Full text: St. Ingberter Anzeiger

ꝓi. Justhertet Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
r ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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M 136. 
VPolitische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
der bayerische Gesandte in Berlin Graf 
aachenfeld hat sich am Sonntag von Berlin aus 
m Reichskan zler nach Varzin begeben. 
von der in Berlin vor einiger Zeit statt⸗ 
zabten Versammlung der Vertreter der Knapp⸗ 
aftsbereine, welche über die dem Reichstage vor⸗ 
venden sozialpolitischen Ent würfe beriethen, wurde 
Kommission niedergesetzt mit dem Auftrage, 
Sinne der gefaßten Beschlüsse für die Erhal⸗ 
ag der Knappschaftsvereine bezw. für die mit 
enselben auf Grund des zu erwartenden Gesetzes 
utzunehmenden Reformen thätig zu sein. Die 
herhandlungen der Berliner Versammlung werden 
en einzelnen Knappschaftsvorständen zugänglich 
macht werden. Das Komite hat beschlossen, be— 
zglichh der Regelung des Krankenkassen⸗Versicher⸗ 
ingewesens eine besondere Denkschrift zur Vorlage 
m die Reichsregierung und an den Reichstag fesi⸗ 
ielen. Zur Beschaffung des Materials für diese 
enschrift wird den einzelnen Knappschaftsvereinen 
ir die nächste Zeit ein besonderer Fragebogen zur 
zheantwortung zugehen. Das Komits beabsichtigt, 
die Mitte des Oktober eine neue Versammlung 
t Vertreter der Knappschaftsvereine einzuberufen. 
Freiburg i. B., 11. Juli. Im hiesigen 
th. Palais wurde heute Vormittag dem Erz- 
ishof von Freiburg und Metropoliten der ober⸗ 
feinischen Kirchenprobinz, Dr. Orbin, von dem 
anhh den Großherzog beauftragten Ministerpräsi⸗ 
enten Dr. Nokk der Huldigungseid in der durch 
derträge über Errichtung der oberrheinischen 
rchenprobinz bestimmten feierlichen Form abge⸗ 
Anmen 
Ausland. 
lach einer Meldung des „Frkf. Journ.“ wird 
mher Wilhelm in Gastein, wo er am 18. 88. 
gtift, einen dreiwöchentlichen Aufenthalt nehmen, 
idan 8. oder 9. Auͤgust nach Salzburgumb 
ve zum Besuche des österreichischen Hofes nach 
dl begeben. 
,‚Faris, 12. Juli. In den Kreisen der 
tertfen Linken herrscht ungeheuere Erbitterung 
en England, die auch in anderen Kreisen um 
u greifen beginnt. 
Florenz, I1. Juli. Es werden hier große 
dereitungen für den Besuch des österreichischen 
erpaares getroffen. Der Eesuch ist für anfangs 
ember angesagt. 
das Mißirauen Englands gegen Frankreich 
urt sich sowohl wegen dessen übermäßiger mari 
üstungen, als wegen der Vermuthung, daß 
den den französischen Vertrelern und Arabi 
rcheime Fäden laufen. 
ondon, 12, Juu Offizielle Meldung aus 
Hafen von Alexandrien: Alle auf's Meer 
den Forts sind zum Schweigen gebracht. 
March“ und „Penelope“ bomdardirten die Forts 
nneren Hafens. „Reuters Bureau“ meldet: 
Narinede iachement vom „Invincible“ landete 
zernagelte die Kanonen des Forts Mex. Ver—⸗ 
zauf britischer Seite 10 Verwundete Verlufi 
—2 unbekannt, aber als bedeutend geschäßi. 
bondon, 12. Juli. Aus Alexandrien 
nt der Draht von heute Morgen 5 Uhr: In⸗ 
ie hat schwer im Kampfe gelitten, hat sich aber 
ehalten. An Bord bes Kanonenbootes Eon— 
hicen Lord Beresford befehligt, erfolgle eine 
ion. Dasselbe zeichnete sih im daleichen 
Donnerstag, 13. Juli 1882. 
