xt. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
. St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs⸗
satt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1A 40 2 einschließlich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 14 60 3, einschließlich
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Samstag, 5. August 1882.
17. Jahrg.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 3. August. Die Handels- und
zewerbekammer Oberbayerns hat den Beitritt zu
In Gesuch der Frankfurter Handelskammer bezüg—
ich der Unificirung der Postwerthzeichen mit Ein—
inmigkeit abgelehnt.
Fin Pariser Telegramm der „K. Ztg.“ meldet:
deutschland hat sich bereit erklärt, militärisch
—
ngen theilzunehmen, die von der Konferenz be—
iisen und angenommen sein werden (7). Die
slaemeine Lage wird als sehr gespannt angesehen.
Auslaud.
Paris, 2. Aug. Das Gerücht über die
zilding eines Geschäftsministeriums gewinut grö—
e Bestimmtheit. Cochery, Tirard, Mahy, Billot
nd Jauréguiberry würden auf ihren Posten blei—
en und Courcel vielleicht Minister des Auswärtigen
erden. Der Temps sagt, das zukünftige Mini—
rium würde die Sachlage liquidiren; die franzö—
che Politik würde in gewisser Weise wie bei einem
allisement verfahren, es würde die Rechnungen
eguliren und die auswärtige Politik auf ein Mini—
num herabsetzen. Der Temps gibt den Rath, die
Nuße, welche eine solche Politik der Enthaltung
ewähre, zur Vervollständigung der Militär-Reor—
misation zu verwenden und die Schäden zu heilen,
velche besonders durch das Varteitreiben geschaffen
norden.
Triest, 3. August. Als gestern Abend der
rackelzug des Veteranen-⸗Vereins von einer großen
olksmenge begleitet über den Corso zog, um dem
itzherzog Karl Ludwig, welcher zur Eröffnung der
kriester Industrie- und Landwirthschafts-Ausstellung
ier weilt, eine Ovation darzubringen, wurde aus
inem Hause am Corso eine Petarde geschleudert,
zelche an der Spitze des Zuges platzte. Der Prä⸗
dent des Veteranenvereins wurde leicht durch ein
prengstück gestreift; mehrere andere Personen sind
hwer verwundet worden. Die erbitterte Volks—
nenge zertrümmerte das Redaktionsschild des „In—
ipedente“, die Fenster der Druckerei und die Kaffee⸗
äuser, welche hauptsächlich von Italiensimi hesncht
herden.
London, 2. August. Ein Telegramm der
imes aus Alexandrien von 9 Uhr heute Morgen
crichtet über ein Vorpostengefecht der letzten Nacht.
ine Schaar von 50 Bediunen hatte das Piquet
igegriffen, welches sich auf die Schanzen an der
ampstation zurückzoga. Der Feind wurde durch
ewehrfeuer vertrieben. Heute besetzte ein Batail⸗
nn Jufanterie den östlichen Theil Ramlehs und
vicdte zahlreiche Detachements aus. um die Be—
nen im Schach zu halten.
London, 2. Aug. Musurus hat Lord Gran—
e ersucht, die britischen Truppen aus Egypten
rrückzuziehen, indem die bevorstehende Einmischung
*Sultans jegliches europäische Einschreiten über—
ig mache Vord Granville autwortete ab—
end.
Moskan wird sich noch längere Zeit gedul—
mussen, ehe es den Zaren zur Krönung
inen Mauern begrüßt. Die Feier ift, wie der
Ztg.“ geschrieben wird, auf unbestimmte Zeit
itgeschoben worden, die einen sagen, bis zum
cuhliug nächsten Jahres, die andern geanner: bis
r Groͤßzährigkeit des Thronfolgers, am 18. Mai
23. Warum man die Krönung verschoben hat,
uabllig auverständlich, da ja die Griahr vor den
aihilistischen Anschlägen nach Jahresfrist wohl kaum'
ine geringere geworden sein dürfte als augenblicklich.
