Full text: St. Ingberter Anzeiger

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zyrt gab er seine Einwilligung zur Ver— 
ib ehe —* mit dem sonsti —58— und 
in Menschen, damit derselbe „nicht wieder 
Swreiche mache.“ 
iche gzurin n. Der Agent August Max Bader, 
sa Februar d. J. in einem Güterschuppen der 
— Eisenbahn eine in Höhe von 
w tdeklarirte, mit Hodbelspänen u. s. w. 
n Kiste aufgegeben und durch ein in der 
ggefüllte 
angebrachtes Uhrwerk eine Explosion und da— 
— verursacht hatte, wurde vom 
Hurgericht des Landgerichts Berlin 1, da er 
Wochen Gefängniß wegen Unterschlagung 
—7 hat, zu 9 Jahren und einer Woche 
V 11,300 Mtk. Geldbuße, eventuell noch 
Angiger Zuchthausstrafe, und zehnjährigem 
renverlust veruriheilt. 
Eist⸗GClub.) Der unter dem Namen 
isb Olubh in's Leben gerufene Verein für national⸗ 
guhschaftliche Propaganda in Berlin hat beschlossen, 
n ieihumüch bearbeitete Ausgabe der Werke 
nt F List's zu veranstalten, welche ein Bildniß, 
9 Febensbeschreibung und eine ausführliche Dar— 
9 iung und kritische Würdigung der Ideen unseres 
smdien deutschen Nationalökonomen enthalten soll. 
ahlef Unter den vielen jetzt bestehenden Vereinen 
aner der verzweigtesten der deutscche Verein 
im Schutze der Vogelwelt. Die Noth- 
endigkeit, der Verminderung der Singvögel und 
det nützlicher Vogelarten entgegenzutreten, ist 
als allseitig, namentlich von Land- und Forst— 
hen, anerkannt, und daher gewinnt das Be— 
ben dieses Vereins, die Vermehrung der nütz⸗ 
hen Vögel auf jede Weise zu heben, täglich neue 
hönger. Sein Vereinsorgan, die „Monaisschrift“, 
— 
int unter den ornitholog. Zeitschriften der Neu— 
einen hervorragenden Platz ein und liefert 
liche, von den hervorragendsten Künstlern her— 
fellte Abbildungen, denen sich die Bilder keiner 
Zern ornithol. Zeitschrist Deutschlands zur Seite 
len köͤnnen. — Die Mitgliederzahl beträögt be— 
its nahe an 1200 und gehören die höchsten Per— 
nlichkeiten; wie der Kronprinz des deutschen 
aiches, der reg. Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV., 
sronprinz Rudolph von Oesterreich u. a. hohe Per⸗ 
mlichkeiten dem Vereine an. Wer ein Herz für 
ie Vogelwelt hat, vom Fürsten an bis zum ge— 
ingsten Unterthanen herab, ist als Mitglied will⸗ 
mmen. Der Verein zählt Mitglieder in allen 
aaten Deutschlands, in Oesterreich, Belgien, 
olland, England, Italien, Spanien, Schweiz. 
anemark, Schweden u. s. w., ja sogar eine große 
mzahl unter den Deutschen in Amerika. Den neu 
iutretenden Mitgliedern werden die im laufenden 
Jahte erschienenen Nummern der Monaässchrift 
achgeliefert und beträgt der Jahresbeitrag blos 5 
Nark. Beitritts-Erklärungen erfolgen an den der— 
atigen 1. Vorsitzenden des Vereins Pfarrer W. 
hienemann in Zangenberg bei Zeitz, welcher auf 
unsch auch Probe-⸗Nrnu. der Monatsschrift gratis 
d franco übersendet. 
fWien, 30 Juni. Im Laboratorium eines 
tzengers technischer Spielereien, (sogenonnte ben⸗ 
lische Zündhölzchen mit Leuchtkugeln) Namens 
bis Jaksch, Obere Donaustraße 81 waren gestern 
xmittag 6 Arbeiterinnen mit Eintauchen von 
ündhölzchen beschäftigt, um sie bengalisch zu 
ichen. Mit der Ueberwachung der Arbeiten war 
r Chemiker August Lonsky betraut, der beim 
ingtheaterbrand seine Cousine verloren und sich 
ihst durch einen Sprung vom Balkon gerettet 
te. Plötzlich explodirte nun eine mit Zünd—⸗ 
chen gefuͤllte Kiste, worauf sofort das ganze 
„boratorium, welches in einem Zimmer im 2. 