17. Jahrg. 
stampfe gegen Fort Marabout vortheilhaft aus, 
dem gegenüber es erst allein engagirt war. Dann 
rachten andere Schiffe Hilfe. Der Superb hat 
wei Locher, der Invincible sechs, der Monarch ist 
anversehrt, weil er mit vollem Dampfe fahrend, 
das Gefecht führte. Das egyptische Feuern war 
cchlecht bedient. Kein englisches Schiff hat Löcher 
uinter der Wasserlinie. 
Aus Irland. Ein scheußlicher Mordanfal 
wird aus Ennis, Grafschaft Clara, berichtet 
Ein Pächter, Namens Doloughty, wurde am hellen 
Tage, Nachmittags, niedergeschossen. Seine Ver— 
vundungen sind sehr gefährlich; er hat beide Augen 
ꝛingebüßt. Die sofort zu Hülfe gerufene Polizei 
'and den Unglücklichen auf der Straße in einer 
Blutlache liegen. In Folge der Aussagen de— 
LBerwundeten wurde ein Mann, Namens Francis 
Hynes verhaftet, der früher Inhaber der Farm 
gewesen, deren Pächter Doloughty jetzt ist. — Ein 
von 10,000 Arbeitern besuchtes Meeting wurde in 
Tulsh, Grafschaft Roscamenon, abgehalten. Alle 
Anwesenden verpflichteten sich, auf keiner Farm 
Arbeit zu nehstien, deren früherer Pächter ermittir 
worden ist. Mehrere anwesende Pächter erklärten 
sich bereit, Forderungen der Arbeiter zu bewil 
ligen. 
Genau einen Monat nach Ausbruch der Massacres 
in Alexandrien (11. Juni) hat am Dienstag 
Morgen die Beschießung der Stadt durch die eng⸗ 
ische Panzerflotte begonnen. Thatsächlich werden 
die Engländer jetzt wohl die Herrn der Stadt sein 
Was jedoch noch folgen wird, ist vorerst nicht ab— 
usehen, zumal auch zwischen England und grank⸗ 
reich ein Conflict auszubrechen droht. Die Pfortt 
erhob einstweilen bei den Machten gegen das Vor— 
zehen Englands Protest. 
Alexandrien, 12. Juli. Der Gesammt— 
herlust der Engländer beträgt 5 Todte und 27 
Verwundete. Hätten die Egypter Sprenggeschosse 
statt Vollkugeln gehabt, so wäre der Verlust viel 
dedeutender. Der Verlust der Egypter ist groß, 
iber ziffernmäßig nicht bekannt, auch, was in der 
Stadt vorgeht, nicht zu erfahren. VDer Palast des 
Khedive hinter Pharos ist großentheils zertrümmert. 
Die egyptischen Kanoniere haben sich gut gehalten. 
Die egyptischen Offiziere sprangen auf die Brü— 
stungen der Schanzen, um das Feuer besser diri— 
giren zu können, trotzdem verfehlten die meisten Schüsse 
das Ziel. 
Alexandrien, 12. Juli. Ein Dampfer, 
welcher die weiße Fahne aufgehißt hat, steuert so⸗ 
eben auf die Flotte zu. Ueher Alexandria weht 
die Friedensfahne. 
— Zweibrücken, 12. Juli. Heute beginnen 
an Gymnasium und Realschule die schriftlichen Ab— 
solutorialprüfungen. — Hru. Rektoriatsverweser 
eurenburger, kgl. Lehrer an der Realschule 
dahier, ist die Rektoriatsfunktion auf die Dauer eines 
Jahres (während der Quieszenz des tigl. Rektors 
hrn. Hofer) übertragen worden. (Zw. Ztg.) 
— Waldmohr, 9. Juli. Heute Vormittag 
nachte sich das 7a jährige Knäbchen des Schlosser 
neisters Post h dahier, während die Mutter im 
Barten Suppengrünes holte, am Ofen zu schaffen 
und stand, als die Mutter wieder zurückkehrie, in 
Flammen. Unter gräßlichen Schmerzen gab das 
arme Geschöpf nach wenigen Stunden den Geist auf. 
— Auf der am Donnerstag Statt gehabten 
Waldmohrer Jagd wurden vier Sauen erlegt. 
