Statt gefunden haben.“
Berlin, 20. Juni. Die aus Kiel resp.
Danzig gegebene Nachricht über eine gegen
u Obersteuermann Meiling schwebende Unter—
ichung wegen Landesverrathes ist richtig. (Der⸗
lbe hat von der kaiserlich deutschen Admiralität
ittenstücke entwendet und an die russische Regierung
erkauft, wie in Nr. 118 des „Anz.“ kurz gemeldet.)
lah den bisher bekannten Resultaten der Unter-
ichung hat jedoch die Größe des Verraihs nach
iner Richtung hin die Bedeutung, welche dem⸗
iben zuerst beigemẽssen wurde.
Entschädigung unschuldig Verur⸗
seilter.) Wie die K. Zig hort. wird der
intrag der Fortschrittspartei (Abg. Dr. Philipps)
her die Entschädigung unschuldig Verurtheiitert
xgenstand weiterer Erörterungeninnerhalb der
jegierung werden und vielleicht zu erwünschten Er⸗
igen führen.
Fürst Bismarck reiste am Dienstag von
jerlin nach Varzin ab.
die Vertretung Deutschlands auf der Bot⸗
aterkonferenz zu Konstantinopel wird zunächst
dem kaiserlichen Botschaftsrath von Hirschfeld
auhrt werden. Der Dohen des diplomatifchen
horps in Konstantinopel ist in Abwesenheit des
Nrafen Hatzfeldt der italienische Botschafter Graf
ti. Üebrigens sieht die Ernennung Radowitz's
im Votschafter in Konstantinopel unmittelbar be—
r dermuthlich wird Hatzfeldt endlich zum Staats⸗
tetär im auswärtigen Amt ernannt werden.
Ausland.
Wien, 21. Juni. Nach Meldung der „N.
nt wäre eine zustimmende Antwort der
ur Conferenz nicht erfolgt, angesichts der
hen Weigerung der Pforie sei seitens der
udte die Conferen vertagt. Man erwartet neue
vichlage durch die Westmächte.
baris, 21. Juni. Die „Agence Habas“
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 22. Juni. Dem heutigen
Blatte liegt die von allen Parteien des Reichstags
us hochbedeutsam anerkannte Rede des Herrn
p. Bennigsen bei, die derselbe zum Tabak—
monopol in der Reichstagssitzung vom 15. Juni
gehalten hat.
*St. Ingbert, 22. Juni. GBlutver—
ziftung.) Heute Morgen verstarb plötzlich dahier
die Frau eines Schmelzarbeiters an Bluivergiftung.
Dieselbe hatte an ihrem Munde einen Ausschlag
und stach vor einigen Tagen mit einer Stecknadel
daran herum. In Folge dessen verschlimmerte sich
die Wunde; statt aber Hilfe beim Arzt zu suchen,
aahm sie ihre Zuflucht zu einem alten Weibe, um
ich durch Sympathiemittel (sogen. „Brauchen“)
jelfen zu lassen. Erst als es zu spät war, wurde
»er Arzt zu Rathe gezogen. So enthält dieser
raurige Fall eine doppelte ernste Warnung.
*St. Ingbert, 22. Juni. Die gestrige
Theatervorstellung, die erste im Abonnement,
sing vor gut besetztem Hause ziemlich glatt von
tatten. Das Brachvogel'sche Drama „Narziß',
as zur Aufführung gelangte, hat für kleine Buͤhnen
große Schwierigkeiten, die ganz zu bewältigen, für
„ieselben unmöglich sein dürfte. Um so mehr An
rkennung verdient darum der, wie schon gesagt,
iemlich glatte Verlauf der gestrigen Vorstellung.
S„ämmtliche Mitglieder der Gesellschaft bemühten
ich, ihren Rollen möglichst gerecht zu werden, be⸗
onders gelang dieses Hrn. Heinritz als „Narziß.“
Der Erfolg zeigte, daß sie auch auf dem ernften
Hebiete des Dramas recht Gutes zu leisten vermögen.
*St. Ingbert, 22. Juni. Der gestrige
Tag brachte uns den Kalender-Sommer und, wie
S scheint, endlich auch einmal sommerliche Witterung.
Noth thut uns diese schon.
r. Ensheim, 21. Juni. Die Kollekte
ür das Denkmal der bei Woöorth gefallenen
ayer. Krieger hat in der hiesigen Bürgermeisterei
MNark 26,80 ergeben. — Die kalte Witerung hat
uuch auf den Fluren von Ensheim und Eschringen
Schaden, namentlich bei den Bohnen und Kartofseln
ingerichtet. Der Weizen, so schön er im Halm
teht, ist durchgängig rostig. Auch das Futter und
war vorab der Klee, der zum Dürren bereits ge—
näht ist, leidet durch die unbeständige nasse Wit—
erung Noth.
— Zweibrücken, 19. Juni. (Schwurge⸗
icht.) Verhandlung gegen 1) Georg Weber, 26
Jahre alt, Steinhauer, 2) Philipp Freudenberger,
22 Jahre alt, Steinhauer, 3) Ludwig Jung, 24
Jahre alt, Dienstknecht und 4) Heinrich Hupprich
37 Jahre alt, Ackerer, alle in Oberhausen a. A
vohnhaft, wegen Verbrechens des Meineids. Sämmt⸗
liche Angeklagten wurden freigesprochen.
Die „Kaiserslauterer Ztg.“ schreibt: Zu
)en bereits seit längerer Zeit im Gange befindlichen
Exportgeschäften treten wieder neue hinzu. Im
rößeren Publikum ist es z. B. nicht bekannt, daß