zm Volke erzählt man sich sogar, die Krönung
hürde überhaupt nicht in Moskau, sondern in aller
Stille in Gätschina, Peterhof oder sonst einem ent⸗
egenen Städichen stattfinden. Wenn die Krönung
meder That nicht in Moskau vollzogen werden
ollte, so könnte sie nur noch in Kostroma, der
ersten Krönungsstadt der Romanoffs, vorgenommen
verden, allein auch eine dort vollzogene Ceremonie
vürde keine günstige Aufnahme unter den Russen
inden, und somit fteht anzunehmen, daß die Hand—
ung wie hergebracht, im Kreml endlich vollzogen
pird. Eine Zeit lang war hier das Gerücht ver⸗
zreitet, der Kaiser werde nach Schluß der Manöver
nach Petersburg übersiedeln und entweder im Winter⸗
der Anitschtoffpalast Wohnang nehmen, allein
hasselbe erwies sich als irrig. In Gatschina werden
creits Vorkehrungen zur Wiederaufnahme der kaiser—
ichen Familie für den Winter getroffen; es wurden
eue Mobel angekauft und mehrfache Ausbesserungen
m Schlosse vorgenommen. Alle Arbeiter, die
jegenwärtig dort zu thun haben, mußten vorher
inter Aufficht ihrer Arbeitgeber photographirt und
hre Photographien eingereicht werden, auch die
Haselbst zeitweilig beschäftigten Näherinnen und die
ingestellten dienstbaren weiblichen Geister sind por—
Glirt worden, und ihre Bilder befinden sich bei
)er Sicherheitspolizei des kaiserlichen Schlosses,
velche sich bei jedesmaligem Ein-⸗ und Ausgehen
der Angestellten mit der Photographie in der Hand
Zavon zu überzeugen hat. daß kein fremdes Gesicht
nit unterläuft.
Konstantinopel, 2. August. Die Note
der Pforte besagt in Beantwortung der Mittheilung
ꝛord Dufferins vom 30. Juli: 1) Betreffs des
Verlangens einer Truppenentsendung und Coope⸗
ation in Egypten und des Entschlusses Englands
die begonnenen militärischen Operationen fortzusetzen
— es sei eine direkte unabhängige Aktion der türk⸗
schen Territorialmacht vorzuziehen. 2) Betreffs der
ẽrklärung Englands, es wolle nach wiederherge⸗
tellter Ordnung an die Mächte appelliren, um
Raßregeln für die Zukunft und eine gute Regierung
n Egypten festzustellen — erklärt die Pforte, daß
ie steis um Mitwirkung der Mächte nachgesucht
sabe. 3) Betreffs einer Proklamation, worin Arabi
r einen Rebellen erklärt werden soll — erachtet
zie Pforte, daß eine Proklamation erst dann, wenn
die kürkischen Truppen an Ort und Stelle sind,
n wirksamer Weise erlassen werden koͤnne. Die
forte fordert schließlich die Botschafter auf, auf
in vollständiges Einvernehmen der Türkei mit den
Mächten hinzuwirken.
Aleraundrien, J. Aug. Prinz Ludwig von
Zattenberg hat das Commando über die Gat⸗
nahatterie in Ros-el-tin erhalten.
IV. Cl. 11 und die V. Cl. 13. An der Anstalt
virkten im abgelaufenen Schuljahre außer dem kgl.
Subrektor noch 11 Lehrkräfte. Leider sollte das
Schuljahr für dieselbe nicht ohne bedeutende Stör—
ingen im Unterrichte, veranlaßt durch Erkrankungen
m Lehrer⸗Collegium, vorübergehen. Frei von diesen
Ztörungen blieb der Unterricht nur in den Monaten
Mai und Juni. — Das neue Schuljahr beginnt
Donnerstag den 28. September mit der Inscription
»er Schüler. Die Aufnahms- und Nachprüfungen
verden am 29. und 30. September abgehalten.