od sich befand, in Rauch und Feuer eingehüllt 
c. Lonsky und drei Arbeiterinnen entflohen 
ich die Thür. Letztere erlititen dabei schwere 
vandwunden, die lebensgefährlich sind, Lonsky 
htere Brandwunden. Die übrigen drei Arbeite- 
en konnten nicht mehr zur Thür und stürzten 
durch's Fenster in den gepflasterten Hofraum 
iub, wo sie mit zerschmetterten Gliedern besin⸗ 
vKolos liegen blieben. Alle erlitten außer schweren 
andwunden komplizirte Beinbrüche. Das Feuer 
7 bald unterdrüdt. Von den verungluͤckten 
3* ist am Tage nach der Katastrophe um 
“e Fanny Gebhardt an den Folgen der er—⸗ 
n grählichen Brandwunden gestorben. Das 
* Madchen war bis kurz vor dem Eintritte des 
es bei dollster Besinnung. Von den übrigen 
Aunglückten ist bis Freitag Niemand gestorben, 
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och ist der Zustand der sechzehnjährigen Ottilie 
Sillich ein derart gefährlicher, daß man stündlich 
hr Ableben erwarten muß. Die Genannte hat 
inter allen ihren Kameradinnen die schwersten 
Zrandwunden erlitten. Das Gesicht, die unteren 
Extremitäten, die Brust- und die Rückenfläche glei— 
hen einer einzigen Brandwunde, und reichen die 
verletzungen an manchen Stellen bis auf die Kno⸗ 
hentheile. Auch Ottilie ist vollständig bei Ve— 
vußtsein und erträgt ihre schrecklichen Schmerzen 
mit staunenswerther Geduld. 
Gie Geburtstags-Ueberraschung.) 
Fine Aufmerksamkeit von etwas absonderlicher Art, 
velche aber eben deßhalb eine um so nachhaltigere 
Virkung erzielte, ist jüngster Tage einem Wiener 
dausherrn von echtem Schrot und Korn zu Theil 
Jeworden. Um seinen Geburtstag nach alter Sitte 
u feiern, hatte der gemüthliche Mann am Abend 
»orher Reben⸗ und Gerstensaft in reichem Maße 
ür seine Freunde und Familienhäupter der im 
dhause wohnhaften Parteien fließen lassen. Unter 
en Mitgliedern dieser Tafelrunde befand sich auch 
in kleiner Geschäftsmann, welcher mit dem Mieth— 
ins bereits seit langerer Zeit im Rückstande, und 
zarum über die trotz dieses Zahlungssäumnisses er⸗ 
olgte Einladung des Hausbesitzers doppelt erfreut 
var. Von einem Wonnegefühl beseelt, trank er 
deß halb nicht nur die zahlreichen „Gesundheiten“, 
zie dem Geburtstagskind ausgebracht wurden, mit 
ben so virl Eifer als Gewissenhaftigkeit mit, sondern 
ab auch noch beim Scheiden seinem Dank in leb— 
jaftester Weise Ausdruck. „Hausherr! Dös vergeß' 
ch Ihnen mein' Lebtag' nöt“ rief der etwas an⸗ 
Jeheiterte Miethsmann fast gerührt aus — „morgen 
oll'ns a von mir a Ueberraschung krieg'n die sich 
'waschen hat.“ Der Hausbesitzer, welcher annehmen 
nußte, die angekündigte Ueberraschung werde in der 
endlichen Begleichung des Zinsrückstandes bestehen, 
eplizierte gutmüthig: „Na, es soll mich freuen, 
iber deßwegen brauchen's sich nicht weh' z'thun!“ 
vorauf der Andere beruhigend meinte: Fürchten's 
»ös nöt, Herr Hausherr! J sag' Ihner jetzt nir 
veiter, aber spitzen werden's morgen!“ Die dank— 
zare Partei hielt auch redlich Wort, und der Haus— 
serr bekam in der That hinreichenden Anlaß zum 
S„pitzen.“ Gleich am Morgen des nüchsten Tages 
ürzte nämlich der Hausbesorger in das Zimmer 
eines Gebieters, um zu melden, daß der betreffende 
Niethsmann zu nachtschlafender Zeit unbemerkt 
ammt Familie und Mobiliar derschwunden sei. 
