Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Jugherter Atzeiger. 
sa St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerétag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glant und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1.A 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1. 60 H, einschließlich 
* gustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 8, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 139. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Bezüglich der Kündigung der Brodliefernngs— 
erträge in verschiedenen bayerischen Garn i— 
onen wird aus München Nachstehendes mit⸗ 
xtheilt: Die Festung Ingolstadt ist als Festung 
fen Ranges und Hauptwaffenplatz für die bayerische 
— X 
xobiantirt, um im Falle eines plötzlich ausbrechenden 
drieges der gestellten Aufgabe gewachsen zu sein. 
Unter den dortselbst geborgenen Vorräthen befinden 
ich auch einige Hunderttausend Centner Mehl, 
welche, wenn man sie nicht dem Verderben preis— 
zeben will, verbacken werden müssen, um dann durch 
jeue Vorräthe ergänzt zu werden. Auch ist es 
wihwendig, die vollständig eingerichtete Kriegsbäckerei 
hon im Frieden in Betrieb zu setzen, damit sie 
ucht in Folge langjähriger Nichtbenutzung im Be— 
vurfsfalle ruinos sei. 
Berlin, 15. Juli. Nach einer offiziellen 
heldung des deutschen Consuls in Port-Said vom 
13. Juli war der Verkehr im Suezcanal bis dahin 
ungestört. Am 183. Juli passirten drei deutsche 
cchiffe den Kanal. 
Berlin, 15. Juli. Die furchtbaren Conse⸗ 
uenzen des Bombardement Alexandriens machen es 
othwendig, auch mit einem weiteren Vorgehen 
bnglands zu rechnen. Es werden gewichtige Stim⸗ 
men laut, daß eine Occupation Egyptens im Inte⸗ 
tese Curopas unerläßlich sei und in diesem Augen⸗ 
Iide bloß von England unternommen werden könne. 
Zelbst diejenigen aber, die sich mit dieser Eventualität 
efreunden, sind der Meinung, daß der eventuellen 
Oecupation Egyptens der Charakter einer mit 
zustimmung Europas unternommenen gegeben wer⸗ 
en müsse. 
Berlin, 15. Juli. Der preußische Gesandte 
xim Vatican, Baron v. Schlözer, ist heute von 
r abgereist und trifft Anfangs nächster Woche 
sset ein 
Ausland. 
Paris, 15. Juli. Das Nationalfest verlief 
uhig. Abends fanden Illumination, Feuerwerk und 
delssese statt. Nennenswerihe Zwischenfälle sind 
niht dorgekommen. Ein Ballon Pplatzie und stürzte 
us einer Höhe von 700 Meter herab. Beide Luft 
difer sind gerettet, da die Balionhülle einen Fall⸗ 
dirm bildete. 
Varis, 15. Juli. Einer Meldung aus Port⸗ 
cuid zufolge durchfahren englische und französische 
duüegsschiffe den Suez⸗Canal, um die Sicherheit 
*R Verkehrs zu überwachen. 
London, 15. Juli. Der Minister Bright ist 
widgetreten, weil er der egyptischen Politik des 
lehinetz nicht zustimmen kann.Sein Ruͤctrin 
—X hin, daß das Cabinet sich zu einer 
utgischen Politik enischlossen hat. Die Einschiffung 
—8 Egypten bestimmien Armeecorps hat be— 
en. 
London, 15. Juli. Aus Alexandrien wird 
— heute Morgen gemeldet: Die Maßtegeln des 
dmirals Seymour zur Herstellung der Ordnung 
n den besten Erfolg, die Straßen sind ohne 
—A Araber, weiße Fahnen tra⸗ 
grüßen demüthig, die Kaffeehäuser und die 
den aifnen sich wieder. Die großen Feuersbrünfte 
dn gestern befinden sich im Verlöschen und neue 
nicht entstanden, das Vertrauen kehrt wieder. 
unche Marinetruppen sind zum Schutze des 
eutichen Confulates delandel 
Montag, 17. Juli 1882. 
London, 15. Juli. Im Unterhause theilte 
Dilke eine Depesche Cartwright's aus Alexandrien 
don 9 Uhr 30 Min. mit, nach welcher die Stadt⸗ 
hore von englischen Marinesoldaten bewacht werden 
uind Amerikaner den Patrouillendienst versehen. 
