Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒt. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Tæt. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
dlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteliährlich 1.46 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1MA 60 H, einschließlich 
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M 138. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Aus Berlin wird gemeldet: Die Behauptung 
re englischen Unterstaatssekretärs Dilke, daß Deutsch- 
and und Oesterreich das Bombardement von 
lexandrien für legitim erklärt hätten, ent⸗ 
pricht der Sachlage insofern nicht, als sicherm Ver—⸗ 
ehmen nach eine englische Anfrage bezüglich des 
reabsichtigten Bombardements in Berlin nicht ge⸗ 
lelt worden, die deutsche Regierung also auch nich 
die Lage gekommen ist, sich darüber zu äußern. 
Prinz Victor Napoleon, der Sohn des 
zrinzen Jeröme, weilt seit einigen Tagen in Berlin 
ind wendet namentlich den militärischen Einrich— 
uungen sein lebhaftestes Interesse zu. 
Von den Europäern, welche Alexandrien ver— 
ießen, war der deutsche Vertreter, General⸗ 
onsul Herr v. Saurmar, wie ein Pariser Privat— 
elegramm meldet, der letzte. Er wurde von dem 
eghptischen Polizeipräfekten an Bord des deutschen 
ßKanonenbootes „Habicht“ gebracht. Vorher hatte 
et noch einen Besuch des Gouverneurs von Alexandria 
mpfangen. 
Ausland. 
London, 14. Juli. Wie die „Daily News“ 
gaͤhrt, tritt die Conferenz heute wieder zusammen. 
Alexandrien brennt noch. Wie verlautet, zer— 
iörte Arabi die Eisenbahn hinter sich und der— 
hanzte sich eine Stunde von Alexandrien. 
London, 14. Juli. Aus Alexandrien meldet 
xt Telegraph: Die Verheerung der Stadt durch 
aß Feuer ist eine schreckliche. Eine weitere Zahi 
um Europäern, meist Griechen und Levantiner, 
uch mehrere französische Damen wurden gerettet. 
Indessen bestätigt sich, daß mit schrecklicher Barbarei 
mm dielen nunmeher im Schutte begrabenen Euro— 
sern verfahren worden. Das französische Consu⸗ 
aasgebaude geht eben in Flammen auf. Die eng⸗ 
iche Kirchenstraße ist merkwürdiger Weise unver⸗ 
ehrt geblieben. 
London, 14. Juli. Eine Depesche des Ad⸗ 
unal Seymour an die englische Admiralität aus 
lerandrien vom 14. d. morgens 7 Uhr meldet die 
Setung des Forts Ras⸗ci. Tin ducch engüsche 
—RX und die Vernagelung der Kanonen 
n sechs gegenüber gelegenen Batterien. Alexandrien 
kennt noch immer Der Khedive ist in Sicherheit 
einem von 700 See⸗Soldaten besetzten Palast. 
London, 14. Juli. Der Draht meldet aus 
ctandrien: Die Feuersbrunst hat das arabische 
ꝛadtbiertel Marina erfaßt. Die Todten werden 
if Wagen aus den brennenden Straßen heraus⸗ 
cholt. Ein Soldatenhaufen durchzieht mit der 
nen Fahne die Straßen, im Namen des Pro— 
deten den heiligen Krieg ausrufend. Die Einge⸗ 
enen flüchten. Es verlautet, in' dem französischen 
ulatsgebaude seien sechs Europäer ermordet 
8 — Die Verluste der Egypter müssen sehr 
eulend gewesen sein. Man schätzt dieselben auf 
uhr als 2000 Mann. In einem Forts wurde 
unzes Bataillon in die Luft gesprengt. — Das 
nde bestehend aus entlassenen Galeerensträf⸗ 
b und den beim Blutbade Arretirten, die 
Maus freigegeben wurden, plünderte die Häuser 
zündeten dieselben an. Nach Aussage von 
diingen steht Arabi Bey mit 9000 Mann 
J der Stadt und erwariet das Anrücken der 
Aander. Er sei entschlossen, eine Schlacht zu 
. und hat ausgesprengt, die Engländer ver⸗ 
nen nicht zu Land, sondern nur zur See zu 
Sonntag, 16. Juli 1882. 