Jerblüfft über die sonderbare Natur der ihm am 
orangegangenen Abend angekündigten Ueberraschung, 
ilte der Hausbesitzer nach der Parterre-Wohnung 
des Verschwundenen, deren offen stehende Fenster 
)»en Weg verriethen, auf welchem der „holländische“ 
Abschied bewerkstelligt worden wat. Auf dem Fuß— 
roden lag ein Bogen Papier, welcher in keilschrift⸗ 
artigen Lettern enthielt: „Sö san a so a guter 
Mensch, daß i Ihnen zum Geburtstag a Ueber— 
raschung machen mußt. J konnt aber nichts Besser's 
hun, als auszieg'n, damit's d'Wohnung wem geb'n 
önnen, der's zahlt. Von mir hätten's eh' nie was 
riegt!“ — Trotz seines anfänglichen Aerges mußte 
ich der Hausbesitzer schließlich doch zugestehen, daß 
zie ihm von seinem Schuldner bereitete Geburtstags- 
leberraschung zum mildesten herzlicher gemeint sei, 
ils so manche andere, die ihm zu Theil geworden 
varen. .... Diese dem Wiener Tagblatt ent⸗ 
iommene Geschichte lehrt, daß in der Kaiserstadt an 
der Donau auch gerückt wird, daß das Rücken dort 
iber, der Eigenart des Wieners entsprechend, weit 
Jemüthlicher und humorvoller bewirkt wird, als bei 
uins. 
FBudapest, 3. Juli. Prinz Victor Na—⸗ 
»oleon weilt behufs wissenschaftlicher Studien in 
Budapest. Es verlautet, daß in den nächsten Tagen 
uuch Mac Mahon hierher kommen wird. 
(Scharfe Selbstkontrolhe.) Wie weit 
nan es in gewissenhafter Selbstbeobachtung oder 
ielleicht auch in strenger Ausführung eines ärztlichen 
Zefehles treiben kann, illustrirt ein heiteres Geschicht⸗ 
hen, welches der „Gil Blas“ von dem Grafen 
8. .. einem der gewichtigsten d. h. schwersten 
Mitglieder des Pariser Jokey-Klubs erzahlt. Wenn 
vir demselben Glauben schenken dürfen, nimmt der 
herr Graf alle seine Mahlzeiten auf einer Waage 
itzend ein. Nachdem er gehörig tarirt ist, legt ein 
Diener eine bestimmte Anzahl Gewicht auf, und der 
herr Graf ißt so lange fort, bis die beiden Waag⸗ 
chalen im Gleichgewichte stehen; in dem Momente, 
vo dieses Ziel erreicht ist, legt et Gabel und Messer 
zei Seite, und das Mahl ist beendet. 
F Ein verstockter Sünder. Aus Rom 
wird geschriebtn: „Fin oft abgestrafter Verbrecher 
erschien in den letzten Tagen wieder einmal vor 
dem Assisenhofe dieser Stadt. Der Maunn ward 
einstimmig schuldig gesprochen, und der Präsident 
—R 
zum Tode verutheilt!“ Zum Erstaunen aber jedoch 
uckte der Verurtheilte spöttisch die Achseln und rief: 
„Alter Spaß, ist mir schon dreimal passiert, wird 
uber nie was daraus.“ 
London, 30. Juni. An der Küste von 
Northumberland hat sich gestern ein schweres Un— 
lück ereignet. Der auf einer Vergnüguugsfaährt 
»egriffene und mit etwa 100 Passagieren besetzte 
Dampfer „Alice“ stieß auf einen Felsen, wodurch 
eine große Panik entstand. Das Rettungsboot war 
rasch besetzt, aber ein Unberufener schnitt zu früh 
den Strick durch, wodurch eine Anzahl Personen 
ins Wasser fiel, von denen vierzehn ertranken, 
während die Uebrigen durch Fischerboote gerettet 
wurden. Das Schiff ging später an dem Felsen 
unter. 