Bannermann konstatirte, daß deutsche Marinetruppen 
das Hospital beschützen. Admiral Seymour tele⸗ 
graphirt, daß er die Polizei organisirt habe. 
Konstantinopel, 15. Juli. In Folge der 
jeute stattgefundenen Entscheidung der Conferenz 
iberreichten die Botschafter der Mächte Nachmittags 
der Pforte eine identische Note, in welcher dieselbe 
ꝛingeladen wird, in Egypten militärisch zu inter⸗ 
zeniren, um den status quo aufrecht zu erhalten 
ind der Anarchie ein Ende zu machen. Zu diesem 
Zzwecke schlägt die Note der Pforte vor, mit den 
Vertretern der Mächte sich zu einigen, um die Be— 
dingungen der Begrenzung der Intervention zu 
cegeln. 
Alexandrien, 15. Juli. Schiffe aller Na—⸗ 
tionalitäten, ausgenommen österreichische und grie⸗ 
hische haben Mannschaften gelandet. Die Maß-⸗ 
egeln zur Herstellung der Ordnung erweisen sich 
als völlig wirklsam. Englische Verstärkungen werden 
erwartet. Der Brand dauert an einigen Stellen 
fort. 
Die Sorge und Aufmerksamkeit Europas richtet 
ich jetzt auf Kairo, ob auch dort ein Christen⸗ 
Bemetzel droht. Wie die „Post“ hört, befindet sich 
der deutsche Konsul v. Treskow mit etwa 60 Reichs⸗ 
angehörigen, ebenso der italienische Konsul noch in 
daira. Besorgnißerregende Nachrichten sind über 
dieselben nicht eingegangen. Bekanntlich steht Kairo 
über Port Said noch in telegraphischer Verbindung 
nmit Eurova. 
—Nn 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 16. Juli. Am Donners⸗ 
ag und Freitag fand zu Zweibrücken der 16. Ver⸗ 
handstag der pfalzischen Creditgenossenschaften statt. 