17. Jahrg. 
ämpfen. — Admiral Seymour hält seine Lan⸗ 
»ungsmacht für ungenügend, um der Stadt Hilfe 
u bringen. — Aus Alexandrien wird gemeldet: 
Die Marine feuert auf einen Theil der Küste, wo 
plünderndes Gesindel sich umhertreibt. Der Khe⸗ 
dide bereitet eine arabische Proclamation vor, worin 
nufgefordert wird, Ordnung zu halten. Der Khe— 
dive ist sammt Harem an Bord der türkischen Yacht. 
500 treue Soldaten sammelten sich um ihn und 
'olgen ihm nun. Er sagt, Arabi habe nur 4000 
Mann, die nicht organisirt seien. Derwisch Pascha 
erklärt, wenn am Mittwoch nicht vor Fort Pharos 
ein Kriegsschiff plötzlich erschienen, wäre der Khedive 
ermordet worden. 200 Marinesoldaten marschiren 
etzt durch die Straßen und schießen vor sich her 
alles nieder, was sich nicht unterwirft oder als 
Meuterer erkannt wird. 
Alexandrien, 14. Juli. Einer Depesche der 
Daily News zufolge brennt die Stadt noch immer. 
Die Flammen nähern sich dem arabischen Quartier und 
dem Quartier Marina. Man sieht Menschen mist 
brennenden Fackeln die Stadt durchlaufen und Feuer 
in die Häuser legen und man fürchtet sogar, daß 
ich die Grausamkeiten in Kario wiederholen werden, 
venn die Armee Arabi Paschas daselbst ankommt 
sollst mehr Futter bauen! 4. Gebot. Du sollst Feld⸗ 
und Gewannenwege besser herstellen! 5. Gebot. 
Du sollst Dein Vieh, Deine Mobilien und Früchte 
und Dein Gesinde versichern! 6. Gebot. Du sollst 
Buch führen und den Rechenstift gebrauchen! 7. Ge— 
vot. Du sollst für bessere Ausbildung Deiner Söhne 
orgen! 8. Gebot. Du sollst Dich am Vereinswesen 
ebhafter betheiligen! 9. Gebot. Du sollst zur 
rüheren Einfachheit zurückkehren! 10. Gebot. Du 
ollst den Gemeinsinn pflegen! Redner führte jedes 
ieser Gebote näher aus mit Hinweis auf die land 
virthschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart und 
erntete lauten, ungetheilten Beifall. 
Vermischtes. 
Scheidt, 14. Juli. Der Königl. Regie— 
cungs⸗ und Schulrath Herrn Dr. J. GSchuͤh⸗ 
mann aus Trier revidirte heute Vormittag im 
Beisein des Königl. Landraths Herrn von Geldern 
und des Beringsschulinspektors Herrn Pfarrer Il se 
die hiesige Simultanschule. — Der Hirt Gr. von 
hier, der zu Anfang des Monats Mai gelegentlich 
eines Disputes auf der Kegelbahn den Bäcer B. 
durch einen Messerstich in die Brust gefährlich ver⸗ 
letzt hatte, erhielt hierfür in der Strafkammersitzung 
des Landgerichts Saarbrücken vom 12. ds. Mis 
eine Gefängnißstrafe von 1 Jahre. 
FNeunkirchen, 18. Juli. Auf der zum 
Stahlwerke führenden Vahn wurde heute Morgen 
der Hüttenmeister Wittich überfahren. Derselbe 
jatte sich an der dort befindlichen Wärterbude auf⸗ 
gestellt, um Notizen zu machen, als gerade zwei 
Züge vorbeifuhren. Ein Wagen, der etwas breiter 
war, als die gewöhnlichen, erfaßte den Unglück⸗ 
lichen und warf ihn unter die Räder, die ihn 
zräßlich verstümmelten. (S.- u. Bl.⸗Ztg.) 
Wellesweiler, 18. Juli. Heute Mit⸗ 
tag lehnte sich das 11 Monate alte Kind des 
Bergmanns Friedrich Müller von hier, wahrend 
die Mutter sich einen Augenblick entfernt und das 
Kind ohne Aufsicht gelassen hatte, in der elterlichen 
Wohnung über eine bis an den Rand mit Wasser 
gefüllte Waschbütte, stürzte kopfüber in das Wasser 
und fand, da Hülfe nicht zur Stelle war, seinen 
augenblicklichen Tod. (S.⸗ u. Bl.-Ztg.) 