— Das lgl. Amisgericht Waldfischbach 
hat dem „P. A.“ zufolge den 14jährigen Volks— 
schüler R., dem ein Strafjahr diktirt war, wegen 
Beleidigung seines Lehrers J. von da zu einer 14- 
tägigen Haftstrafe verurtheilt. 
— Landau, 11. Juli. In unserer Garni⸗ 
sonsbäckerei ist seit kurzem Maschinenbetrieb einge⸗ 
führt. Durch Aufstellung eines Gasmotors ist deren 
Leistungsfähigkeit bedeusend erhöht. Den Bäckern 
in Speher und Zweibrücken wird es keine ange— 
nehme Nachricht sein, daß diese Garnisonen für die 
Folge von hier aus mit Brod verjehen werden 
ollen. Späterhin, wenn in Germersheim die be— 
ibsichtigte Erweiterung der Garnisonsbäckerei aus⸗ 
zeführt sein wird, wird Speyer voraussichtlich von 
Bermersheim aus versorgt werden. —A 
— In Enkenbach soll sich einem der Pf. 
V.“ zugekommenen Schreiben zufolge ein Jungge— 
sellenbetrein gebildet haben, welcher bereus zehn 
Mitglieder zählt, von denen jeder, welcher sich in 
die Fesseln Hymens schlagen laͤßt, 50 Mk. in die 
Vereinskasse zu zahlen hai. 
— In For st ereignete sich kürzlich folgendes 
Stückchen: Zwei Knechte in einem angesehenen Hause 
hatten sich Nachschlüssel verschafft, vermittelst welcher 
sie in den Keller gelangen konnten und mochien 
daraus schon manche Flasche feinen Weines ent⸗ 
wendet haben, als die Sache ruchbar wurde. Auf 
dem Speicher hat man beim Umsetzen des Heues 
sogar mit Wein gefüllte Gießkannen gefunden, 
woraus sich schließen laßt, daß sie ihre Besuche im 
Keller nicht gar selten abstatielen und daß sie dabei 
ein ganz ansehnliches Quantum „mitgehen hießen.“ 
Daß sie hierbei eine besondere Vorliebe für die 
besten zeigten, braucht wohl gar nicht erwähnt zu 
verden. Die Thäter gingen sofort nach Amerika, 
zielleicht in der Hoffnung, es werde ihnen ihr Diebs 
Jeschaft jenseits des Ozeans besser gelingen. 
— In Mühl hofen wurde kuͤrzlich ein merk⸗ 
vlrdiger Sonderling beerdigt. Als demselben im 
Jahre 1872 seine Gattin siarb, erwarb er sich auf 
dem Friedhofe mit nicht unbedeutenden Kosien den 
Raum zu seiner Ruhestätte neben seiner Ehehälfte 
und ließ damals einen gemeinschaftiichen Grabstein 
etzen mit der Inschrift: „Hier ruhen beide Ehe— 
eute N. N. und N. N.““ Am Tage, als das 
Grabmonument aufgestellt wurde, feierte auch der 
noch lebende kinderlose Ehemann in einem Kreise 
Vertrauter sein Leichenbegängniß mit gebräuchlichein 
Imbiß, wobei nicht wenig getrunken worden sein 
soll. Erst nach 10 Jahten wurde also becegte 
Brabschrift zur Wahrheit. 
— In einem Garten zu Frankenthal 
purden bereits ausgewachsene und gefärbte Trauben 
refunden 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 18. Juli. Wie wir hören, 
„esteht die Absicht, innerhalb des hiesigen Krieger— 
ereines und für die Mitglieder desselben eine 
Sterbekasse zu gründen. Der Plan soll bei 
den Vereinsmitgliedern recht beifällige Aufnahme 
inden, so daß die Verwirklichung so viel wie ge— 
ichert ist. In einer nächsten Sonntag stattfinden⸗ 
»en Generalversammlung wird bereits über die Frage 
erathen und definitiver Beschluß gefaßt werden. 
*St. Ingbert, 13. Juli. Unser Turn⸗ 
Perein wird, sofern die Betheiligung seitens der 
Heitglieder eine genügende ist, kommenden Sonntag 
inen Ausflug nach Malstatt machen, um der 
Fahnenweihe des dortigen Turn⸗Vereins und dem 
vamit verbundenen Schauturnen anzuwohnen