F Die Auswanderung nach Amerika, 
welche in den letzten Jahren und heute noch so 
eꝛnorme Zahlen aufweist, beginnt jetzt auch schon 
dort nachtheilige Folgen auf Industrie und die 
Arbeiter-Verhältnisse auszuüben. In dem Vriefe 
eines im vorigen Jahre ausgewanderten Deutschen 
in Milwaukee lesen wir Folgendes: Die Arbeits— 
kräfte sind sehr übersetzt und in Folge dessen hält 
es oft Wochen lang schwer, nur Arbeit zu bekom— 
men. Die sogenannten grünen Deutschen suchen 
im jeden niederen Preis Arbeit zu bekommeun und 
verden auch von den Fabrikanten ausgebeutet. Es 
wird hoher Lohn versprochen und beim Zahltage 
verden Abzüge gemacht, und sind die Löhne so 
jeruntergedrückt, daß bei der jetzigen Theuerung der 
Lebensmittel, Wohnungen und Kleider die Leute 
die bittersten Entbehrungen ausstehen müssen. In 
dielen Fabriken ist Strike ausgebrochen, da die Ein— 
heimischen oder länger Angesiedelten um diese niederen 
Löhne nicht arbeiten wollen oder können. Es 
ollte daher Jedermann genau überlegen, bevor er 
eine Heimath und sein, wenn auch noch so kleines 
erspartes Vermögen auf das Spiel setzt, um im 
remden Lande ohne Sprachkenntnisse sein Glück zu 
dersuchen, welches zu erringen kein leichter Kampf 
ist. GPf. J.) 
Ein Eisenbahnzug von Longbranch nach 
Newyork entgleiste auf einer Brücke über einen 
Strom. Vier Waggons stürzten in das 4 Fuß 
iefe Wasser, in Folge dessen vier Personen auf 
der Stelle getötet und eine beträchtriche Anzahi 
anderer verletzt wurden, einige darunter lebensge⸗ 
ährlich. Unter den Passagieren befand sich auch 
Heneral Grant, der aber unverletzt aus dem im 
Wasser liegenden Waggon gezogen wurde. Die 
Reisenden waren größtentheils Rewyorker Geschäfts— 
leute, die den Sommer in Longbranch zubringen. 
F Entdeckung von Petroleum in Süd— 
amerika. Nach einer Mittheilung des Verein. 
Staaten Konsuls zu Buenos Aires sind im oberen 
Theile der argentinischen Republik bedeutende und 
reiche Petroleumquellen entdeckt worden, deren Aus— 
beutung jedoch in Folge der dortigen mangelhaften 
dommunikation mit großen Schwierigkeiten verbun— 
den ist. In der Provinz Jujuy soll ein Petroleum 
enthaltender See entdeckt worden sein, der ein Areal 
von 88 Acres; bedeckt und dessen Tiefe noch nicht 
ergründet werden konnte. Die Qualität des gefun— 
denen Petroleums wird als eine vorzügliche ge— 
ichildert 
FGas Eldorado der Frauen. Bei 
den Zuni⸗-Indianern, von denen kürzlich eine An— 
ahl die größeren Städe im Osten der Vereinigten 
Ztaaten besuchte, herrschen ganz eigenthümliche Suͤten 
n Bezug auf die Verhältnisse verheitatheter Personen. 
—A 
tatt den Männern, und ein Mann, der heiratet, 
zraucht nicht erst einen Hausstand einzurichten. Aber 
indererseits kann ein Mann, der heirathet, in dem 
Hause seiner Gattin nur so lange bleiben, als er 
ich gut betrüugt; denn das Weib hat immer das 
Recht, einem ihr unangenehmen Gatten die Thür 
zu weisen. Diese Einrichtung führt frühzeitige Ehen 
Jjerbei, sichert jeder Frau ein Heim, so'daß sie nicht 
aötig hat, ein solches erst durch die Ehe zu gewinnen, 
und hält die Gatten in Ordnung, die, wenn sie 
das Mißfallen ihrer Ehehälften erregen, ihre Tage 
bei jeder Witterung im Freien zubringen müssen. 
— Wie froh ist das starke Geschlecht in Europa,