Der Hauptversammlung am Freitag wohnten etwa 
140 Genossenschafter an, darunter von hier die 
derren: J. Beer, Conrad, J. J. Grewenig, 
zayer, J. B. Martin, Fischer, Kahn und 
Thiery. Die Anwaltschaft war vertreten durch 
derrn Ludolf Parisius. Vertreter hatten ferner 
ämmtliche pfälzische Vereine, die dem Verbande an⸗ 
jehören, entsendet. Nach der Erstattung des Ver⸗ 
andsberichtes pro 1881 durch Verbandsdirektor 
Irn. Dr. Knecht⸗Neustadt folgte die Berichter⸗ 
tattung der einzelnen Vereine. Daraus heben wir 
jervor, daß der Vertreter der Anwaltschaft mit 
esonderer Anerkennung des hiesigen Vorschußver— 
ꝛines gedachte, der, wie noch einige andere, muster⸗ 
zaft nach dem Stuttgarter Schema ausgearbeitete 
Beschäftsübersichten veröffentliche. Bemerkenswerth 
ind auch die Ausführungen, welche Hr. Anwali 
Bebhart⸗Zweibrücken, im Anschluß an die Be— 
ichterstattung des Vereins Frankenthal über die 
Frage der Bürgschaftskündigung machte. Er kam 
zu dem Resultate, daß eine Bürgschaftskündigung 
die sofortige Auszahlung der kreditirten Summe 
zedinge und daß dann einfach eine neue Kredit⸗ 
eröffnung unter Bürgschaft des zu präsentierenden 
neuen Bürgen zu erfolgen habe. — Zu Punkt 4 
der Tagesordnung: Vortrag des Herrn Assessor 
Conrad-Kaiserslautern über „Instruktionen für 
die Vorstande“ wurde einstimmig folgender Antrag 
ingenommen: „Es wird den Vorschußvereinen 
mpfohlen, auf Grundlage des Entiwurfes der An⸗ 
valtschaft Instruktionen auszuarbeiten und dieselhen 
17. Jahrg. 
den Geschäftsverhältnissen der einzelnen Vereine 
anzupassen.“ — Eine längere Debatte entspann 
ich über den nächsten Gegenstand der Tagesordnung: 
„Anstellung eines Verbandsrevisors, gemeinschaftlich 
nit dem mittelrheinischen, starkenburger, unier⸗ und 
berbadischen Verband.“ Schließlich wurde mit 
15 gegen 11 Stimmen der von Hrn. Brauns—⸗ 
»erg⸗Frankenthal gestellte Antrag angenommen: 
Der pfälzische Verbandstag empfiehlt den Vereinen 
en Anschluß an den von den südwestdeutschen Ge⸗ 
aossenschaftsverbändlern in Aussicht genommenen 
Kevisionsverband und ersucht die Vereinsleiter, den 
vegenstand auf die Tagesordnung der nächsten 
Beneralversammlung zu setzen und beauftragt den 
Perbandsdirektor, im Benehmen mit seinem Stell⸗ 
dertreter, sowie eine zu erwählende Commission mit 
den weiteren Verhandlungen auf Grund des Wein⸗ 
heimer Protokolls und der vom Verbandstage ge— 
jebenen Direktiven.“ Für die Anstellung eines 
sevisors gab auch der hiesige Vorschußverein seine 
S„timme ab. — Es folgte jetzt noch ein Vortrag 
des Hrn. Thorwart-Frankfurt über „Das 
Stempelgesetz und seine Praxis.“ Nach seinen 
Ausführungen sind im allgemeinen Wechfel nicht 
tempelpflichtig, wenn lediglich dadurch ein Man⸗ 
zatsverhältniß und kein Anschaffungsgeschäft bedingt 
st. Conto⸗Corre ntbücher sind nicht als stempel⸗ 
flichtig zu betrachten. — Hierauf wurde noch ein 
Antrag auf Erhöhung des jährlichen Vereinsbei— 
rags zum Verbande auf 120 M. angenommen. — 
Als Ort, an dem der nächste Verbandstag abge⸗ 
jalten werden soll, wurde Blieskastel gewähit. 
— Als Verbandsdirektor und Stellvertreter wurden 
instimmig wieder die Herren Dr. Knecht⸗Neustadt 
ind Assessor Conrad⸗Kaiserslautern gewählt. — 
zum allgemeinen Vereinstag in Darmstadt wurden 
elegiert die Herren Anwalt Gebhart⸗Zweibrücken, 
Miche l-Rockenhausen und Konrad⸗Dahn. 
*St. Ingbert, 16. Juli. Für die Errich⸗ 
ung eines bayerischen FLandesdenkmals auf 
em Schlachtfelde zu Wörth-Fröschweiler 
iingen ein aus dem Bezirksamie Homburg 367 
MNk. 93 Pf., aus dem Bezirkdamte Zweibrücken 
111 Mt. 86 Pf. in Summa also aus beiden 
Imtsbezirlen 1479 Mt. 79 Pf., wozu noch als 
ẽrgebniß einer Sammlung in der Stadt Zwei⸗ 
rücken 200 Mk. kommen, die bereits voriges Jahr 
in das Neustadter Komite abgeliefert wurden. Die 
Zürgermeisterei St. Ingbert steuerte 387 Mk. 
47 Pf. bei (Stadt St. Ingbert 297 Mt. 75 
pf. Schnappbach 81 Mi. 72 Pf. Hassel 
3 Ml)), mithin also mehr als sämmtliche Gemeinden 
des Bezirkßamts Homburg zusammen, mehr als 
ede andere Bürgermeisterei des Bezirkdamts Zwei—⸗ 
brücken. 
St. Ingbert, 17. Juli. Die Aufführung 
des L'Aronge'schen Charakter Gemäldes , Mein 
Leopold“ brachte gestern Abend unserm Saison⸗ 
Theater ein sehr gut besetztes Haus. Das abge⸗ 
rundete Spiel brachte das hübsche Bühnenftück, in 
dem in drastischer Weise die verderbliche Affenliebe 
der Eltern zu den Kindern gegeiselt wird, voll zur 
Geltung. Herr Kathe vom Siaditheater in Trier 
erwarb sich als Gast in der Rolle des Schuhmacher⸗ 
meisters Weigelt den ganz besonderen Beifall des 
Publikums; in ihm lernten wir einen sehr tüchtigen 
und gewandten Schauspieler kennen, der uns durch 
seine Kunst hoffentlich noch des Oeftern erfreut. 
Neben ihm zeichneten sich, wie wir es ja gewohnt 
ind, Hr. Heinritz und Irl. Schroth ganz be— 
onders aus. Doch darf nicht unerwähnt bleiben.