* St. Ingbert, 4. Aug. In unserem
Theater folgen sich in ununterbrochener Reihe die
Benefizvorsteilungen. Wir fürchten, zum Nachtheile
»er Benefizianten. Doch wollen wir hoffen, daß
heute Abend ein zahlreicher Besuch unseres theater—
sjebenden Publikums Herrn und Frau Podechtel,
zu deren Benefize das bekannte und allgemein be—
jebte Schauspiei ,Jane Eyre, die Waise aus Lo—
vood“ von Charl. Birch-Pfeiffer zur Aufführung
tommt, nicht fehlt. Herr und Frau Podechtel ha—
hen sich bisher redlich bemüht, um sich die Zu—
rriedeuheit des Publikums zu erringen. Möge sich
dieses dafür erkenntlich zeigen!
* St. Ingbert, 4 Aug. In voriger Nr.
an dieser Stelle wolle bei der ersten Notiz unter
*St. Ingbert, betr. die Inbetriebsetzung des neuen
Walzwerkes auf dem hiesigen Hüttenwerke, statt
2. Juli — 2. August gelesen werden.
* St. In gbert, 4. August. In der Blies—
asteler⸗ Straße stürzte gestern Nachmittag wahr—
cheinlich in Folge der Rässe ein Stall des Niko—
aus Eich ein. Eine Kuh, die darin stand, blieb
lücklicher Weise unversehrt, da sich das Gebaͤlk über der⸗
elben in schiefer Ebene auf einen Mauervorsprung auf⸗
egte. Eine Ziege war kurz vorher schon aus dem Stalle
sebracht worden. Der Schaden durch den Einsturz
st für Eich empfindlich, da dieser nicht bemittelt ist.
At Blieskastel, 2. Aug. Das auf heute
Nachmittag anberaumt gewesene Conzert der
giesigen Präparandenschule fand unter An—
rresenheit eines zahlreichen Publikums statt, trotzdem
die Wetteraussichten keine günstigen, zu nennen
varen. Das klassisch gewählte Programm wurde
bis zu Ende in der gelungensten und wirkungs—
dollsten Weise ausgeführt, und erlauben wir uns,
nsbesondere auf eine Nummer desselben hinzuweisen,
zämlich auf das als Solo gesungene Lied: „O
Pfälzer Land, wie schön bist Du!“ Der betreffende
Solosänger, ein Zögling des 3. Kurses, trug die—
es Lied mit einer folchen Feinheit vor, daß dem—
elben ungetheilter und lang anhaltender Beifall zu
Theil wurde. In der dem Konzerte folgenden
Jemeinschaftlichen Unterhaltung wurde genanntes
died auf allgemeines Verlangen nochwals gesungen,
benso kam auch in derselben eine Deklamation in
Pfälzer Mundart zum Vortrage. Von den anwe—
enden Gästen, unter denen wir besonders viele
heistliche und Lehrer bemerkten, nennen wir ins—
esondere Herr Bezirksamtsassesssr Dilg von
Zweibrücken. — Wie in einer vorigen Num—
ner bereits erwähnt, wurden bei dem Conzerte
zum Besten des pfälz. Lehrerwaisenstiftes freiwillige
Beiträge erhoben, und beziffert sich die Summe der
Finnahme zu dem angegebenen Zwecke auf circa
75 Mark. Also auch in dieser Hinsicht ein hüh—
cher Erfolg!
—t Blhieskastel, 2. Aug. Die königl.
ateinschule dahier begeht Dienstag den 8. August,
Nachmittags, im Gartensaale der Frau Wiwe. Kö—
zig. ihr diessähriges Schlunfest
— — ——
Lokale und pfälzische Nachrichten.
x* St. Ingbert, 4. Aug. Nachsten Sonn⸗
ag Vormittag findet durch den kgl. Dekan Herrn
)enn von Homburg die jährliche Kirchenvdisi—
'd ktion der hiesigen protest. Kirchengemeinde statt.
*St. Ingvbert, 4. August. Dem Jah—
esberichte der kgl.Lateinschule dahier
ur das Siudienjahr 1881582 entnehmen wir, daß
ie Zahl der inscribirten Schüler am Anfang des
zchuljahres 90 betrug; von diesen sind am Jahres⸗
hlusse noch 84 vorhanden: 52 Katholiken, 29
Zrotestanten und 3 Israeliten. Die J. Classe zählt
5. Schlier. die 11 Elt. 27. die III. El. 18 die