FSaarbrücen, 14. Juli. In der gestrigen 
—A gegen die viel⸗ 
genannten drei Hazardspieler verhandelt 
unter großem Zudrang des Publikums. Die An— 
zeklagten wurden schuldig befunden des gewerb⸗ 
näßigen Hazardspieles, wie auch der Veranlassung 
um Selbstmord des Lieutenants v. R., dessen 
Verlust ca. 46,000 Mk. betrug. Der Angeklagte 
38jähr. Samuel Fuchs wurde zu 2 Jahren Ge⸗ 
ängniß, 6000 M. Geldbuße und 2jährigem Verlust 
der bürgerlichen Ehrenrechte verartheilt; Heinemann 
zu 18 Monaten Gefängniß und gleichdauerndem 
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte; Varady zu 
3 Monaten Gefängniß; außerdem fallen ihnen 
ämmtliche Kosten gemeinsam zu. Die õmonatliche 
Antersuchungshaft wird nicht in Anrechnung ge⸗ 
bracht. 
FMannheim, 13. Juli. (VI. Verbands⸗ 
chießen.) Auf dem gestern abgehaltenen Ver⸗ 
bandsschützentage wurde beschlossen, das nächste 
Verbandsschießen im Jahre 18883 zu Edentoben 
ibzuhalten. 
F Als Nachfolger des Professors Friedreich in 
deidelberg wird Professor Erb (so diel wir 
wissen ein Pfälzer) aus Leipzig bezeichnet, der 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
s. Blieskastel, 14. Juli. Heute standen 
vor dem hiesigen Schöffengerichte zwei ehedem in— 
ime Freunde als Kläger und Angeklagter, der 
hotelier und Feuerwehrkommandant L. contra Kauf · 
nann H. Letzterer versteht es ganz vortrefflich 
nittelst eines Apparates Photographien in Taschen 
'ormat in natürlicher Größe erscheinen zu lassen 
velche Kunst er seinerzeit bei einer zum Vesten der 
iesigen Feuerwehrkasse veranstalteten theatralischen 
Interhaltung, deren Programm ja im „Anz.“ mit 
jetheilt war, zu großer Belustigung des anwesender 
Publikums ausübte. Wie es nun schon öfter in 
»er Welt vorgekommen ist, daß intime Beziehungen 
wischen Freunden nur eine Zeit lang dauern und 
zann in das Gegentheil umschlagen, so geschah 
nuch hier bei H. und L. Und das kam so: Unser 
rünstler schickte eines Tages dem Commandanten 
der hiesigen Feuerwehr, seinem Freunde L. eine 
Rechnung für die von ihm bei der erwähnten Un⸗ 
terhaltung gelieferten Spässe im Betrage von ei⸗ 
aigen zwanzig Mark, welche ihm aber verweigert 
vurden. Daraufhin schrieb H. an L. einen sehr 
zeleidigenden Brief, vervielfältigte denselben sogar 
ind stellte noch jedem Chargierten der Feuerwehr 
ein Exemplar zu. L. strengte nun eine Beleidi— 
digungsklage gegen H. an, worüber heute das 
richterliche Urtheil gefällt werden sollte. H. mochte 
wohl einen sür ihn ungünstigen Ausfall desselben 
erwarten und machte darum während der Verhand-⸗ 
lung auf dem Vergleichswege die Sache ab. Er 
dersprach, nebst den erwachsenen, allerdings bedeu⸗ 
tenden Kosten, noch fünfzig Mark in die Feuer⸗ 
wehrkasse zu zahlen. L. gab sich damit, in wohl 
wollender Weise gegen H., zufrieden. 
— Auf dem landwirthschaftlichen Kränzchen, 
welches jüngsthin zu Höh einöd abgehalten wurde, 
prach Herr Wanderlehrer Fischer über das Thema: 
„Zehn Rathschlage für den Landwirth.“ Damit 
diese Rathschläge besser packen und fester sitzen, hatte 
ex dieselben in die Form „von 10 Geboten für den 
Landwirth“ gefaßt, die wir hier nach der „Z. 3.“ 
olgen lassen: 1. Gebot. Du sollst Deine Sial—- 
ungen zweckmäßig einrichten! 2. Gebot. Du sollsi 
ODeine Dunggrube richtig anlegen! 3. Gebot. Du